Beiträge von Elternschreck

    Zitat Kiray :

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    Was ich jedoch vorwerfe ist, dass dann nicht mal fix das Werk gelesen und selber arbeitet wird, oft auch nicht mal Sekundärmaterial herangezogen wird, sondern der erfahrene Fachkollege nach der fertig aufbereiteten Unterrichtsreihe gefragt wird. Der Unterricht läuft entsprechend, die guten Schüler haben mehr Ahnung als der Referendar und die Katastrophe ist vorprogrammiert.

    Und genau an der Stelle kann ich diejenigen Referendare, die so gestrickt sind, nicht für voll nehmen. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich Referendare schätze, bei denen man in Gesprächen so etwas wie einen größeren geistigen Horizont spürt und größere Zusammenhänge besser erkennen als Lieschens Müller.


    Mag sein, dass ich in einer völlig anderen Zeit aufgewachsen bin, in der Fleiß, Verbindlichkeit und Leistungsorientierung noch einen höheren Stellenwert hatte. Es war für mich selbstverständlich, dass ich mich in meinen Fächern (fachwissenschaftlich) fit gemacht habe. Im Fach Musik kam noch die künstlerische Komponente hinzu. Das Referendariat habe ich dann so wahrgenommen, dass man dort auschließlich das Unterrichten gelernt und ausprobiert hat. Ist das heute nicht mehr so ?


    Meine Meinung ist nach vor vor die, dass ein Referendar nur dann erfolgreich Lehrer werden kann, wenn er schon vorher ein Meister seiner Fächer ist und souverän, zumindest fachwissenschaftlich betrachtet, vor den Schülern stehen kann.


    Wenn ältere Kollegen merken, dass ein Referendar sich ihnen gegenüber höflich und respektvoll benimmt und darüberhinaus fachlich etwas drauf hat, erntet er auch Respekt und Anerkennung, trotz Unbedarftheit und (noch) Mängel in der Unterrichtsumsetzung. 8_o_)

    Zitat Alice-im Wunderland :

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    Ich bezweifle, dass Elternschreck erwartet, dass heutige Referendare wie Goethe oder Mann sprechen/schreiben können sollen, sondern vielmehr, dass sie ein Gefühl für Sprache haben und sich situationsgerecht artikulieren bzw. in Texten ausdrücken.

    Ich will es mal so ausdrücken, die Deutsch-Referendare sollten u.a. mit Goethe und Thomas Mann souverän umgehen und ihre Werke überzeugend interpretieren können, d.h.anspruchsvolle Literatur wirklich mit Herzblut leben. Nur derjenige, der mit Enthusiasmus und Können versucht, sich der anspruchsvollen Deutschen Literatur anzunähern, kann bei den Schülern so etwas wie Begeisterung für die Deutsche Sprache und damit auch für die Deutsche Kultur entfachen. Die Schüler müssen spüren, sie tun das intuitiv, ob der künftige Lehrer ein klares und anspruchsvolles Wertebewusstsein hinsichtlich Deutscher Sprache entwickelt hat und lebt oder nicht.


    Dass ich als Fachfremder mehr über die Literatur von Goethe und Thomas Mann, um nur 2 Beispiele zu nennen, weiß als etliche Deutsch-Referendare, kann es irgendwo nicht sein. Und es darf auch nicht sein, dass etliche Deutsch-Referendare nicht einmal den Faust gelesen haben.


    Wir Lehrer dürfen uns nicht über die geistige Verflachung unserer Schüler beklagen, wenn wir uns selbst nur auf Banalitäten und Trivialitäten beschränken.


    Und sowieso habe ich den Eindruck, dass etliche Chinesen über die großen Deutschen Dichter und Literaten besser Bescheid wissen als die meisten Deutschen. Muss ich in ca. 20 Jahren nach China reisen, um mich über die o.g. großen Deutschen Meister geistig austauschen zu können ? 8_o_)

    Zitat Alice-im-wunderland :

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    Ich glaube, dass es in erster Linie nicht darum ging, dass man sich als Referendar in die Grammatik einlesen muss, um sie schülergerecht vermitteln zu können, sondern dass es mittlerweile leider tatsächlich (Deutsch-)Referendare gibt, deren eigene Rechtschreibung...hmm..."kreativ" ist

