Beiträge von unter uns

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    Habe bislang immer gedacht, ich müsse die Leistung unabhängig von der Intelligenz des Schülers bewerten.

    Ist richtig. Aber offenbar nicht das, worum es ging. Der Intelligenz eines Schülers gerecht werden bedeutet: Ihm im Unterricht auch (!) bei problematischem Verhalten Möglichkeiten geben, eine seiner Intelligenz adäquate Leistung zu zeigen. Das wiederum bedeutet: Eigenheiten eines Schüler zu berücksichtigen versuchen. Gilt nicht nur für störende Schüler, sondern auch z. B. für sehr stille.

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    Für ein Gymnasium in Bayern - nur dazu kann ich etwa sagen - hat er völlig recht und Elternschreck auch. Stühle werfen, hallo?

    Ich halte Stühlewerfen an einem Gymnasium auch nicht für normal und würde es nicht akzeptieren. Das geht jedoch am Grundproblem vorbei, das Du selbst benennst:

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    Richtig ist, dass Verhalten so gut wie nicht dazu führen kann, dass man das Gymnasium verlassen muss, sondern nur Leistung.

    Der Umweg über den Kurzschluss "problematisches Verhalten"="schlechte Leistung" nützt nichts, weil dieser Kurzschluss eben sehr oft NICHT stimmt, wenn man nur eine Eskalationsstufe abzieht und die Schüler schlau genug sind, auf die direkte körperliche Gefährdung von anderen im Unterricht zu verzichten. Auch am Gymnasium (wenn auch vielleicht nicht am bayrischen) ist es imho oft längst pädagogische Aufgabe mit schwierigen Schülern (und schwierigen Klassen) umzugehen. Die Konstruktion von Phantasiewelten, in denen man Schüler leichthin entsorgt, ausschließt, der Schule verweist, im Unterricht ignoriert usw. wird m. E. der Situation nicht gerecht, zumindest nicht in der Sekundarstufe I.

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    Wie gehe ich mit einzelnen störenden Schülern um, wie mit der ganzen Klasse? Ich habe in nun etwa zwei Jahren Vollzeitstelle und mit erster Klassenleitung festgestellt, wie frustrierende das mitunter ist, das 80% meiner Energie, wenn nicht mehr, für die Störer draufgeht und der Rest, insbesondere die sehr ruhigen, stillen Schüler und Schülerinnen dabei untergehen, was ich einfach nicht fair finde.

    Quod erat demonstrandum.


    Wir haben gut erzogene Schüler, aber auch bei uns wird ein erheblicher Anteil pädagogischen Bemühens dafür verwendet, Lösungswege für jene Schüler zu suchen, die eigentlich kaum beschulbar sind und trotzdem (!) den Leistungsanforderungen genügen. Das Schulrecht mag hier - das ist jedenfalls meine persönliche Meinung, siehe oben - seinen Teil zum Problem beitragen, aber mit Welterklärungsgesten a la: wer mich stört, den unterrichte ich nicht, meine Wahrheit liegt auf dem Tennisplatz, lässt sich dieses Problem eben nicht lösen.


    Im Übrigen ist es natürlich auch Aufgabe des Gymnasiums, die Schüler halbwegs gerecht zu behandeln. Das heißt aber, dass ich versuche, der Intelligenz der Schüler gerecht zu werden, NICHT nur ihrem Verhalten - das macht die Arbeit aber oft schwierig, wenn beides auseinandergeht. Wird primär das Verhalten beurteilt, werden letztlich oft weniger die Kinder als ihre Eltern beurteilt - das mag menschlich sein, ist aber offiziell nicht vorgesehen.

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    Der Schüler hat quasi alle Rechte und kann nahezu alles machen, der Lehrer kann nichts machen.

    Du hast ein rechtliches Grundproblem des deutschen Schulsystems erkannt. Glückwunsch dazu. Wenn Du Lehrer werden willst, stell Dich darauf ein, denn auch wenn Du es Dir nicht vorstellen kannst, gilt, dass Du als Lehrer an geltendes Recht gebunden sein wirst. Deine Phantasievorstellungen vom Umgang mit Schülern wirst Du daher zu erheblichen Teilen nicht verwirklichen können. Da Du ja immer wieder mit dem Gedanken kokettierst, etwas anderes zu werden: Nur zu.


    Ich persönlich halte das Schulrecht wegen der von Dir skizzierten Problematik für hochgradig defizitär. Aber natürlich gibt es Gründe dafür, dass die Dinge sind, wie sie sind - doch das ist eine eigene Diskusssion. Nur als kleiner Denkanstoß: Kinder und Jugendliche sind keine Patienten, sondern Kinder und Jugendliche. Sie zu erziehen bedeutet sowohl für Eltern als auch für Lehrer, dass man bestimmte Dinge aushalten muss und sich viele entwicklungsbedingte Probleme nicht einfach lösen, sondern allenfalls mühsam kontrollieren, seeeehr langsam korrigieren und manchmal nur einfach aussitzen lassen.


