Beiträge von Ilse2

    In meinen Augen ist Inklusion, so wie sie in der Theorie dargetellt wird, nicht mit unserem Schulsystem vereinbar. Um Inklusion in den Schulen tatsächlich leben zu können, müssten alle Schüler genau da abgeholt werden, wo sie gerade stehen. Jeder hätte seinen eigenen Lehrplan, eigene Ziele, die er erreichen muss. Wie das in einem selektierenden Schulsystem aussehen soll, das erschließt sich mir nicht. Und wenn Kinder mt sonderpädagogischem Förderbedarf (das ist NICHT zwangsläufig ein körperbehindertes Kind im Rollstuhl, da kommt in der Regel mehr dazu, als nicht laufen zu können) ans Gymnasium gehen können, warum dann nicht auch die Kinder, die eigentlich besser an der Hauptschule aufgehoben wären.
    Das Ganze ist in meinen Augen ein politischer, völlig undurchdachter Schnellschuß, bei dem letztlich alle Schüler die Chance auf qualitativ hochwertige Bildung verlieren werden. Im Endeffekt wird es ein gesellschaftlicher Supergau werden, weil die Schüler aller Schulformen nicht mehr so gefördert werden können, wie sie es benötigen würden (okay, seeeehr schwarz gemalt, aber ich sehe doch jetzt schon wie wenig ich bei "meinen" Schülern im Gemeinsamen Unterricht erreichen kann.... Ich bin mir sicher, die könnten alle mehr, wenn ich nicht nur 2 -3 Std./Woche Zeit für sie hätte, während sie den Rest der Shulzeit "sinnlos" absitzen, weil keiner der anderen Kollegen die Zeit hat, sich in dem Maße um sie zu kümmern, wie sie es eigentlich bräuchten).
    Inklusion im momentanen Schulsystem und kostenneutral kann nicht erfolgreich sein!

    ... weil du das vorher nicht geschrieben hast. Ich habe leider eine Kristallkugel!
    Aber dann beschreibe doch bitte mal, wie man z.B. einen Tag in einer inklusiven Klasse so gestalten kann, dass kein Kind, weder die fitten, noch die mit sehr hohem Förderbedarf, noch die netten, ruhigen Durchschnittskinder zu kurz kommen. Ich will mich da gar nicht über dich lustig machen, wenn du da ein super Konzept hast, ich würde wirklich gerne dazu lernen!

    Jazzy, hast du schon Lernmatrizen versucht? Dann läuft das bestimmt! Und streng dich einfach mal ein bisschen an, denk mal an die Kinder! 8o
    (sorry, das musste raus...)

    Susannea, du wirkst an der ein oder anderen Stelle tatsächlich sehr theoretisch...Diese netten Konzepte, die man so lesen kann klingen ja auch ganz gut, aber so ganz in echt? Da kann einem das ein oder andere Kind scho mal nen Strich durch die Rechnung machen...

    NImmst du das an? Ich sicherlich nciht.

    Nein, ich nehme das nicht an. Ich sehe, wie das vor die Wand gefahren wird.
    Ich würde fürchterlich gerne für bessere bedingungen arbeiten? Aber wie mache ich das? Das Schulamt leugnet ja, dass es Probleme gibt, alles läuft bestens. In Wirklichkeit aber stehen viele Kollegen kurz vor dem Zusammenbruch, weil sie die Aufgaben, die von ihnen erfüllt werden sollen schlicht nicht erreichen können, oder aber sie haben resigniert und kümmern sich nicht wirklich, frei nach dem Motto "ich ann es nicht ändern, ist mir auch egal" und das ist reiner Selbstschutz...


    Gibt es hier Kollegen aus Thüringen, die mir ihr Modell mal aus der Praxis beschreiben können? Ich würd mich freuen!


    Edit: ich hab jetzt grad mal ein Beispiel aus Thüringen angeschaut: 2 Klassenräume, 2 Lehrer, 8 Schüler, einer davon mit sonderpäd. Förderbedarf... Ja, so kann ich auch wunderbar arbeiten. :thumbup: Es wäre natürlich wunderbar, wenn alle Klassen/Schulen so arbeiten können, Vielleicht passiert das ja auch bald... :whistling:

    Mich würde interessieren, wo es denn ein wirklich funktionierendes inklusives Schulsystem gibt? Welche Rahmenbedingugen gibt es? Wie kann man das umsetzen? Und zwar so, dass jedes Kind wirklich sein Potential auschöpfen kann?
    Es muss nicht immer nur lerngegenstandsgleich gearbeitet werden, klar. Das geht ja auch gar nicht, wenn man denn inklusiv oder auch nur integrativ arbeitet. Aber wie soll man das umsetzen, ohne die richtigen Bedingungen? Ohne ausreichend Personal? Das geht nicht, ohne. Da fallen alle durch die Maschen, die nicht perfekt funktionieren. Und es ist einfach utopisch anzunehmen, dass man einfach nur mal machen muss, dann wird das schon.

