Hallo !
An sich bin ich politisch eher sozial als an Kapital-und Besserverdienenden orientiert. Aber ich lehne inzwischen „links“ für mich ab.
Die deutschen Linken neigen zu Dogmatismus, sind oft recht unduldsam und zwangsmissionarisch und sogar (natürlich) zu ihren Dogmen nicht geprächsbereit.
Es tut mir in der Seele weh, dass Willy Brands „mehr Demokratie wagen“ von etwa 1969 in der SPD NICHT Wirklichkeit geworden ist. Die Öffnung seiner Ostpolitik verdanken wir Brand, aber er selbst hat das unselige Berufsverbot für Andersdenkende eingeführt, wenn auch als einziger prominenter Linker später öffentlich bedauert. (Nicht, dass jemand denkt, ich wäre damals ‚Kommunist’ gewesen, aber ich bin grundsätzlich gegen Gesinnungs- und Denkverbote).
Nach meiner Überzeugung will die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung die typisch deutsche „IGS = Integrierte Gesamtschule“ seit langem nicht. Das wäre von guten Demokraten anzuerkennen! Und mit ihrer Ablehnung hat die Mehrheit Recht!
„Gesamtschulen“ in anderen Ländern sind inhaltlich weltenweit von den deutschen entfernt.
In der offiziellen IGS sind die SchülerInnen einer „Klasse“ Jahrgang 9 und 10 in Hessen (darauf berufe ich mich, weil ich Hessen am genauesten kenne – es aber soweit ich weiß überall ziemlich genau so ist) von 30 Wochenstunden nur in lächerlichen 5 Stunden, die noch über die ganze Woche verteilt sind, in der Lerngruppe (sozialen Gemeinschaft???), die auf dem Zeugnisblatt als ihre „Klasse“ steht. In den anderen 25 Stunden pro Woche „flippen“ sie in den Hauptfächern in drei verschieden Kursniveaus (A,B,C) herum – in etlichen Nebenfächern in zwei Kursniveaus (G=Grundkurs, E=Erweiterungskurs), dazu noch in Religion und Ethik in drei Gruppen, oft auch in Sport nach Geschlechtern getrennt.
Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche fast alle 45 Minuten (in Realität nur 39) den Raum, die soziale Gruppe und die erwachsene Bezugsperson wechseln. Ich nenne sie „von Tür-zuTür-Bettler in Sachen Wissen“. Dieser Zustand ist von vorne herein NICHT pädagogisch-psychologisch akzeptabel. Die betroffenen Jugendlichen – besonders die irgendwie „labilen“ – sind in den IGS-en „ganz arme Schweine“. Hier geht in den vielen Wechseln von Raum, Gruppe und Lehrer durch notwendige Neuanpassung so viel psychische Energie verloren, dass für’s Lernen wenig – bei vielen nichts mehr – übrig bleibt.
Ich schreibe im Folgenden sehr deutliche Worte, weil ich Sachverhalte „ehrlich“ bezeichnen will und nicht „glätten“.
Mit betrügerischen Maßnahmen wie bessere finanzielle Versorgung sowohl in Sachen (Gebäude, Technik) als auch personell (Sonderposten wie „Pädagogische LeiterInnen“ (= oft nur „Schwätzposten“)) und jahrelange Sonderstellung als „Versuchsschulen“ – Helene-Lange-Schule der unehrlichen Frau Riegel in Wiesbaden seit weit über 10 Jahren. Zu Recht fragen andere Eltern, wie lange sie denn noch „versuchen“ wollen.
Frau Riegel – seit 2/2004 pensioniert, aber bundesweit nur scheinbar “pädagogisch“ in Deutschland herumschwadronierend – hat es mit Sondergeldern der ehemaligen SPD-Kultusminister mit sehr fraglichen Mittel geschafft, ihrer Schule bei den einfachen Bürgern einen „sehr guten Ruf zu verschaffen“. Ein Ruf des „Scheins“ für die IGS generell – „scheinheilig“.
Frau Riegel hat vor der Anmeldung neuer Schüler „Bildungslebensläufe der Eltern“ gefordert und überwiegend nur Kinder aus bildungsfreundlichen/bildungsnahen Elternhäusern (vorrangig Akademiker-Kinder) aufgenommen. Auch Legastheniker „passten nicht in ihr Schulklima“ – nicht mal die jüngere Schwester einer bereits dortigen älteren Schwester.
