Zitat Silicium :
Zitat
Nur mal ein anderes Beispiel, nicht Sprache: Ein Instrument zu spielen
ist auch nicht "einfach", aber intellektuell doch überschaubar. Man muss
eben üben, üben, üben und das Gehör entwickeln. Aber ich bin überzeugt
auch ein sehr unterdurchschnittlich intelligenter Mensch könnte ein
richtig richtig guter Geiger werden, wenn er eben genug übt.
Ich hoffe, hochgeschätzter Silicium, dass jetzt unsere geehrte Moderatorin Melosine meinen Beitrag nicht liest ! Sie würde sich wahrscheinlich die Hände reiben, dass jetzt sogar der bei den Moderatoren beliebte Elternschreck dem vernünftigen und klardenkenden Silicium widerspricht.
Nein, so einfach ist das Erlernen eines Instruments nicht ! Es mag in einem gewissen Rahmen überschaubar sein, d.h. man weiß, wie es zu funktionieren hat, aber die eigentliche musikalische Sphäre, die wirklich die (!) Musik erlebbar macht, erreichen nicht einmal 10% derjenigen, die sich intensiv mit ihrem Instrument auseinandersetzen.
Bei der Geige, um bei diesem Beispiel zu bleiben, sind die wenigsten Aspiranten in der Lage, intonationsmäßig sauber zu spielen. Man kann das Gehör trainieren so viel man will, es verbessert sich, aber bei vielen Menschen sind da irgendwo Grenzen gesetzt. Hör Die mal ein Amateurorchester mit Streichern an, dann weißt Du, was ich meine !
Nun die Technik : Für die meisten niemals sicher beherrschbar, weil der Durchschschnitt der Menschen, gerade für die Geige, nicht genügend feinmotorische Fähigkeiten mitbringt.
Die Interpretation, das Ausdeuten, was zwischen den Noten steht, das Annähern an die seelische Substanz der Musik bleibt eh nur den Wenigsten vorbehalten, schon deshalb weil die o.g. Voraussetzungen fehlen. Da scheitert es auch bei sehr vielen, trotz guten Gehörs und hervorragender Technik.
Und nun zu den Auserwählten, die die o.g. Voraussetzungen mitbringen : Das sind diejenigen Spieler, die sich im Profilager tummeln. Trotz der o.g. Voraussetzungen/Begabungen heißt es jeden Tag 6-8 Stunden Einzelüben, wenn keine Orchesterproben oder Konzerte stattfinden.
Und die Musik selbst, muss immer wieder neu aufgebaut werden, da sie zu einer Kunst gehört, die in der Zeit zerfließt. Man kann ein erklingendes Musikstück nicht mit einem
fertigen Bild vergleichen, das noch zudem nachbearbeitet werden kann.
Das ist jetzt alles kein Geschwafel, geehrter Silicium ! Als (wahrscheinlich) unbedarfter Laie kannst Du in einem Live- Konzert spüren, ob die Musik "rüberkommt" oder nicht. Selbst wenn Du kein Klassik-Fan oder Fan von Violinenmusik bist,wirst Du wahrscheinlich dann doch berührt sein, wenn Du z.B. Julian Rachlin oder Itzhak Perlman hörst, die eine Ebene der Musik erreichen, die den meisten Musikbetreibenden vorenthalten bleiben.
Das Beispiel mit dem Violinenspiel kann man natürlich auf andere Instrumente übertragen.