Beiträge von Sarek

    Als ich nach abgeschlossenem Biostudium noch das Lehramtsstudium draufsetzte und in der ersten Lehrer-Veranstaltung saß, war ich richtig glücklich und hatte das Gefühl, nun auf der Zielgeraden zu sein, auch wenn es noch einige Semester dauerte. Heute würde ich mich wieder dafür entscheiden. Die Arbeit macht Spaß und auch die Routinearbeiten wie Korrekturen. Zwischendurch solche Routinearbeiten finde ich entlastender, als wenn ich ständig nur abwechslungsreise und kognitiv anstrengende Arbeiten hätte wie die Planungen von Stunden oder Projekten. Ich bin nun seit 17 Jahren an meiner Schule und habe das Gefühl, dass ich dort meine Heimat gefunden habe, gute Freunde im Kollegium habe und dass ich eigentlich jeden Morgen gerne in die Schule gehe. Am letzten Ferientag kommt zwar regelmäßig die Oje-Stimmung, aber sobald ich am nächsten Tag eine Stunde unterrichtet habe, bin ich wieder ganz schnell drinnen im Alltag.


    Sarek

    Ich bin an unserer Schule (Bayern) Ausbilder für Erste Hilfe und halte jedes Jahr einen EH-Kurs für die Referendare unseres Seminars und zwar möglichst bald zu Beginn. Plätze, die in dem Kurs übrig sind, bilde ich als schulinterne Fortbildung dem Kollegium an, wobei die Resonanz in der Regel sehr verhalten ist. Wenn überhaupt, nehmen nur ein oder zwei Kollegen daran teil. Eine Pflicht zur regelmäßigen EH-Fortbildung gibt es bei uns nicht. Für die Teilnehmer ist der Kurs kostenfrei, jedoch außerhalb der Unterrichtszeit.


    Sarek

    Warum sollte man auf dem Gymnasium kein Völkerball mehr spielen? (Was mich auf eine vorherige Vermutung zurückbringt. Vielleicht hat er es einmal zu viel in der 13. Klasse spielen lassen?)

    Ich vermute, er wollte mir damals sagen, dass auf dem Gymnasium der Anspruch höher ist und wir Handball, Basketball und Volleyball spielen. Lauter Spiele mit komplizierten Regeln, bestimmten Strategien und ich war darin schlecht. Wie in allen Sportarten bis auf Schwimmen.


    Sarek

    Ach seufz. Ich erinnere mich noch, wie ich auf das Gymnasium gekommen bin und nach einigen Monaten meinen Sportlehrer fragte, wann wir denn mal wieder Völkerball spielen würden. Da belehrte er mich, dass ich nun auf dem Gymnasium wäre und man dort kein Völkerball mehr spielen würde.
    Das war traurig für mich.


    Sarek

    Für mich wäre es auch der Horror gewesen, hätte ich jeden Nachmittag zusammen mit den anderen in der Schule verbringen müssen. Ich wollte meine Ruhe haben und auch in Ruhe und alleine die Hausaufgaben erledigen. Selbst als Student war es für mich undenkbar, in der Bibliothek der Universität zu lernen. Das ging nur dahein in meinem Zimmer, wo ich alleine war. Ansonsten mit Freunden am Nachmittag spielen oder auch gerne alleine für mich Bücher lesen. Bedingt durch die Berufstätigkeit meiner Eltern waren wir Kinder abends in der Regel alleine, aber das hatte auch funktioniert. Hatte mein Bruder mich zu sehr geärgert, stand ich mit Telefon in der Hand da und drohte, die Eltern im Geschäft anzurufen.
    Unsere Schule hat eine offene Ganztagesschule, wo die Erzieher und Betreuer mit den Kindern gemeinsam in der Schulmensa essen, dann Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung bis 16 Uhr. Bei manchen Schülern bin ich froh, dass sie da einen geregelten Ablauf kennen lernen, bei anderen denke ich auch, dass dies an ihren Bedürfnissen vorbei geht, aber die Eltern keine andere Betreuungsmöglichkeit haben.


    Sarek

    OT:


    Man liest immer, dass bayerische Reffis durchs ganze Land verschickt werden und ihr habt jedes Jahr jemanden aus der unmittelbaren Nähe??


