Danke Palim für den ausführlichen Einblick! Das klingt wirklich toll, wie ihr das macht. Mich würde sehr interessieren mit welcher Klassenstufe genau du das so gemacht hast. Du schriebst deine wären "wenig älter", aber gerade bei den kleinen Kindern macht auch ein Jahr schon enorm viel aus. In Klasse 2 sind sie schon wieder auf einer ganz anderen Ebene als in Klasse 1. Da könnte ich mir dieses Vorgehen schon viel besser vorstellen. Ich frage mich halt ganz grundsätzlich wieviel Raum ich dem Thema in Klasse 1 überhaupt geben will. Meine Befürchtung ist: je mehr wir es thematisieren (also auch rein quantitativ), desto mehr kommt an: das ist sehr wichtig, da passiert etwas ganz Schlimmes, Gefährliches. Die Sachinformationen kommen erst teilweise an und können das also auch erst teilweise abfangen. Natürlich kann man sie nicht von dem Thema abschirmen, es ist da und es beschäftigt sie.
Und natürlich werde ich auf alles eingehen, was von den Kindern kommt . Aber ich finde in dieser Altersgruppe haben sie nicht nur ein Recht auf Antworten und Informationen, sondern auch ein Recht darauf, sich nicht damit zu beschäftigen. Das war in dem Gespräch gestern auch sehr deutlich. Ein Kind fragte nach kurzer Zeit, wann wir denn jetzt endlich mal Lesen (war eigentlich unsere Lesestunde), ein anderes fing an zu erzählen, als was sich seine Tante letztes Jahr zum Fasching verkleidet hat (weil vorher jemand erzählt hatte, das seine große Schwester gesagt hätte, sie fände es nicht gut Fasching zu feiern, wenn gerade Krieg ist). Bei einigen konnte ich beobachten, wie sie sich mit anderen Dingen abgelenkt haben (ich habe sie gelassen). Alles Reaktionen, die ich auch als Schutzreaktionen interpretiert habe (wobei diese Tendenz zu losen Assoziationen und plötzlichen Gedankensprüngen natürlich auch sonst typisch für das Alter ist). Das Problem ist auch, dass sie in ihrer Entwicklung so unterschiedlich weit sind. Manche sind wirklich noch sehr kleinkindlich . Es ist eine Gradwanderung: ich will sie nicht alleine lassen, ich will sie aber auch nicht überfordern. Immerhin habe ich den Eindruck, dass die Eltern es zu Hause wirklich gut machen. Es gab im Elternchat, den ich zu dem Thema eröffnet hatte, auch schon einen Austausch zu geeigneten Medien und Kinderseiten und viele Kinder berichteten auch, dass sie sich das mit ihren Eltern angeguckt haben. Andere Eltern schauen sich das auch einfach nur selber an, um besser mit ihren Kindern sprechen zu können. Den Eindruck, dass sie zu Hause mit Erwachsenennachrichten dauerberieselt werden, habe ich tatsächlich nicht. Einige Eltern sagten auch, es wäre bei Ihnen kaum Thema und würde das Kind eigentlich gar nicht weiter beschäftigen.
Die entscheidenden Frage ist: was ist das Ziel? Für mich ist klar: es geht darum, sie emotional aufzufangen und Ihnen Sicherheit und Stabilität zu geben. Und dann ist die nächste Frage: womit erreiche ich das am besten? Brauchen sie dafür eher Informationen und Austauch oder doch eher positive Erlebnisse und "Normalität" als Ausgleich. Sicherlich beides, aber in welchem Verhältnis? Und man darf nicht vergessen, dass sie dank Corona ja ohnehin schon sehr eingeschränkt sind und viele kindliche Bedürfnisse zurückstecken müssen. Sie befinden sich doch schon ihre ganze kurze Schulzeit in einer Sitution, die ihnen immerzu siganlisiert: sei vorsichtig, du musst aufpassen: setz die Maske auf, wasch deine Hände, wir müssen testen, damit sich niemand ansteckt. Und auch wenn sie sich daran gewöhnt haben: es ist eben keine sorglose, sichere Situation. Da schwingt immer eine Unsicherheit mit. Und dazu kommt jetzt eine weitere Unsicherheit.
Und allein die Tatsache, dass wir diese Gespräche führen müssen, ohne dabei unsere Mimik sehen zu können.... oh Mann, ich merke gerade das mich das alles doch ganz schon beschäftigt und eben doch auch überfordert.
Vielleicht melde ich mich dochmal zu einer der Online-Fortbildungen an, die hier gerade angeboten werden, um genau diese Fragen zu stellen...