    Ansonsten schlage ich vor, dass Du einfach Deine nun in vielen Beiträgen ausgebreiteten gedanklichen Prinzipien und Dein reales Verhalten in Einklang bringst:


    - "Kenne Deinen Platz": Hör auf, Leute, die schon lange praktisch tätig sind, über die Praxis belehren zu wollen. An dem Tag, an dem Du selbst voll ausgebildet bist und die volle Verantwortung trägst, kannst Du alles anders machen, aber nicht schon vorher, ins Blaue hinein, ganz erkennbar ohne irgendeine Vorstellung von dem Gegenstand, über den Du redest. (Gilt übrigens nicht nur fürs Lehramt, sondern auch z. B. für die Promotion - es gibt einen Unterschied zwischen dem, was Du als Student siehst (und am Kaffeetisch aufschnappst), und dem, was ist.)


    Übrigens prognostiziere ich Dir, dass Du als Lehrer Dir selbst rascher wiederbegegnen wirst, als Dir lieb ist. Dass Leute - Eltern, Regierungsbeamte... - Dich belehren werden, die einfach nicht wissen, wovon sie reden, gehört zu den unangenehmen Seiten des Berufs. Fragt man sich, wie das möglich ist, ist die Antwort einfach: Dieselben Defizite, die die Leute zur Sicherheit ihrer (Fehl)urteile befähigen, führen dazu, dass die Leute die Grundlosigkeit der eigenen Äußerungen nicht bemerken.


    - "Sei fachlich exzellent" - konzentrier Dich doch mal auf Dein (hochkomplexes) Studium und hör auf, in endlosen Beiträgen hier herumzudilettieren. Und verfalle nicht dem Fehlschluss, dass Du eine Generalkompetenz für alle Lebensprobleme hast, weil Du etwas Schwieriges studierst.


    - "Bringe Leistung in dem, was Du tust" - Leistung als Lehrer kann nicht bedeuten, schon vor dem Berufseinstieg nur EIN Ziel zu haben, nämlich ein möglichst bequemes Berufsleben. Aber dann wiederum ist dieses Verhalten ja charakteristisch für selbsternannte Mitglieder von "Eliten": Man fordert viel (von anderen) und ist zugleich ehrlich genug früh zu zeigen, dass man zu eigener Anstrengung nicht bereit ist.


    - "Tu das, was ökonomisch für Dich am gewinnbringendsten ist" - hier kann man Dir nur raten, das zu tun, wofür Du in Deinen eigenen Beiträgen immer fleißig Argumente sammelst: Die Studienrichtung zu wechseln. Das Klagen über die schlechten Bedingungen ist sonst eben nur Selbstmitleid.


    Damit Du Dich selbst in Deinen - allerdings ja nur phantasierten, keinem realen Handeln entsprechenden - Vorstellungen verorten kannst, hier schon mal ein Link zur Potsdamer Lehrerstudie:


    http://www.lbz.uni-koeln.de/do…chaarschmidt_ws_06_07.pdf


    Du wirst Dich unschwer dem Verhaltensmuster "S" (für "Schonung") zuordnen können.

    In neudeutscher Wirtschaftssprache gesagt, hast Du eine Zukunft als Klischee-Beamter vor Dir: Als gesunder "Minderleister".

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    Ich finde die Frage schon entscheidend.
    Es geht um ein Bahnprojekt.
    Ein Bahnfahrer möchte einen leistungsfähigen Bahnhof, der funktioniert. Und dieser Bahnfahrer kann als direkt Betroffener sicherlich besser urteilen, ob dieses Wahnsinnsprojekt dem Ausbau des Schienen(nah)verkehrs nutzt.

    Wenn ich richtig sehe, wird der Ausbau der Schienenstrecken aus Steuergeldern bezahlt, also nicht (nur) von den Bahnfahrern selbst. Man kann im Übrigen argumentieren, dass die Bahnfahrer als "direkt Betroffene" in ihrem Urteilsvermögen besonders getrübt sind, weil sie unmittelbare individuelle Interessen an bestimmten Bauschwerpunkten haben, die nicht unbedingt der Allgemeinheit dienen.


    Ich finde es jedenfalls lustig, wie sehr S21-Gegner ununterbrochen beweisen wollen, dass nur sie selbst sachkompetent urteilen können. Aber das ändert nichts daran, dass am Sonntag ganz BW abstimmt - wie auch immer.

