Beiträge von Elternschreck

    Zitat Maxi007 :

    Zitat

    Und - ganz ehrlich - ein Kind mit viel Bewegungsbedarf KANN nicht 6 oder 8 x 45 min am Tag am Platz bleiben!

    Und warum nicht ? Dann muss es sich halt dran gewöhnen !
    Im Kinderchor, Schulorchester etc. müssen die Kinder manchmal 90 Min. am Stück sitzen, konzentriert zuhören und auf die Einsätze des Dirigenten warten.


    Das Problem liegt darin, dass in den Schulen viel zu wenig die Kultur des (wirklichen) Zuhörens und Innehaltens gepflegt wird.

    Zitat

    Liebe Lehrer und Lehrerinnen, sitzt IHR 6 oder 8 x am Tag für 45 min am PLatz??? Selbst wenn ihr (unterrichtsbedingt) könntet,

    Im Prinzip schon, außer wenn ich zum Klavier gehe und die Tasten schwinge, wenn wir Volkslieder singen. Auch in meiner Freizeit sitze ich manchmal mehrere Stunden still, wenn ich z.B. in Symphonie- oder Kirchenmusikkonzerten sitze. Alles eines Sache der inneren Ruhe und Kultiviertheit.

    Zitat

    das wäre doch die Hölle, oder`?

    Nein, für mich ist eher das flippige und nervöse Herumhibbeln, das in unserer Gesellschaft leider immer mehr krankhafte Züge annimmt, die Hölle. 8)

    Zitat President :

    Zitat

    Realistisch ist es, daran zu zweifeln, dass wir die Rahmenbedingungen
    erhalten werden....Und darauf aufbauend wird gemauert. Bei allen
    Neueinführungen der letzten Jahre ging es auf Kosten von Kollegen und
    deren Gesundheit. Dazu sind viele einfach nicht mehr bereit.

    Schon allein die von der Regierung angekündigten Rahmenbedingungen verdienen die Note 6 ! Dazu wird es in der Praxis einige o.g. Reibungsverluste geben, die die Rahmenbedingungen noch erschweren. Das wäre nach unserer Notenskala so nicht mehr erfassbar. Ich würde die Note auf 9+ einschätzen.


    Auch ich stimme President zu, dass sich in den letzten Jahren zu vieles auf Kosten der Gesundheit der Lehrer eingeführt wurde. Das Fass der Belastbarkeit ist dabei schon mehr als übergelaufen. Es wäre mehr als dreist, wegen der Inklusion von den Lehrern Mehrarbeit zu verlangen. Und letztendlich wäre es auch sehr dumm, weil dadurch nur die Arztpraxen durch die betroffenen Lehrer höher frequentiert werden würden. 8)

    Zitat rotherstein :

    Zitat

    Meiner Meinung nach ist diese UN-Konvention für die Politik eine
    willkommene Gelegenheit das teure Förderschulsystem abzuschaffen und so
    auch dem demographischen Wandel entgegenzuwirken.

    Daran habe ich auch schon längere Zeit gedacht. 8)

    Zitat dacia :

    Zitat

    Du hast auch einfach ein anderes Lehramt gewählt, ganz bewußt, ich und
    diejenigen im Forum die sich über Inklusion beschweren haben
    Gymnasiallehramt gewählt, auch ganz bewußt, und jetzt sollen wir uns mit
    geistig behinderten oder schwer auffälligen Kindern auseinandersetzen??

    Und genau so geht es den meisten Kollegen und mir ! Wenn ich vorgehabt hätte, mit geistig behinderten und schwer auffälligen Kindern zu arbeiten, wäre ich Förderschullehrer geworden. Ich denke, dass jeder Kollege bestimmte Neigungen und Begabungen vor (!) dem Studium mitgebracht hat. Z.B.ist der Typus Gymnasiallehrer, der Leistungskurse unterrichtet, völlig anders gestrickt als der Förderschullehrer. Und beide haben andere Zielsetzungen und arbeiten auch völlig anders. -Und ich persönlich kann einfach nicht mit geistig behinderten und schwer auffälligen Schülern erzieherisch umgehen, weil es mir auch von vornherein nicht liegt.


    Ich finde es einfach nur dreist und unserem Berufsstand gegenüber respektlos, wenn man uns Lehrern Aufgaben aufdrücken will, die wir nicht bewältigen können und bei der "normalen" Bevölkerung den Anschein erwecken, als seien wir beliebig austauschbar, weil man das ja alles irgendwie Pädagogik nennt.