    UND: Es ist nicht "verboten" / "ausgeschlossen", dass jemand an seiner ehemaligen Schule Ref macht?
    Erstaunte Grüße,
    Chili

    Unsere Seminare bestehen aus 15 - 25 Referendaren aus ganz Bayern, aber da sind immer wieder einige aus der Nähe mit dabei. Das ist nicht ungewöhnlich. Wer in unsere Gegend will, hat sogar recht gute Karten,da viele, die die Gegend nicht kennen, auch nicht dorthin wollen.
    Ich hatte damals in den 90er Jahren alle Praktika an meiner eigenen Schule gemacht, war im Studienseminar an einer anderen Schule, verbrachte aber ein Halbjahr im Einsatz wieder an meiner eigenen Schule. Ich war selbst ganz überrascht davon und auch der erste neue Lehrer mit dieser Fachkombination seit 18 Jahren, da einer der Kollegen in Altersteilzeit gegangen war.


    Sarek

    Wir sind Seminarschule und ich habe momentan fast in jedem Jahr einen ehemaligen Schüler (m/w) als Referendar. Ist immer spannend zu sehen, wie sie sich entwickelt haben, und sie nun als junge Kollegen zu erleben. Mir erging es ähnlich, als ich als Referendar im Zweigschuleinsatz für ein halbes Jahr an meiner ehemaligen Schule gelandet bin. Meine früheren Lehrer waren plötzlich meine Kollegen. War aber kein Problem, sondern eine schöne Zeit gewesen, und ich fand es auch interessant, sie nicht nur in der Lehrerrolle, sondern nun auch als Kollegen zu erleben und mich mit ihnen auszutauschen.


    Sarek

    Der Wechsel von Bayern nach Hessen ist für viele Schüler im Grenzgebiet auch heute noch ein Thema. Vor allem zum Halbjahr wechseln immer wieder Schüler der Mittelstufe. Und nicht einmal die schlechten, die ums schulische Überleben kämpfen, sondern auch bessere und gute Schüler, die dort sehr gut sein wollen. Oder die sagen, das bayerische Schulsystem würde ihnen zu viel Stress bereiten und es würde in Hessen keine Stegreifaufgaben geben. Leider bekommen wir keine Rückmeldung, wie es diesen Schülern dort tatsächlich ergeht und ob sie ihre Ziele erreicht haben.


    Sarek

    Nunja ich hatte alle Fächer auf Grundkursniveau. Deshalb habe ich Angst, dann im Studium zu scheitern.

    Ich hatte Chemie in der Oberstufe komplett abgelegt und damals nicht im Traum daran gedacht, Chemielehrer zu werden. In der Uni holte ich dann den Oberstufenstoff im Sommersemester nach und noch mehr an Chemie - nur fürs Biostudium. Erst im Anschluss daran wechselte ich auf Lehramt und holte das Chemiestudium nach, das ich mir vorher nie und nimmer zugetraut hatte. Und es hat geklappt. 8)


    Sarek

    Wenn ich vor einer Klasse auftrete und meinen Unterricht halte, bin ich recht extrovertiert. Ich bin auch gerne im Lehrerzimmer und unterhalte mich mit meinen Kollegen und gehe auch gerne mit ihnen nach der Schule gemeinsam essen.
    Schwierig wird es für mich, wenn ich z.B. am Wandertag mit Schülerin irgendwie ins Gespräch kommen soll. Oder wenn ich auf einer Feier/Versammlung/Fortbildung bin und niemanden kenne und dann mit fremden Leuten in der Kaffeepause Smalltalk machen soll. Das empfinde ich als starken Stress und fühle mich dabei sehr unwohl.
    Bin ich nach der Schule zuhause, bin ich am liebsten alleine. Mal gehe ich weg und habe dann mit Freunden auch einen netten Abend, aber ich brauche unbedingt am Abend auch einige Stunden für mich alleine und gehe daher nur selten weg. Auch das Wochenende kann ich ohne Probleme alleine verbringen. Insofern sehe ich mich schon als introvertiert, komme in der Schule aber gut damit zurecht bzw. mich stören dort die vielen Leute nicht mehr als jeden anderen. (Sprich, ich finde das Gewusel und manchmal auch Schülergeschrei in der Pausenaufsicht anstrengend. Aber nicht mehr als die anderen auch.)


