Mir geht schon lange etwas im Kopf herum, das ich einfach nicht verstehen kann. Bei uns in Baden-Württemberg sind zwei Fremdsprache am Gymnasium Pflicht. (...) Eigentlich ist das doch bei näherer Betrachtung ein Unding. Warum hängt der Übertritt auf das Gymnasium vor allem vom Sprachtalent ab? Sind denn Begabungen im naturwisschenschaftlich/ mathematischen Bereich weniger wert?
Nun ja, meines Wissens sind am Gymnasium auch mindestens 3 Naturwissenschaften + Mathematik Pflicht. Das ist doch mehr (und wenn man Mathe + NWs zusammenzählt, sicherlich auch nicht weniger von der Stundenzahl her).
Ich denke auch, dass es keine Seltenheit ist, dass gerade Schüler, die eine mathematische Begabung haben, sich mit Sprachen eher schwer tun.
Genauso ist es keine Seltenheit, dass Schüler mit sprachlich-literarischer Begabung sich im mathematisch-naturwissenschaftlichem Bereich schwer tun. Und im sprachlichen Bereich hat man immerhin die Wahlmöglichkeit, in den NWs bis zur Kursstufe gar nicht.
Und in der Kursstufe musste man, als ich vor ein paar Jährchen Abitur gemacht habe, nur eine eine Fremdsprache vierstündig belegen, während man gleichzeitig Mathematik vierstündig sowie mindestens zwei Naturwissenschaften je zweistündig belegt werden mussten. Welche Schüler haben hier also eher das Nachsehen?
Wir haben gerade so einen Fall bei uns an der REalschule: Der Junge wechselte nun in der 9. vom Gymi auf die REalschule, weil er in Latein eine 5 hatte und er dieses Fach zunehmend gehasst hat. Im Bereich des abstrakten/ mathematischen Denkens ist er bei uns an der Schule völlig fehl am Platz, da er in unseren Augen hochbegabt ist. Was soll denn nun dieser Blödsinn?
So lange unser Bildungssystem so skurril gegliedert ist, hat das halt System ...
Betrifft aber genauso Schüler mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Schwäche, und ich persönlich kenne mehr derer, die eine Klasse wiederholen mussten oder "herabgeschult" wurden als Schüler, bei denen dies aufgrund der Fremdsprachen der Fall war.
Das Irrwitzigste ist ja noch, dass bei uns in 90% der Fälle französisch als Zweitsprache gelehrt wird. Hallo?!?! Wer spricht denn französisch?!? (=rhetorische Frage) Hätte man inzwischen nicht auf die Idee kommen, dass spanisch ein ganz klein wenig mehr Sinn machen würde? Wäre es nicht schon längst an der Zeit gewesen Lehramststudenten in spanisch auszubilden? Ich verstehe es einfach nicht!
Meines Wissens kann man man in BW am Gymnasium Spanisch nur als dritte Fremdsprache nehmen; als zweite Fremdsprache ist Latein oder Französisch vorgeschrieben. (Korrigiert mich, falls sich das erschreckenderweise geändert haben sollte!)
Aber ich stimme dir zu, auch ich bin für eine Stärkung des altsprachlichen Unterrichts, da man in Latein und Griechisch einfach viel mehr grundlegende Bildung vermittelt bekommt, als es ein paar Jährchen moderne Fremdsprache bieten könnten ...
Außerdem sollte das mit den zwei Fremdsprachen für die Allgemeine Hochschulreife auch deutschlandweit gelten und nicht nur für BW ...!?