Beiträge von cyanscott

    @ Moebius: das ein dienstlicher Austausch so ohne weiteres legitim ist war mir nicht klar. Auch meine bisherigen Schulleitungen haben das immer etwas anderes vermittelt. Auch haben wir immer wieder von den Institutionen (Lerntherapeuten, Logopäden, Psychologen, etc.) die Rückmeldung bekommen, dass man sich ohne eine solche Schweigepflichtsentbindung nicht mit uns austauschen würde. Zudem glaube ich, dass es für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern nicht schaden kann, wenn man ihnen vermittelt, dass man ihr Einverständnis wünscht (nicht, dass man sich mit einzelnen externen Fachleuten nicht auch ohne Erklärung ausgetauscht hätte).

    Gibt es eine Möglichkeit vorher von den Eltern eine Schweigepflichtsentbindung von den Eltern einzuholen? Z.B. machen wir dass, wenn wir von schulischer Seite mit den Betreuern einer Hausaufgabenhilfe oder eines Kinderhorts reden wollen. Die Schweigepflichtsentbindungen sind dann eher allgemein gehalten. "HIermit entbinden wir die Lehrer... und den Betreuer ... von der Schweigepflicht zum gegenseitigen Austausch von Informationen bzgl. unseres Kindes ..." oder so ähnlich.

    ...kennt eigentlich jemand die Grundschule "Berg Fidel" in Münster "persönlich"? Ich finde deren Konzept total spannend, wobei auch dort ein traumhafter Personalschlüssel vorliegt. Demnächst soll ein Film dazu ins Kino kommen, wenn ich das richtig verstanden habe.

    Hallo Mama Muh,
    ich lese immer wieder mit Interesse deine Beiträge. Allerdings schreibst du auch von pädagogischen Mitarbeitern und anderen personellen Ressourcen, wenn ici mich recht erinnere. Vielleicht magst du ja die personelle Situation und die methodische Ausrichtung an deiner Schule mal genauer beschreiben. Ich suche noch immer nach funktionierenden Inklusionskonzepten. Allerdings haben wir an unseren Schulen wirklich nur zwei Stunden Doppelsteckung und ansonsten keine Unterstützung, bei einer Bandbreite von förderbedürftigen Kindern. Die sächliche Ausstattung ist ebenfalls ...na,ja ... suboptional!
    Gruß Cyan

    @ Plattenspieler:
    Natürlich hat es seit den 70er "Integrationsmodelle" gegeben. Diese waren personell aber komplett anders ausgestattet. Wir reden hier aber über ein Inklusionsmodell, dass trotz des viel zu niedriegen Stundenkontingents schon rein rechnerisch nicht funktionieren kann. Rotherstein hat es schon angedeutet: der "markt" an Sonderpädagogen ist leergefegt. Wir haben keine Ahnung wo wir die 2-3 Förderschullehrer für unsere Schule herbekommen sollen, wenn 2013 nur für die ersten Klassen eine Grundversorgung aller Grundschulen im Bezirk mit zwei Stunden pro Woche eingerichtet werden soll. Von den Folgejahren und Integrationsklassen mal ganz zu schweigen. Wie sinnvoll das ganze ist erlebe ich gerade in einer Grundschulklasse in der ich mit den glorreichen zwei Stunden eingesetzt bin. Ich beziehe das nur mal auf den Bereich Mathematik: In der Klasse sind zwei Kinder, die im Zahlenraum bis 4 (!) keinen gesicherten Zahlbegriff haben. Die Klassenlehrerin strickt zu Hause ein eigenes Programm für diese beiden (es gibt natürlich noch viele andere Förderbedürfnisse in der Klasse, die kann ich jetzt aber nicht alle beschreiben) natürlich gibt es dazu nichts "fertiges" mal ganz davon abgesehen, dass keiner ein zusätzliches Lehrwerk bezahlen möchte, weder die Eltern, noch die Klassenlehrerin, noch die Schule. Natürlich benötigen diese beiden Kinder stets Erläuterungen zu den Aufgaben, denn das Aufgabenverständnis ist sehr erschwert. Die Klassenlehrerin hat ihre Stundenzahl auf 16 Stunden reduziert, um mehr Energie in ihre Aufgabe zu stecken, was im Umkehrschluss nichts anderes bedeutet, als dass sie zwar noch genauso viel arbeitet, aber weniger Geld bekommt. Wie gesagt, das ist nur ein minimaler Auszug aus den Förderbedürfnissen der Klasse. Meine zwei Stunden wurden schwerpunktmäßig der Förderung der phonologischen Bewusstheit zugeschoben, so dass ich sie im Bereich Mathe nicht einmal sinnvoll unterstützen kann.
    Es kann nicht oft genug erwähnt bleiben. Ich glaube keiner ist ernsthaft gegen eine Inklusion, sie muss aber inhaltlich und ressourcenmäßig besser ausgestattet sein.


    Ich hatte vor zwei Jahren mal einen Vortrag zum Thema "Inklusion konkret" besucht, dachte mir, vielleicht erfahre ich dort wie es funktionieren soll. Wie sich herausstellte kamen die Referentinnen aus einer Integrationsklasse, die bei 19 Schülern zwölf Stunden doppelt gesteckt waren. Wenn das "Inklusion konkret" ist bitteschön, dass hört sich schon besser an!