    So könnte ja z.B. unser geehrter und künftiger Kollege Silicium später eine 1. Klasse an einer Grundschule übernehmen, auch wenn er Gymnasiallehramt studiert hat. Die hiesigen Grundschulkolleginnen könnte man dafür an Gymnasien abordnen, wenn noch eine Leistungskurse versorgt werden müssen. Die Förderschulkollegen könnten ja an einem Elite-Gymnasium tätig werden und künftige Harvard-Absolventen zum Abitur geleiten.


    Ich erinnere nochmal an meinem o.g. Zahnarzt. Ich würde gerne seine Reaktion beobachten, wenn er von der Ärztekammer ein Schreiben bekäme, dass er künftig verpflichtet sei, auch Blinddarmoperationen durchzuführen. Ich bin mir auch nicht sicher, dass er weniger ungehalten reagieren würde, wenn er von der Ärztekammer ein paar Ressourcen (Skalpelle, Handbuch über Blinddarmoperationen) mitbekäme. 8)

    Zitat Plattenspieler :

    Zitat

    Dennoch finde ich, dass dein letzter Beitrag doch sehr behindertenfeindlich klingt

    Jaja, alter rhetorischer Trick, eine moralische Keule hervorzuholen, um den Kritiker mundtot zu machen. Behindertenfeindlichlkeit habe ich an keiner Stelle geäußert ! Die übrigen Mitglieder sehen das vernünftigerweise genauso. Aber Kritik an die angedachte Inklusion werde ich selbstverständlich weiterhin äußern.


    Unseren Chef, der für die bevorstehende Inklusion nun absolut nichts für kann, haben wir in den letzten Wochen natürlich ganz schön gelöchert und unseren Unmut deutlich artikuliert. Er brabbellte im Lehrerzimmer mal was von "Politischer Korrektheit".


    Es sieht ja so aus, dass die Inklusion einer verbindlichen UN-Konvention folgt. Aber ich frag mich natürlich, warum wir Deutschen immer superkorrekt und pünktlich gehorchen müssen. Was würde denn eigentlich passieren, wenn wir jetzt keine Inklusion einführen ? Würden die UN-Truppen bei uns einmarschieren ? Müssten wir dann zusammen mit unseren Schülern um unsere Nicht-Inklusions-Schulen herum Schützengräben ausheben, bevor die Panzerverbände der UN-Truppen anrollen ?


    Ich denke, es kann einfach nicht sein, dass wir jetzt wegen einer UN-Konvention übereilig und völlig unausgegoren inkludieren müssen. So wie es jetzt geplant ist, ist das ganze Konzept zum Scheitern verurteilt. Aber wir (!) sind nachher die Leidtragenden und Buhmänner, wenn es nicht funktioniert. Eltern, Medien, Bildungspolitiker etc. werden uns (!) dafür tüchtig abwatschen. Und später wird man niemanden zur Rechenschaft ziehen können, die es von höherer Ebene aus wirklich verbockt haben.


    Man stelle sich ein neues Automodell vor, bei dem der Auto-Ingenieur aus Kostengründen keinen Motor vorgesehen hat oder die Konstruktion einer Brücke, deren Statik nicht bedacht wurde oder die Inbetriebnahme eines Flugzeugs bei dem in der Luft die Flügel abfallen, weil man kein Geld für die ausreichende Vernietung investieren wollte.


    Zitat HerrW :

    Zitat

    Es wäre ja mal nett, die Politiker unseres Landes hierauf anzusprechen.

    Die werden uns selbstverständlich helfen, wenn es in unserem Unterricht drunter und drüber geht ! Gerne bin ich bereit mir von diesen Damen und Herren Ratschläge geben zu lassen, wenn sie bei mir mal ein paar Stunden vorunterrichten. Das müsste ja gehen. Vom Umgang mit Förderschülern hab ich ja auch nicht mehr Ahnung als unsere lieben
    Politiker. 8)

    Einen wunderschönen (für die meisten noch inklusionsfreien) guten Morgen !


    Zitat tina40 :

    Zitat

    Ich habe aber ehrlich Angst davor, dass bei noch größerer Spannweite es
    irgendwann mal nicht mehr funktioniert und man dann allein im Tollhaus
    steht.

