Beiträge von unter uns

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    es ist tatsächlich Nacht und er springt von einem Schiff ins Meer


    Wonach sucht ihr? Wenn der Sachverhalt so ist, wie er hier beschrieben wird, liegt überhaupt kein Stilmitteln vor, das man benennen müsste.


    X springt in die Tiefe. Die Tiefe ist (aus seiner Sicht) schwarz.


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    Da Tiefen oder Höhen keine Farben im eigentlichen Sinne haben, ist schwarz als bildlicher Ausdruck zu deuten


    Selbstverständlich haben Tiefen oder Höhen in bestimmten Situationen und von bestimmten Standpunkten aus Farben.

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    Mir geht dieses Eingedresche auf die nicht klar definierte, aber natürlich bornierte Oberschicht hier genauso auf den Geist wie die verwendeten Stereotype.


    Es geht nicht darum, auf jemanden einzudreschen, sondern darum, dass unterschiedliche Bildungskonzepte unterschiedlichen Biographien unterschiedlich gut entsprechen. Mit Stereotypen hat das weniger zu tun als mit Lebenswirklichkeiten, die auch empirisch gut erforscht sind. Es geht darüber hinaus darum, bestimmte Bildungskonzepte nicht dadurch salonfähig zu machen, dass man ihnen Wirkungen zuschreibt ("Chancengleichheit!", "sozialer Aufstieg!"), die sie mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht haben werden.


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    Sollten wir deshalb schön den Mund halten, wenn es um Bildung geht?!


    Das ist nicht das Thema. Man sollte aber imho auch nicht Hochwertwörter aneinanderreihen, die vor allem bestimmte soziale Segmente ansprechen (und auch hierher kommen) und dann behaupten, die eigene Zielgruppe sei eine ganz andere.

    Ich denke, Du hast so klare Ansichten, dass Du hier Deine Zeit verschwendest. Du hast unterschrieben. Du willst aber (wahrscheinlich) die Stelle nicht. Dann wirst Du wohl dem Land mitteilen müssen, dass Du die Stelle nicht antrittst. Fertig.


    Aber zu Deiner Beruhigung: Selbst wenn Du einen Arbeitsvertrag (!) unterschrieben hättest, scheinst Du gute Karten zu haben, siehe etwa hier


    http://www.internetratgeber-re…beschaeftigungsbeginn.htm !


    Ein theoretisches Risiko könnte natürlich darin liegen, dass die Länder sich untereinander absprechen und Dich ggf. sperren. Aber die Länder sind i. d. R. ja nicht gut im Datenaustausch. Und außerdem nur an ihren je eigenen Belangen interessiert. Also: Viel Erfolg!

    Man muss beim Dreschen von Phrasen aufpassen, dass das, was man drischt, wenigstens in sich selbst zusammenhängt. Der Code



    ist vollständig ein Mittel- und Oberschichtencode und er wird stets von Kindern der Mittel- und Oberschicht in besonderer Weise erfüllt werden. Wer dafür sorgen will, dass unterprivilegierte Kinder keine Chance haben, muss solche Worte benutzen und unbedingt noch "die positive eigenverantwortliche Grundhaltung" betonen, bezüglich der Kinder aus "unterprivilegierten Elternhäusern" besonders schlecht abschneiden - zumindest wenn damit gemeint ist, Kinder mit minimalen Vorgaben "einfach machen" zu lassen.


    Deine Vision ist eine Vision von Privilegierten für Privilegierte. Dagegen ist nichts einzuwenden. Man sollte aber nicht unter falscher Flagge segeln. Oder naiverweise meinen, man spräche wirklich im Namen der Unterdrückten, wenn man Mittelschichtenideale reproduziert. Dass die Pädagogik oft für die Unterprivilegierten spricht und für die Privilegierten handelt, lässt sich natürlich an zahlreichen Beispielen belegen (gerade aktuell: Aufhebung der verbindlichen Grundschulempfehlung). Offene Unterrichtsformen etwa unterliegen in besonderer Weise der Gefahr "eine Schereneffekts", da "Leistungsstarke in der Regel von situierten Lernumgebungen sehr viel stärker profitieren als Leistungsschwache" (bzw. Kinder mit Know-How stärker als solche ohne) (Zitat aus Krapp/Mandel: Pädagogische Psychologie, 635).

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    So kann auch nur argumentieren, wer Tag für Tag mit der Crème de la Crème der Schüler zu tun hat und nicht sieht, wie viele Verlierer das System produziert.


    Du wirst nicht erwarten, dass ich Deine immer gleich lautenden Zweizeiler oder Deine ex-cathedra-Belehrungen aus dem Hauptseminar ernst nehme.


