Hallo Murat_79,
die erste Information steckt indirekt schon in langen Zeit zwischen Deiner Anfrage und der ersten Antwort - das Leben eines LIA's (Lehrer in Ausbildung), so die offizielle Bezeichnung für uns OBAS'ler, ist recht stressig. Du gibt's 15,5h eigenverantwortlich Unterricht, sitzt bei erfahrenen Kolleginnen und Kollegen im Unterricht passiv mit drin, besuchst zwei Fach- und ein Hauptseminar (meistens aber nicht immer konzentriert auf einen Wochentag) und nimmst darüber hinaus noch am bildungswissenschaftlichen Seminar ca. ein halbes Jahr lang teil.
Das klingt zunächst einmal nach viel Belastung, hält sich aber in Grenzen. Man ist einfach ständig in Bewegung.
Die eigentliche Belastung steckt in den 15,5 Unterrichtsstunden. Da benötigst Du Zeit für die Vor- und Nachbereitung. Im Gegensatz zu einem Referendar bist von der ersten bis zur letzten Minute eigenverantwortlich dabei. Du planst die Unterrichtsreihe (nach Vorgaben durch Ausbildungsordnung und Fachkonferenz), planst jede einzelne Stunde, stellst und korrigierst LZK's, Tests und Klausuren, misst Leistung und gibst Noten, Elternsprechtage, Fach-, Beratungs- und Zeugniskonferenzen,... - das volle Programm. Am Anfang wirst Du pro Unterrichtsstunde 1-2 Stunden Vorbereitungszeit benötigen, mit Seminar kommst Du dann locker auf die 50-60 Stundenwoche. Im zweiten Halbjahr, wenn die Routine zunimmt, reduziert sich das etwas.
Also, nun zu Tipps:
1) get organized, sieh zu, dass Deine IT einsatzbereit ist (ohne eigenen PC, ggfs Notebook, Drucker, Scanner bist Du aufgeschmissen, in der Schule hast Du häufig nix außer einem Fotokopierer und einem stark einschränkenden Kopienkontingent).
2) besorg Dir Deine UV (Unterrichtsverteilung) und die entsprechenden schulinternen Lehrpläne, so dass Du Dich fachlich auf die Höhe bringen kannst (falls notwendig, bei dem ein oder anderen ist das Studium schon etwas her )
3) sprich mit Kollegen und Kolleginnen, die Parallelkurse unterrichten und bitte um Unterstützung, frag ggfs wen Du fragen kannst, häufig bekommst Du auf diese Weise qualitativ hochwertige Hilfe . Benutze Deine Menschenkenntnis und sei sensibel, manche Kollegen sind vielleicht auch neidisch auf Deine TVL-13 und helfen gar nicht so gerne .
4) Mir hat es sehr geholfen, bei Kollegen in Parallelkursen zu hospitieren. Dadurch reduziert sich die Vorbereitungszeit für den eigenen Unterricht und ich kam auf die richtige Wellenlänge (nennt sich im weitesten Sinne "didaktische Reduktion").
5) Bau Dir einen Kreis von Leuten auf, die Du zu Problemen befragen kannst. Grosses Thema in meiner Anfangszeit war der Umgang mit Unterrichtsstörungen. Dieses und die meisten anderen Themen sind keine Themen für den Einzelkampf, auch erfahrene Kollegen kämpfen trotz ihrer Routine mit solchen Problemen. Also bau Dir zunächst Dein Netzwerk auf.
6) Wenn Du so etwas wie Gelassenheit besitzt, bewahre Sie Dir. Es wird überall nur mit Wasser gekocht, wir Seiteneinsteiger können keine Wunder vollbringen, und PISA haben wir auch nicht verbockt.
In diesem Sinne, Augen zu und durch.
Noch ein letzter Tipp: Die Tätigkeit als Lehrer - bei aller Belastung - kann sehr erfüllend sein. Du kannst etwas bewegen - wenn Du es mit Deinen SuS willst. Arbeite darauf hin, mit den SuS etwas zu erreichen.
Das solls für den Anfang zunächst gewesen sein. Ich bin mir sicher, da kommt noch mehr.
Viele Grüße
Chris