Beiträge von Sarek

    Vor 20 Jahren im Referendariat: Ich erkläre etwas, "Blabla, und erstens..." - Daumen ausgestreckt. "Und zweitens." - Zeigefinger. "Und drittens, blabla." Mittelfinger gestreckte, und ich rede und erkäre mit ausgestrecktem Mittelfinger, bis ich es irgendwann bemerke. Keine Ahnung, ob es den Schülern überhaupt aufgefallen ist.


    Kürzlich in meinem Kurs der Oberstufe. Stunde nach der Pause hat bereits angefangen und mit einigen Minuten Verspätung kommen zwei Schülerinnen herein. Sie erklären, der Kollege hätte noch Referate halten lassen, und weil er die zeitlich mehr untergebracht hätte, über die Pause hinweg bis in die nächste (also meine) Stunde. Ich schaute verblüfft und entsetzt im Sinne von "Wer macht denn so etwas?", frage dann, wer der Kollege sei, höre den Namen (ein bisweilen verpeilter Kollege) und verbleibe bei einem trockenen "Aha", verkneife mir aber weitere Kommentare. Zum Glück, denn einen Moment später realisiere ich, dass ja ein Kind dieses Kollegen in dem Moment in meinem Kurs sitzt.


    Sarek

    Ich: "Ihr benötigt für das Diagramm/die Zeichnung im Heft eine halbe Seite."

    10 Schüler halten mir ihr aufgeschlagenes Heft entgegen. "Reicht der Platz?"

    Ich: "Ist das eine halbe Seite?"

    Schüler: "Ja." bzw. "Nein."

    Ich: "Frage beantwortet?"


    Sarek

    Schüler soll fehlenden Eintrag im Heft (konkret: zwei Zeilen) ergänzen.

    Hört mitten im Satz auf.

    „Ich bin nicht dazu gekommen, es fertig zu schreiben.“

    :ohh:

    „Ja, weil dann hatte es geklingelt und die Stunde hat angefangen.“

    Übersetzung: „Ich habe den fehlenden Eintrag, für den ich eine ganze Woche Zeit hatte, nicht zu Hause nachgetragen, sondern in den drei Minuten zwischen dem ersten und zweiten Klingeln am Ende der Pause.“ :autsch:


    Sarek

    Schüler: "Ich konnte die Hausaufgabe nicht machen, weil ich überhaupt nicht gewusst habe, wie das geht." (Leeres Blatt. Ich will aber zumindest sehen, dass der Schüler es probiert hat. Und sei es nur, dass er die Angabe abgeschrieben hat.)


    Irgend jemand aus Richtung Ministerium: "Dieses Modul/Projekt/sonstiger Kram soll ab sofort jedes Schuljahr stattfinden. / Machen Sie im Oktober in jeder Ihrer Klassen eine Stunde zum Thema Klimaschutz. / Diese Einheit zur Verkehrserziehung kann z.B. in den Deutsch- oder Physikunterricht eingebaut werden. / Sie können doch sicher bei einer Stunde in diesem Jahr das Thema Europa in Ihren Fachunterricht einbauen." Bisweilen kann ich es mir in solchen Momenten nicht verkneifen zu fragen: "Okay. Und was streichen wir dafür? Wir haben ja nicht mehr Zeit in unseren Klassen dafür bekommen." Gab erst die Tage bei einer Dienstbesprechung eine interessante Diskussion mit viel Zuspruch von den anderen Teilnehmern aus dem Publikum.


    Sarek

    Wenn sich die Eltern dir gegenüber so quer stellen, keine Informationen geben und auch nicht wollen, dass das Kind den Pen in der Schule verwendet - geht es nicht sogar schon in Richtung Kindswohlgefährdung, evtl. ein Fall für das Jugendamt?


    Sarek

    Da wir keinen naturwissenschaftlichen Zweig haben, gibt es bei uns in der Regel keine Schülerübungen in Chemie. Spülen von Dutzenden Reagenzgläsern etc. fällt schon einmal weg. Man hat längst nicht in jeder Chemiestunde ein Experiment, sondern immer wieder auch Theorieblöcke, wenn es z.B. um den Atombau, Formelgleichungen oder die Rechnerei geht. Die meisten Versuche sind in wenigen Minuten aufgebaut und später die Sachen gespült. Aufwendige Versuche kommen selten vor.

    Ich finde den Chemieunterricht häufig entspannter als Bio, weil man eine sehr strukturierte Vorgehensweise hat. Versuch, Beobachtung, daraus den Sachverhalt herleiten, Sicherung und evtl. Übung. Die Planung einer Stunde geht damit häufig recht einfach.


    Sarek

    Stegreifaufgaben würde ich nie nachschreiben lassen. Sie sind unangekündigt und wenn ein Schüler sie versäumt und nachschreiben könntr, hätte dieser einen Vorteil, weil für ihn der Leistungsnachweis angekündigt wäre. Wer bei mir eine Ex versäumt, ist bevorzugter Kandidat für eine Abfrage oder eine Mitarbeitsnote. Sollte ich von ihm diese Noten sowieso schon zur Genüge haben, ist auch gut. Die betreffenden Schüler werden auch nicht bei nächster Gelegenheit abgefragt, damit sie sich nicht gezielt auf die folgende Stunde vorbereiten und damit einen Vorteil gegenüber dem Rest der Klasse hätten.
    In seltenen hartnäckigen Fällen mit häufigen Absenzen habe ich auch schon eine Ersatzprüfung über den Stoff des Halbjahres angesetzt. In der Regel fällt diese nicht gut aus.