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    Anderserseits ist wirklich fraglich, ob ich einen Schüleraustausch starte, bei dem ich weiß, dass es nur einen kleinen Kreis geben wird, der daran teilnehmen kann. Das hat dann m.E. nichts mit Chancengleichheit zu tun, sondern mit anderen Dingen, die ich grad nicht benennen kann - ich finde es einfach nicht rücksichtsvoll.
    Vor allem, weil es doch genug Organisationen gibt, die solche Austäusche organisiert - d.h. wer dahin will, kommt auf jeden Fall irgendwie dahin. Die Schule muss sich da nicht engagieren, meiner Meinung nach - vor allem nicht bei einem Preis von 1500 Euro.

    Seh ich genauso.

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    Ich kann mir auch grade keinen Ferrari leisten und auch keine Rolex. Ist das jetzt unfair derjenigen, die das können, mir gegenüber?

    Was Du Dir als Privatperson (nicht) leisten kannst, ist hier wohl weniger interessant. Die Schule ist eine öffentliche Institution mit einem sozialen Innenleben und muss imho darauf Rücksicht nehmen. Ich glaube nicht, dass es da Patentrezepte gibt, aber ein gewisses Augenmaß ist sicher nicht verkehrt.

    Eure Schulleitung spinnt. Ich würde auf jeden Fall klarstellen, dass mit meiner Kooperation hier nicht zu rechnen wäre. Und auch nicht mit Kompromissen, da die SL ja offenbar selbst keine Kompromisslinie fährt.


    Ich meine, 55 (und auch älter) ist ein gutes Alter für eine Fachleitung, wenn es gesundheitlich und kräftemäßig geht. Natürlich können auch jüngere Kollegen das machen, aber das hängt doch immer von den Verhältnissen vor Ort ab - wenn es eine bewährte und fitte Fachleitung gibt, gibt es keinen Grund, hier zwanghaft Dinge zu verändern. Die jungen Kollegen können sich ja wegbewerben, wenn sie Führungspositionen wollen - es läuft an den Schulen imho ohnehin zu wenig über Ausschreibungen. Im Übrigen verstoßen die Pläne der SL gegen Diskriminierungsrichtlinien. (Und nein, ich bin noch weit weg von 55, aber oft froh, wenn ich von Erfahrungen der älteren Kollegen profitieren kann.)

    a) Es geht beides.
    b) "hängt" geht imho, wie Nuffi schon schrieb, nur bei "oder". Wobei man noch überlegen könnte, ob "hängt" hier sogar stehen MUSS, wenn es ein ausschließendes "Oder" ist, und ob "hängen" stehen kann, wenn es ein einschließendes "Oder" ist.


    Ausschließendes "Oder": Es hängt entweder eine Jacke oder ein Mantel oder eine Hose im Schrank, aber eben immer nur eines dieser Kleidungsstücke.
    Einschließendes "Oder": Es hängen diverse Kleidungsstücke in wechselnder Kombination im Schrank.

    Ich gehe von der Notenskala aus und versuche, für jeden Teilbereich ein Globalurteil zu fällen, das sich an der Skala orientiert. Das funktioniert nach ein wenig Eingewöhnung m. E. insgesamt sehr gut und ist ökonomischer als das Aufstellen von Listen mit 50 Details, die man dann abhakt. Schlicht gesagt: Nimm die Notenskala als Richtpunkt und folge dann Deinem Gefühl beim Lesen - das klärt bereits die meisten Fälle. Dann bleibt Zeit für die genaue Betrachtung von Grenzfällen.


    Ich würde auch vorschlagen: Hör auf mit dem Teilnotenunsinn. Leg zuerst (!) ganze Noten für die Teilbereiche fest und heb Dir Nuancierungen für die Endnote (Gesamtnote) auf.


    Also für die Sprache (ich spinn jetzt etwas drauflos):


    Note 1: Anforderungen sind in besonderem Maße erfüllt. - Die Inhaltsangabe ist flüssig und präzise geschrieben, es zeigt sich eine überdurchschnittliche Formulierungsgabe und ein sehr großer Wortschatz, mit dem auch Nuancen exakt ausgedrückt werden können.


    Note 2: Anforderungen sind voll erfüllt. - Die Inhaltsangabe ist flüssig und überwiegend präzise geschrieben, der Wortschatz differenziert und angemessen, sicher könnte man das eine oder andere noch etwas verbessern, aber insgesamt liegt ein angenehm zu lesender, informativer Text vor.


    Note 3: Anforderungen sind im Allgemeinen erfüllt: Eine nicht mehr wirklich flüssig geschriebene Inhaltsangabe, bei deren Sprache man ab und zu die Stirn runzelt - und der es doch gelingt, ihre Botschaft sprachlich so zu vermitteln, dass man sie nachvollziehen kann. Der Wortschatz ist nicht sehr differenziert, die Ausdrucksweise einfach.


