Und dann stellt sich die Frage, was zu Hause mehr Ärger bereitet: Ein kurzer EIntrag im Elternheft - oder ein seperater / persönlich adressierter Brief... Spontan findet sich so mancher Schulplaner...
Funktioniert bei den Kleinen auch, indem man ihnen ruhig erklärt, dass man dann wohl zu Hause wird anrufen müssen, weil man den Eltern die Information, wie ihr Kind sich in der Schule verhält ja irgendwie zukommen lassen muss. (traurige Ausnahme: sie wissen, dass die Eltern sich totstellen, wenn die Schule anruft...). Lustig dabei: ich hatte immer wieder Kinder, die ernsthaft erstaunt (und zum Teil auch ehrlich empört) waren, dass ich ihre Nummer habe...
Ansonsten finde ich es im Normalfall auch sehr wichtig, dass die Kinder genau merken, dass Schule nicht die Black Box ist, in der sie machen können, was sie wollen und aus der nichts nach Hause dringt. Man hat immer bessere Karten, wenn man die Eltern mit ins Boot holt und die Kinder sehen: meinen Eltern ist es auch wichtig, wie es in der Schule läuft und Eltern und Lehrer reden miteinander. Ich gebe allerdings zu, dass es auch Elternhäuser gibt, wo das nicht greift oder zu Schlimmerem führt. Entweder weil die Eltern sich quer stellen und gegen die Schule arbeiten oder weil sie selbst komplett überfordert und hilflos sind oder (allerschlimmster Fall), weil sie mit falschen Erziehungsmitteln "durchgreifen" (sprich: es setzt was). In letzderem Fall sind sie für mich "raus".
Wenn Eltern aber mitziehen (und das ist an meiner jetzigen Schule zum Glück der Normalfall) staune ich immer wieder, wie groß der Einfluss eben doch ist. Da erlebe ich nach Elterngesprächen oft ganz deutliche Verhaltensänderungen.
Das ist mir aber auch erst nach und nach bewusst geworden. An meiner vorherigen Schule haben die Eltern auch nicht viel ausrichten können. Eigentlich ja auch relativ logisch: die Verhaltensprobleme in der Schule waren da letztlich immer das Ergebnis missglückter Erziehung. Warum sollten die Eltern plötzlich mehr erreichen, nur weil die Schule sagt: jetzt macht mal? Bei den Kindern, die ich jetzt unterrichte sind die Grundlagen aber in den allermeisten Fällen da. Da ist es dann mehr ein Austesten oder sie haben bestimmte Affekte altersbedingt noch nicht gut unter Kontrolle und es ist schlicht ein Entwicklunsproblem. Da hat man dann tatsächlich eine echte Chance in Zusammenarbeit mit den Eltern was zu bewirken. Wobei ich den Kindern auch immer erst die Chance gebe, dass wir das miteinander in der Schule regeln. Wenn ich dann merke, dass sie es auch so schaffen, sich wieder einzukriegen, ist es für mich auch "wieder gut". Das wissen die Kinder und meist reicht das dann auch völlig.
Zu deinen "renitenten" Schülern: nimm sie dir einzeln in einer ruhigen Minute (nicht im Konfliktfall!) beiseite und erkläre ihnen ganz sachlich, was in Zukunft Schritt für Schritt passieren wird, wenn sie sich weiter nicht an die Regeln halten. Überlege dir die Schritte gut und organisiere im Vorfeld, wie du sie umsetzen kannst. Ich habe die Schritte für einen meiner Schüler mal auf einer "Verwarnungkarte" visualisiert: 1. Schritt: er verlässt den Klassenraum (geht z.B. in eine andere Klasse), 2.Schritt(falls er sich weigert): wir rufen zu Hause an und lassen ihn abholen.
Letzteres funktioniert natürlich nur, wenn du sicher sein kannst, dass das dann auch klappt, sprich, wenn die Eltern mitziehen. Eine Alternative dazu wäre auch noch: du rufst die Eltern an und reichst ihm den Hörer (er muss dann selbst mit seinen Eltern sprechen).
Diese Karte habe ich ihm bei mutwilligem Stören und keinerlei Reaktion auf Ermahnung einfach als Verwarnung auf den Tisch gelegt. Er hatte dann die Möglichkeit sein Verhalten zu ändern und ich habe sie am Ende der Stunde wieder weg genommen (solange blieb sie als Erinnerung liegen).
Der große Vorteil war: ich musste nichts dazu sagen, er wusste was passiert (er konnte es auf der Karte sehen) und ich hatte ein klares Programm, was ich tue. Dadurch gelang es mir deutlich besser ruhig zu bleiben. Meine Erfahrung ist nämlich auch: je ruhiger, unaufgeregter und selbstsicherer ich das vermittele, desto besser wirkt es. Manchmal hilft sogar "nichts sagen" (und nur gucken) besser als lamentieren. Das habe ich lustigerweise mal durch Zufall entdeckt, als zwei Schülerinnen mir extrem patzig kamen, weil ich sie auf den Hof schicken wollte. Da fiel mir für einen Moment tatsächlich nichts mehr ein. Ich sagte also nichts, sondern guckte sie nur an (keine Ahnung wie, aber es war offensichtlich genau richtig) worauf sie beide entnervt aufsprangen, sagten "ja, ja schon gut" und sich auf den Hof trollten. Echter Aha-Moment für mich.