Beiträge von Elternschreck

    Zitat Panama :

    Zitat

    Kein wunder hast du Bedenken, dass mein Beitrag zu einer "Verniedlichung" unseres Berufes beiträgt.


    Von dieser Seite aus habe ich das noch nie gesehen.

    Man muss heutzutage als Lehrer alles (!) bedenken, wenn man etwas äußert, das Nicht-Lehrer mitlesen können, geehrte Panama !


    Es ist ja mittlerweile so in unserer Gesellschaft, dass (fast) jeder Hans und Franz glaubt, dass er unseren Beruf locker ausüben könne, wenn er es wollte. Es übt zwar nicht jeder Hans und Franz und auch nicht jede Hausfrau unseren Beruf aus, aber sie reden uns alle kräftig rein, weil sie keinen Respekt vor unserer Arbeit haben, deswegen weil man sie nach ihrer Meinung so nebenher machen könnte.-Daher finde ich den Begriff Hobby im Zusammenhang mit unserer Arbeit nicht gerade respektfördernd.


    Ich hätte es an Deiner Stelle eher so formuliert, dass ich den anspruchsvollsten aller Berufe hervorragend meistere, weil ich dafür außerordentlich gut qualifiziert bin, über eine überdurchschnittliche Empathiefähigkeit sowie über eine enorm hohe Dynamik und Belastungsfähigkeit verfüge, die den höchsten Managern zur Ehre gereichen würde.
    ...und deswegen den äußerst schweren Beruf mit Leidenschaft und Freude ausübe.

    Zitat

    P.s. ..... das mit dem Keller und Weihnachten fand ich klasse..... machst du das etwa...? So als Hobby ??? ;)

    Nein, in meiner Freizeit bin ich als ambionierter Amateur(!)musiker tätig, nicht als Hobby-Nikolaus-Laubsäger und schon gar nicht als Hobby-Pädagoge ! 8)

    Mich stört der Begriff Hobby, weil er ausdrückt, dass man die Sache, die man ausübt, nicht so richtig kann, jedenfalls nicht so wie ein Profi.


    In der Musik z.B. weist man mit dem Begriff Hobby darauf hin, dass man z.B. sein Instrument, das man als Hobby betreibt, nur stümperhaft kann. Deswegen werden in unserer Szene Hobbymusiker nicht für voll genommen. Aber nun ist nicht jeder Musikausübende ein Profi, und es gibt Nichtprofis, die ihr Instrument trotzdem gut beherrschen. Man spricht dann von Amateuren, die zwar nicht von der Musikausübung leben, aber trotzdem, zumindest ab und zu, niveaumäßig fast auf Augenhöhe mit den Profis kommen können, aber natürlich nicht zwangsläufig müssen.-Nichtprofifußballspieler eines Vereins bezeichnen sich auch lieber als Amateure !


    Unter Hobby stelle ich mir auch eher vor, wenn z.B. jemand Briefmarken sammelt, ein wenig töpfert oder mit der Laubsäge im Keller zu Weihnachten Nikolaus-Schablonen aussägt.


    Aber sind wir denn Amateure ?


    Kurzum : Ich warne vor dieser verniedlichenden Begrifflichkeit bei der Außenstehende schlussfolgern müssen, dass unser Beruf (!) nicht anspruchsvoll und nicht ernst zu nehmen ist. 8)

    Hat er seinen Beruf wirklich als Hobby bezeichnet, geehrte Friesin ? Oder war es für ihn nicht eher ein herausfordernder und finanziell einträglicher Beruf, den er mit Ehrgeiz und Stolz ausgeübt hat ? 8)

    Zitat Panama :

    Zitat

    frag ich mich echt: "Hab ich nen Knall?"

    Ich werde diese Frage höflicherweise nicht direkt beantworten, sondern nur kundtun, dass ich es genauso wie SteffdA (Beitrag 13) sehe.