    Wenn wir ehrlich sind, haben wir ja jetzt schon Tollhauszustände, die wir, zumindest noch an unserer Schule, gerade mal so schultern können. Aber natürlich pfeifen wir dabei
    aus dem allerletzten Loch und die Zahl der Dauerkrankgeschriebenen ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen.- Das Pöttchen ist jetzt schon (zu) voll !


    Einige weitere engagierte Kollegen von uns haben sich eingehender und fundierter mit der Inklusionsthematik beschäftigt, u.a. bei Förderschullehrern Informationen geholt und sich auch bei Schulen erkundigt, die bereits schon Inklusion betreiben. Die befragten Förderschullehrer waren alles andere als begeistert, von den betreffenden Kollegen der Inklusionsschulen kam rüber, dass man sichjetzt schon warm anziehen müsse.


    Die Stimmung bei uns im Kollegium sah letzte Woche so aus (Natürlich spricht man das nur hinter vorgehaltener Hand unter sich aus) : Zunahme der innerlichen Kündigungen. Bei etlichen Kollegen der Gedanke, dass man den Doc dann doch mal öfter aufsuchen würde, um sich krankschreiben zu lassen. Einige Kollegen, die es sich finanziell leisten können, erwägen eine Stundenreduzierung. Einige andere überlegen eine Versetzung in der Hoffnung, dass an der Versetzungsschule keine Inklusion stattfindet (was ja illusorisch ist)...Allesamt sind sich in einem Punkt einig, Inklusion, wir können es nicht !


    Menschenbild hin, Menschenbild her ! Wir Lehrer dürfen uns für ein wolkig formuliertes hehres Ideal verheizen. Und wenn es soweit ist, dass etliche Kollegen in den Burn-Out geraten oder vorzeitig nicht mehr dienstfähig sind, wird es niemand zur Kenntnis nehmen, außer der Sachbearbeiter bei der Bezirksregierung, der von den diesen Kollegen in den Akten die Personalnummer streichen muss. 8)

    Guten Morgen !
    Erstmal einen herzlichen Dank an alle für die rege Teilnahme an diesem Thread !


    Wenn ich mir alle Beiträge zu Gemüte führe, komme ich zu dem Schluss, dass hier fast jeder, bis auf die ehrenwerten Mitglieder Plattenspieler und Mamma Muh, die Inklusion, so wie sie durchgeführt werden soll, sehr kritisch sehen. Einige Mitglieder, da sie wahrscheinlich besser eingedacht sind als ich, äußern Sachverhalte, die mich noch bedenklicher stimmen lassen.


    Zu Siliciums Anfrage, wer als Inklusionsschüler gilt : Schon immer hatten wir an unserer Schule vereinzelt Schüler, die Rollstuhlfahrer waren, manche, die höhrbehindert waren sowie Schüler mit auditiver Wahrnehmungsstörung. Insofern haben schon immer ein wenig inkludiert, wogegen kein Kollege etwas hatte. Vielleicht hätten wir mit diesen Schülern PR-mäßig mehr machen sollen, damit der Kelch der Inklusionsschule an uns vorübergegangen wäre.


    Künftig wird es so aussehen, dass in der geplanten Inklusionsklasse, nicht nur Schüler mit kognitiven und sprachlichen Handicaps (Von Körperbehinderten reden wir erst gar nicht), sondern auch Schüler mit schweren emotionalen Störungen. Ich hab jetzt gerade die Abkürzung dafür nicht parat (Auch ein Hinweis darauf, dass ich nicht inkludieren kann). Ein jeder weiß, was das für den Unterrichtsablauf bedeuten kann. Diese Schüler sind nicht vergleichbar mit verhaltensauffälligen und schwierigen Schülern, die wir ohnehin schon haben, sondern durchaus Unterrichtssituationen entstehen können, wo schon mal die Stühle durch die Schulstube oder aus dem Fenster fliegen.


    Für mich selbst habe ich schon beschlossen, falls ich in der Intergrationsklasse eingesetzt werden und eine solche Situation passieren sollte oder die Schüler schlichtweg aus der Schulstube rennen, einfach dazu nur die Achseln zu zucken. Ich brauch auch kein Prophet zu sein, um mir ausmalen zu können, dass der nächste eigentlich greifbare Förderschullehrer dann nicht für mich auffindbar oder krank sein wird. Und wahrscheinlich ist dann auch gerade der vertretende Förderschullehrer, falls ein solcher überhaupt eingeplant wird, zufällig (!) auf Fortbildung.-So wird die Praxis aussehen !


