Beiträge von icke

    Ich finde es ja nicht schlecht, dass es so offen gehalten ist (dann muss man wenigstens nicht zwischen Möglichkeiten wählen, von denen keine richtig passt oder rätseln was gemeint ist und man kann Dinge im Zusamenhang erläutern), aber in 5-10 Minuten ist das defintiv nicht zu schaffen

    Ich weiß, dass die ersten Lebensjahre die prägendsten sind, dennoch meine ich, dass Lehrer in der Schule einen Erziehungsauftrag haben (steht doch auch in den Schulgesetzen), den sie wahrnehmen sollen - obwohl man hier vor allem liest, "die Eltern seien schuld". Die Psychologie sagt aber auch, dass man Kindern bis 10 Jahre noch fast jedes unerwünschte Verhalten "abgewöhnen" kann. Für mich geht es dabei auch um "schulisches Verhalten". Diese Verantwortung tragen die Grundschullehrer.

    Aber die Eltern hören doch nicht auf ihre Kinder zu erziehen, wenn die in die Schule kommen...!!!!
    Und die Schule übernimmt dann und rückt alles wieder zurecht? So klingt das aber bei dir. So ein bisschen, als müsste man da nur mal eben die Reset-Taste drücken und dann wird das schon... Kinder sind keine Hunde, denen man Verhaltensweisen einfach so abtrainieren kann.


    Die Eltern sind und bleiben nun mal die Menschen, die den größten Einfluss auf die Kinder haben. Schule kann das unterstützen und festigen und natürlich gibt es bestimmte "schulische Verhaltensweisen", die so auch nur in der Schule geübt werden können,
    aber wie erfolgreich die schulische Erziehung läuft und wie groß der Einfluss tatsächlich ist, hängt definitiv davon ab, welche Grundlagen zu Hause gelegt werden. Für mich ist das spätestens nach Schulwechsel und damit verbundenem Wechsel des Einzugsgebietes überdeutlich geworden.
    Schule 1: sozialer Brennpunkt, Eltern, die sich wenig bis gar nicht kümmerten, Erstklässler die keinerlei Respekt vor Erwachsenen hatten, Kinder die es gewohnt waren, nur auf Anschreien zu reagieren, keinerlei Interesse an Schule zu Hause, hohes Aggressionspotential, keine Normen usw.usw.
    Da nahm Erziehung einen Riesenraum ein (gefühlt habe ich da oft nichts anderes gemacht...) und der Effekt war trotzdem erschreckend gering.
    Schule 2: Eltern sehr interessiert, volle Unterstützung zu Hause, Kinder wissen grundsätzlich wie man sich benimmt, haben auch gelernt sich zu artikulieren und grundlegende soziale Umgangsformen mitbekommen,
    Da ist natürlich auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen und natürlich erzieht man auch da kräftig mit, aber es benötigt viiiiiel weniger Zeit und trotzdem bewirkt man viel mehr. Weil man die Kinder leichter erreicht und weil man auf die Grundlagen aufbauen kann.


    Zu behaupten an Grundschulen fände keine Erziehung statt, finde ich dreist. Insbesondere den Kolleginnen gebenüber, die sich gerade bei schwieriger Klientel tagtäglich aufreiben, um dem was von zu Hause kommt (oder eben nicht kommt) irgendwas entgegenzusetzen ist diese Behauptung ein absolute Frechheit.
    Ich empfehle dir mal ein Hospitationswoche in einer Grundschule deiner Wahl, am besten im Brennpunkt.

    Hast du mal nachgefragt, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, in eines der Kinderzimmer noch eine Extra-Matratze zu legen?
    Könnte man ja tagsüber hochklappen. Genug Matratzen muss es ja geben...
    So ganz kapier ich es aber auch nicht: wo hätten denn die Begleitperson und du schlafen sollen bevor der Schüler dazukam? Wenn es sowieso nur ein Einzelzimmer gab? Oder waren es erst zwei Einzelzimmer und ihr musstet ein Einzelzimmer ggen ein Mehrbettzimmer tauschen???


    Mit Schülern das Zimmer teilen ginge für mich auch gar nicht. Du wirst eh Schlafmangel haben, da willst du nicht auch noch morgens vom ersten Kind geweckt werden, das wach wird.... (und als Kind hätte ich das auch extrem doof gefunden, wenn morgens immer schon ein Lehrer in meinem Zimmer gelegen hätte...).

