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Aber andere Sachen könnte man machen, tut man aber nicht. Warum?
Sicherlich könntem an andere Sachen machen. Aber kann es sein, dass Gymnasiasten heutzutage auch in der Oberstufe teilweise keine Bruchrechnung, keinen Dreisatz, keine Prozentrechnung etc mehr können? Dass Gymnasiasten selbst in der 8. Klasse oder höher keine ordentliche Rechtschreibung mehr können? Wenn sie sich mit einem mit Rechtschreibfehlern gespickten Anschreiben irgendwo bewerben, wird ihre Bewerbung gleich aussortiert. Wenn sie beim Einstellungstest nicht beantworten können, wer denn nun eigentlich die Bundeskanzlerin wählt oder wer der 1. Bundeskanzler war oder einfachste mathematische Aufgaben (dazu zähle ich durchaus z.B. die Prozentrechnung), der wird gar nicht erst eingestellt.
Kann es sein, dass Gymnasiasten heutzutage bestimmte Fremdwörter nicht mehr kennen oder einige einen einfachen Schulbuchtext nicht mehr fehlerfrei lesen können? [Und ich spreche nicht von Fünftklässlern, sondern durchaus von Schülern, die dieses oder nächstes Schuljahr ihre Reifeprüfung ablegen möchten].
Das Gymnasium soll die Schüler auf ein Studium vorbereiten (oder meinetwegen auch auf eine Ausbildung). Aber offiziell attestiert das Abizeugnis die allgemeine Hochschulreife. Dann muss man auch mal Sachen machen, die einen nicht so brennend interessieren, die vielleicht langweilig sind.
Auch unsere heutige Arbeitswelt wird immer komplexer, sodass man in der Lage sein muss, gewisse mathematische, technische oder sonstige Strukturen zu durchblicken. Und hierfür sind u.a. mathematische, naturwissenschaftliche Kenntnisse notwendig.
Auch für eine gewisse Allgmeinbildung kann es nicht schaden in Englisch oder Deutsch gewisse Klassiker zu lesen.
Sobald sie in manchen Fächern längere Texte lesen müssen (Deutsch, Englisch, Pädagogik, Geschichte etc) fangen sie doch schon an zu stöhnen (da kann ich Raket-O-Kratz nur Recht geben).
Kulturelle Dinge während Klassenfahrten interessieren die Schüler heutzutage nicht mehr, leider ...
Gleichzeitig aber erleben wir eine Noteninflation, die mangeldende Kenntnisse zu kaschieren versucht. In der Oberstufe reichen 40% bereits aus, um eine 4- zu bekommen, 45%, um eine glatte 4 zu bekommen. Es gibt Lehrer, die - nur um keine Nachprüfung machen zu müssen oder dem "armen Kind" eine Nichtversetzung nicht zumuten möchten oder im Falle einer 4- oder einer 5 auf dem Zeugnis eine Lern- und Förderempfehlung schreiben müssten - dem Schüler eine 4 auf dem Zeugnis "schenken".
Gewisse Fördermaßnahmen interessieren manche Schüler überhaupt nicht. Kann es das sein? Wir erleben es doch in den Vertiefungskursen (Oberstufe !). Manche Schüler haben null Bock darauf und zeigen das auch ganz deutlich. Da sie keine Noten dafür bekommen, haben wir kaum Handhabe gegen ein solches Verhalten.