Beiträge von Plattenspieler

    Ist nicht diskriminierend, dass in Deutschland immer noch fast ausschließlich die kognitive Leistungsfähigkeit darüber entscheidet, wer ein Abitur bekommt und wer nicht?

    Ist dem denn so? Es wird doch immer auf die soziale Selektivität des deutschen Schulsystems hingewiesen? Bestimmt demnach nicht überwiegend der sozioökonomische und soziokulturelle Status, wer ein Abitur bekommt und wer nicht?

    Einführung eines "Auffangbeckens" unter der HS, in Form einer verpflichtenden geschlossenen Anstalt, wo entsprechende SuS, die nicht mal HS-Niveau haben, auf Kosten derer unfähigen Erzeuger erst mal sozialisiert werden.

    Gibt doch schon längst:

    - Förderschule Lernen
    - Förderschule emotional-soziale Entwicklung
    - Förderschule für Schüler in längerer Krankenhausbehandlung (Psychiatrie)

    Außer evtl. in der Psychiatrie natürlich nicht "geschlossen".

    Und auch nicht auf Kosten der Erzeuger, sondern der Steuerzahler.

    Oder auch nicht, wenn sie doch verstehen, dass sie dann drei Jahre Zeit haben, möglichst viel von dem zu lernen, das sie durch die Aufnahmeprüfung bringt.

    Na ja, wenn die Aufnahmeprüfungen nur die für das Studienfach relevanten Inhalte überprüften, würde der naturwissenschaftlich interessierte Schüler in der Regel wohl keinen gesonderten Wert auf Deutsch und Latein legen und der geisteswissenschaftlich interessierte auf Mathematik und Physik (als prototypische Beispiele).

    Warum nicht? Aufnahmeprüfungen in allen Bereichen lösten viele Probleme. Die Universitäten können prüfen, ob der Kandidat die Voraussetzung für eben jenen Studiengang hat. Sie müssten sich nicht darauf verlassen, dass eien Schule das richtig eingeschätzt hat. Genau könnten wir an den Schulen Aufnahmeprüfungen machen, anstatt uns auf das Urteil der Zubringerschulen zu verlassen.

    Dann könnte man sich das Abitur aber gleich ganz sparen, wenn es für alle Studiengänge Aufnahmeprüfungen gäbe? Würde die Sek-II-Kollegen sicher entlasten.

    Lange Nadeln = Rosmarin. Klitzekleine Blättchen = Thymian

    Bitte on-topic bleiben.

    Wenn ihr über Nadeln reden wollte, empfehle ich einen weißen Silver-Needle-Tee (gibt auch Golden-Needle, und beide Varianten bei Bedarf mit Jasminblüten).

    Wenn ihr über die Größe von Blättern sprechen möchtet, solltet ihr mit dem üblichen System der Blattgradierungen für die gängigsten Schwarztees vertraut sein.

    :_o_)

    Aber wo gibt es denn solche Regelschulen, die von Klasse 1 bis 9 führen? Deshalb habe ich diese universitäre Ausbildung nie verstanden.

    Doch, hier gibt es das schon. Früher Grund- und Hauptschulen, jetzt Grund- und Werkrealschulen bzw. Gemeinschaftsschulen, die von Klassenstufe 1 bis 10 gehen.

    Das ist auch nur im Prinzip so. An H/R-Schulen gilt theoretisch das gleiche wie für uns, aber was ich so gesehen habe, orientiert man sich dort schon recht nah an den studierten Fächern und den Wünschen der Kollegen. Man darf ja nicht vergessen, dass wir nicht nur in Klasse 5 bis 10, sondern auch in Vorklasse/Frühförderung (je nach Bundesland) bis Klasse 4 einsetzbar sind. Das ist schon mal ein Ründchen mehr. Als ich zur Beratung an Grundschulen musste, fiel mir das in den ersten beiden Klassen wirklich wieder auf. Ich kann mit den ganz Kleinen einfach nicht so gut umgehen.

    Deshalb schrieb ich ja auch GHS-Lehrer. Die werden zwar hierzulande nicht mehr so ausgebildet (irgendwo noch?), aber die meisten praktizierenden sind es ja noch.
    Klar, die haben auch 'nur' Klassenstufe 1 bis 9, während wir Geburt bis Berufsschulstufe haben (können).

    das stimmt. Ich schrieb aber von 13 Fächern, die unterrichtete ich nicht in einer Klasse, sondern quer hoch und runter. Man kann als Schulleiter auch alle Nachteile miteinander kombinieren

    Und warum wirst du quer durch die Klassen und quer durch die Fächer eingesetzt? Dafür hat deine Schulleitung doch sicher Gründe? Geht es an eurer Schule nur dir so oder auch anderen Kollegen?

    darf ich fragen, wie du da die Anerkennung deiner Qualifizierung erlebst? An anderen Schulen zum Beispiel.