    Postmappe, weil:
    -Rücklaufzettel mit Unterschrift
    -vereinzelt tatsächlich noch Eltern ohne mail-Adresse (z.B. die meiner Flüchtlingskinder)
    -Zettel der Schulleitung zum Verteilen bekomme ich nur in Papierform


    Eine Mutter fragte auch mal, ob ich die Zettel nicht auch per mail schicken könnte, aber das wäre dann doppelte Arbeit für mich (soll ich Zettel der Schulleitung dann einscannen? Oder Abtippen?) und gewisse Eltern würden sich dann darauf verlassen immer alles per mail zu bekommen und vermutlich gar nicht mehr in die Postmappe gucken.

    Ansonsten gehe ich in die Nachbarklasse und bitte eine Kollegin, mitzukommen und mit dem Kind zu sprechen. Geht das Kind immer noch nicht freiweillig würde ich den SL dazu holen, der ist meistens aber nicht verfügbar. Also rufe ich die Eltern an, schildere die Situation und erkläre, dass kein Unterricht mehr möglich ist. Das Kind muss sofort von den Eltern abgeholt werden.

    Grundsätzlich logisch und richtig. Trotzdem würde mich interessieren, was mit dem Rest der Klasse ist, während du in der Nachbarklasse bist oder telefonierst? Oder auch: was ist mit der Nachbarklasse, wenn die Kollegin mit zu dir kommt?
    Ich kenne das ja auch alles aus meiner ehemaligen Schule. Da hatte ich auch immer mindestens ein Kind in der Klasse, dass massiv störte und sich weigerte zu gehen. Gleichzeitig war es aber auch nicht möglich die Klasse auch nur kurz allein zu lassen, weil die dann auch über Tische und Bänke gingen. Gruselig auch die Situation, als ich ein Kind selbst zum Rektor bringen wollte, mit dem Kind an meiner Seite schnell in der Nachbarklasse fragte, ob sie kurz ein Ohr/Auge auf meine Klasse haben kann und das Kind genau in diesem Augenblick in meine Klasse zurückrannte und auf ein anderes Kind losging...

    Ich kapier vor allem gerade nicht, was die Rechnung mit dem Artikel zu tun hat.
    5 Minuten pro Stunde um Ruhe herzustellen, finde ich jetzt nicht weiter ungewöhnlich. Das würde ich noch nicht als ungewöhnliche Belastung bezeichnen.
    Wirklich problematisch wird es, wenn es irgendwann kippt und man mehr Zeit mit disziplinarischen und erzieherischen Maßnahmen verbringt als mit dem eigentlichen Unterricht.... und dazu tragen dann in der Tat auch äußere Gegebenheiten bei, die dringend verändert werden müssen.


    Den Artikel selbst finde ich gar nicht so uninteressant. Wir dürfen hier in Berlin zur Zeit auch so einen Fragebogen ausfüllen. Ein nicht unwesentlicher Antrieb für mich den auszufüllen, war die Aussage unseres Schulleiters: die ersten Ergebnisse (anderer Schulen) liegen schon vor und die gefallen Frau Scheeres überhaupt nicht... :top:

    Dafür dass du alles schnell vergessen hast, weißt du dann aber doch noch ganz schön viel.... :ohh:
    Danke für die umfassende Antwort!
    Klingt aber schon ganz schön kompliziert. Da hätte ich doch Bedenken, dass ich das nicht gut vermittelt bekomme.
    Interessant wäre es sicherlich trotzdem, schon allein weil es nie schaden kann, wenn man die Thematik selber besser durchschaut.
    Und weil ich mich schon frage, ob es tatsächlich Methoden gibt um die Kinder dazu zu bringen, das zu hören. Wenn ich überlege wie schwer es schon fällt lange und kurze Vokale zu unterscheiden und dann sollen sie außerdem noch hören, welche Silbe betont ist...
    Auch bei dem Ansatz mit den offenen und geschlossene Silben ist es für einige Kinder schwer zu hören wo die erste Sprechsilbe aufhört. Die sprechen dann auch mal locker "So-nne".
    Aber die FoBi (in der Tat regional) wäre halt ganztägig und ich müsste mich extra freistellen lassen. Da überleg ich mir das natürlich schon genauer.


    Hm, ich denke da nochmal drüber nach. Wenn ich doch da war werde ich berichten.

    Danke Conni! Das hilft mir durchaus schon weiter. Insbesondere das hier ist mir wichtig:

    Man muss den gesamten Rechtschreiberwerb so aufbauen. Du kannst nicht in Klasse 3 plötzlich ins FRESCH-Konzept wechseln. Das sind quasi 2 verschiedene Sonnensysteme.

