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Problematisch an dieser Diskussion hier finde ich, dass bei einigen Leuten die Tendenz besteht, den Jugendlichen selbst die "Schuld" in die Schuhe zu schieben. Als ob es so einfach wäre. Diese jungen Leute werden doch von ihrem Umfeld geprägt und bekommen nie die Chance, die der nette bildungsbürgerliche geprägte Gymnasiast von nebenan hat.
Ich stimme dem vollständig zu. Der Einzelne wird in bestimmte Strukturen hineingeboren, wofür er nichts kann, und er findet den Weg nicht hinaus - was man "eigentlich" auch kaum fordern kann. Dass in Deutschland Erfolg extrem herkunftsabhängig ist, halte ich auch für einen Skandal.
Ich finde es jedoch auch problematisch alles auf die sozialen Verhältnisse zu schieben und jeden 12 bis 14jährigen von jeder Verantwortung für das eigene Handeln zu entlasten. Auch hier lügt jeder mit seinen eigenen Statistiken, aber wenn ich PISA noch richtig im Kopf habe, ist es gerade diese Haltung, die den Herkunftsnachteilen oft nicht entgegenwirkt, sondern sie verstärkt.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, inwiefern man bei den Betroffenen wirklich weit kommt, wenn man sie sich immer schon als Opfer vorstellt. Offenbar gibt es Gründe für bestimmte Verhaltensweisen, und diese Gründe sind sicherlich nicht nur in psychischen Problemen zu suchen, sondern darin, dass sich bestimmte Verhaltensweisen auch in der Schule lohnen. Es geht also auch um Kosten-Nutzen-Abwägungen, und man muss sich schon fragen, wie es sein kann, dass offenbar eine hohe Anzahl von Jugendlichen einen deutlichen Nutzen aus Verhalten zieht, das niemand will und das langfristig wahrscheinlich schaden wird.
Es geht hier offenbar um Gruppen, die bestimmte Verhaltensweisen ausbilden und in denen sich die Mitglieder in ihrem Verhalten wechselseitig so stabilisieren, dass von außen ein Zugriff kaum noch möglich ist. Letztlich sind das ja Effekte, wie sie Parallelgesellschaften, Gettos etc. etc. kennzeichnen.
Was also tun? Die Schule auflösen und mit "bussing" anfangen - die Schüler durch die Gegend karren? Und sie am besten möglichst lange in der Schule behalten, damit sie ihren Familien und den Kids aus der Nachbarschaft nicht ausgesetzt sind?