Frau Riegel hausiert auf dieser verlogenen Grundlage mit dem guten Abschneiden ihrer ehemaligen Schule – entgegen der gegebenen Verpflichtung, keine PISA-Ergebnisse einzelner Schulen zu veröffentlichen. Madame R. nimmt sich Narrenfreiheit – und die SPD fordert „lauter Helene-Lange-Schulen in Hessen!“
In betrügerischer Absicht hat die hessische SPD um 1970 sprachlich falsch „die Gesamtschule“ propagiert, aber überwiegend schulformbezogene (damals „additive GS genannt“) eingeführt, die besser „Schulzentren“ von Haut-, Realschule und Gymnasium heißen würden. Auf meine Nachfrage „warum dieser Begriffswirrwa?“ bekam ich von einem führenden Bildungs-SPD-ler die Antwort: „Die Leute wollen das dreigliedrige Schulsystem. Das kriegen sie in der additiven Gesamtschule. Wir gewöhnen sie an den Begriff „Gesamtschule“, die wandeln wir dann alle peu-à-peu in integrierte Gesamtschulen um, ohne dass die Leute es merken.“ Noch ein Kommentar nötig ?
Ich kenne eine einzige schulformbezogene Gesamtschule (ehemals „additiv“, heute „kooperativ“ genannt – aber ohne Kooperation) und habe auch an ihr gearbeitet, die wirklich ein pädagogisch positives „Schulzentrum“ war (in den 70-ern „Bockenheim-Süd“ in Frankfurt/Main). Dort haben alle LehrerInnen (Gym, Real u. Haupt) ohne Unterschied in allen Schülerniveaus unterrichtet und auf Durchlässigkeit nach oben geachtet. Sitzenlassen konnte man nur am Schuljahresende. Sogar ein SPD-Bürgermeister bemerkte erst bei seiner Tochter, dass man im Gegensatz dazu in der IGS keinen auch nur kurzfistigen Duchhänger haben dürfe, den man im Lauf des Schuljahres wieder aufholen kann.
Die IGS-Kollegen erlebe ich seit 35 Jahren vorwiegend als „abstufungsgeil“.
In den 80-ern gab es in Hessen eine Statistik, wonach in der „Förderstufe“ (Jg. 5 u. 6) nur 20 % der Umstufungen nach „oben“ gingen aber 80 % nach unten – das nenne ich „die SPD-Aussiebstufe“.
Ich habe es immer wieder persönlich erlebt, dass Schüler nach einigen Noten „4“ in Klassenarbeiten im A-Kurs (Gym-Niveau) in den B-Kurs (Realschulnieveau) abgestuft wurden – in einer Gymnasial-Versetzungskonferenz wäre bei glatter „4“ noch nicht mal über diese Kinder gesprochen worden: Versetzung klar!
Drängt bei diesem Verhalten der IGDS-Lehrer ein archaischer Trieb zum Machtmissbrauch und zum Abstufen in der Sozialordnung der Gruppe nach unten durch ?
Als ich später in einer anderen „Schulzentren-Gesamtschule“ in der Französisch-Faschkonferenz den Vorschlag machte, die Gymnasiallehrer sollten in wenigstens einer Realschulklasse Französisch unterrichten und die Realschullehrer umgekehrt, um ein Erfahrungsgefühl für den Unterschied zu bekommen, erwiderte eine Oberstudienrätin (A 14 besoldet), dass das nicht gehe, „weil man in der Realschule pädagogisch arbeiten muss – und das haben wir Gymnasiallehrer ja nicht gelernt.“ Fachidioten-Antwort ! A 14 beziehen, 4 Stunden weniger Unterricht pro Woche (6-8 Arbeitsstunden) haben und sich für „pädagogisch unfähig“ erklären. Wieder kein weiterer Kommentar.
Ich entnehme der Berichterstattung, dass die IGS-Gesamtschulen auch in NRW etliche Privilegien genießen: vorwiegend sie wurden mit einem Ganztagsangebot ausgestattet (sind in NRW alle Gesamtschulen integrierte GS?).
Ich kann es dann schlecht ertragen, wenn sachfremd verlogen argumentiert wird, die Gesamtschule sei die bessere Schulform, weil sie z.B. ein Ganztagsangebot hat. Man kann auch jeder anderen Schulform ein solches geben, wenn man will. Das ist unabhängig von der Schulform. Aber SPD u. GRÜNE wollen ausschließlich die IGS-en als solche mit diesem durchaus wünschenswerten Attribut als die beste Schulform dardsetellen.
Auch sei es ein "pädagogischer" Vorteil, dass es kein Sitzenbleiben gebe. Und was ist mit den vielen "Abstufungen"?
Ich meine geradezu, man müsse sich blööd vorkommen, so für die IGS zu argumentieren – aber die so reden scheinen wohl sooo blööd zu sein, dass sie das gar nicht merken.
Ich hätte noch einige Kommentarpunkte zu diesem Wahlausgang, will es aber erst mal hierbei belassen.
Die IGS-Schulen sind EIN wichtiges Wahlthema unter anderen gewesen, das mit wahlentscheidend war.
Viele Grüße, Georg Mohr