Beiträge von Plattenspieler

    was genau willst du uns sagen?

    Dass Memory zu spielen (eigentlich müsste man ja sagen: 'Pairs' - 'Memory' ist ein vom Ravensburger Verlag geschützter Name, aber entsprechende Spiele gibt es ja von vielen Anbietern) nicht das Auswendiglernen von Gedichten fördert.

    Eine Sache lernt man am besten, indem man konkret diese Sache übt. (In manchen sonderpädagogischen Kreisen hält sich ja auch nach wie vor die Vorstellung, Psychomotorik und Wahrnehmungsförderung seien Allheilmittel für den Schriftspracherwerb und das Rechnen.)

    Entsprechend übt man Gedichte zu lernen am besten, indem man Gedichte lernt. Sicherlich sind dabei Strategien wie begleitende Bilder oder Bewegungen und auch das spielerische Üben sinnvoll. Und wer regelmäßig Spiele spielt, die die auditive Merkfähigkeit fördern, hat sicherlich einen Vorteil (wobei der Übungseffekt bezüglich des Arbeitsgedächtnisses begrenzt ist). Nicht aber, wer regelmäßig Memory spielt.

    Die Sache ist aber, dass "Gedächtnis" und "Konzentration" ja nur Oberbegriffe (genauso wie IQ) für alles Mögliche sind.

    Es gibt - je nach Gedächtnismodell - das Kurzzeit-/Arbeits- und Langzeitgedächnis, visuell und auditiv, semantisch, prozedural und episodisch. Und jede Unterkategorie lässt sich noch einmal in verschiedene Einheiten einteilen und basiert ihrerseits auf verschiedenen Wahrnehmungsfunktionen ...


    Ich muss ehrlich sagen, dass die meisten Kinder, die ich kenne und bei denen eine AVWS diagnostiziert wurde, nahe an der Grenze zur "Lernbehinderung" waren und somit oft in den Bildungsgang Lernen abrutschten. IQ war meist sehr grenzwertig schwach und die Merkfähigkeit so wenig ausgeprägt, dass sie nicht zielgleich unterrichtet werden konnten.

    Kommt vermutlich auf den durchgeführten Test an. Wenn das Kurzzeitgedächtnis nur oder weitgehend auf auditiver Ebene überprüft wird und einen erheblichen Anteil am Gesamtresultat ausmacht, dann wundert das nicht. Ebenso wenn kristalline Fähigkeiten mit überprüft werden. (Siehe z. B. KABC-II, WISC-V.) Interessant ist da ja das Intelligenzprofil bzw. der Vergleich mit anderen Bereichen, z. B. der visuellen Verarbeitung oder der Verarbeitungsgeschwindigkeit, auch um Kompensationsmöglichkeiten zu eruieren.

    Ich habe mich immer gefragt, welche Hilfen es im Unterrichtsalltag bei AVWS für die Kinder gibt? Was kann man tun, damit sie besser lernen können?

    Für einen guten einführenden Artikel in die Thematik halte ich: https://www.uni-potsdam.de/fileadmin01/pr…d_2016_AVWS.pdf (zum Unterricht ab S. 5 unten)

    Auch im Anhang der offiziellen Leitlinie finden sich einige Tipps zu Schule und Unterricht: http://www.dgpp.de/cms/media/down…e-AVWS-2015.pdf (ab S. 78)

    Ohne Strom wird es in den ersten Stunden zumindest im Winterhalbjahr auch mit nem Papierklassenbuch schwierig. Ist dann nämlich ziemlich dunkel.

    Bei unseren Unterrichtszeiten nicht. (Es sei denn, es käme tatsächlich die "dauerhafte Sommerzeit").

    Und nein, ich mache morgens auf meinem Laptop den Tab im Browser auf und fertig. Geht schneller, als erstmal das Papierbuch zu suchen.

    Das Klassenbuch muss ich nicht suchen. Das hat einen festen Platz.
    Einen privaten Laptop nutze ich dienstlich nicht. Wenn ich in verschiedenen Klassen Unterricht habe, müsste ich folglich in jedem Klassenzimmer den Computer starten / mich anmelden / den Tab öffnen?

    Als KL muss ich beispielsweise nicht mehr den Fachlehrern hinterherrennen, die nicht eingetragen haben.

    Das kann ich verstehen. An unserer Schulform mit Klassenlehrerprinzip und kleinen Klassenteams ist das aber i. d. R. kein Problem.

    Wenn ich nicht die erste Stunde habe, kann ich mit einem Klick die Anwesenheit der vergangenen Stunde übernehmen.

    Das verstehe ich nicht ganz. Die Anwesenheit (bzw. vielmehr die abwesenden SuS) muss doch grundsätzlich nur der Lehrer eintragen, der in der ersten Stunde Unterricht hat. Später muss man höchstens ergänzen, falls jemand später kommt oder früher geht. Zumindest bei uns.

    weil auch die Sekretärin eingebunden ist.

