Wenn es jetzt auch noch stimmt, dass das kleine 1x1 nicht mehr auswendig gelernt werden muss,
Das ist ein sehr gutes Beispiel für das, was ich meinte.
Es ist tatsächlich so, dass es für Klasse 2 mittlerweile nur noch heißt, dass die Kernaufgaben auswendig beherrscht werden sollen, alle anderen Aufgaben werden davon abgeleitet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis. In der Praxis lassen aber alle Kolleginnen die ich kenne, das kleine 1x1 trotzdem weiter auswendig lernen (ich auch), weil das Rechnen einfach zu zeitaufwändig ist (gerade bei den schwächeren Schülern).
Heißt aber: wir machen beides!
Wir legen bei der Einführung großen Wert darauf, dass eine Operationsverständnis entsteht, d.h. es passiert erstmal viel handelnd.
Das kostet Zeit, ist aber Voraussetzung für den nächsten Schritt:
Die Kinder üben das Rechnen mit den Kernaufgaben und erkennen dabei mathematische Zusammenhänge. Auch das kostet Zeit.
Und dann lernen sie die Aufgaben außerdem auch noch auswendig, haben dafür aber viel weniger Zeit als früher.
In meiner Schulzeit lief es noch so: kurze Einführung "von der Additition zur Multiplikation", dann Erarbeitung der Reihen und Auswendiglernen. Fertig.
Kann man sich jetzt streiten, was besser ist. Ich sehe bei meinen Schülern: viele beherrschen die Einmaleinsaufgaben nicht mehr sicher, können dafür aber bei Rechengesprächen erstaunlich gut mathematische Zusammenhänge erklären und sind in der Lage auch selber sinnvolle Rechenwege zu finden. Spannende Frage: Ist das nun besser oder schlechter als früher?
Und analog dazu ist es in den anderen Bereichen.
Es ist ein ganz grundsätzliches Problem: wir können nicht einfach immer nur mehr und zusätzlich wollen.