    Im Übrigen halte ich das Threadthema sowie die Diskussion darüber für sehr gefährlich, da auch Nichtlehrer hier im Forum mitlesen und sich über das Hobbyempfinden
    mancher Lehrer sich ihren Teil denken werden. Wie schon geäußert, leistet dieser Thread gesellschaftlich und bildungspolitisch der Denke Vorschub, dass der Lehrerberuf ein einfacher und freudig auszuübender Beruf/Hobby(!) sei, für den die Lehrer eigentlich noch dazubezahlen müssten.


    Mich würde es interessieren, ob z.B. ein Zahnarzt oder Rechtsanwalt seinen Beruf als Hobby ansieht.


    Bildungspolitisches Chaos, angestrebter Bildungskommunismus; zunehmender Bürokratismus im Lehrerberuf; zunehmende Arbeitsbelastung; kein Erziehungskonsens in unserer Gesellschaft; unerzogene, freche, lärmende und faule Kinder; schwierige und uneinsichtige Eltern; Klassenstärken von über 30 Schülern, die man binnendifferenzen und individuell (!) fördern soll; unregierbare Zustände in den Schulstuben; sanierungsbedürftige Schulen, die niemals saniert werden; materielle Ausstattung, die jedem Museum zur Ehre gereichen würden; Gewerkschaften, die sich eher um Schüler und Eltern sorgen als um ihre eigene Klientel; weder materielle noch allgemeine Wertschätzung seitens der Bildungspolitik und Gesellschaft; übervolle Burn-Out-Kliniken durch Lehrer....


    Wenn das Arbeiten unter diesen Rahmenbedingungen ein Hobby sein soll, weiß ich nicht, wie man dann Beruf und Pflichterfüllung definiert.


    Ich denke, auch dieser Thread wird kräftig zur Verniedlichung und Bagatellisierung unseres Berufs beitragen.8)

    Jaja, Ferien in NRW sind nun nicht mehr weit hin !


    Passend zur glanzvollen Gemüts-Hochstimmung höre ich nun eine Komposition von Leroy Anderson, "Buglers Holiday", wohlfeil und mit militärmusikaischer Präzision von der The United States Army Band dargeboten. Diese Komposition stellt eine Paradestück par excelellence für die Trompeter dar, die mit meisterhafter Virtuosität die halsbrecherischen Triolenzungenkaskaden absolvieren.


    http://www.youtube.com/watch?v=OkYcKfqFNmM 8)

    Zitat Bateaulvre :

    Zitat

    Ein Kollege riet mir, den SuS klar zu machen, dass man als LehrerIn an
    der Note gar nicht interessiert sei, damit die SuS nicht glauben, sie
    könnten einen mit ihrer Unkenntnis und Faulheit auch noch ärgern. Was
    sagt ihr dazu? Ist das nicht eine pädagogische Bankrotterklärung

    Und wieso sollte einem Lehrer die Note interessieren für die der Schüler durch sein Arbeitsverhalten oder Nichtarbeitsverhalten selbst verantwortlich ist ?


    Ich denke einfach, dass Du mit den Schülern zu sehr mitfühlst und sie Dich deshalb ganz gut im emotionalen Würgegriff halten und Dich steuern. Du musst Dich da deutlicher von den Schülern in jeder Hinsicht distanzieren.


    Halte in höflicher und korrekter Weise Deinen Unterricht, sozusagen nach Vorschrift, und zensiere in unbestechlicher Art und Weise. Wenn etliche Schüler die Minimalleistung nicht erbringen, werden sie halt schlecht bewertet. Darin spielgelt sich die Bankrotterklärung hinsichtlich Leistungsbereitschaft des Schülers wieder aber nicht Deine Fähigkeiten als Lehrer. Darüberhinaus musst Du lernen, Schüler ohne Sentimentalität zu bestrafen, wenn sie Dich verklappsen wollen.


    Kurzum : Du solltest so etwas wie eine distanzierte Professionalität entwickeln sowie sachorientiert und präzise wie ein Chirurg arbeiten.


