Hallo Jez,
zur Disziplinfrage:
in der Unterstufe habe ich auch einiges ausprobiert und mittlerweile mit folgendem System großen Erfolg:
(Vorab: Es ist nicht von mir, sondern ein Tipp von Remus, den ich hier gelesen und etwas abgewandelt habe)
Wenn mir die Unruhe zu groß wird, setze ich mich so halb auf's Pult (ich unterrichte sonst immer stehend), schaue demonstrativ auf die Uhr und gucke dann den größten Unruheherd an. Freundlich. Normalerweise fragen die Schüler sehr schnell was denn los sei, wenn nicht, "markiere" ich "Körnchen unter den Fingernägeln vorpulen". Nun fragen sie normalerweise spätestens, was denn los sei. Dann schaue ich nochmals auf die Uhr und sage, dass ich eigentlich 3 Minuten früher Schluss machen wollte, es aber im Moment ganz danach aussieht, als müsse ich sogar überziehen, weil ich nicht weitermachen kann, denn es ist ja viel zu laut. Wenn es dann immer noch nicht leiser wird, gebe ich laut "Überziehungszeiten" im aktuellen Stand durch, grinse und verkünde, dass ICH jede Menge Zeit habe. Sie fangen dann sehr schnell an, sich gegenseitig zur Ruhe zu bringen.
Wenn man es ein paar Mal tatsächlich durchgezogen hat, braucht man das nie wieder, die Drohung allein reicht schon.
Ansonsten, wenn alles nichts hilft: Die Klasse hart arbeiten lassen (diktieren, etc.) bringt die chaotischste Klasse zur Ruhe. Und bei den ganz harten Fällen (die ich allerdings nur in der Mittelstufe finde) hilft auch mal das ernsthafte Gespräch nach dem Unterricht unter vier Augen, wenn man denjenigen fragt, was er eigentlich für seine "mündliche Leistung" an Noten so erwartet und dass man eigentlich keine Lust hat, einem derart intelligenten Schüler solch schlechte Noten einzutragen, er aber sicherlich selbst einsieht, dass die heutige Leistung einfach nicht stimmt für Besseres. Ist mir schon klar, dass es das eigentlich nicht sein kann, wenn man nur noch mit Notendruck Erfolg hat, aber es gibt leider Fälle, die es anders nicht kapieren.
Zur Präsenz:
Unterrichten mit vollem Körpereinsatz, Stimmeinsatz, kurz: Theaterspielen. Macht Spaß, manchmal halten die Schüler einem für ein bisschen bekloppt, aber gerade in der Unterstufe freuen sie sich extrem darüber, wenn sich der Lehrer für sie "aufführt". Klar, man darf es nicht übertreiben und muss die Klasse dafür gut im Griff haben, sonst hat man schnell das oben genannte Problem.
Noch ein genereller Tipp:
Meiner Erfahrung nach ist jede Klasse ein Spiegel meiner eigenen Stimmung. Wenn du ihnen etwas Interessantes bietest und es geschafft hast, sie emotional für dich zu gewinnen (ein richtig platziertes und formuliertes Lob wirkt da Wunder!), dann kannst du mit der chaotischsten Klasse wunderbar arbeiten. Aber bis dahin ist es oft auch für alte Hasen ein hartes Stück Arbeit und immer wieder ein harter Kampf. Die Gefühlsschwankungen kenne ich und wahrscheinlich jeder andere hier auch. Das ist normal, nur nimmt man es sich mit der Zeit nicht mehr so zu Herzen, wenn man gemerkt hat, dass man nie so perfekt sein kann, wie man es gerne wäre.
Und wenn deine EG-Leiterin (was auch immer das sein mag) die angesprochenen Dinge lobt, dann würde ich mir an deiner Stelle auch nicht allzu viele Sorgen machen, denn die genannten Punkte sind sehr zentral, darauf kann man doch gut aufbauen! Am Anfang ist es für jeden stressig, das gibt sich mit der Zeit.
LG