Ich möchte meinem Beitrag noch einmal voranstellen, dass ich die (momentane) Umsetzung und (vollständige) Umsetzbarkeit der Inklusion keineswegs unkritisch betrachte, aber so wie es hier manche darstellen, dass das ganz plötzlich, ist es nun wirklich nicht:
Seit den 70er Jahren gibt es integrative Modellversuche (mit wissenschaftlicher Begleitung), seit spätestens 1994 geht die KMK auch von der integrativen Beschulung als bevorzugtes Modell gegenüber der separativen aus, und die UN-Konvention und Diskussionen darüber gibt es nun auch bereits einige Jahre. Zu sagen, dass das alles über Nacht gekommen sei, ist dann nun wirklich übertrieben.
Und natürlich muss sich auch von politischer Seite und bezüglich der Ressourcen noch einiges ändern, keine Frage, aber gerade wenn ich diesen Thread lese, denke ich doch, dass sich vieles auch in der Köpfen der Leute noch ändern muss ("behindertenfeindlich" war aber sicher das falsche Wort; entschuldige das bitte, Elternschreck!). Es ist nun einmal durch die gewachsene Tradition des hochselektiven Schulsystems in Deutschland so, dass Lehrer sich für etwaige Probleme und Lernschwierigkeiten der Schüler nicht verantwortlich fühlen, weil sie die Schüler ja im Zweifel herabschulen können, da sie nicht auf diese Schulform "passen". (Gibt es hier im Forum ja passende Beispiele auch unter aktuellen Studenten...)
Und dass eine gesellschaftliche Integration von behinderten/benachteiligten Menschen nur gelingen kann, wenn es auch Usus ist, dass diese im Kindesalter Regeleinrichtungen besuchen, sollte ja klar sein ... ? Man merkt ja, welche Vorstellungen da noch in den Köpfen vieler Lehrer hier vorzuherrschen scheinen. Ich habe ja schon darauf hingewiesen, dass mich diese Klischees etwas stören, aber es geht ja weiter mit den geistig Behinderten, die nicht lesen und schreiben (im konventionellen Sinne) lernen können.
Klar, die gibt es, aber der überwiegende Anteil der zu integrierenden Schüler sind solche mit Lernbehinderung bzw. im Grenzbereich Verhaltensstörung, Sprachbehinderung, leichte geistige Behinderung. Mein Gott, mit den Schülern kann man reden, mit denen kann man umgehen, mit denen kann man Unterricht machen, auch wenn man nicht darauf spezialisiert ist. Ihr seid ja auch nicht auf jeden einzelnen Lerntyp auf euren Schulen spezialisiert, aber trotzdem klappt es?! Damit der Unterricht für diese Schüler effektiver wird, gibt es ja gerade die Beratung (dass das als "Klugscheißerei" abgetan wird (von SoPlern selbst) ist mir auch zuwider) und stundenweise Unterstützung. Und dass man die Arbeitsmaterialien auf ein paar Niveaus differenziert, sollte mittlerweile auch an einer Regelschule Standard sein (fragt mal eure Grundschulkollegen!).
Aber wenn ein Schüler etwas nicht versteht, dann "ist er halt an der falschen Schule" (s.o.).
So; jetzt wiederhole ich der Sicherheit halber noch einmal, dass ich die (momentane) Umsetzung und (vollständige) Umsetzbarkeit der Inklusion keineswegs unkritisch betrachte.