    Dir fehlt jede Erfahrung in der alltäglichen Arbeit von 90% der Lehrer und jede Erfahrung darin, welch große Rolle administrative Rahmenbedingungen spielen, die in BW zurzeit massiv verändert werden. Dass die akademisch Ausbildung, mit der Du hier regelmäßig hausieren gehst, große Lücken aufweist, ist allerdings mehr als peinlich. Die notorisch guten Resultate des baden-württembergischen Schulsystems - zuletzt in der Untersuchung zu Bildungsauf- und absteigern - lassen sich nicht mit emotionalisierenden Plattitüden wegwischen.


    In der Stadt, in der ich arbeite, ist das Gymnasium die Regelschule (worunter leider unsere Realschule sehr leidet). Wir arbeiten mit 70% bis 80% jedes Jahrgangs und wir kämpfen um (fast) jeden Schüler, ohne (!) das Ziel aufzugeben, die Schüler lebens- und studierfähig zu machen. Moralisch kannst Du werden, wenn Du einmal selber diesen Kampf über Jahre geführt hast.

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    Nach langer, langer Zeit dann doch mal wieder ein Beitrag von mir, da mich das Thema wirklich umtreibt.


    Das Vorgehen der Landesregierung errinnert mich im Moment an jemanden, der ein altes Haus abreißen und dafür ein neues bauen möchte und gleichzeitig glaubt, dafür kein Geld ausgeben zu müssen.


    Es handelt sich vielleicht um ein altes Haus. Dennoch handelt es sich um ein Haus, dem von fachkundigen Besuchern bei nahezu jeder Gelegenheit bescheinigt wird, eines der schönsten, funktionalsten und leistungsfähigsten Häuser der ganzen Straße zu sein.


    Das Verhalten der Landesregierung ist in jeder Hinsicht schlicht verantwortungslos. Es zeugt von keinerlei bildungspolitischer Vernunft noch Sachkenntnis und ist ausschließlich ideologisch motiviert.

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    Mit Verlaub, das ist Quatsch. Jeder Beamte hat das Recht, jederzeit die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zu beantragen. Man verliert zwar alle beamtenrechtlichen Ansprüche


    Du meinst, man wird von den Ländern nicht bis zum Lebensende versklavt? Das ist, glaube ich, jedem hier bekannt. Aber wenn wir über die richtige Entscheidung zum Berufseinstieg reden, reden wir natürlich genau über die Ansprüche (oder auch: Arbeitsbedingungen), die Du zur Seite wischt.

    Du kannst nach meiner Erfahrung solange ohne Probleme abspringen, bis Du etwas unterschrieben hast. Danach wird es sicher komplizierter. (Ja, auch mündlich abgeschlossene Verträge sind bindend etc., aber das Land NDS wird gegen Dich sicher nichts geltend machen).


    Du wirst noch merken, dass Dir von Deiner Schule, Deinem Dienstherrn usw. noch viele Dinge versprochen werden werden, die zu halten niemand die Absicht hat. Ich hätte daher keine Skrupel, jetzt das Bestmögliche heraus zu holen. Das solltest Du auch deshalb tun, weil Du Dich mit einer Verbeamtung - falls es darum geht - in einen feudalstaatlichen Käfig einschließt, aus dem so schnell kein Weg mehr hinausführt. Bei allen Vorteilen, die der Beamtenstatus hat: Man prüfe, bevor man sich ewig bindet.


    Die Frage ist wohl eher, wie lange Du NDS mit mündlichen Zusagen hinhalten kannst. Vier oder fünf Wochen zu überbrücken, kann schwierig werden.

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    dass der Untersuchungsansatz weder mit der Realität noch mit rechtlichen Bedingungen noch mit tatsächlichen pragmatischen Alltagsgegebenheiten im Umgang mit Täuschungsversuchen irgendetwas zu tun hatte.


    Das ist auch diesmal so - habe die Studie gerade gemacht und muss feststellen, dass ich nicht weiß, was man daraus für Schlüsse ziehen soll.


    Wenn ich jetzt den alten Thread lese


    Studie für Diplomarbeit


    muss ich mit Entsetzen feststellen, dass der Versuchsaufbau relativ gleich geblieben zu sein scheint. Dann war es wohl wirklich verschwendete Zeit. Jedenfalls sieht man, dass Rückmeldungen aus der Praxis offenbar fleißig ignoriert werden.

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    Dacla, ich finde den Detaillierungsgrad deiner Schilderung ein bisschen bedenklich.


    Ein solcher Detaillierungsgrad dürfte auf jeden Fall der beste Weg sein, Anschuldigungen, offenem Gepöbel und Kraftausdrücken in Zukunft aus dem Weg zu gehen.