    Die Forderung der Schulleitungen "Inklusion ja, aber mit entsprechenden Ressourcen !" wird zur hohlen Floskel verkommen, die nachher auf höherer Ebene eh niemanden mehr interessieren wird. Unsere Bürgermeisterin als Repräsentantin des Schulträgers (Stadt), kündigt die Inklusion an ihren Schulen in den Medien voller Stolz an. Auf der anderen Seite ließ sie bei uns (außerhalb der Öffentlichkeit) keinen Zweifel daran, dass der Schulträger selbstverständlich keinen einzigen Cent (mehr Räume, Ausstattung etc.) zusätzlich investieren wird. -Naja, wenigstens einigermaßen ehrlich, die gute Frau !


    Apropos hohle Floskel : Kann sich noch jemand an die (hohle) Phrase Mehr Autonomie an den Schulen erinnern ? Die wurde bis vor einigen Jahren von Bildungspolitikern und Schulträgern in den Medien öffentlichkeitswirksam vollmundig verkündet. Autonome Schule und von oben verordnete Inklusion ! Noch Fragen ? 8)

    Zitat Silicium :

    Zitat

    Wenn Lehrer in einer Sache spitze sind, dann darin sich selber Zusatzaufgaben zu verschaffen.

    Und das mit Begeisterung, geehrter Silicium !
    Was mir bei uns schon tüchtig auf den Senkel ist, ist die Tatsache, dass jetzt schon einige jüngere Kolleginnen lautstark und mit leuchtenden Augen erwartungsfroh den Tag der Inklusion erwarten, wahrscheinlich um bei der Heilung unserer Gesellschaft mit als erste dabei sein zu dürfen. Und dass es ausgerechnet die Kolleginnen sind, die schon in einer "normalen" Klasse Probleme mit der Disziplin und Unterrichtsdurchführung haben, lässt bei mir einige Bedenken hochkommen. Ich finde so eine Haltung schlichtweg naiv, aber Naivität dürfen wir uns in unserem Job nicht erlauben !


    Nun habe ich durch meine Nachbarin, die selbst Förderschullehrerin ist, einiges erfahren, wie und was im Förderschulunterricht alles so läuft. Noch bevor es den Begriff Inklusion gab, hatte ich da zumindest den Eindruck gewonnen, dass wir vom pädagogischen Ansatz her meilenweit entfernt sind. Um Inklusionsschüler adäquat zu beschulen, müssten wir alle nochmal von vorne anfangen und uns einige Jahre nur diesem Studium widmen, wenn man es ernst meinen würde.


    Ich finde auch, dass damit die hervorragende Arbeit der Förderschulen und ihrer Lehrer zu gering geschätzt wird. Ein Gymnasiallehrer z.B. kann Unterricht in Oberstufen -Leistungskurse abhalten, der Förderschullehrer nicht. Umgekehrt läuft der Gymnasiallehrer auf Grundeis, wenn er Förderschulkinder unterrichten muss. 8)

    Einen wunderschönen guten Tag !
    Morgen Vormittag werde ich zum Zahnarzt gehen und mir einige (faule) Zähne ziehen lassen. Da mein Zeitfenster nicht so groß ist, hat sich einer meiner überlegt, ob mein Zahnarzt auch nicht gleich meinen Blinddarm herausoperieren könnte. Ach ja, Herzstechen habe ich ja auch noch in der Brust, das könnte er auch noch mitbehandeln. Und dann könnte er mich eigentlich auch noch psychiatrisch behandeln (Im Zahnarztstuhl habe ich bereits die richtige Position eingenommen). Ihr wisst ja, der jahrzehntelange Nervenkrieg in der Schulstube hinterlässt auch Spuren in der Psyche !


    Nun werden einige von Euch jetzt denken, dass es im Zeitalter der hochspezialisierten Berufe nur absoluter Nonsens sein kann, was ich im ersten Abschnitt beschrieben habe.
    Es ist auch absoluter Nonsens, aber leider nicht für den Lehrerberuf, worin auch eine gewisse Tragik in unserem Berufsstand liegt.