    Sarek

    In unruhigen Klassen gilt bei mir die Regel: Die Wiederholung (z.B. In Form der Abfrage) ist eine mündl. Wiederholung für die ganze Klasse. Wer an der mündl. Wiederholung wegen Schwätzen/Fremdbeschäftigung usw. nicht teilnimmt, wiederholt schriftlich. Sprich, der Schüler schreibt jetzt sofort den Hefteintrag der letzten Stunde ab. In der Regel schafft man das nicht in dieser Phase und muss es zuhause fertig schreiben und nächste Stunde abgeben. Zu Beginn erkläre ich diese Regel und rufe dann dann die betreffenden Schüler auf. Wenn die Regel bekannt ist, rufe ich nur noch die Schüler auf und mache mit dem Finger eine Schreibgeste. Von meiner Seite aus also keine große Störung/Unterbrechung des Unterrichts.
    Egal, was du machst, sei konsequent und belasse es nicht nur bei Ermahnungen. Ziehe das, was du ankündigst, auch durch. Bei mir bedeutet dreimal vergessene Hausaufgabe einmal Nacharbeit am Nachmittag incl. Hinweis an die Eltern.


    Sarek

    Ich habe in einigen Fällen auch der betreffenden Schülerin in einem Einzelgespräch versprochen, dass ich die nächsten zwei Wochen von ihr auf keinen Fall eine mündliche Note machen werde, so dass sie sich beruhigt melden kann ohne die Angst haben zu müssen, dass eine falsche Antwort sich negativ auf die Note auswirken könnte. Damit sollten sie wieder Sicherheit bekommen. Bei einigen hat das funktioniert. Ansonsten auch ähnliche Hinweise wie oben genannt. Ich mache das in Form eines Vertrags: Der Schüler verpflichtet sich, sich jede Stunde mindestens dreimal zu melden. Und sei es nur, um eine Frage zu stellen. Ich verpflichte mich im Gegensatz, ihn davon mindestens zweimal dranzunehmen. Mal funktioniert es, mal nicht. Auch hier gibt es nicht das Patentrezept, das bei jedem Schüler funktioniert.
    In der Note 2 bei der schriftlichen Arbeit sehe ich kein Problem. Es gibt immer wieder Schüler, die tatsächlich so schüchtern/gehemmt sind, dass sie mündlich vor der Klasse kaum ein Wort herausbringen, aber schriftlich durchaus gut sind. Wir hatten sogar schon einen Schüler mit ärztlich attestiertem selektivem Mutismus, der sogar im Kolloqium die Antworten schriftlich geben durfte.


    Sarek

    "Stunde 1: Evolutionstheorie von Darwin

    • Die Evolutionstheorie
    • Natürliche Selektion durch biotische und abiotische Faktoren

      • Grundlagen: Individuelle Variabilität; Überproduktion der Nachkommen
      • Folgen der Selektion
      • Neubildung von Arten
      • Erklärung folgender Begriffe: Selektion, Population, Genpool, Gen, Allel, Fitness
    • Stichwort: Survival of the fittest
    • Beispiel anhand von Giraffen, Finken,…"

    Nimm nur die Giraffen. Die langen Hälse sind am einfachsten nachzuvollziehen. Die Darwin-Finken sind eine eigene Stunde über die adaptive Radiation und haben in der Einführung zur Evolution nichts verloren.
    Population, Genpool, Gen, Allel, Fitness: Vergiss diese Begriffe in der Stunde über Darwin. Darwin selbst kannte diese Begriffe nicht (bis auf Population vielleicht), sie gehören zur erweiterten Evolutionstheorie. Das sprengt deine Stunde. Ich packe in eine Stunde die Evolutionstheorien: Cuvier (Katastrophentheorie) aus historischen Gründen, Lamarck und Darwin. Letzteren mit den Faktoren Überproduktion an Nachkommen, Variabilität der Nachkommen (die Gründe der Variabilität sind später eine eigene Stunde), Selektion (Schlagworte "struggle for live" und "survival of the fittest"), Vererbung dieser Eigenschaften und kurz das Aktualitätsprinzip (die Vorgänge finden auch heute noch statt).
    Wenn du dann die synthetische Evolutionstheorie mit ihren Faktoren bringen möchtest (Rekombination, Mutation, Wirkungen der Selektion etc.), gehen dafür die Stunden 2 - 4 drauf. In diesem Zusammenhang käme die Einführung/Wiederholung der Begriffe Population, Genpool, Gen, Allel, Fitness. Es bringt nichts, die synth. Theorie kurz anzureißen und auf später zu verweisen, da sie als Grundlage für die Artbildung und auch im Zusammenhang mit der sexuellen Selektion benötigt wird.