    Wenn ich beruflich in Kindergärten oder Regelschulen unterwegs bin, dann fühle ich mich dort in der Regel schon als Experte wahrgenommen. Dabei geht es aber meistens auch um Fragestellungen, die mein Kernarbeitsgebiet betreffen und von denen ich vertieft Ahnung habe. Sehe ich andere Bereiche betroffen, kann ich auf entsprechende Kolleginnen oder andere Fachdienste verweisen, die hier mehr Expertise haben.

    Aber im Prinzip ist es bei Grund- und Hauptschullehrern mit den Fächern und Klassenstufen ja ähnlich wie bei uns; da fallen nur die spezifisch sonderpädagogischen Arbeitsbereiche weg.

    Darf ich mich nach dem Hintergrund der Frage erkundigen? Fühlst dich in deiner Qualifizierung nicht anerkannt?

    Ich finde, dass GERADE an der Förderschule, an der ggf viele sus mit Förderschwerpunkt Lernen sind, die unterrichtenden Lehrer die Fachdidaktik drauf haben müssen.

    Da bin ich absolut bei dir.

    Erstens gehe ich aber davon aus, dass Sonderschullehrer, gerade im Förderschwerpunkt Lernen, durch ihre Ausbildung (Studium + Ref) eine grundlegende Ahnung der Fachdidaktik für Deutsch und Mathematik haben. In vielen Bundesländern sind zumindest bestimmte Studienanteile der beiden Fächer verpflichtend für Sonderpädagogen, teilweise auch in das Studium der sonderpädagogischen Förderschwerpunkte integriert.

    Zweitens denke ich, dass bezüglich Deutsch und Mathematik jedem eine solide Ausbildung als Basis für den Unterricht einleuchten und hoffentlich auch überall berücksichtigt wird. Wenn es aber um Fächer wie Musik, Kunst, Geschichte, Hauswirtschaft usw. geht, dann gibt es meines Erachtens schulorganisatorische Notwendigkeiten und vor allem auch pädagogische Gesichtspunkte, die schwerer wiegen als ein Fachstudium der Lehrkraft.

    Denn drittens: Zentral an Förderschulen ist ja auch das Klassenlehrerprinzip. Unsere Schüler benötigen vielfach feste Bezugspersonen und verlässliche Beziehungen, damit sie überhaupt lernen können. Klassen- und Zweitlehrer sollten möglichst weitgehend alle Fächer abdecken (je nach Klassenstufe). Das ist meines Erachtens wichtiger als ein entsprechendes Fachstudium in jedem Nebenfach (mit der Konsequenz von vielen Lehrern mit jeweils wenigen Stunden pro Klasse).

    Ist in etwa wie besseres Homeschooling für Kinder, deren Eltern selbst nicht lesen können.


    Derart würde ich meine (unsere) Kompetenzen jetzt nicht herabstufen.

    Als Sonderpädagogen sind wir prinzipiell für alle Klassenstufen, für alle Förderschwerpunkte und auch für alle Fächer qualifiziert (und für Frühförderung, Diagnostik und Beratung).

    Das Einarbeiten in neue Aufgabenfelder gehört bei Akademikern in den meisten Berufen dazu. Warum sollten Lehrer eine Ausnahme sein? (Und werten wir uns dadurch nicht wieder selbst ab, wenn wir sagen, wir könnten das nicht?)

    Dass es nerven kann, so eine Vielzahl von Fächern (und eventuell noch häufig wechselnd) zu unterrichten, kann ich gut verstehen.

    Da ich überwiegend in der Primarstufe eingesetzt werde, ist es für mich ok, auch fachfremd zu unterrichten, da es vom fachwissenschaftlichen Niveau her keine Herausforderung ist. Ich finde es teilweise sogar spannend, mich in die fachdidaktischen und sonderpädagogischen Aspekte von Fächern einzuarbeiten, die ich nicht studiert habe, und sie zu unterrichten. Dabei lerne ich sogar Fächer zu schätzen, die ich als Schüler selbst überhaupt nicht mochte. Ich kann mir aber vorstellen, dass das in der Sek I und bei sechs bis neun Fächern (so viele sind es bei mir nicht und werden es wohl auch nicht) etwas anderes ist.

    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass auf einer Privatschule Kinder von bildungsinteressierten Eltern sind.

    Nach meiner Erfahrung sind an Privatschulen auch oft eher schwache Kinder bildungsinteressierter Eltern.

    Diese Eltern sehen ihr Kind realistischerweise an der Regelschule überfordert, Förderschule wollen sie nicht, und die Privatschulen sind dann für sie eine sinnvolle Möglichkeit: kleine Klassengrößen und oft wirklich gute Fördermöglichkeiten, die Mitschüler stammen auch aus tendenziell bildungsaffinen Elternhäusen, je nach pädagogischem Konzept gibt es weniger Druck und keine Noten. Und: Die Privatschulen sind ja auf die Kinder und ihre (zahlenden) Eltern angewiesen, insofern konfrontiert man die Eltern eventuell auch weniger mit den Problemen, die die Schüler haben und machen.

    (Alles nur Tendenzen; es gibt natürlich viele verschiedene Schüler, Eltern, Schulen, Konstellationen und Gründe für den Privatschulbesuch.)

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