Zitat Melanie01 :
ZitatSchade, Elternschreck, dass du deinen Beruf so empfindest.
Wenn ich meine Wahrnehmung mitteile, dass sehr viele Kollegen, die ich persönlich gekannt habe, nur sehr wenige Jahre ihre Pension genießen konnten, so hat das weniger mit meinen Empfindungen als mit Fakten zu tun. Ich mache mir schon darüber sorgenvoll Gedanken, ob und inwieweit der Lehrerberuf lebensverkürzend wirkt.
ZitatWas an unserem Beruf vielseitig ist? Die Menschen, natürlich!
Wirklich ? Kann ich mich bei ca. 420 Schülern, die ich unterrichte, auf die Vielseitigkeit einlassen ? Ist es nicht viel eher so, dass man als Massenabfertigungslehrer die Menschen nur noch als ein (!) Gebilde sieht und auch irgendwo als Selbstschutz dichtmachen muss ?
ZitatSetzt man sich mal halbwegs mit den jungen Menschen auseinander, die
da vor einem sitzen, dann kann es niemals Routine geben, weil jeder
Mensch anders ist.
Routine hat für mich etwas Positives und muss einfach sein, wenn man den Schulalltag kräftemäßig und mental überleben will und auch noch etliche Jahre nach der Pension gesund leben möchte. Bei ca. 420 Schülern erlaube ich mir übrigens, nicht bei jedem (!) Schüler die Andersartigkeit wahrmehmen zu müssen, geschweige es überhaupt zu können. Schule ab Sek1 ist nun mal ein Massenbetrieb ! In einem Massenbetrieb kann man nur mit Routine effizient arbeiten.
ZitatDas hat etwas mit gegenseitiger Achtung,
Wertschätzung und Respekt zu tun.
Das hat ja auch damit nichts zu tun. Aber aus Achtung, Wertschätzung und Respekt vor meiner eigenen Person und Gesundheit kann ich nicht die Zeit und zusätzliche Arbeit aufbringen, jeden (!) individuell zu behandeln. Dann hätten die Bildungspolitiker keine Massenschulen installieren dürfen und die Klassen kleiner halten müssen.
Zitatwirken. Routine kann aber sehr schnell in Gleichgültigkeit und
Langeweile abrutschen.
Bei mir nicht ! Deswegen beklage ich mich nicht über die Routine.
ZitatWenn es mir so ergehen würde, wie du dies
geschildert hast, dann würde ich dies als Warnsignal sehen. Es wäre der
Tag, wo ich mir ernsthaft Gedanken machen würde, warum ich in meiner
Arbeit und meiner professionellen Weiterentwicklung stehen geblieben
bin. Dann wäre für mich der Moment gekommen, mein pädagogisches
Repertoire zu erweitern und mich z.B. fortzubilden.
Nein ! Ich mache eher ernsthafte Gedanken darüber, inwieweit man die Arbeitsbelastung der Lehrer reduzieren könnte. Fortbildungen bringen nur zusätzliche Belastungen. Mit mir selbst bin ich in fachlicher und methodischer Hinsicht sehr zufrieden. Früher betrug an der Realschule die volle Wochenstundenzahl 24, heute 28 ! Dass ich 30 Wochenstunden ableiste, nur so am Rande.-Noch Fragen ?
ZitatVielleicht probierst du das auch mal aus - z.B. neue Methoden in einem
Fach einzusetzen oder gemeinsam mit den Schülern etwas zu entwickeln.
Um die neuen Methoden wird viel zu viel Wind gemacht. Ich persönlich halte sie für ineffizient.
ZitatDann ist es mit der Routine ganz schnell vorbei.
Ja, und bei den jüngeren Kolleginnen, die die neuen Methoden straight anwenden, kann man dafür jetzt schon ein Burn-Out beobachten. So werden sie das Pensionsalter nicht erreichen.
ZitatUnd wer weiß -
vielleicht kommt dann doch noch das jugendlichere Aussehen?
Das käme bei mir durch Absenkung der Wochenstundenzahl auf 24, kleinere Klassen, homogenere Zusammensetzung der Schüler, bessere Räumlichkeiten und Ausstattung, keine Einmischung durch Hubschraubermütter, weniger Konferenzen, keine Fortbildungen, keine Inklusion, besser erzogene Kinder, mehr Gehalt etc. wieder.