    Denn nein, da wurde einfach nicht ordentlich gelesen, es ging darum, welche Varianten es bei lerngegenstandsgleich bei diesem Thema gibt und ja, dazu gehört eben auch, dass einige ihre Geschichte malen. Sie köntnen sie ja auch jemandem anders erzählen, der sie aufschreibt usw.
    Wenn dann alle ihre Geschichten zusammenbringen gibts ein schönes Buch der Klasse, worauf diese Kinder und generell Inklusive Klassen bisher immer sehr stolz waren, wenn so etwas veröffentlicht wurde.

    Das ist ja auch MAL ne ganz nette Geschichte. Das Problem aber ist ja, dass die betroffenen GU Kinder, je älter sie werden zunehmend NUR noch solche Dinge machen, wenn sie denn am Lerngegenstand der Klasse teilnehmen... und dabei jede Menge werrtvolle Zeit verlieren, in der verschiedene Lernfenster noch offen stehen für anderes, was vielleicht manchmal auch ichtig ist. WWie z.B. Lesen und Schreiben lernen.

    Klassenlehrerprinzip am Gymnasium stell ich mir jetzt auch schwierig vor... Mal ein Fach fachfremd unterrichten, okay, das geht schon, aber quasi alle außer 2-3, nee, da leidet ganz sicher die Qualität. Würd ich so nicht wollen...
    Susannea, bei dir klingt das alles so einfach. Entweder, du bist wirklich richtig gut, dann würd ich echt gern mal bei dir schauen kommen und was lernen! Oder du machst dir da was vor, ich weiß es nicht...
    Jazzy hat ganz gut beschrieben, was so ein Gemeinsamer Unterricht für Herausforderungen stellt. Ja dann malen die GU-Kinder eben was. Für den Rest ihres Schullebens. Weil ja keiner die Zeit hat, sich mit ihnen in ihrem Lerntempo zu beschäftigen und ihnen dann vielleicht im 5. Schuljahr doch noch das Lesen und Schreiben beizubringen. Was soll's! Qualitativ einwandfrei! *ironie*

    Was ist SAPH?
    Aber mal davon ab, die Kinder müssten selbständig arbeiten, ja. Was aber, wenn sie es einfach noch nicht können? Ich hab da ein paar Experten in den Klassen, die eigentlich ihre Zeit absitzen und nur in den wenigen Stunden, in denen ich da bin wirklich mal was tun. oder ebn mal die paar Minuten, die der KL sich neben sie setzt... Und das obwohl sie Material haben, mit dem sie theoretisch selbständig arbeiten könnten. Aber eben nur theoretisch.
    Naja, dauerhafter schulischer Misserfolg kann bei Kindern schon viel zerstören. Da hilft es nichts, dass ein Kind besonders gut malen kann, ein anderes besonders gut rennen... Kinder sind oft sehr ehrlich, aber auch grausam miteinander. Ich habe schon viele Kinder erlebt, die wegen ihrer schulischen Leistungen ziemlich am Boden waren, auch deshalb, weil sie eben nicht all das konnten, was die anderen konnten.

    Ilse2: Wer sagt dir denn, dass da die Bedingungen besser sind? Vielleicht wird einfach mehr daraus gemacht, aber eben auch von der administrativen Seite aus.




    Denn wenn du in 10 Klassen bist, was vollkommen bescheuert ist, dann müsstest du ja für ca. 300 Schüler zuständig sein, wenns vernünftig läuft. Denn ordentliche Inklusion bedeutet eben, dass du für alle Schüler zuständig bist, aber natürlich auch für alle mit planst und das kann ja bei der Variante nicht funktionieren.


    Eben, das ist es ja, was ich sagen will: Die Bedingungen stimmen nicht! Und ich denke, das ist es auch, was die anderen hier sagen wollen...


