Sehr interessant und zutreffend Dein Beitrag zum Thema, geehrter Silicium !
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Gerade als Anhänger des akademischen Proletariats
kann einem Lehrer das auf einem Stammstisch, bei dem sicher er nicht der
einzige Betrunkene war, schon mal passieren. Klar war es ein bisschen
zu viel! Da muss man aber nun keinen Aufriss drum machen.
Den Begriff Akademisches Proletariat finde ich sehr passend, wenn ich bedenke, inwieweit an unserer Autorität und Ansehen in den letzen Jahren von bildungspolitischer Seite, Medien und Eltern gesägt wurde. Dazu noch das kümmerliche Gehalt, das darüberhinaus noch weitere Schrumpfungen (Kaum noch Urlaubs- und Weihnachtsgeld) erfahren hat.
Sicherlich waren die Eltern wahrscheinlich auch betrunken. Darüberhinaus kenne ich sie alle persönlich, weil wir fast ländlich leben. Da haben einige o.g. Mütter auf dem letzten Schützenfest ganz schön betrunken und frivol auf den Tischen getanzt.-Jaja, als (konsequent nüchterner) Blasmusiker kriegt der geehrte und bei den Eltern beliebte Elternschreck auf solchen Festen sehr vieles mit, was den betreffenden Eltern im nachhinein peinlich ist.
Insofern bräuchte man bei meinem Kollegen nicht so viel Aufhebens machen.
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Wer hat nicht schon einmal den
eigenen Hausarzt betrunken auf ner Gartenparty getroffen.
Aber natürlich ! Das kenne ich von Akademikern sowieso. Was ich da als Konkneipant bei etlichen ehrenwerten Richtern, Staatsanwälten, Chefärzten etc. alles so bei den Verbindungstreffen miterlebt habe...Mich hat es damals gewundert, warum so gut wie keine Lehrer dort anzutreffen waren.
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Peinlich wirds vor allem dann sein, wenn die Väter von der selben Menge
alle noch gut klar kamen und nur er nicht.
Naja, der o.g. Kollege ist alles andere als ein Zechomat. Deswegen ist er ja so schnell abgestürzt. Ob die betreffenden feuchtfröhlichen Väter das ausgenutzt haben, um sich über den Lehrer lustig zu machen, weiß mein Kollege nicht mehr. Vielleicht verlief sein Absturz dezent und (fast) unauffällig.
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Würde das das Bild vom
weltfremden "Akademiker" aus dem Elfenbeinturm bestätigen, der von ein
paar Bier und ein paar Kurzen gleich einen Filmriß bekommt, weil er sein
Leben lang immer nur Schulvorschriften auswendig gelernt hat, in seinem
stillen Kämmerchen hockend.
Irgendwo ist da was Wahres dran, geehrter Silicium ! Nicht, dass wir uns falsch verstehen : Als Lehrer ist er eine fachliche Kapazität und bei den Kollegen und Schülern als Meister seiner Fächer hoch angesehen. Als hochintellektuelle Persönlichkeit (Für die Schule zu intellektuell?) ist er natürlich nicht der Typ, der bei den Eltern und Schülern auf den Tisch haut. Auf der anderen Seite verhilft er den Schülern durch sein unermüdliches Engagement und fachliches Können zu respektablen Leistungen, d.h. ein Leben fast ausschließlich für die Schule. Er ist auch Junggeselle.
Je mehr ich über den o.g. Vorfall nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass er selbst das Opfer seiner Überkorrektheit geworden ist. In jeder Lebenslage (Ich kenne ihn schon seit Jahrzehnten) praktiziert er eine Korrektheit, die ich persönlich als übertrieben finde. Nun wurde er förmlich und korrekt zum Elternstammtisch eingeladen. Als korrekter Lehrer hat er irgendwo verinnerlicht, dass es zum korrekten Kontakt und Mitarbeit mit den Eltern es sich geziemt, auch bei einem Elternstammtisch zu erscheinen, wenn man als Lehrer korrekt eingeladen wird.
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Und welchen Ruf sollte man bei Lehrern bitte schön beschädigen? Dass man
doch nicht den ganzen Nachmittag und frühen Abend auf dem Tennisplatz
verbringt, sondern sich einen hinter die Binde kippt, weil die Mütter
der zu unterrichtenden Kinder so schrecklich sind? Man muss ja einfach
nur mal überlegen, in welcher akuten Notlage er sich befand:
Frage ich mich auch, welcher Ruf gemeint ist. Es muss eine sehr akute Notlage gewesen sein, wenn ich mir das so vorstelle ! Ich persönlich würde schon allein bei den hohen Stimmfrequenzen der Mütter ausrasten, abgesehen davon, was alles so artikuliert wird. Hohe Stimmfrequenzen den ganzen Vormittag über, dann dasselbe abends nochmal?!
Nein, das wäre nicht meine Sache !
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Da möchte man sich ja allein beim Lesen schon ein wenig
betäuben, wie erst muss sich der arme Kollege gefühlt haben, er
vermutlich ohne zu ahnen was ihm blüht sich auf diesen Elternstammtisch
begeben hat? Da erschien ihm die Männerrunde und der Alkohol vermutlich
als rettender Ausweg. Solch extrem mildernden Umstände relativieren das
Geschehene dann schon wieder.
Ich denke auch, dass mann für meinen armen Kollegen großes Verständnis aufbringen sollte. Ich werde ihm raten, künftig Elternstammtische zu meiden und versuchen ihm klarzumachen, dass er lieber einem gesunden Egoismus folgen sollte (Er wäre am liebsten nicht dorthin gegangen) als einer überkorrekten Dienstbeflissenheit zu folgen.
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In diesem Sinne, zum Wohl!
Horridoh, hussa, hussassassah !