    Im Thread schrieb ja schon jemand, dass das Verwaltungsnetz vom Lehrernetz getrennt sei. Bei uns ist das auch so, insofern sehe ich da eine Schwierigkeit. Da kenne ich mich aber zu wenig aus - evtl. ließe sich das rechtlich und technisch auch anders handhaben.

    Und: Man kann auch vom heimischen Schreibtisch drauf zugreifen. Das ist auf den zweiten Blick häufig nützlich:
    Wer war bei der LK nochmal abwesend?
    Ich plane zuhause meinen kommenden Monat, sind die SuS überhaupt da, wenn ich eine KA schreiben will oder ist wieder Wandertag, LaaO,...?
    Was soll ich morgen in der Vertretungsstunde machen?

    Das sind Punkte, die ich nachvollziehen kann. Bei uns spielen sie aber aus schulformspezifischen Gründen kaum eine Rolle.

    Möglicherweise braucht es in 50 Jahren gar keine Klassenbücher mehr, weil wir ganz modern die Schüler von zu Hause aus „unterrichten“. Das fänd ich mal ganz innovativ. Man spart sich auch das Modernisieren von Schulgebäuden. Das Kinder zur gleichen Zeit in einem Raum sitzen hat man schließlich schon vor hundert Jahren so gemacht. Wird Zeit, das zu ändern.

    In 50 Jahren braucht man auch uns nicht mehr; da unterrichten Roboter / künstliche Intelligenzen.

    Ich habe keine Erfahrung mit digitalen Klassenbüchern, aber in meiner Vorstellung erleichtern die die Sache nicht, sondern verkomplizieren sie. In ein analoges Klassenbuch den Gegenstand einer Stunde einzutragen ist eine Sache von 5 bis 10 Sekunden. Fehlende SuS, was ja lange nicht jeden Tag vorkommt, noch einmal 5 - 10 Sekunden. Ich brauche kein gesondertes Gerät (außer Kugelschreiber), keine App, bin nicht von Technik, Strom etc. abhängig. Wenn ich jede Unterrichtsstunde direkt während des Unterrichts eintragen will, müsste ich mich digital dann für jede Unterrichtsstunde am Tag irgendwo einloggen, anmelden, ein Programm öffnen o. ä.?

    Gibt es Lehrkräfte, die auf das GG vereidigt wurden? Also, ich habe auf die Hessische Landesverfassung geschworen.

    Hoffentlich auf beides. Es sei denn, der Amtseid hatte damals noch einen anderen Inhalt:

    "Ich schwöre, dass ich das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung des Landes Hessen sowie alle in Hessen geltenden Gesetze wahren und meine Pflichten gewissenhaft und unparteiisch erfüllen werde, so wahr mir Gott helfe."

    Übrigens genauso in den anderen Bundesländern, die ich jetzt auf die Schnelle gefunden habe:

    „Ich schwöre, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung des Freistaats Thüringen sowie alle in der Bundesrepublik geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft und unparteiisch zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“

    „Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten, so wahr mir Gott helfe.“

    „Ich schwöre, daß ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."

    „Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung für Rheinland-Pfalz, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten, so wahr mir Gott helfe.“

    ...

    Das a und m kann man mit Bedeutung füllen: Ah! Verstanden! Oder Ah! Hilfe! Ich bin hingefallen! Oder: Mmh, wie lecker! Bilder zu solche Situationen finden, Sprechblasen einzeichnen, in denen nur der einzelne Buchstabe geschrieben wird und vorlesen lassen. Das Kind kann auch selbst Bilder von Momenten malen, in denen man A oder M sagt.

    Das halte ich eher für kontraproduktiv.

    Gleichzeitig viel zur visuellen Wahrnehmung anbieten

    Das ist ja nach den Schilderungen nicht das Problem des Kindes.

    Die Fragen von @Plattenspieler sind wirklich gut

    Danke. :_o_)

    Darin sind Bilder enthalten, die in beiden Sprachen den gleichen Anlaut haben.

    Bilder haben keine Anlaute. Wörter haben Anlaute (so der Grundschulterminus).

    Wenn ihr mit Anlauten/ Anlauttabelle arbeitet, könnte man ggf. eine zweisprachige wählen. Darin sind Bilder enthalten, die in beiden Sprachen den gleichen Anlaut haben.

    Was ich wichtiger finde: Man sollte auf jeden Fall eine reduzierte Tabelle nehmen. Die 'Basisgrapheme', die für lautgetreues Schreiben erforderlich sind, sind für Schüler mit Schwierigkeiten für den Anfang genug.
    Außerdem bitte auf die Bilder achten: klare Erkennbarkeit, häufige Wörter mit schneller Abrufbarkeit, keine Wörter mit Konsonantenclustern oder koartikulatorischen Besonderheiten. Auf mögliche Assimilationsprozesse achten. Anordnung der Bilder und Buchstaben auf der Tabelle etc.
    Und natürlich: regelmäßig Üben (auch spielerisch), bis die Graphem-Phonem-Korrespondenzen automatisiert sind.