    Aber unterschiedliche, individuelle Lernprogramme funktionieren auch erst dann gut, wenn die Schüler in der Lage sind, selbständig zu arbeiten... manchmal haben sie das bis zum Ende der 4. Klasse geschafft... An meiner momentanen Schule ird sehr individuell mit allen schülern gearbeitet. Trotzdem vergleichen sich auch meine GU-Schüler und sind nicht damit zufrieden, dass sie oft ganz andere Sachen machen... Wenn ein Viertklässler im ZR 10 rechnet, dann fällt das in der Klasse auf, was nicht so selten nicht besonders gut für das selbstertgefühl der betroffenen Schüler ist... Kinder vergleichen sich, wollen mit der Masse schwimmen. je älter sie werden, desto mehr begreifen sie auch, dass sie manche Kompetenzen noch nicht erreicht haben... das ist aber ein punkt der im rahmen von Inklusion eigentlich nie thematisiert wird...

    Dann würde ich dich bitten, dass nächste Mal dies doch deutlich zu machen, damit du nicht falsch verstanden wirst.

    ? Meinst du mich damit?


    Naja, in der Regel merkt man, ob ein Kind sopäd. /erhöhten Förderbedarf hat...
    Dein Link funktioniert bei mir leider nicht.... Allerdings hilft mir das persönlich ja auch nicht weiter, wenn in Thüringen gute Bedingungen herrschen, die hier bei mir leider nicht vorhanden sind... In konkret meiner Situation bedeutet das, dass ich quasi jedes Halbjahr an eine andere Schule abgeordnet werde, manchmal auch an 2 oder 3 verschiedene Schulen gleichzeitig. In diesem Schuljahr und jetzt tatsächlich auch schon im 2. Halbjahr, man glaubt es kaum, bin ich an einer Grundschule im Ruhrpott in einem sozialen Brennpunkt, mit hohem Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. Offiziell bin ich für 17 (!) Schüler mit sopäd. Förderbedarf zuständig, zusätzlich soll ich noch präventiv in der Schuleingangsphase beratend tätig sein. Ich habe eine volle Stelle mit 28 Stunden. Die Schüler verteilen sich auf alle 10 Klassen der Schule. Da ist in meinen Augen sonderpädagogische Förderung quasi nicht möglich. Ich sehe die Kinder 1-2 Std./Woche, habe keine Chance gemeinsam mit den Klassenlehrern den Unterricht zu planen (10 Klassen = 10 Klassenlehrer, zeitlich nicht machbar), was bedeutet, ich hole die kinder einzeln oder in kleinen Gruppen raus oder aber bin mit in der Klasse, wo ich aber mehr unterstützende als lehrende Funktion habe. Das ist doch bekloppt, da kann doch nichts bei rumkommen. Und unser Schulamt meint, alles läuft prima, der gemeinsame Unterricht klappt gut. Letztlich aber sind die Kinder und Grundschulkollegen diejenigen, die das größte Päckchen zu tragen haben und den mist irgendwie mehr schlecht als Recht über die Bühne bringen. Keiner ist wirklich zufrieden, die Kinder leiden vor allem, weil sie merken, sie sind nicht "so gut" wie die anderen und können viele Dinge nicht, fühlen sich als Versager. Die Kollegen sind frustriert, weil sie die Ziele nicht erreichen (können). Das kann man doch nicht ernsthaft gut finden? 8|

    Es ist ziemlich blauäugig zu glauben, dass sich die Rahmenbedingungen ändern werden. Werden sie nicht.
    Vielleicht schreien die Sonderpädagogen am lautesten, weil sie sehen, welche Möglichkeiten es eben an den fürchterlich bösen Förderschulen gibt, welche es in der Regelschule oft nicht gibt? Vielleicht auch, weil sie einzelne Kinder vor Augen haben, die bei dem Weg der gerade beschritten werden soll, hinten über fallen? Weil es hier oft genug (natürlich nicht immer) um die Kinder geht, bei denen zu Hause keiner den Finger krumm macht? Weil es an Förderschulen vor allem um Beziehungsarbeit, um Aufbau von meist sehr kaputtem Selbstbewusstsein geht?
    Zudem ich erlebe es gar nicht so, dass nur die Sonderppädagogen schreien... ich erlebe auch viel Protest an den Regelschulen, viel "ich weiß gar nicht, wie ich diesem Kind gerecht werden soll"...


    Susannea, hast du Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in deinen Klassen? Wie schaffst du es, sie optimal zu fördern? (Ich meine das überhaupt nicht sarkastisch, sondern es interessiert mich wirklich!)