    Die Schüler werden Dich wesentlich mehr respektieren, wenn sie Dich mehr als emotinal distanzierter Amtsausführender wahrnehmen. 8)

    Zitat Kuschlerin :

    Zitat

    Sie wollen lernen, sie wissen sich zu organisieren und sie seienn sozial
    kompetent. So die Meinung bei den Treffen mit Gymnasien und
    Haupt/Realschulen.

    Wobei man sich auch gerne was in die Tasche lügt, geehrte Kuschlerin ! 8)

    Zitat Walter Sobchack :

    Zitat

    Viele unserer SuS sind, wenn sie in der 5ten zu uns kommen, schlichtweg
    überfordert durch (zu viel) Selbstbestimmung.

    Wenn ich mir unsere Schüler in Klasse 5 betrachte, würde ich sagen, mehr als absolut überfordert.

    Zitat

    Ich muss ihnen erst
    einmal einen Rahmen geben, in dem sie sich sicher fühlen und bewegen
    können.

    Und genauso ist es ! Die Schüler brauchen den Rahmen, denen ein Erwachsener (!) vorgibt. Alles andere ist für die Kinder eine totale psychische Überforderung, die sie noch unruhiger werden lässt als sie es schon sind. Darum bin ich auch sehr bestürzt darüber, wenn hier einige KollegInnen die Fahne der Schülerselbstbestimmung sehr hoch halten und sich von den Kindern darüberhinaus noch auf Augenhöhe betrachten lassen. Kindgemäß ist so ein Ansatz jedenfalls nicht.


    Meine Wahrnehmnung ist nach Jahrzehnten die, dass sich die Schüler in einem straff lehrerzentriert geführten Unterricht wohler als in offenen Unterrichtsformen fühlen und auch effektiver lernen.

    Zitat

    Hierfür biete ich ihnen Führung und Orientierung an (und entschuldige
    bitte die Wortwahl, das ist mein verdammter Job!) .

    Für Deine absolut korrekte Wortwahl brauchst Du Dich nicht zu entschuldigen, geehrter Walter Sobchak ! Ich finde es eher bedenklich, dass sich in den letzten Jahren im Bewusstsein etlicher Pädagogen so eine Art Pädagogische Gedankenpolizei entwickelt hat. Es gibt sogar schon Pädagogen, die sich nicht einmal mehr trauen in Begrifflichkeiten wie Disziplin oder Strafe zu denken, geschweige denn auszusprechen, weil ihnen sonst moralingesäuerte verbale Repressionen von selbsternannten Welt-Schul-Verbesserern drohen .


    Ach ja der Stern-Beitrag : Ich konnte nur schallend über ihn lachen. 8)

    Zitat annasun :

    Zitat

    Ich würde niemals auf dem Fußboden unseres Klassenzimmers übernachten.
    Ich weiß wie oft dort "sauber" gemacht wird... Und schon garn nicht mit
    Schülern zusammen.

    Ich auch niemals ! Ich wundere mich aber, dass es doch etliche Kolleginnen zu geben scheint, die aus einem merkwüdigen pädagogischen Impetus heraus, so ihre Privatsphäre abgeben und sich neben den Schülern (auf Augenhöhe) auf der Öko-Isomatte wälzen.
    Neben dem Pädophiliegeneralverdacht seitens der Eltern würde ich auch zur Wahrung der Amtsautorität und Würde unseres Berufsstandes mich niemals dazu herablassen.


    Ein jeder möge darüber nachdenken, ob ein Geschätfsführer oder Manager eines Betriebes nicht doch zu einem höheren Image seines Berufsstandes beiträgt, wenn er auf seinen Geschäftsreisen in einem ordentlichen Hotel übernachtet als eine Lehrerin, die in einem verstaubten Klassenzimmer auf dem Fußboden mit den Schülern übernachtet. Ich denke nicht, dass die Bevölkerung solchen pädagogisch verbrämten Aktionismus mit Hochachtung und Respekt betrachtet. Irgendwie tragen einige KollegInnen mit so einem Firlefanz mit dazu bei, dass wir in der Gesellschaft kein hohes Ansehen genießen.