    Genau darum geht es ! Bei einem Deutsch-Referendaren würde ich weniger erwarten, dass er z.B. die Rechtschreibung und Grammatik sofort anhand knochentrockener Regeln begründen und ohne Vorbereitung den Schülern vermitteln kann, sondern sie einfach in der praktischen sprachlichen Anwendung d.h., aus seinem anspruchsvollen, kultivierten und niveauvollen Sprachgefühl heraus beherrscht, dazu in kongenialer Weise gepaart mit einer meisterhaften sprachlichen Ausdrucksfähigkeit, nachstrebend den Vorbildern wie z.B. Goethe und Thomas Mann. 8_o_)

    Zitat Sanne1983 :

    Zitat

    Sorry, dass ich mir hier einmische: Aber ich finde die Bezeichnung "Assi-Kinder" absolut unmöglich. Mit manchen Kindern hat man mehr Schwierigkeiten oder sogar große oder riesige Schwierigkeiten, aber "Assi" als Bezeichnung finde ich absolut daneben!

    Dass das hier nicht nochmal passiert, dass jemand so einen ungeheuerlichen Begriff verwendet ! Gut, dass die Gedankenpolizei hier eingeschritten hat ! Auch das Wort Schwierigkeiten ist im Sinne des pädagogischen Zwiedenkens immer noch daneben ! Heutzutage werden Lehrer hier gemäß der orwellschen pädagogischen Neusprache dazu angehalten, den Begriff Herausforderung zu benutzen oder äußerst schwierige Schüler als spannende Herausforderung zu betrachten. 8_o_)

    Zitat unter uns :

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    Wenn ich an das Alter zurückdenke, weiß ich noch, dass ich auch kräftig Böcke geschossen habe.

    Das denke ich, haben wir zumindest in der Kindheit und Jugend alle. Früher haben wir dafür, nicht nur in der Schule, von allen (!) Seiten der Erwachsenen ordentlich einen auf den Dassel bekommen. Als Studenten und Referendare wussten wir dann, wie man sich als Mensch auf dem Globus gutbenehmend zu bewegen hat. In der Gesellschaft gab es zu der Zeit einen breiten Erziehungskonsens, der in der Folgezeit leider immer mehr aufgeweicht und aufgelöst wurde.-Und die gegenwärtigen Referendare sind im erziehungskonsenslosen Zeitalter großgeworden.

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    Wenn man davon ausgeht, dass hier nur Lehrer schreiben, sieht man die Probleme doch schon im Forum selbst. Gerade mit Blick auf Kulturtechniken im Deutschen werden Dinge gerne relativiert oder schlicht für unwichtig erklärt. Bei Problemen wird auch gerne gesagt, sie existierten überhaupt nicht.

    Wobei ich z.B. beim Sport-, Physik- oder Werklehrer noch Fünfe gerade sein lassen würde, wenn er die Kulturtechniken nicht immer zur vollsten Zufriedenheit beherrscht oder mit Goethe nicht so viel im Sinn hat. Der Deutschlehrer sollte sie aber mit Meisterschaft beherrschen, genauso wie der Physiklehrer sein (!) Fachgebiet.


    Aber im Allgemeinen hast Du bezüglich der Relativierungs- und Unwichtigkeitserklärungsstrategie hinsichtlich der Kulturtechniken im Deutschen natürlich Recht, geehrter unter uns ! Inwieweit diese Strategien im Bewusstsein vieler (junger) Grundschullehrerinnen schon verankert sind, wäre ein Thema für sich.


    Abgesehen davon, dass wir in einem (pseudo) pädagogischen Zeitalter leben, in der real existierende pädagogische Probleme gerne unter dem Teppich gekehrt werden, wird der Begriff Problem bald als politisch unkorrekt gebrandmarkt und aus dem Wortschatz der künftigen Lehrer getilgt werden, genauso wie vorher schon die Begriffe dumm, faul, frech oder dick. Bei jüngeren KollegInnen fällt mir auf, dass sie den Begriff Problem häufig durch das Wort Herausforderung ersetzen. Bei heftigen, fast unlösbaren Problemen spricht man schon gerne von spannender Herausforderung.-Klare Sachverhalte werden immer mehr sprachlich vernebelt, entstellt und bagatellisiert. Die Neusprache aus Orwells 1984 lässt herzlich grüßen !