    Am bemerkenswertesten am ganzen Thread ist für mich, dass die skizzenhafte (!) Problembeschreibung einer Kollegin nicht dazu führt, dass ihr ein gewisser professioneller Vertrauensvorschuss entgegengebracht wird. Im Gegenteil wird sofort angenommen, die Kollegin sei unfähig und Schlimmeres. Im Detail produziert das allerhand Bemerkenswertes, das noch einmal zu zitieren sich wirklich nicht lohnt.


    dacla: Viel Glück. Wir hatten drei oder vier ähnliche Fälle in den letzten Jahren. Es ist jedesmal eine Tragödie, und zwar für alle Beteiligten. Aber wohl keine, die Du aus eigener Kraft beenden kannst. Da hilft nur abwarten.

    Lustig, gleich wieder ein Schwung Beiträge aus der Rubrik "eine Berufsgruppe, die sich selbst nicht Ernst nimmt". Und natürlich muss man der ratsuchenden Kollegin erst mal ins Stammbuch schreiben, dass sie eine Mobberin ist.


    Wer im Referendariat ohne klar erkennbare (Krankheits-)Gründe ständig wochenlang fehlt, ist für den Beruf ungeeignet und wird sich später zu einer potentiell Jahrzehnte währenden Belastung für Schüler und Kollegen entwickeln. Die Forderung, hier "Hilfe zu leisten" ist nicht Lösung, sondern Teil des Problems. Sie schiebt Entscheidungen hinaus und ungeeignete Leute durch die Prüfungen, bis sie - welch Wunder - in der Klasse stehen (bzw. nicht stehen). Beispiele gibt es mehr als genug.


    Ich würde daher auch das Gespräch suchen, und zwar entweder mit der Referendarin und ihren Ausbildern oder der SL und darauf drängen, perspektivische Klarheit zu haben. Dabei würde ich verdeutlichen, dass es mir nicht darum geht, irgendwelche Diagnosen zu erfahren, sondern darum, Planungsmöglichkeiten zu bekommen. Sollte tatsächlich eine schwere akture Krankheit bestehen oder eine familiäre Extremsituation herrschen, wäre ein konsequentes Aussetzen sicherlich das Beste. Sollte sich dagegen abzeichnen, dass hier unspezifische, diffuse Probleme bestehen, die mit der Gesamtsituation "Schule" zu tun haben, würde ich mit der Referendarin schlicht nicht mehr planen. Dann soll der SL eben anordnen, in welche Klasse sie gehen darf.

    Es wird flächendeckend und bewusst gegen geltendes Recht verstoßen,


    http://www.sueddeutsche.de/pol…rafrecht-vorbei-1.1512195


    und zwar


    (1.) aus pädagogischen Gründen (vor Gericht: "Opferschutz"),


    (2.) aufgrund von Arbeitsüberlastung und wegen der fehlenden Praktikabilität der geltenden gesetzlichen Bestimmungen.


    Dies ist verbunden mit einem schlechten Gewissen vieler Richter und der Erkenntnis, dass eben nur machbar ist, was machbar ist. Was aber wohl nicht heißt, dass die Schulen in Zukunft von weltfremden Urteilen und juristischen Zumutungen aller Art geschützt wären.


    Nun werden sich wieder die Kommentarspalten der SZ mit einem endlosen Lamento von Hobby-Juristen füllen, die über Rechtsgrundsätze und ähnliches fabulieren.


    Aber man sieht: Auch im öffentlichen Dienst geht nur, was geht. Oder was man zu zahlen bereit ist. Was nur scheinbar geht, ist dagegen die politische Reform "von oben" ohne Erhöhung der Ressourcen.

    "Süddeutsche-Online" gibt nicht nur die Ergebnisse wieder - etwas verkürzter als andere Medien, um es vorsichtig zu sagen -, sondern hat passend zum Thema eine Klickstrecke integriert. Titel: "Die nervigsten Lehrertypen".

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    Die Bass schweigt sich aus.


    Die Bass schweigt nicht, sondern sagt sehr klar, was erwünscht ist. Nämlich eine Rückgabe und Besprechung innerhalb von drei Wochen.


    In der Realität würde ich mich allerdings im vorliegenden Fall nicht dran halten. Dein Schulleiter ist offensichtlich profilierungssüchtig, ein gewöhnliches Phänomen nach Neuantritt einer Stelle. Besserung ist zu erwarten, sofern ihr ein bissiges Kollegium habt. Da Du ja im Übrigen vermutlich Beamter bist, kannst Du seine Hirngespinste einfach ignorieren.