    Note 4: Anforderungen sind noch erfüllt, aber es gibt Mängel: Es zeigen sich größere Unsicherheiten, Ausdrucksfehler, Sätze, die nicht ganz korrekt sind. Aber die Inhaltsangabe ist im Wesentlichen noch verständlich formuliert.


    Note 5: Die Anforderungen sind nicht erfüllt, aber es gibt Hoffnung auf Besserung: Die sprachlichen Defizite sind massiv, es existieren wiederholt Stellen, deren Formulierung Verständnisprobleme aufwirft. Ausdrucksfehler, Wortfehler, Fehler im Satzbau machen das Lesen schwierig.


    Note 6: O je. Der Text ist aufgrund von Fehlern und Ausdrucksschwächen sprachlich insgesamt nicht verständlich bzw. ist nur verständlich, wenn man massives Vorwissen investiert.

    Ist das so komplex, dass Du dafür unbedingt eine Quelle brauchst? Wenn mans schon unterrichtet, kriegt man die Definitionen ja vielleicht noch selbst hin.


    Z. B.:


    Moralische Schuld: Wenn man etwas Falsches tut, ohne gegen Gesetze zu verstoßen. - Etwa: Einen Klassenkameraden mit anderen auslachen.
    Juristische Schuld: Wenn man etwas Falsches tut, das gegen Gesetze verstößt. - Etwa: Einen Klassenkameraden aus dem Fenster des 2. Stocks werfen.


    Bzw. präziser:


    Moralische Schuld: Entsteht, wenn man gegen Werte verstößt.
    Juristische Schuld: Entsteht, wenn man gegen Gesetze verstößt.

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    Nur stell ich mir grad die Frage, ob sie dann auch meine Vorbereitung sehen will und verlangen kann?

    Da sie nichts gesagt hat, würde ich denken, sie wird nichts sehen wollen. Vorauseilender Gehorsam weckt nur immer neue Begehrlichkeiten. Wenn sie Dich fragt, wo Deine Vorbereitung sei, musst Du ihr halt sagen: Im Kopf. Soweit ich weiß, gibt es keine rechtliche Verpflichtung, Stunden schriftlich (!) vorzubereiten. Weshalb auch? Wenn der Unterricht ordentlich ist. Ich nehme nie irgendeine Notiz mit in die Klasse, nur Material (und ja, hin und wieder einen Zettel mit aktuellen Ansagen, die ich nicht vergessen darf).

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    Nein, denn wenn sie Wörter als schweirg wahrnehmen, haben sie schon einen großen Schritt auf dem Weg der zu erreichenden Rechtschreibkompetenz erworben, einen viel größeren als eine Schreibung auswendig zu lernen.

    Ist das so? Es gehört imho nicht besonders viel dazu zu merken, was man alles nicht kann. Das Ziel ist doch nicht, sagen zu können, dass man Dinge nicht kann, sondern sie am Ende zu beherrschen. Zu helfen, diesen Schritt zu machen, wäre doch Aufgabe der Schule - und wenn das z. T. nur mit Auswendiglernen geht, dann muss halt auswendig gelernt werden.

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    kann ich den Wortschatz und damit auch die Wortschatzerweiterung ja steuern.

    Siehst Du nicht die Gefahr, dass die Kinder als schwierig wahrgenommene Wörter konsequent umschiffen und sich daher nicht (genug) weiter entwickeln?

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    Teilweise kannst du als Lehrer noch so autoritär auftreten, es bringt Dir ab einem gewissen Punkt nichts mehr. Irgendwann wirds sogar lächerlich. Wenn Du in der Klasse halt einen oder mehrere absolut Gestörte drin hast, dann bist du ab einem gewissen Punkt machtlos.

    Stimmt auf jeden Fall. Man muss sogar aufpassen, diesen Punkt nicht durch zu autoritäres Auftreten zu früh zu erreichen. Denn er ist auf jeden Fall schneller erreicht, als man oft denkt.


    Trotzdem hat Silicium imho ja nicht völlig unrecht - es gibt tatsächlich Kollegen und Kolleginnen, die mit einem bestimmten Auftreten weniger Disziplinprobleme haben als andere.

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    Aber diese Wörter werden sie auch in ihren eigenen Texten drin haben ;)

    Okay, ich sehe den Punkt. Allerdings nagelt das Leute auf ihre ohnehin schon vorhandenen Wortschätze (und entsprechende Rechtschreibkenntnisse) fest - gut für Kinder mit großem, schlecht für solche mit begrenztem Wortschatz.

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