    Inklusion heißt das moralingeschwängerte Zauberwort ! Moralingeschwängert deswegen, weil allein schon der Begriff mit erhobenem Zeigefinger bewusst auf eine moralische Verpflichtung hinweist und damit schon Kritiker im Vorfeld verstummen lässt. Wer möchte sich denn auch damit outen, dass er nicht auf der "richtigen" Seite der Moral liegt ?
    Und natürlich ist es leichter und zunächst bequemer, erstmal dazu mit bravem japanischem Kopfnicken Ja und Amen zu sagen.


    Nun ist es auch bei uns bald soweit, dass die Inklusion Realität wird. Und leider bemerke ich auch bei uns im Vorfeld, wenn man sich mit der Bezirksregierung und Schulträger auseinandersetzt, dass die Kritiker nicht gerne gehört werden, bzw. letzte immer mehr verstummen. Es schlägt die Stunde der Gutmenschen und selbsternannten Weltenheiler, die aber das Ganze freilich nur aus der Schreibtischperpektive betrachten !


    So wie einer meiner macht sich natürlich Gedanken darüber, ob wir als konventionelle Lehrer Inklusion überhaupt leisten können. Ich ahne schon jetzt, dass ich da mit meiner Gymnasialausbildung und Realschulerfahrung nicht viel für eine effektive Inklusion werde leisten können. Und ich gebe auch zu, dass es nicht mein berufliches Ziel war, die Förderschüler unterrichten zu müssen.


    Apropos Studium für Förderschullehrer : Ich denke, ein ernstzunehmendes und spezielles (!) pädagogisches Studium, das bis zum ersten Staatsexamen so ca. 4 Jahre dauert und wahrscheinlich ist die Tätigkeit als Förderschullehrer auch nicht jedermanns Sache. Ich behaupte mal, dass die Förderschullehrer mit Abstand den schwierigsten und anstrengendsten Lehrerjob haben und deswegen auch dafür speziell ausgebildet wurden. Von daher bin ich skeptisch, dass wir Sek1/Sek2-Lehrer es wirklich können werden.


    Jetzt kann ich mir einige erboste Stimmen in diesem Forum vorstellen, die in etwa so lauten "Es ist unsere selbstverständliche moralische Verpflichtung ehemalige Förderschüler zu integrieren, schließlich werden ja dafür Ressourcen und Weiterbildung gestellt !".


    Zu den Ressourcen : Bei uns an der Realschule würde es dann konkret so aussehen, dass eine Integrationsklasse aus 25 Schülern bestehen würde, incl. 8 Integrationsschüler. Förderschullehrer ständen für die Hälfte der Stundenzahl der Integrationsklasse zur Verfügung.-Ich musste da erstmal sehr tief durchatmen, wegen der anberaumten Klassenstärke sowie über die Tatsache, dass Förderschullehrer nicht für die volle Stundenzahl als Hilfe zur Verfügung stehen.


    Böse ist, wer dabei denkt, dass zunächst mal die Hauptfächer mit Förderschullehrern versorgt werden. Der geehrte Elternschreck mit seinen "nur" Nebenfächern würde da wahrscheinlich allein im Regen stehen. Naja, und sowieso das Fach Musik mit ein bisschen Trallala wirkt ja schon per se integrativ. Der erfahrene und drahtige Schulstubenmeister Elternschreck kommt da schon irgendwie alleine klar. Er hat ja auch sonst immer eine große Klappe.-Naja, und in der Praxis haben wir dann nachher doch öfter mal die Ausnahmen, dass z.B. eine Integrationsklasse aus 28 Schülern besteht oder die Förderschullehrer krank sind und zufälligerweise dann auch ihre Vertretungen...


    Zur Weiterbildung : Durch ein paar wenige Stunden Hospitation einer Inklusionsklasse an unserer benachbarten Hauptschule werden wir zu Inklusionsexperten gemacht. Dass die dortige Klasse nur aus 16 Schülern besteht und die betreffenden Hauptschullehrer ausgebildete Förderschullehrer sind, bräuchte man eigentlich gar nicht erwähnen. Unser Realschulkollegium wird das dann schon richten, wenn es so weit ist. Pädagogikstudium ist ja schließlich Pädagogikstudium !