    Und: ganz regelmäßig die Lautgebärden (die immer die Artikulation wiedergeben sollten!) dazu verwenden.

    Zur konkreten Arbeit würde ich bei diesem Kind auf die Wahrnehmung von Silben zurückggehen und schauen, ob diese möglich ist (Silbenbögen unter Bilder schreiben).

    Bei Kindern mit großen Schwierigkeiten würde ich zunächst rein auf die mündliche Ebene zurück. Die Silbenbögen zu malen ist schon wieder ein weiterer Schritt, der schwierig sein könnte.

    Bei den eingeführten Buchstaben finde ich es auch wichtig, dass die ihnen entsprechenden Phoneme sich in möglichst vielen distinktiven Merkmalen unterscheiden sollten (Ähnlichkeitshemmung) und dass es 'Dauerlaute' (also keine Plosive) sind. Wenn bei einem Kind noch phonologische oder artikulatorische Prozesse auftreten, dann natürlich am Anfang auch auf die entsprechenden Laute oder Lautgruppen soweit möglich verzichten.

    @CDL

    Du gibst viele sinnvolle Hinweise, aber in manchem zeigt sich meiner Meinung nach, dass dir etwas der Einblick in den sonderpädagogischen Bereich bzw. den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (GE) fehlt:

    - Auch ich habe in der Schilderung der fehlenden Kulturtechniken keine Abwertung der Schüler oder gar mangelnde Achtung der Würde des Menschen erkennen können.

    - Schüler im Förderschwerpunkt GE sind sehr heterogen. Es ist für mich daher nicht verwunderlich, dass, wenn die TE bisher stets mit tendenziell fitteren Kindern, die lesen und schreiben konnten, gearbeitet hat, es eine deutliche Umstellung ist, zum ersten Mal auf solche zu treffen, die das überhaupt nicht können.

    - Auch das Sprechen und die Sprache sind bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, speziell GE-Schülern, nicht automatisch vorauszusetzen (weder in Primar- noch in Sekundarstufe). Nicht ohne Grund gibt es verschiedene Formen der unterstützten Kommunikation (UK).

    - Es müssen im GE-Bereich nicht alle Schüler den Umgang mit Arbeitsblättern erlernen. Es gibt Schüler, für die dies dauerhaft zu abstrakt oder aus anderen Gründen ungeeignet ist.

    - Für sehr spezielle Fragestellungen aus dem sonderpädagogischen Bereich gibt es oft nicht die Fülle an Fachliteratur wie für den Regelschulbereich. Insbesondere dürfte das für den Förderschwerpunkt GE gelten, da hier, wie gesagt, große Heterogenität herrscht und viele Schüler tatsächlich sehr individuelle Zugänge zu den Inhalten benötigen. Schulbücher gibt es für den GE-Bereich aus demselben Grund auch nur begrenzt.

    - Einen Bildungs- oder Lehrplan für GE gibt es meines Wissens nicht in allen Bundesländern. Und auch die existierenden Pläne sind meistens sehr allgemein verfasst und bieten nur begrenzt konkrete Hilfestellung (siehe oben, Heterogenität der SuS).

    - Dazu, wie das Nachfragen als 'Aufhetzen' verstanden worden sein könnte: In Förderschulen GE und KME arbeiten in den Klassen oft interdisziplinäre Teams (Sonderpädagogen, Fachlehrer, Erzieher, Therapeuten, ungelernte Betreuungskräfte, ...). Man bekommt immer wieder mit, dass die verschiedenen Gruppen aufgrund unterschiedlicher Qualifikation, Aufgabenbereiche, Arbeitszeiten, Verantwortung, Besoldung etc. nicht immer alle gut miteinander auskommen. Eventuell ist die TE hier unbewusst in einen bereits schwelenden Konflikt hineingeraten. Nur eine Möglichkeit; ich habe ja auch keine näheren Einblicke.

    Wäre auch meine erste Frage:

    Wie ist der sprachliche Entwicklungsstand in Erst- und Zweitsprache? Wortschatz? Lautbildung? Noch phonologische Prozesse vorhanden? Benennungsgeschwindigkeit? Auditiver Kurzzeitspeicher? Lautdiskriminierung?

    Kann das Kind Wörter in Silben segmentieren? In Silben und in Onset und Rime segmentierte Wörter erkennen (Fremdhören)?

    Sind Hören und Hörverarbeitung fachärztlich überprüft?

    Welche Rolle spielt Schrift im Alltag? Ist generell Interesse an Büchern und Geschichten da?

    Zeigen sich die Schwierigkeiten nur in Deutsch oder ist es in Mathe ähnlich?

    Welche Hilfestellungen gibt es im Unterricht zum Erwerb der Buchstaben? Anlauttabelle (welche?)? Lautgebärden/Manualsystem (welches?)? Visualisierungen? An welchen drei Buchstaben arbeitet das Kind?

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