Danke, Mikael, für den guten Beitrag. Mir kommt die ganze Erregung sehr erwachsen vor - sie lässt die Möglichkeiten von Kindern und die (gefühlten) Zwänge, unter denen sie stehen, völlig außer acht. Es ist nun mal so, dass jeder Unterricht (nicht nur der Mathematik-Unterricht) sich eher mit lösbaren als mit nicht-lösbaren Aufgaben befasst und gerade im Basisbereich sehr stark Routinen ausbildet. Dafür gibt es gute Gründe und Alternativvorschläge haben - wie hier schon an anderer Stelle intensiv diskutiert wurde - ihrerseits Tücken (wenn sich etwa zeigt, dass das Erlernen von Metareflexionen über die Rechtschreibung den Erwerb basaler Rechtschreibkompetenzen NICHT ersetzt, die nur durch Übung IM SCHREIBEN - nicht im Reflektieren - erworben werden können).
Ich stimme den Kindern völlig zu:
Zitat
Die Kinder verhalten sich so, wie es von ihnen erwartet wird. Wenn sie
merken, dass bei der Aufgabe etwas nicht stimmen kann, rechnen sie
trotzdem weiter und geben die Schuld dann dem Aufgabensteller, wie
Didaktiker der TU Dortmund beobachtet haben.
Man kann ja selbst einmal überlegen, wie schwierig es ist, auf Aufgaben zu reagieren, für die der Lösungsrahmen nicht abgesteckt ist. Und das auch noch dann, wenn man sich in einer Prüfungssituation wähnt und sich einer Autorität gegenüber sieht. Hätten die Kinder z. B. genauso reagiert, wenn ein Kind die Aufgaben beim Spielen gestellt hätte oder in einer Situation, in der sie eher als Scherz erkennbar gewesen wären?
Großartig scheint mir übrigens noch dieser zitierte Dialog:
Zitat
Lehrer: Du hast 10 Bleistifte und 20 Buntstifte. Wie alt bist du?
Julia: 30 Jahre alt!
Lehrer: Aber du weißt doch genau, dass du nicht 30 Jahre alt bist!
Julia: Ja, klar. Aber das ist nicht meine Schuld. Du hast mir die falschen Zahlen gegeben.
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Wenn ich den Text richtig verstehe, lautet die Aufgabe: "Du hast 10 Bleistifte und 20 Buntstifte, wie alt bist Du?", wobei die Zahlen "10" und "20" fiktiv waren (also dies nicht bedeutet, dass das Kind wirklich genau "10" und "20" Stifte besitzt). Dann macht allerdings der Ausflug des "Lehrers" in die reale Welt auch keinen Sinn ("du weißt doch" blabla). Mit dem Denken ist es eben schwierig, nicht nur für Kinder.