    Aber natürlich kann man sich im Bereich der Förderschulpädagogik ja einarbeiten und weiterbilden. Es ist ja unsere Pflicht, uns ein Leben lang weiterzubilden ! Aber wann, wenn wir trotzdem unsere 28 Wochenstunden wie eh und jeh ableisten müssen ? Es ist zeit- und kräftemäßig einfach nicht zu schaffen. Von daher hat sich eine Weiterbildung eh schon erledigt.


    Wenn ich mir das Ganze vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse, so komme ich zu dem Schluss und oute mich hier im Forum : Inklusion, ich kann es nicht !


    Ich bin der Meinung, dass Lehrer sich im Sinne der eigenen Gesundheit und Wohlbefinden öfter trauen sollten, zuzugeben, dass sie manches einfach nicht können, was ihnen zugemutet wird.


    Damit wir uns richtig verstehen : Ich bin nicht generell gegen eine Inklusion, aber ich habe etwas dagegen, wenn plötzlich mit heißer Nadel und fehlenden Resourcen etwas initiert wird, was schon im Vorfeld nicht richtig durchdacht ist. Ist die Karre erstmal angeworfen, interessiert es später niemanden mehr, ob wir für die Inklusion angemessen vorbereitet und ausgestattet sind. Die verantwortlichen Initiatoren haben sich dann vom Acker gemacht und wir Lehrer stehen dann mit den Problemen alleine da.
    -Wie immer ! 8)

    Es geht nicht um das Rekrutieren widerspruchslose Geister sondern um elementare Fertigkeiten, wie z.B. in Mathematik, Rechtschreibung, sprachliches Ausdrucksvermögen und natürlich auch um Leistungsbereitschaft und gutes Benehmen.


    Zitat raindrop :

    Zitat

    Dann vergleiche doch mal die Wirtschaftsleistung dieser "lehrerzentrierten" Länder mit Deutschland.

    Das kann man so nicht vergleichen und dann schlussfolgern, dass ihr Schulsystem ineffizient sein müsste. Etliche Länder haben halt eine andere geopolitische Voraussetzung und manche müssen erstmal nach der Erblast der Diktatur, wie z.B. in Russland, durchatmen.


    Bei uns sehe ich die Situation so, dass wir die Restsubstanz der vergangenen Wohlstands-Jahrzehnte (hochverschuldet) verfrühstücken.8)

    Zitat Melosine :

    Zitat

    Das ruhige auf dem Platz Sitzen trainieren wir 4 Jahre lang. Trotzdem
    gibt es Kinder, die es auch in Klasse 5 noch nicht können! Ist sicher
    auch die Grundschullehrerin für verantwortlich.

    Dann macht Ihr ja Euren Job sehr gut und genauso, wie wir uns das vorstellen ! Dass dann immer noch nicht alle Kinder stillsitzen können, ist dann ja nicht mehr Euer Bier und seid dafür nicht mehr verantwortlich zu machen. Aber leide kenne ich Grundschulkolleginnen, die erst gar nicht anfangen das zu trainieren. 8)

    Zitat Silicium :

    Zitat

    Ich denke Elternschreck hat nichts dagegen, wenn auch andere Schulformen hier mitdiskutiert werden.

    Selbstverständlich habe ich nichts dagegen ! Ebensowenig habe ich etwas dagegen, wenn hier in humorvoller, wie z.B. TMFKAW mit seinem US-Army-Plakat, und kritischer Weise diskutiert wird, auch wenn es meiner Meinung absolut nicht entspricht. Nein, in meinem (!) Thread wünsche ich sogar eine knackig-kantige Diskussion !


    Ich persönlich würde es mir auch eher wünschen, dass wir in einer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung leben könnten, in der sich die Wirtschaft ausschließlich nach dem Menschen richtet. TMFKAW liegt da mit seinem Vergleich der US-ARMY-Werbung gar nicht so falsch. Im Prinzip, ob wir es wollen oder nicht, haben wir die Aufgabe, unsere Schüler für das spätere Arbeitsleben und den Vorstellungen der Firmenbosse fit zu machen. Es ist halt die Realität, und man kann nicht so tun, dass es zu einseitig und unter unserer pädagogischen Würde sei, unsere Schüler für die Welt da draußen zu präparieren. Wer die Ansprüche unserer Firmen und Personalchefs ignoriert und stattdessen pädagogische Utopien verwirklichen möchte, kann dieses nur tun, weil er selbst in einem Sozialbiotop lebt und für die Konsequenzen, die unsere Schüler ausbaden müssen, nicht zur Verantwortung gezogen wird und seine (verbeamtete) Stelle behält.


