Ich erinnere mich gerade an den Mitreferendar, dem auch alle Ausbilder sehr klar (und. m.E. völlig zurecht) gesagt haben, dass er sich umorierentieren sollte und der dementsprechend auch durch die Prüfung gefallen ist, der aber trotzdem weitergemacht hat (zweite Runde) mit der Begründung ihm fiele nichts anderes ein und dann hätte er wenigstens noch ein Jahr ein Einkommen....
Ich kann mir aber durchaus auch andere Gründe vorstellen, warum Menschen irgendwie durchs Ref kommen und danach trotzdem scheitern auch ohne dass sie vorher "geschummelt" haben. Ich war bei meiner ersten Stelle z.B. auch erstmal völlig erschlagen, weil plötzlich gaaaanz anderes Einzugsgebiet und vor allem auch weil mit einemmal das ganze "Drumherum" so viel mehr wurde. Man hat mich im Ref wirklich ziemlich in Ruhe gelassen mit Zusatzaufgaben aller Art, Schulentwicklungsklimbim etc. (und Klassenleitung hat man da ja auch noch nicht). Ich habe mich trotzdem durchgewurstelt und bin mittlerweile auch sicher, dass ich mir den richtigen Beruf ausgesucht habe, aber ich kann mit vorstellen, dass es da den ein oder anderen dochnoch rauskickt...
Zurück zur Eingangsfrage: ich bin auch introvertiert und bin mittlerweile der Auffassung, dass das auch ein Vorteil sein kann. Manches fällt einem anfangs sicherlich schwerer, aber man entwickelt sich weiter und man kann das lernen. Anfangs habe ich Elternabende z.B. gehasst und hatte immer knallrote Ohren (hatte dann die Haare drüber...) und einmal bekam ich sogar Schwierigkeiten mit der Atmung... (zum Glück kam da plötzlich jemand vom Förderverein rein und hat was erzählt, in der Zeit habe ich es wieder geregelt bekommen). Mitterweile bin ich zwar vorher auch noch nervös, aber wenn der Abend dann läuft, geht es mir dabei gut. Einfach weil ich über Dinge rede, von denen ich Ahnung habe, die mir wichtig sind, die mir Spaß machen. D.h. ich fühle mich kompetent und habe eine klare Rolle.
Vor der Klasse stehen fand ich immer einfacher. Zum einen auch da wegen der klaren Rollenverteilung (das festigt sich ja mit der Zeit auch), aber auch weil man eine Beziehung zu den Kindern aufbaut. Gerade wenn es die eigene Klasse ist, nimmt man sie eben nicht nur als Gruppe war, sondern auch als Einzelpersonen. Es fühlt sich für mich mittlerweile einfach sehr "natürlich" an. Es sind eben keine Fremden.... Genauso mit den Eltern: erster Elternabned ist immer noch komisch, aber dann hat man nach und nach alle auch mal im Einzelgespräch und dann lässt auch das Fremdeln deutlich nach. Ich bin deshalb auch wirklich eher der Klassenleiter-Typ. Nur Fachlehrer mit zig Gruppen, fände ich deutlich anstrengender.
Aiußerdem habe ich zu meiner Überraschung festgestellt, dass es mehr intorvertierte Kolleginnen gibt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Es lohnt sich immer, das mal offen anzubesprechen. Man staunt, wer sich da plötzlich alles "outet". Und das sind alles ganz tolle Kolleginnen, die gut zurecht kommen. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass jeder introvertierte Mensch für den Beruf geeignet ist (kommt sicherlich auch auf die Ausprägung an). Aber das gilt m.E. genauso auch für extrovertierte Menschen.
Ein wichtiger Punkt scheint mir: Hast du grundsätzlich gerne Kontakt zu Menschen? Interessierst du dich für Menschen? Magst du Kinder? Kannst du in 1:1 Situationen oder in kleiner Runde gut auf andere eingehen und dich austauschen? Dann kann man das mit Gruppen auch lernen.
Letztlich ist wirklich wichtig, dass du dich selbst gut beobachtest und ehrlich zu sich selbstb ist. Meine Erfahrung ist, dass ich es immer dann schaffe meine Introvertiertheit zu überwinden, wenn mir etwas wirklich wichtig ist und ich etwas wirklich machen möchte. Und je öfter man sich überwindet und je öfter man die Erfahrung macht, dass einem dann eigentlich gar nichts passiert, desto leichter wird es.