    Sarek

    Ich sehe in der gesamten Situation keinen Kontrollverlust über die Klasse. Es war eine Handvoll Schüler, die auf die Maßnahme nicht so reagierten wie erhofft. Lehrer wird in Folge für einen Satz mal etwas lauter und ungehalten, danach ist es in der Klasse ruhiger und der Unterricht geht weiter. Das ist eine völlig normale Situation, wie sie täglich in zig Unterrichtsstunden auftritt.
    Egal, wie toll und motivierend meine Stunde ist und wie sehr ich das Classroom Management beherrsche, es gibt immer wieder mal Schüler und Situationen, wo meine Maßnahme nicht auf Anhieb fruchtet. Vielleicht hatten die Schüler auch gerade mal einen schlechten Tag, weil zuvor eine Schulaufgabe herausgegeben wurde, bei einem der Hund gestorben ist, einer sich frisch verliebt hat oder was sonst alles passiert ist. Das ist Teil des Menschseins und auch des Unterrichts.


    Sarek

    Diese Evolutionsfaktoren gehören zur erweiterten Evolutionstheorie, die auf der von Darwin aufbaut. Also müssen die Schüler vorher Darwins Theorie kennen gelernt haben. Für drei Stunden sind die von dir angesprochenen Faktoren zu viel.
    Rekombination und Mutation - sind diese Vorgänge den Schülern schon aus der Genetik bekannt? Hier geht es vor allem um diese Faktoren als Ursache der Variabilität. Dafür kannst du eine Stunde veranschlagen.
    Selektion: Spontan denke ich hier an die Umweltfaktoren als Selektionsfaktoren, Wirkungen der Selektion: positiv, neutral, negativ. Arten der Selektion: stabilisierend, spaltend, transformierend. Alleine für die Selektion kannst du zwei oder besser drei Stunden veranschlagen. Sexuelle Selektion ist für die Schüler schon wieder recht komplex. Künstliche Selektion durch den Menschen würde ich höchstens kurz als Aufhänger für Selektion heranziehen, da dies mehr in Tierzucht gehört als in die Evolution. Gendrift ist eine weitere komplette Stunde. An dieses Thema Evolutionsfaktoren würde sich die adaptive Radiation (Galapagos-Finken) anschließen.
    Ich kenne euren Lehrplan nicht, beginne aber in der Oberstufe bei Evolution mit Verwandtschaftsverhältnissen und Systematik, dann mit Belegen wie Homologie vs. Analogie, rudimentäre Organe, Fossilien etc. Man kann aber auch mit der Evolutionstheorie anfangen und die Belege im Anschluss bringen.


    Sarek

    Unser Kollegium ist recht groß mit rund 100 Lehrkräften, darunter viele Teilzeitkräfte. Ich habe im Kollegium einige gute Freunde, mit denen ich auch Privates unternehme bis hin zu gemeinsamen Reisen. Mit den allermeisten Kollegen komme ich gut aus und wir sitzen gerne bei Kaffee und Teilchen gemeinsam am Tisch. Einige nerven etwas, aber es gibt keine offenen Feindseligkeiten oder Streitereien.
    Zusammenarbeit - wie es sich ergibt. Eine Kollegin tickt in ihrer Unterrichtsplanung ähnlich wie ich und da tauschen wir gerne Material aus oder überlegen gemeinsam, wie wir eine neue Sequenz angehen. Eine andere hat so völlig andere Konzepte und Vorstellungen, dass ich es mir nicht vorstellen kann, von ihr etwas zu übernehmen.
    Vor allem in der Oberstufe klappt die Kooperation innerhalb der Fachschaft gut. Die Schulaufgaben unserer Kurse stellen wir schon seit Jahren gemeinsam zusammen. Jeder Kursleiter steuert eine oder zwei Aufgaben bei uns eine(r) aus der Fachschaft bastelt daraus eine Schulaufgabe zusammen.


    Sarek

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