    Zur Schulsozialisation künftiger Lehrergenerationen : Etliche der jetzigen Referendare haben in ihrer Schulzeit bereits die leistungsherunternivellierende Kuschel-, Beschwichtigungs- und Bagatellisierungspädagogik durchlaufen, in der es im offiziellen pädagogischen Sprachgebrauch keine schwachen und leistungsverweigernden Schüler mehr mit Leistungsdefiziten geben durfte, sondern nur noch Persönlichkeiten mit Stärken. Hat das wirklich die objektive Selbstwahrnehmung gefördert ? 8_o_)

    Zitat Meike :

    Zitat

    Ich erlebe, dass sie teilweise jünger und teilweise etwas unerfahrener aus dem inzwischen leider sehr verschulten System zu uns kommen und dass ein paar mehr von ihnen selsames Verhalten an den Tag legen, als ich früher so den Eindruck hatte.

    Naja, unser System damals war auch nicht weniger verschult, und ich denke noch weniger praxisbezogen als heute. Deshalb eignet es sich nicht zur Rechtfertigung o.g. Verhaltensattitüden etlicher Referendare.

    Zitat

    - und auch unter den altgedienten Kollegen kenn' ich einige fachliche Vollpfosten. Auch manchmal die, die meinetwegen fachlich ganz gut angefangen haben, sich aber nie weitergebildet haben -

    Naja, Vollpfosten gibt es in allen Bereichen und Ebenen. Ob das z.Zt. besonders auch für die führenden Repräsentanten der einflussreichen Elfenbeinturmpädagogen und Bildungspolitk, der wir auch noch marionettenartig gehorchen müssen, zutrifft, mag hier jeder selbst darüber nachdenken und für sich entscheiden.


    Geehrte Meike, den generellen Unterschied zu früher sehe ich z.B. darin, dass es damals niemals möglich gewesen wäre, dass vor den Schülern ein junger Deutschlehrer (Referendar) steht, der selbst die Deutsche Rechtschreibung und Grammatik nicht ausreichend sicher beherrscht (Hatte da kürzlich so ein Erlebnis), von der Beherrschung der Werke von Goethe und Konsorten mal ganz abgesehen. Genauso, wie ich es von einem künftigen Musiklehrer erwarte, dass er fit im Notenlesen, Musikgeschichte, Werkanalyse, Chorleitung und Instrumentalspiel ist, am besten früher Preisträger bei Jugend Musiziert, möchte ich das Anspruchsniveau z.B. auch bei künftigen Deutschlehrern gewährleistet wissen.

    Zitat

    die meinetwegen fachlich ganz gut angefangen haben, sich aber nie weitergebildet haben

    Wobei ich die Fortbildungen, die ich erlebt habe, im Nachhinein schlichtweg als kindischen, nervigen, zeitraubenden und ineffektiven Kokolores betrachte. Die fingen meistens mit dem Schaumstoffballwerfen (Kennenlernspiel) im Stuhlkreis an, in der Mitte fortgeführt mit dem Abspulen von Feiertagsdidaktiken und endeten am Schluss mit dem unvermeidlichen Wie-fühlst-Du-Dich-Gelaber. Und alle haben immer lieb gelächelt. Im Nachhinein habe ich mich auch immer gefragt, wer da wen fortgebildet hat. 8_o_)

    Zitat Meike :

    Zitat

    ...deshalb darf ich mich benehmen wie Rumpelstilzchen" so wirklich ausstellen kann. Das ist schon eher ein personen/perönlichkeitsgebundenes Problem, üblicherweise.

    Und ich sehe das nicht nur als ein direktes personen- und persönlichkeitsgebundenes Problem, sondern das Ganze in einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhang. Höflichkeit und allgemeines Benehmen sind bei Kindern und jungen Menschen in Deutschland immer weniger angesagt. Während es für meine Generation, als wir Kinder waren, noch selbstverständlich war, z.B. die erwachsenen Nachbarn draußen höflich zu grüßen, der Oma nebenan die Einkaufstasche ins Haus zu tragen wenn sie vom Kaufmannsladen kam, im Bus/Straßenbahn älteren Menschen den Sitzplatz anzubieten, die Mütze innerhalb geschlossener Räume abzusetzen, nehme ich heute eher wahr, dass selbstverständliche höfliche und freundliche Verhaltensweisen bei der nachwachsenden Generation immer mehr den Bach herunterzugehen drohen, wer immer auch Schuld für die Erziehungsversäumnisse tragen mag.


    Nun haben wir die (junge) Generation der Referendare vor uns, die nicht in einem vergleichbaren Erziehungsumfeld aufgewachsen ist wie wir früher, sondern in Jahren, in denen man gesamtgesellschaftlich in Deutschland die Erziehung ordentlich hat schleifen lassen.-Die Symptome und Nachwehen des antiautoritären 68er Geistes hinsichtlich Erziehung lassen da herzlich grüßen.