    Genau darüber grübele ich nämlich gerade nach. Wir arbeiten an der Schule von Klasse 2 bis 4 mit Flex und Flora. Da findet sich FRESCH auch drin wieder (auch wenn es so nicht benannt wird und die Symbole ein bisschen anders aussehen) und ich nutze die Strategiesymbole ganz regelmäßig und komme damit gut zurecht. Bei den Themen "doppelte Mitlaute" und "langes ie" wird aber auch mit offenen und geschlossenen Silben gearbeitet. Da habe ich mich erst nicht so recht rangetraut, habe es jetzt in Klasse 3 aber dochmal "gewagt" und bin positiv überrascht, dass die Kinder das doch ganz gut verstanden haben. Zumindets für einen Teil der Kinder scheint es tatsächlich eine zusätzliche Hilfe darzustellen. Allerdings wird es dann nicht weiter vertieft.


    Was ich mich jetzt also frage ist: gehört das mit den offenen und geschlossenen Silben auch zu dem oben genannten Konzept oder ist das nochmal was anderes? (ich kannte das aus dem Silbenkonzept vom ABC der Tiere, ist das dasselbe????). Wenn es was völlig anderes ist und mit FRESCH gar nicht kompatibel, gäbe das dann nämlich für mich eher wenig Sinn. Schon allein weil ich die Klasse ja nach der 3.abgebe und sie dann wieder anders weiterarbeiten würde.


    Auch interessant fand ich das hier:

    Für mich als Erwachsene waren die Ausnahmen sinnvoll, aber für Kinder, die einfach nur sprechen, fand ich sie schwierig. Sie müssen vor dem Anwenden der Regel entscheiden, ob es sich um eine gebeugte Verbform, eine Vorsilbe, ein zusammengesetztes Wort etc. handelt.
    Das setzt ein hohes Sprachbewusstsein voraus.
    Ebenso ist die Voraussetzung, dass die Kinder hören, ob eine Silbe betont oder unbetont, kurz oder lang ist.

    Genau diese Bedenken habe ich nämlich auch. Da würde es mich in der Tat sehr interessieren, ob dazu jemand aus der Praxis berichten kann.

    Ob jetzt ein Schild an der Tafel oder eine neue Farbe im Raum ist doch grundsätzlich das Gleiche - beides ein Signal für die Schüler.

    Genau das meine ich ja. Gewiss würde dasselbe auch mit Lämpchen funktionieren, sie sind aber eben auch nicht nötig. Ein einfaches Schild tut es genauso und hat den Vorteil dass ich es kostengünstig herstellen kann (idealerweise aus Material, das in der Schule eh vorhanden ist), dass es keine weitere Energie benötigt und ich weder davon abhängig bin dass die Technik funktioniert noch dass ich die Fernbedienung finde...
    Ich bin was "Krempel" in der Schule angeht ohnehin ein Freund von "so viel wie nötig, so wenig wie möglich". So ein Lämpchen müsste ja auch wieder irgendwo hingestellt/angebracht werden.
    Gut umsetzbar erschiene mir die Idee lediglich, wenn ohnehin schon ein Smartboard in der Klasse hinge, da könnte man so eine Funktion sicherlich unkompliziert integrieren.


    Und zum Thema "Wer soll das anschaffen": man trägt eh schon genug/zu viel eigenes Geld in die Schule. Je länger man dabei ist, desto mehr wägt man ab, was wirklich sinnvoll und notwenig ist und was nicht. Und auch wenn ich Bestellwünsche bei der Schule abgeben darf, fallen mir etliche Dinge ein, die ich wichtiger finde.

    Pause/Unterricht: wird durch Klingel angezeigt, sollte im Normalfall reichen, ich hatte auch schonmal ein Schild, das auf einer Seite rot und auf der anderen grün war, dass konnte man einfach umdrehen....


    Stillarbeit: hänge ich ein Schild an die Tafel und weise nochmal darauf hin, wenn den Kindern das angenehm ist gibt es dazu manchmal auch eine Stillarbeitsmusik


    Partnerarbeit: muss man eh anmoderieren: wer mit wem? wie?


    Also eher nicht so nötig mit den Lämpchen...

