Ich verstehe die Polemik, wie du es nennst, durchaus!
Es ist leicht sich über jemanden aufzuregen, dessen Job man nicht machen muss. Wir ("Sonderpädagogen") werden von der Politik ungewollt in eine Situation geschickt für die wir genauso wenig vorbereitet wurden, wie die Regelschulkollegen (genaunehmen gibt es in unserer gegen sogar mehr Inklusionsfortbildungen für Regelschullehrer, als für Förderschullehrer). Viele (zum Glück nicht alle!) Kollegen an den Regelschulen erwarten dann von uns die Wunder: der Schüler Y soll nicht mehr verhaltensauffällig sein, Schülerin Y soll besser Mathe können und Schüler Z soll einfach mal leise arbeiten. Dann wird zum Teil erwartet, dass wir möglichst für alle Fächer Material ERSTELLEN, an dem die Kinder mit Lernschwierigkeiten SELBSTSTÄNDIG leise arbeiten können. Wie dass bei zwei Stunden in der Woche möglich sein soll, kann einem aber niemand erklären. Es ist ja nicht so, dass ich in meinem Arbeitszimmer ein Schränkchen habe, aus dem ich dann einfach ein fertiges Mäppchen ziehe um es zu kopieren. Ach ja und dann natürlich die Berichtszeugnisse, die sollen wir am Besten auch noch schreiben, auch wenn wir vielleicht (so wie ich zurzeit) nur in Sachunterricht und Religion die Chance haben, die Kinder überhaupt im Unterricht zu sehen.
Ich kann nur immer wieder gerne meine Realität schildern: Zwei Stunden für derzeit zwei offizielle Status Kinder, zwei weitere werden gerade überprüft und ein weiteres Kind ist eigentlich auch längst nicht mehr zielgleich zu beschulen, alle Kinder natürlich auf völlig Unterschiedlichen Lernniveaus. Zum Glück habe ich eine Kollegin, die sich mit mir bespricht und wir überlegen gemeinsam, wie es weitergeht. Ich beschaffe zur Zeit einen Großteil des Materials für einen Wochenplan, weil es noch mit meiner eigenen Klasse halbwegs passt, aber dafür kosten mich diese zwei Unterrichtsstunden mehr Vorbereitungszeit, als viele andere zusammen. Auf Dauer ist das nicht durchzuhalten, mit mehr Stunden in dieser Form gar nicht.
Ja, ich bekomme A13, das ist aber weder meine Entscheidung gewesen, die Lehrämter unterschiedlich zu besolden, noch kann ich den A12 Kollegen zu mehr Geld verhelfen. Du glaubst gar nicht, wie oft man dieses "die bekommen aber A13!" zu hören bekommt - es nervt einfach gewaltig, was soll denn das aussagen?
Ja, ich weiß, dass es auch Förderschulkollegen gibt, die garnichst machen, teils weil sie sich weigern, teils weil sie es in dieser neuen Situation nicht besser können. ABER: ich kenne auch eine Reihe Regelschulkollegen, die nicht bereit sind, ihre eigene Arbeit mal zu reflektieren und zu überlegen, ob immer das Kind Schuld ist, wenn es etwas nicht sofort versteht. Oder die Wunder erwarten, ohne, dass sie etwas dazu beitragen müssen. (Ich kenne aber eben auch viele tolle Regelschulkollegen)
Diese Diskussion ist einfach unsäglich! Es ist für alle Kollegen nicht leicht die Inklusiion unter den derzeitigen Umständen umzusetzen, wir haben uns das so alle nicht ausgesucht. Irgendwie scheinen wir aber die Schuld immer beim anderen zu suchen, statt uns zu unterstützen!
Sorry, aber auch dieses "DIE verdienen A13" reagiere ich inzwischen zunehmend ungehalten!