Zum Allheilmittel Praxisanbindung: Ich möchte anmerken, dass ich- angesichts des angeblichen "Fortschritts" durch verstärkte Praxisanbindung und BA-Abschlüsse in der Lehrerausbildung das Gefühl habe, dass die fachliche Ausbildung der Lehramtskandidaten zunehmend auf der Strecke bleibt. Als wenn plötzlich durch zwei Praktika mehr bessere Lehrer "produziert" werden könnten.
Die alte Zweiteilung durch fachliche Ausbildung an der Uni und praktische Ausbildung im Ref war sicherlich nicht sonderlich sinnvoll für die, die erst nach der Uni erkannt haben, dass sie vor der Klasse nichts taugen. Dennoch braucht man eine qualifizierte fachliche Ausbildung, denn wer nichts kann, der kann auch mit den besten Methoden nichts vermitteln.
Wenn ich mir die fachlichen Inhalte ansehe, die für den B.A. maßgeblich sind, frage ich mich und sorge mich darüber, wie die nachwachsende Lehrergeneration ihren Aufgaben gerecht werden soll. Dasselbe gilt für die Schmalspurausbildung für Mängelfächer, die meine Landesregierung zur Zeit ermöglicht.
Ich kenne so viele fachlich, methodisch und vor allem sozial kompetente Kollegen, die auch ohne das praxisbezogenere Studium großartige Lehrer geworden sind, sich konsequent fortbilden und ihre Kompetenzen weiterentwickeln.
Meiner Meinung nach muß der Lehrberuf attraktiv bleiben für all die, die fachlich interessiert und kompetent sind und gerne mit Menschen arbeiten. Dazu gehört aber auch, dass man den Lehrer als Fachmann (nicht als Fachidiot) begreift und er die dafür notwendige Qualifikation nachweisen kann.
Außerdem (das ist jetzt OT) glaube ich persönlich, dass viele Lehrer zu schlechten Lehrern werden, weil sie überfordert sind. Aus meinem Bekanntenkreis haben nach einem Jahr als Junglehrer schon zwei Leute einen Teilzeitantrag gestellt, weil sie mit der vollen Stundenzahl direkt nach dem Referendariat nicht klarkommen.
Eine Staffelung der Stundenzahl wäre meiner Ansicht nach sinnvoll. Ein Lehrer mit 10 Jahren Beruferfahrung kann sicherlich mehr Stunden bewältigen als ein junger Lehrer ohne Materialfundus und Erfahrung.
Soviel zu meinen Visionen, jetzt noch was zum Thema:
Was die Eltern betrifft, wäre es schön, wenn man nicht nur bei einigen, sondern bei allen das Gefühl hätte, das sie die Lehrperson als Fachexperten (im wissenschaftlichen und erzieherischen Bereich) respektieren. Dann entstände nämlich eine andere Gesprächskultur als die, die - auch hier im Forum - teilweise gepflegt wird (und damit meine ich nicht, dass alles was ein Lehrer sagt, zwangsläufig richtig sein muß).
Gleichvielwisser und Gleichvielkönner wären da in einigen Fällen schon einmal ein Anfang.