Das schwierige bei Ratschlägen ist ja immer, dass es von Bundesland zu Bundesland anders gehandhabt wird, insofern weiß ich nicht, ob es dir was nützt, aber ich schreib mal, wie es bei uns läuft: zunächst gibt es an der Schule einen LRS-Moderator (soll hier in Berlin jede Schule haben), der für genau solche Fragen Ansprechpartner ist. Vielleicht gibt es bei euch ja etwas ähnliches oder zumindest einen Kollegen der sich besser auskennt ???? Wenn der Verdacht auf LRS besteht, können wir das in der Schule "antesten" (Testung erfolgt durch Lehrer) . Das machen wir mit der HSP (Auswertung erfolgt mittlerweile online, es gibt aber zur Not auch eine Kollegin die das kann). Wenn die HSP auch auffällige Ergebnisse liefert, haben wir für unseren Bezirk die Möglichkeit, dem Kind eine Lernkur anzubieten (10 Wochen in Kleingruppe an anderer Schule). Wenn die Eltern das wünschen, wird das Kind durch die Schulpsychologie noch näher angeguckt, vor allem wird da nochmal nach den Lesefähigkeiten geschaut, erst dann werden die Pätze für die Lernkuren vergeben (sind leider immer zu wenige). Unabhängig von der Lernkur (ist ja auch recht speziell) wäre also die Schulpsychologie auch dafür zuständig. Wichtig wird die Diagnose auf jeden Fall, wenn man einen Nachteilsausgleich beantragen möchte. Bleibt die große Frage der Förderung: idealerweise sollten die Ergebnisse der HSP auch dazu genutzt werden, genauer festzustellen in welchen Bereichen das Kind besonders gefördert werden muss, noch idealerweise erstellt man einen Förderplan. Die Förderung erfolgt dann über Binnendifferenzierung innerhalb deines Unterrichts und (wenn es "am idealsten" läuft) womöglich noch über zusätzliche Förderstunden(...???).
Zu deinem Kind: ich habe es nicht so verstanden, dass das Kind nur noch nicht "perfekt lauttreu" schreibt, sondern fast noch gar nicht. Ich habe zur Zeit auch einen Schüler bei dem das so ist: es fehlen sehr viele Laute, ähnliche Laute werden verwechselt, die Laute sind in der Reihenfolge verdreht und er schreibt immer wieder Laute auf, die nicht (auch nicht ähnlich) im Wort vorkommen. Ansonsten kann er (sehr zögerlich) Silben lesen mehr aber noch nicht. Ich finde das auch auffällig und werde ihn mit Sicherheit auch bei der nächsten Gelegenheit testen lassen (normalerweile frühestens in Klasse 2, er ist jetzt aber als "Verweiler" immer noch Erstklässler). Ein anderer wichtiger Punkt ist für mich immer zu klären, ob mit der Wahrnehmung alles in Ordnung ist. Dazu nimmt sich unsere Sonderpädagogin die Kinder nochmal raus und gewinnt einen ersten Eindruck. Gegebenfalls empfehlen wir dann den Eltern, das noch näher untersuchen zu lassen oder raten auch mal direkt zu Ergotherapie etc. (wenn es sehr eindeutig ist). Oft dürfen wir dann für den Kinderarzt auch nochmal einen ausführlichen Bericht schreiben....
Das ist jetzt lang geworden, hoffe es hilft dir irgendwas
Gruß icke