    Zitat Silicium :

    Eben !

    Und da sehe ich die berufliche Zukunft für unsere Schüler nicht mehr allzu rosig. Und gerade in den Ländern, in denen lehrerzentriert unterrichtet wird, wird in den Schulen effizienter gearbeitet. Die Sache mit der Kreativitätsbildung unserer Schüler, die immer gerne als pädagogisches Trumpf-AS entgegengehalten wird, halte ich schlichtweg für eine Mär.
    Unsere Schüler sind und werden, so wie es jetzt in unseren Schulen so läuft, auch nicht kreativ ! Das behaupte ich hier mal ganz frech.
    Kreativität setzt eine ganze Tüte voll Wissens-Grundlagen und Selbstdisziplin voraus. Beides sehe ich an unseren Schulen nicht mehr so richtig am entwickeln.


    Unter den realen gesellschaflichen Verhältnissen, messe ich z.B. den Erfolg unserer Schule weniger daran, welche merkwürdigen pseudomodernen pädagogischen Konzepte durchgeführt wurden, sondern daran, wie unsere Schüler in der Arbeitswelt klarkommen. Dass wir Lehrer uns da alle nochmal ins Gebet nehmen müssen, wie wir eine größere Effizienz hinbekommen, bleibt für mich außer Frage.8)

    Einen wunderschönen guten Tag !
    Im Nachbarthread "Was sollen Grundschüler können...?" vertreten einige ehrenwerte Kolleginnen und Kollegen die Meinung, dass sich z.B. die Sek1-Lehrer in Kl. 5 mehr nach der Grundschulmethodik und den Voraussetzungen der ehem. Grundschüler orientieren sollten. Natürlich ist es so, dass wir in Kl. 5 danach schauen, was die Schüler alles so können oder wissen und dieser Erkenntnis nach unseren Stoff vermitteln. Aber auf der anderen Seite finde ich es verhängnisvoll, eine Orientierung ausschließlich nach unten zu fordern.


    Unser geehrter Silicium hat es sehr treffend formuliert :

    Ich brauche dem nichts mehr hinzufügen (Silicium hat Recht !), mache mir aber so meine Gedanken, warum einige KollegInnen eher eine Rückwärtsorientierung für sinnvoll halten. Ich denke, diese KollegInnen betrachten unsere Gesellschaft und ihr Wirtschaftsgefüge aus einer (ehrenwehrten) idealistischen Perspektive. Gemäß der Maxime " Die Wirtschaft ist für den Menschen da, aber der Mensch nicht für die Wirtschaft !" hätten die o.g. KollegInnen mit ihrem Ansatz der Rückorientierung durchaus Recht, wenn unsere Gesellschaft so funktionieren würde.


    Bloß, die Realisierung der o.g. Maxime erweist sich leider und auch dank der Globalisierung immer mehr als eine Utopie. Die Wirtschaft bestimmt von welchem Arbeitskräftepotential sie Gebrauch machen möchte oder nicht. Und da gibt es zwischen dem, was unsere Schüler an Voraussetzungen mitbringen und was die Firmenbosse erwarten, immer größere Diskrepanzen. Und ich persönlich kenne aus meinem Umfeld keinen einzigen Personalchef, der sich die Frage stellen würde, wo man die Schüler abholen müsse.


    Ich mache in jedem Jahr im Gegenteil die Erfahrung, dass der Forderungskatalog der Arbeitgeber an die Schulen/Schüler immer größer wird. An unseren Praktikumsschülern werden signifikant häufiger Rechenfähigkeiten (Kopfrechnen), Umgang mit Sprache und Text sowie Allgemeinbildung kritisiert. Ein Personalchef stimmt mit mir überein, dass die Situation vor ca. 30 Jahren da noch viel erfreulicher aussah. Eine Forderung nach mehr selbstständigem Lernen und Offenen Unterricht kam von den Personalchefs bisher nie. Letztgenannter Chef hat mit mir übereingestimmt, dass man sich in den Schulen wieder etwas mehr auf das Pauken von Inhalten besinnen sollte, da die Schüler immer weniger wissen würden. Ein Praktikumsschüler im Gartenbau z.B. kannte nicht die Pflanzenarten, die sie tagtäglich eingebuddelt haben.