    Sarek

    Die 15 Minuten-Pause nutze ich in der Regel für Gespräche mit Kollegen. Teilweise für dienstliche Belange, weil ich nur da die Kollegen zu Gesicht bekomme. Teilweise einfach zum Quatschen. Für mehr als einen Schluck Wasser bleibt die Zeit nicht, denn bis ich aus meinen Fachräumen rausgekommen bin, sind meistens die ersten fünf Minuten schon vergangen. Freistunden nutzen wir gerne zu einem Kaffee oder einem Frühstück in unserer sehr geschätzten Mensa, wo wir Lehrer an einem Tisch sitzen, uns unterhalten und gerne herzlich lachen.


    Sarek

    Die guten. Es gibt vereinzelt nervige Schüler und auch Klassen, aber deutlich überwiegen die, mit denen man arbeiten kann und wo man auch Spaß hat. Und ich denke gerade an eine meiner Klassen, die ich letztes Jahr als sehr anstrengend, da verschwätzt und lernunwillig empfand, und die mich vor einem Jahr viele Nerven und auch pädagogische Arbeit gekostet hat. Dieses Jahr habe ich sie wieder und ich habe mich bei dem Gedanken ertappt, dass ich nun ganz gerne da reingehe und ich freue zu sehen, wie sich der eine oder andere Schüler in dem Jahr entwickelt hat. (Einige der anstrengendsten Schüler haben die Klasse zum Schuljahreswechsel auch verlassen.)



    Sarek

    Bei uns kreuzen die Eltern bei der Anmeldung auch ein Formular an, ob und zu welchem Zweck Fotos gemacht werden dürfen. Ich lasse mir für meine Klassen im Sekretariat die Listen ausdrucken, auf denen dank Filter nur die Namen stehen, die ich für den Sitzplan fotografieren darf. Die wenigen Schüler, für die die Einwilligung nicht vorliegt, frage ich nochmal, und wenn sie einverstanden sind, gebe ich ein Formular für die Eltern mit nach Hause zum Unterschreiben. Nur ganz wenige wollen tatsächlich nicht fotografiert werden und das respektiere ich natürlich.
    Wir haben in den Klassen einen hohen Mädchenateil und da tu ich mich bisweilen recht schwer, weil irgendwie fast alle Mädchen die gleiche Frisur mit schulterlangen Haaren haben. Die wenigen Jungs merke ich mir in der Regel schneller. Manche Schülernamen kann ich mir auch partout nicht merken und bin auch nach Monaten immer noch unsicher und trau mich dann gar nicht mehr, sie mit (falschem?) Namen anzusprechen. Am liebsten wäre mir, Eltern würden ihr Kind "Duda" nennen. ;) Ich lerne bei den Sitzplänen trotz der Fotos erst einmal die Reihenfolge, wie sie in der Klasse sitzen. Häufig passiert es daher, dass ich ein Kind am Sitzplatz ansprechen kann, aber bei einer Begegnung im Gang nur weiß, dass ich dieses Kind habe, aber den Namen nicht mehr weiß.


    Sarek

    Hatte ich in meiner Anfangszeit als Lehrer auch häufig. Und im Referendariat pünktlich nach jeder Lehrprobe. Mit zunehmendem Alter lässt es aber nach. Ich werde nicht mehr zu Beginn (fast) aller Ferien krank. Vielleicht ist dir das ein kleiner Trost und einer der Vorteile des Älterwerdens.


    Sarek

    Kurzfristig einzuspringen, wie in Sareks Beispiel, halte ich für nicht zumutbar. Ich glaube auch nicht, dass ein Schulleiter das so anweisen würde. Im Zweifelsfall hat er hinterher jede Menge Spaß, wenn sich herausstellt, dass das nicht rechtens war. Immerhin steht der Dienstpflicht des Kollegen die Fürsorgepflicht des Dienstherren gegenüber, da müsste man wohl abwägen. Ein pfiffiger Schulleiter weiß, wen er fragen muss oder kann. So bei uns schon mehrfach geschehen.

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Schulleiter hatte mich gefragt, ob ich bereit wäre einzuspringen, es war keine Anweisung. Ich war damals auch in der Situation, dass ich so kurzfristig einspringen konnte, und fand die überraschende Reise skurril-witzig.


    Sarek

    Es ist rund 10 Jahre her, als ein Kollege bei einer Kursfahrt in der Oberstufe nach Dublin aus familiären Gründen ganz kurzfristig ausfiel. Ich hielt mich gerade im Sekretariat auf, als der Schulleiter kam und mich fragte, ob ich am Abend schon etwas vorhätte. Nö. Ob ich im Lauf der Woche wichtige Termine hätte. Nö. Ob ich heute Abend nach Dublin als Ersatz mitfliegen könnte. Okaayyyy. Die größte Hürde war damals, bei Ryanair so kurzfristig noch am Tag des Abflugs den Flug auf meinen Namen umzbuchen, aber das gelang uns dann auch, und ehe ich mich versah, packte ich daheim den Koffer und war als Begleitung dabei. :)



    Sarek

    Gerade in diesem Fall (Greta Thunbergs Atlantiküberquerung) denke ich, dass die Fahrt die Emission wert ist. Ganz und gar klimaneutral konnte sie nicht über den Atlantik kommen, aber wenn ihr derzeitiger Aufenthalt in den USA dazu beiträgt, dass die CO2-Emissionen gesenkt werden können, ist das diese "CO2-Investition" allemal wert.


    Sarek

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