    Zitat Melosine :

    Zitat

    aber mein persönlicher Eindruck ist, dass die Lesenächten nichts zur Förderung der Lesemotivation beitragen.

    Gut, dass das hier erwähnt wird ! Also ein Aktionismus ohne jegliche Effizienz ! Und darin erkenne ich wieder ein grundlegendes Problem in unserem Schulsystem, dass pseudopädagogische Aktionismen von selbsternannten Pädagogik-Gurus hochstilisiert werden und eine blinde Gefolgschaft sich kritiklos vor ihren Karren spannen lässt.
    Hauptsache irgendein pseudopädagogischer Aktionismus und Hauptsache ohne Effizienz ! Je aufwendiger und ineffizienter, desto pädagogisch wertvoller !


    Zitat Tootsie :

    Zitat

    Viele Eltern erwarten so eine Aktion.

    Ich erwarte von den Eltern auch so vieles, bekomme es aber trotzdem nicht erfüllt !


    Scheint bei vielen Lehrern symptomatisch zu sein, dass sie sich als Elternwunsch-Erfüllungsautomaten sehen. Und es soll sogar Kollegen geben, die diesen Forderungskatolog-Eltern hehre Bildungsabsichten für ihre Kinder unterstellen. In Wirklichkeit ist es so, dass die Eltern eher froh sind, dass sie ihre verzogenen und nervigen Gören und Rötzlöffel zur Lesenacht für einen Abend und eine Nacht abschieben können. 8)

    Zitat Stillefuchs :

    Zitat

    Fühle mich bei dem Gedanken, mit ca. 20 Kindern und evtl. noch Kollegen oder Eltern in einem Raum zu schlafen sehr unwohl.

    Schon angesichts des Pädophiliegeneralverdachts unter den wir als Lehrer stehen, würde ich es nicht machen. Wie schnell kann sich da eine Kampagne aufblasen, wenn auch nur ein einziges Kind zu Hause Blödsinn erzählt. 8)

    Zitat robischon :

    Zitat

    Traditionelle P#ädagogik hat mit Burnout, Sitzenbleiben,
    Unterrichtsstörungen, Misserfolgen, schlechten Noten, Schulangst,
    Schulphobie, Schulverweigerung, Notendruck, Hausaufgaben als
    Hausfriedensbruch und Schlimmerem zu tun.

    Nicht die traditionelle Pädagogik hat damit was zu tun, sondern eher das schuldhafte Schulversagen individueller Schüler (Eltern), die generell erstmal keine richtige Einstellung zur Schule und zum Leistungsprinzip haben, geehrter robischon !


    Aber das verwundert mich auch nicht. In einem staatlichen Sozialsystem, in dem man die Perspektive hat, auch als Nichtarbeitswilliger und Laumeier automatisch versorgt zu werden, werden natürlich etliche Faulenzer produziert, die auch in einem reformpädagogischen Schulsystem nichts leisten würden.


    Nein, geehrter robischon, das Versagen einzelner Menschen lasse ich mir und der traditionellen Pädagogik nicht in die Schuhe schieben. Ist nichts mit Büßerhaltung und dem pädagogisch verbrämten Ich-hab-Schuld-Gesicht. Das können von mir aus andere machen.


    Es wird in Deutschland endlich Zeit, dass man in Zukunft wieder mehr auf die Eigenverantwortlichkeit der Individuen setzt als auf das Abschieben individueller Defizite in die Institutionen.


    In Deutschlands Schulen muss endlich wieder gepaukt und diszipliniert gearbeitet werden !

    Zitat sehrratlos :

    Zitat

    Wann denken wir Lehrer endlich um?

    Und gerade der kaputtgeredeten traditionellen Pädagogik haben wir es zu verdanken, dass wir in Deutschland wirtschaftlich, kulturell und sozialstaatmäßig viel erreicht haben.
    Daher denke ich nicht dran, für irgendwelche utopische Pädagogiken und Spinnereien umzudenken.


    "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen !" (Zitat Altbundeskanzler Helmut Schmidt)8)

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