Auch kann ich die Befürchtung dahingehend nachvollziehen, dass man als Lehrer natürlich inhaltlich immer im Bereich der basics bleib und diese Jahr für Jahr aufs Neue erklären muss. Vergleichbar mit einer Forschungskarriere, wo man Jahr für Jahr immer tiefer und tiefer in die Materie eindringt ist das natürlich nicht. Die Befürchtung eine inhaltliche Routine könnte sich einschleichen ist durchaus nachvollziehbar! Allerdings wird man vielleicht ja auch sehr froh sein, wenn man immer dasselbe macht und so vielleicht späte nach einigen Jahren ein freizeitorientiertes, entspanntes Leben führen kann, weil man die Stunden in und auswendig kennt und sie spontan halten kann.
Nun ja, sicher spielt sich eine gewisse Routine ein und das ist auch gut so. Aber nur bis zu einem bestimmten Maß.
Schließlich hast du in jeder Klasse andere Schüler und solltest den Unterricht individuell an diese (und zwar an jeden einzelnen) anpassen. Dass es genug Lehrer gibt, die trotzdem Jahr für Jahr die gleichen Stunden "auswendig" abspulen, ist klar ... Produktiv ist das aber nicht.
Und natürlich muss man den "Schulstoff" nicht immer tiefer durchdringen. Als Lehrer ist man aber auch nicht Experte für "fachliche" Fragen in z.B. Physik oder Literaturwissenschaft oder sonstwas, sondern Experte für das Arrangement von Lehr-Lern-Prozessen. Und diesbezüglich ist es durchaus wünschenswert und angedacht, dass man sein pädagogisch-didaktisches Know-How sein ganzes Berufsleben lang erweitert.
Nimm es Plattenspieler nicht übel, heutzutage muss man als angehender Lehrer Smit seiner Terminologie eine gewisse "political correctness" an den Tag legen um in Pädagogenkreisen dazuzugehören.
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Auch nennt man heutzutage einen frechen unerzogenen Schüler nicht mehr so beim Namen, sondern verhaltenskreativ oder lebhaft.
Es geht mitnichten um "political correctness", sondern es geht um einen bestimmten Blick auf die Kinder und ein bestimmtes Menschenbild, das sich in der Terminologie widerspiegelt.
Ich studiere, wie du vielleicht weißt, Sonderpädagogik, und da beschäftigen wir uns recht intensiv mit Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Problemlagen. Da geht es auch nicht darum, das zu relativieren.Ich habe kein Problem damit, einen Schüler als "vehaltensgestört" oder "psychisch gestört" zu bezeichnen, wenn es denn wirklich der Fall ist. "Frech" und "unerzogen" hingegen sind keine objektiven Beschreibungen und tragen mit Sicherheit nicht zur Professionalisierung im Lehrerberuf bei, die du sonst doch für so wichtig hältst.
Dass Schüler in die Schule kommen um Dinge zu lernen, die sie vorher nicht wissen macht sie also noch nicht "unwissend". Das wusste ich auch nicht. Vermutlich gibt es dazu einen Pädagogenbegriff, der das Unwissen der Schüler blumiger beschreibt und lobend erwähnt, was sie nicht alles Tolles anderes schon können, ausser der Sache, die sie eben nicht wissen und in der Schule lernen sollen...
Schüler pauschal als "unwissend" zu bezeichnen ist etwas anderes als zu sagen, dass sie bestimmes Wissen und bestimmte Kompetenzen noch nicht erworben haben. Das gilt es durchaus differenziert festzustellen.
Aber eben auch, was sie schon alles gelernt haben, und das ist eine Menge, bis die Kinder in die Schule oder gar in die Sekundarstufe kommen. Und dass es pädagogisch-psychologisch sinnvoll ist, am Vorwissen der Kinder anzusetzen, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.
Man darf also z.B. nicht mehr sagen, dass der Lehrer den Schülern im Unterricht Wissen vermittelt, sondern die Schüler erlernen selber Kompetenzen.
Diese Gleichsetzung von "Wissen" und "Kompetenzen" offenbart nur ein weiteres Mal deine pädagogischen Defizite ...