    Wie nehmen wir altgediente Kollegen unsere jungen Referendare wahr ? Erst einmal darf man sie nicht über einen Kamm scheren und muss sorgsam differenzieren. Jedoch beobachte ich heutzutage häufiger die o.g. (verbesserungswürdigen) Verhaltensweisen, die hier andere Foristen auch schon geäußert haben.


    Ich nehme aber noch ein anderes Problem zunehmend wahr : Das Abflachen des fachlichen Niveaus, das ich zumindest im Sek1-Bereich beobachte, insbesondere im Fach Deutsch (Das Niveau in den anderen Hauptfächern, wie z.B. in Mathematik, kann ich weniger beurteilen) und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, wie z.B. in Geschichte und Erdkunde. Ich bin immer öfter darüber erschrocken, wie unsicher manche künftige DeutschlehrerInnen sogar hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik sind. Dass ich neulich höchst entsetzt darüber war, dass eine Deutsch-Referendarin mit Goethes Faust nur wenig anfangen konnte oder ein anderer Referendar sich in der Deutschen Geschichte des 19. Jh. kaum auskannte, nur am Rande. Sicherlich ist Faust für den Unterricht der Realschule nicht so relevant, aber sollte der Lehrer, egal ob Grundschule oder Gymnasium, nicht ein vorbildlicher Meister seines Faches sein und schon allein aufgrund seines großen Horizonts, Tiefgangs und Könnens Schüler beeindruckend und motivierend sein ? Ich denke, auch bildungsferne Schüler spüren, ob ihr Schulmeister was draufhat oder nicht.


    Kurzum : Wir (altgedienten) Kollegen kritisieren immer häufiger das abgesunkene Leistungsniveau der Schüler. Liege ich völlig falsch, wenn ich spüre, dass es immer häufiger
    die kommende und neue Lehrergeneration erreicht ? Und wie sieht es mit der umfassenden Allgemeinbildung unserer Referendare aus ?8_o_)

    Mich interessiert das alles nicht ! Bei mir im Unterricht müssen die Schüler leise zu sein, und es wird ordentlich Druck gemacht und Stoff gepaukt, deswegen, weil ich es so wünsche. Die Rolle des Sozialarbeiters dürfen sich gerne andere zuschieben lassen, wenn sie es wollen. 8_o_)

    Zitat Sinanneele :

    Zitat

    Ich unterrichte an einer Förderschule (L)

    Am besten wäre der o.g. Schüler in NRW aufgehoben. Wir sind so gut, auch wenn wir keine Förderschullehrer sind, dass wir ihn inkludieren könnten/müssten, wie Frau Löhrmann das so sagt. Deswegen gibt es in NRW bald keine Förderschulen mehr. 8_o_)

    @Meike


    Ich persönlich fand im o.g. Filmbeispiel nichts drillhaftes, wenngleich die Eltern ein wenig überspannt waren.

    Zitat

    Was ich mir wünsche, ist eine etwas unverkrampftere Diskussionund eine sehr vielfältige und durchlässige Schullandschaft.

    Im Gegensatz zu den pädagogischen Mainstream-Dogmatikern bleibe ich da mental voll locker aber unbeirrbar, wenn andere KollegInnen nicht meinen klaren Standpunkt vertreten und leben.

    Zitat

    ...eine sehr vielfältige und durchlässige Schullandschaft.

    Das wünsche ich mir auch, aber NRW marschiert zur Zeit bildungspolitisch in Richtung Gleichmacherei und Einheitsschule. 8_o_)

    Trotz alledem würde mir auch für NRW so ein System wünschen !


    Mag sein, dass der Impetus der o.g. Eltern, ihre Kinder auf das Gymnasium schicken zu wollen, ein wenig übertrieben war. Auf der anderen Seite, finde ich es positiv, dass in Bayern die Eltern (!) viel mehr in die Pflicht genommen werden, für den Erfolg ihrer Kinder auch etwas zu tun.


    In NRW kann leider jeder machen was er will, und zu viele Leistungsverweigerer und Luschen besuchen, auf Kosten der Lehrer und geeigneten, leistungsorientierten Schüler, Schulformen, bes. das Gymnasium, die sie intellektuell nicht schaffen können und den ganzen Betrieb egoistisch und rücksichtslos ausbremsen. Und dann kommt noch unsere liebe Schulministerin, Frau Löhrmann, mit der bedeutungsschwangeren, für mich auch sozialträumerischen, Gutmenschfloskel "Wir lassen niemanden zurück !" 8_o_)

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