    Ich sehe es leider auch so wie Rotherstein. Ich arbeite als Sonderschullehrerin im Gemeinsamen Unterricht an der Grundschule und empfinde die Bedingungen gruselig, vor allem für die GU-Kinder, aber auch die Klassenlehrer. Die Förderung, die die Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf brauchen kann ich so nicht leisten, die Klassenlehrer auch nicht, obwohl die meisten bemüht und engagiert sind. Das ist so schlicht nicht machbar. Dass das Ganze langfristig ne absolute Milchmädchenrechnung ist, hier an dieser Stelle der Förderung zu sparen, dass braucht man eigentlich keinem normal denkenden Menschen erzählen. Auf lange Sicht werden die Kosten, die diese schlecht geförderten Menschen voraussichtlich verursachen werden, sicherlich nicht die Ersparnis ausgleichen, die da jetzt am Anfang betrieben wird (auch wenn das jetzt bitterböse klingt, tut mir leid).
    Susannea, es gibt Kinder, die auf jeden Fall zusätzliche Förderung benötigen, wo das "Standartprogramm" einfach nicht ausreicht. Das kann man zwar verleugnen, aber zu behaupten dass alle Kinder in unserem Schulsystem zurecht kommen, das ist eine glatte Lüge. Inklusion kann nur dann funktionieren, wenn ALLE Schulen personell, materiell, finanziell und räumlich optimal ausgestattet sind. Dass das bis zur Einführung der Inklusion passieren wird, ist utopisch. Inklusion kann funktionieren, bei kleinen Klassen, großen Räumen mit viel Platz für reichlich Material und dauerhafter Doppelbesetzung. Das wird aber so nie geschehen.
    Und ganz ehrlich, hätte ich ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf, ich würde es in die Förderschule schicken....

    Das ist zwar jetzt alles schon etwas am Thema vorbei, aber vielleicht kann es auch nicht schaden, mal die rosarote Mittelschichtsbrille abzunehmen und sich z.B. mal an einer Schule im sozialen Brennpunkt umzuschauen. Es ist leider (!) schlicht Fakt, dass die Bildung in einem sehr großen Maße von dem Engagement der Eltern abhängt, da muss man sich doch wirklich nichts vormachen. Das ist nicht gerecht, das ist unfair, die Kinder können nichts dafür. Und dennoch ist es so. Ich bin derzeit an einer Schule, an der so ziemlich alle Kinder aus der sogenannten Unterschicht kommen. Auch hier gibt es einige wenige Elter, die sehr interessiert an der Förderung ihrer Kinder sind. Aber die sind hier klar in der Minderheit. In unsere ersten Klassen kommen Kinder, die quasi nichts von dem können und wissen, was sie alls durchschnittliches Schulkind können sollten. Bei unseren zukünftigen Erstklässlern werden wir 14 Anträge auf Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs stellen/ schon jetzt dem Kompetenzzentrum melden. 22 Kinder zeigten sich im Schulspiel dahingehend auffällig, dass sie viele Aufgaben nicht lösen konnten/ massive Unterstützung benötigten/ die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschten. Ganze 9 Kinder waren unauffällig. 3 Kinder sind positiv aufgefallen. Ich finde das erschreckend.
    Bei VERA versagen unsere Schüler kläglich, einfach, weil so viele Grundlagen fehlen und wir es nicht leisten können, den Kindern diese in 3 Jahren zu vermitteln, vor allem dann nicht, wenn die Eltern nicht mitziehen... Dabei leisten wir viel, wir fördern sehr individuell, holen die Eltern in Form von Rucksack-Projekten ins Boot, haben Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Sonderpädagogen an Bord, engen Kontakt zum Jugendamt und und und... Aber wir können die Defizite in den Elternhäusern nicht vollständig ausgleichen. Und als dank müssen wir dann dem Schulrat erklären, was wir alles so falsch machen, weil, das darf ja gar nicht sein, dass wir nicht auf einem Niveau mit den anderen Grundschulen im Kreis sind :X: .

    Kogitive Förderung von Kindern finde ich auch wichtig und richtig. Allerdings denke ich auch, dass das Vorarbeiten von schulischem Stoff da wirklich mehr als nur ein bisschen ungeschickt und ungeeignet ist. (Außer wenn es sich tatsächlich um ein sehr schwaches Kind handelt, dem die Wiederholung gut tut). Einem sehr fitten oder auch durchschnittlich begabten Kind schon vorher Unterrichtsinhalte beizubringen führt doch dauerhaft dazu, dass das Kind anfängt, sich in der Schule zu langweilen. Natürlich könnte man dann mit Differenzierungsangeboten kommen, die man bei einem sehr fitten Kind vermutlich ohnehin braucht, aber langfristig ist das Vorgreifen auf den Schulstoff für alle Beteiligten frustrierend.
    Es gibt viel bessere Möglichkeiten, sein Kind kognitiv zu fördern als die nächste Seite im Mathebuch!

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