    ...bei uns heißt es nach der Pause immer mal wieder: "XY hat mich erwürgt!" ;(
    Ansonsten bleibt wie so oft nur festzustellen "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod!"

    Hallo,
    Danke erst einmal für die Antworten. Der Junge ist durchaus nicht ungeschickt, feinmotorisch "normal" begabt. Es ist eben die Unlust sich anzustrengen. Es wird nahezu alles in Rekordzeit aber fehlerhaft abgegeben, obwohl er zu den kognitiv stärkeren Kindern der Klasse gehört. Jede Aufforderung es ordentlicher zu machen gipfelt oft in einen kleinen Machtkampf zwischen seinem Dickkopf und meinem. In Kunst wird soweit ich das beurteilen kann nicht ausschließlich ergebnisorientiert gearbeitet, sondern auch durchaus experimentell (wie gesagt bin nur die Vertretung). Aber irgendwie erwarte ich von einem inzwischen Neunjährigen, dass seine Menschen halbwegs vernünftige Körperproportionen haben. Wie gesagt, wenn ich mich daneben setze kann er es. Aber er will nicht! Am liebsten wäre ihm der Kunstunterricht würde aus Anmalen, Prickeln und Fensterbildern mit vorgezeichneten Schablonen bestehen, dann hätte ich keine Probleme. (Das Anmalen wäre aber auch dann nicht ordentlich, warum auch!). Mir macht eben die Arbeitshaltung Probleme, nicht ein künstlerisches Unvermögen. Im nächsten Schuljahr werden ja auch öfter Plakate angefertigt und im SU muss auch mal etwas gezeichnet werden...
    Die Idee mit dem Förderunterricht finde ich ganz gut. Vielleicht sollte ich ihm das mal anbieten.

    Hallo,



    in meiner Klasse ist ein Junge, der
    relativ konsequent den Kunstunterricht verweigert. Er begründet das mit „Ich
    kann das sowieso nicht!“ Eigentlich fehlt es ihm aber m.E. nur an
    Anstrengungsbereitschaft. Wenn ich nichts sage malt er z.B. nur „Kopffüßler“
    (im dritten Schulbesuchsjahr!). Setze ich ihn unter Druck kann er es deutlich
    besser. Allerdings wiederstrebt es mir irgendwie in Kunst Druck zu machen. Im nächsten
    Jahr gibt aber dann auch da Noten und dann wird es haarig. Zufrieden ist
    er nur, wenn er ausmalen oder Fensterbilder machen darf aber damit kommt er ja
    nicht voran...



    Diese mangelnde Anstrengungsbereitschaft
    ist natürlich auch in anderen Fächern da, so dass er z.B. in Deutsch relativ
    schlechte Ergebnisse abliefert, wenn man keine klaren Vorgaben macht (z.B. : zu
    viele Fehler = noch einmal von vorne!).
    In Kunst treibt er mich damit allerdings in den Wahnsinn, zumal ich zurzeit nur
    die länger erkrankte Fachlehrerin vertrete (die aber das gleiche Problem
    hatte).

    Hallo, wenn euer Personalrat zurzeit nicht verfügbar ist wende dich an den Bezirkspersonalrat. Ich habe in einer ähnlichen Situation gute Erfahrungen gemacht. Zum einen konnte man "Ballast" abladen, ohne das man mit jemandem aus dem direkten Kollegium beteiligt ist (z.T. stehen die eigenen Personalräte dem SL ja sehr nah). Zum anderen kann der BPR noch bessere Tipps zu Versetzungsfragen geben.

    Hallo, Ich staune, dass viele vom Zahlenbuch so begeistert zu sein scheinen. Ich habe noch nie selber damit gearbeitet, habe aber immer wieder gehört, dass die "sofortige" Einführung der zahlen bis zwanzig die schwächeren Kinder gnadenlos überfordert, was mir schlüssig erscheint. Zudem fehlt mir gerade im Buch der ersten Klasse häufig das Anschauungsmaterial, das schwächere Kinder so dringend benötigen. Ich weiß natürlich nicht inwieweit, das Lehrerhandbuch konkrete Handlungen vorsieht, bevor das Buch bearbeitet wird. Ich erlebe aber an den Grundschulen, das die Seiten einfach abgearbeitet werden und z.B. Zahlenhäuser sehr früh ohne Anschauung behandelt werden. Das wirft rechenschwache Kinder natürlich völlig aus der Bahn.