    @ Krabappel
    Ich glaube da hast du mich falsch verstanden. Ich bin nicht frustriert darüber, dass die Kinder inklusiv beschult werden, sondern wie das geschieht. Ich hatte im Laufe der Zeit schon einige förderbedürftige Schülern in meinen Klassen (und es war mir ehrlich gesagt relativ wurscht, ob die einen sonderpädagogischen Förderbedarf hatten oder nicht...) und was mich immer am meisten gefrustet hat, war dass ich keine Zeit für diese Kinder hatte. Mein Problem war gar nicht in erster Linie, dass ich keine Ideen hatte, was ich mit den Kindern machen soll oder dass ich kein geeignetes Material finde, sondern dass ich keine Zeit hatte das vernünfitg mit Ihnen einzuführen und zu begleiten. Und jedesmal wenn sich dann dochmal ein kleines Zeitfenster auftat, und ich in Ruhe mit diesen Schülern arbeiten konnte, war ganz schnell zu merken, wie gut denen das tat und das mit Sicherheit mehr möglich gewesen wäre, wenn das regelmäßig stattgefunden hätte. Da wird einfach so viel verschenkt und das finde ich schlicht verantwortungslos. Ich würde mir einfach wünschen, dass das durchdachter und professioneller stattfindet. Auch wenn ich bedenke wie viel Zeit ins Land gegangen ist, bis ich mir selbst (in Eigenregie) so einen gewissen Fundus an Fördermaterial zusammengesucht hatte. Wieso muss da jeder das Rad wieder neu erfinden. Wieso gibt es keinene professionellen Austausch? Meiner Meinung nach braucht es im Wesentlichen drei Dinge: das Know-how (Fortbildungen, multiprofessionelle Teams etc.), Zeit (Teamstunden, durchgehende Doppelsteckung...) und Raum (Teilungsräume, Funktionsräume...). Nichts davon wird auch nur annähernd ausreichend umgesetzt.
    Ich finde das gruselig.

    Ich werde dafür keine Unterstützung bekommen.

    Wie genau ist das gemeint? Dürfen/Können die Sonderpädagogen dich nicht wenigstens beraten? Dass sie je nach Schülerzahl und Einsatz nicht die Kapazitäten haben, für alle Schüler der Schule Material/Arbeiten zu erstellen ist vermutlich tatsächlich so, aber Beratung sollte doch trotzdem irgendwie möglich sein? Und wenn sie selbst nicht genug Bescheid wissen (weil es z.B. nicht ihr Förderschwerpunkt ist) können sie dir vielleicht wenigstens sagen, ob es irgendwelche anderen Beratungsangebote gibt. Hast du sie schon mal gefragt?
    Und ob das rechtens ist? Ich fürchte ja. Zumindest in der Grundschule ist das ganz klar unsere Aufgabe: Förderpläne schreiben und alle inkludieren, egal wie.... die Sonderpädagogen tun was sie können, aber das reicht vielerorts hinten und vorne nicht. Ständig machen wir alles Mögliche, von dem wir eigentlich keine Ahnung haben. Als normaler (Grundschul-)lehrer kannst du dich immer gerne auch als Sonderpädagoge, Psychologe, Kinderarzt, Ergotherapeut, Logopäde, Sozialpädagoge, Erziehungsberater und Seelsorger betätigen (oh und als Möbelpacker, IT-Experte, Büro- und Reinigungsfachkraft ...aber ich schweife ab....)
    Existieren denn in der Sek noch Förderpläne? und wenn ja: wer schreibt die eigentlich?. Ich habe mir für meine Schüler im Laufe der Zeit tatsächlich verschiedene Materialien selbst zusammengesucht. Es gibt ja auch fertiges Material für Förderschulen (spontan fällt mir Klick! von Cornelsen ein, das gibt es auf jeden Fall auch für die Sek 1...) Da würde ich aber auch mal nachfragen, inwieweit die Schule da was anschaffen kann.
    Im Grundschulbereich reagieren die Verlage ja zunehmend auf die Inklusion. Zu immer mehr Lehrwerken wird passendes Fördermaterial angeboten. Aber gibt es da schon irgendwas für die weiterführenden Schulen? Eigentlich wäre es da doch fast noch wichtiger, weil die Inhalte immer komplexer werden. Bei Grundschülern kann man ja in vielen Bereichen auch schlicht auf Material für jüngere Jahrgänge zurückgreifen, aber das geht bei euch sicherlich nicht mehr gut...


    Insgesamt finde ich es aber einfach beschämend, wie wenig durchdacht das ganze ist. Denn egal wie bemüht man ist und was man sich im Laufe der Zeit so aneignet: professionell ist das mit Sicherheit nicht. Und nicht nur, ist das eine frustrierende Aufgabe für uns, vor allem bekommen die Kinder und Jugendlichen nicht die Hilfe, die Ihnen zustünde. Da werden ganze Bildungsbiographien leichtfertig vor die Wand gefahren. Ob und wieviel Unterstützung gerade die Schwächsten bekommen wird immer willkürlicher.

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