    Wir Praktikumsbetreuer nehmen das von den Unternehmen als konstruktive Kritik hin und werden versuchen, unseren Unterricht inhaltlich effizienter zu gestalten und unsere Schüler mehr auf Trab zu bringen. Manche Gutmütigkeit und zu viel Nachsicht schleichen sich halt in der Schulstube doch manchmal zu sehr ein. Auf jeden Fall hegen wir nicht die Erwartung, dass sich die Betriebe und weiterführenden Schulen uns (!), bzw. unseren Schülern, anpassen werden. Da müssen wir, die Schüler, Eltern und Lehrer, ordentlich in die Hände spucken und ran !


    Summa summarum möchte ich mit meinem Thread aussagen, dass die Welt draußen sich nicht nach Rückwärts und nach unten orientiert, sondern knallhart ihre Forderungen artikuliert.


    Und niemals vergessen : Unser Arbeitsmarkt wird bald für gut ausgebildete asiatische Arbeitskräfte weiter geöffnet werden ! 8)

    Zitat Anja82 :

    Zitat

    Wir in unserer Grundschule arbeiten im Gegenteil sehr darauf hin
    möglichst offen und eben nicht mehr frontal und 45 Minuten auf dem Platz
    sitzend.

    D.h., Eure Schüler sind so selbstdiszipliniert, auf die Sache konzentriert und insoweit sozialkompetent, dass sie nicht ablenken und sich nicht ablenken lassen, so dass sie inhaltlich effizient arbeiten. Ist das wirklich (!) so ?


    Nun ist es bei uns (!) Realität, dass selbst sehr engagierte Kolleginnen, die den Offenen Unterricht präferieren und sich wirklich dabei reinknien, in den Fünfern reihenweise scheitern, weil die Schüler dafür noch keine psychischen Voraussetzungen bringen.-Insofern hat auch der Psychiater Dr. Winterhoff dahingegehend Recht, dass die Offenen Unterrichtsformen konträr zu dem laufen, was die Schüler in diesem Alter für die psychische Entwicklung wirklich benötigen.


    Andere konservative Kollegen (merkwürdigerweise männliche Kollegen) und meine Wenigkeit schaffen es in lehrerzentrierter Weise Ruhe und Arbeitsdisziplin hinzubekommen, aber natürlich auch mit Anstrengung und Schweiß. Und wenn ich da noch Rückmeldungen von Fünftklässlern und ihren Eltern bekomme, dass ihnen mein Unterricht gefällt, liegen wir konservativen und lehrerzentrierten Kollegen da gar nicht so falsch. Wie ich schon in anderen Beiträgen geäußert habe, lasse ich mich nicht von den Offenen Unterrichtsformen beeindrucken.


    Nochmal zurück zum Thema : Selbstverständlich erwarte ich von einem Fünftklässler, dass er 45 Minuten, was keine lange Zeit ist, stillsitzen und sich auf den Unterricht konzentrieren kann. Es geht auch, wenn man darauf besteht ! Auch mit lehrerzentriertem Unterricht und stellenweise ausschließlichem Frontalunterricht, wenn man ihn beherrscht, kann man Schüler für Inhalte motivieren und sie zum Arbeiten bewegen. 8)

    Guten Morgen !
    Obwohl ich kein Freund des Kompetenzenmodells bin, würde ich mir doch wünschen, wenn unsere neuen Fünftklässler mehr allgemeine Orgasiationskompetenz mitbrächten.
    Ich meine als glühender Bekenner und Verfechter des lehrerzentrierten Unterrichts weniger das absoult selbstorganisierte Lernen, sondern das sinnvolle Packen der Schultasche am Vorabend (Abgleich Stundenplan, Materialien, Hausaufgaben etc.), damit auch alle (!) Schüler am Unterricht effizient teilnehmen können. So etwas muss seit Beginn des Schulbeginns immer wieder trainiert werden. 8)

    Zitat Plattenspieler :

    Zitat

    Ich finde es sehr amüsant, dass die Grundschulen den SuS gewisse Dinge
    beibringen sollen, um ihnen den Übergang zu erleichtern. Wie wäre es,
    wenn die Schulen der Sekundarstufe sich stattdessen daran orientieren,
    was die SuS tatsächlich können und wie in der Primarstufe gearbeitet
    wird ... ?

    Ich kann mich da nur der Meinung von Silicium anschließen ! 8)

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