    Hallo Rotherstein, bereiten die Förderschullehrer bei euch wirklich die gesamten Aufgaben für die Inklusionskinder vor??? Das ist doch noch weniger zu leisten, wenn ein Lehrer dem 2 Stunden für diese Kinder zur Verfügung stehen, die Aufgaben für die ganze Woche vorbereiten soll. Und das natürlich für alle anderen Inklusionskinder, die er/sie in der Woche bereist. (Was natürlich nicht heißen soll, dass es alleine Aufgabe der Gs-Lehrkraft sein kann).
    Gruß Cyan

    Hallo,
    das klingt ja mal auf absurde Weise spannend. Interessant wäre natürlich das Bundesland, dann kann man bessere Tipps geben. In Niedersachsen sind schuleigene Curricula verpflichtend, genau wie individuelle Förderpläne. Wichtig ist m.E. sich zunächst tatsächlich mit der z.T. sehr speziellen Schülerschaft vertaut zu machen, soll heißen die Lehrpläne stehen zunächst ein paar Tage im Hintergrund. Allerdings stehen ja auch bald die Zeugnisse an, gibt es Zeugnisvorschläge vom Vorgänger? Bekommst du eine eigene Klasse oder wirst du Fachlehrer sein? An Förderschulen muss man in der Regel alles unterrichten, was gerade anfällt, egal ob fachfremd oder nicht. Du wirst deine eignen Ansprüche an die Wissensvermittlung vermutlich deutlich herunterschrauben müssen, oftmals leider auch die Ansprüche an die Anstrengungsbereitschaft und Arbeitsmoral der SUS. Soviel fürs erste, wie gesagt wichtig wäre es das Bundesland zu erfahren.
    Gruß Cyan

    Hallo mein Rat ginge ebenfalls in Richtung S (bzw SR - S bedeutet bei uns Fachrichtung Sehen)
    Zum einen finde ich diese Fachrichtung persönlich sehr spannend, zum anderen gibt es aber auch praktische Gründe für den Berufseinstieg.
    Zumindest in Niedersachsen wird an den L-Schulen zurzeit nach meiner Erfahrung in der Regel jeder eingestellt, der das zweite Staatsexamen hat (bzw. den vergleichbaren neumodischen Abschluss), Leute mit der Fachrichtung SR sind dort gern gesehen. Mit der Fachrichtung SR hat man aber eine zusätzliche Qualifikation für Schulen, die nur einem kleineren "Bewerberkreis" offen stehen und die durchaus reizvoll sind. Man sollte natürlich auch schauen, in welcher Altersstufe man gerne unterrichten möchte, denn SR bedeutet in der Regel Primarbereich, wer lieber mit den Größeren arbeitet sollte sich mehr in Richtung L orientieren.
    Gruß Cyan

    Hallo,
    hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Thema Arbeitsschutz? Bei uns wurde neulich eine Erhebung gemacht und der Sicherheitsbeauftragte der Schule hat einen Fragebogen zu den Klassenräumen ausgeteilt. Herauskam, was wir längst wussten, viele unserer Klassenräume sind zu klein (keine ausreichenden Durchgänge, zu wenig "Raumluft", keine Möglichkeiten, die Tische so zu stellen, dass alle Schüler beschwerdefrei die Tafel sehen können, etc...), Schallschutz ist nicht vorhanden, das Mobiliar ist alt, z.T. kaputt, scharfkantig und vieles mehr. Kurz: eigentlich auch im Sinne des Arbeitsschutzes katastrophale Zustände. Natürlich gibt es regelmäßig Begehungen durch den Schulträger, aber ändern tut sich nichts. Wozu gibt es eigentlich die Arbeitsschutzbedingungen?
    Mich würden mal Eure Erfahrungen interessieren, hat sich jemals etwas entscheidend verbessert?
    Gruß Cyan

    Hallo,
    verstehe ich das richtig:
    Der Junge ist in der dritten Klasse, kann noch nicht sicher sinnentnehmend Lesen, verwechselt + und -, beherrscht das Einmaleins noch nicht und ist im allgemeinen langsam. Er "meint" sie rechnen bis 100, weiß es aber nicht (In Klasse 3 sollte das Einmaleins bereits abgeschlossen sein und es wird der Zahlenraum bis 1000 erarbeitet), soll aber unbedingt in Bayern (!) aufs Gymnasium? Ich finde das klingt nach einer unrealistischen Einschätzung der Eltern, lass dich nicht zu sehr vor diesen Karren spannen. Sorry, wenn das jetzt hart klingt!
    Cyan
    P.S.: Ich weiß das bringt dich nicht weiter, ich wollts aber gerne los werden.

    Hallo Mama Muh,
    auch bei uns in Niedersachsen ist es nicht mehr so, dass aufgrund eines festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarfs ein zusätzliches Stundenkontigent bereitgestellt wird. Anscheinend gibt es noch wenige Integrationsklassen die mit einer Ausnahmeregelung Extrastunden pro Kind auch bei einer "Lernbehinderung" bekommen. Ansonsten heißt es bei uns pauschal 2 Stunden pro Woche pro Klasse sofern man am Integrationskonzept teilnimmt. Bei dem Stundenkontigent kann man m.E. nicht parallel mit dem Kieler Leseaufbau arbeiten, schon gar nicht wenn die Probleme noch in der phonologischen Bewusstheit liegen. Da könnte ein Trainingsprogramm helfen (z.B. Münsteraner Trainingsprogramm), bei derart starken Defiziten (blödes Wort, ich weiß) wird das allein aber kaum helfen.
    Gruß Cyan

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