    Gymnasium lohnt nur, wenn er die Möglichkeit hat, Sprache zu pauken, statt nur im normalen Unterricht zu sitzen. Sonst nicht, dann seit ihr m. E. die bessere Lösung. Es müsste also vor allen Aufnahmeprüfungen geklärt sein, wie es danach konkret weitergeht. Ich hatte in den letzten drei Jahren drei Fälle in den höheren Klassen mit keinen oder rudimentären (Schrift-)Deutsch-Kenntnissen. Es war/ist für die Kinder nicht befriedigend, in einem Unterricht zu sitzen, dem sie nicht folgen können. Ein Mädchen kam aus Marokko und konnte angeblich noch gut Englisch - aber selbst im E-Unterricht ging nichts. Kulturschock wohl. Und Englisch mit marrokanischem Top-Niveau war dann für Klasse 10 doch zu wenig.

    Kind formal am Gymnasium anmelden und in Absprache mit Lehrern, Eltern etc. für Intensivsprachtraining freistellen (z. B. an zwei, drei, vier Tagen die Woche). Wird bei uns so gemacht. Geld scheint ja da zu sein. Ohne Sprachtraining ist vermutlich kein vernünftiges (abiturreifes) Sprachlernen möglich - mit oder ohne deutschsprachige Mitschüler. Nur in einem Land zu leben führt auch bei Schülern nicht automatisch zum Spracherwerb, schon gar nicht zum Schriftspracherwerb.

    Panama:

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    Hast du an einer Brennpunktschule im Zimmer gestanden mit 30 Schülern? Davon vielleicht noch die Hälte mit Migrationshintergrund und schlechtem Deutsch ???

    Robischon:

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    An staatlichen Schulen ist die Kundschaft nicht handverlesen.
    Ich war an verschiedenen staatlichen Schulen. Zuletzt, 31 Jahre, an einer Grundschule dicht bei einer größeren Stadt. Die Zusammensetzung war immer etwa wie in der Stadt,

    Übersetzung: Die Antwort auf die zwei Fragen lautet "nein". Aber das kann offenbar nicht geschrieben werden. Daher: Politikersprech. Man könnte auch sagen: Eine Debatte mit offenen Karten wird mit allen Mitteln vermieden (wie auch schon in anderen Threads). Extrem vertrauenserweckend eben.

    Es scheint ein Lehrerphänomen zu sein, dass man nun schon stolz darauf ist, in seiner Arbeit von Dilettanten bemitleidet zu werden. Etwas mehr Selbstbewusstsein wäre vielleicht doch angebracht.


    Was Herrn Hüther angeht:


    1. Der Mann ist kein Lern-, sondern ein Hirnforscher.


    2. Er hat zum Thema Schule und Unterricht de facto weder etwas Neues noch überhaupt etwas zu sagen.


    3. Sämtliche seiner vermeintlich praxisorentierten Vorschläge entsprechen im Großen dem reformpädagogischen Ansatz und sind damit gut 100 Jahre alt. Eine handlungs- oder praxisrelevante Eigenleistung (!) seiner Disziplin ist nicht zu erkennen.


    4. Das Interview besteht in einer fast schmerzhaften Weise nur aus einer Aneinanderreihung von Klischees, wie sie etwa in der Kontrastierung des "begeistert und intuitiv lernenden" Kleinkindes mit dem "entfremdeten" Schulkind gegeben sind.


    5. Es bleibt dabei vage genug, um auf keine einzige Frage eine Antwort zu geben, die in der Bildungsdiskussion wichtig ist. Die einseitige Propagierung interessensbezogenen und situativen Lernens etwa lässt unbeantwortet, wie genau kulturrelevante Fähigkeiten in der modernen Welt auf diese Weise von einer möglichst hohen Zahl von Kindern (!) erworben werden sollen. Sie blendet aus, dass eine einseitige Fokussierung auf situatives Lernen die Bildungsungerechtigkeit vergrößern muss und sie übersieht, dass sie selbst eine Mittelstandsideologie propagiert, die vor allem im Kontext bereits gut gebildeter, vielseitig interessierter, saturierter Haushalte funktioniert.


    6. Das Interview ist darüber hinaus in hohem Maße selbstwidersprüchlich. Zunächst wird sinngemäß festgestellt, dass Lernen nur durch Begeisterung funktioniert, in der Schule also scheinbar nicht möglich ist. Später wird diese These jedoch leise wieder kassiert. Dies gilt zumindest, wenn man unterstellt, dass eine 1,0 im Abschluss belegt, dass etwas gelernt wurde. Nun wird aber behauptet, zwar sei etwas gelernt worden, aber dadurch seien psychische Deformationen entstanden, die Menschen sogar für das Berufsleben unbrauchbar machen würden. Man muss kaum erklären, dass dies empirisch nicht haltbar ist. Menschen, die zur Arbeit unbrauchbar sind, sind dies grundsätzlich nicht, weil sie zuviel, sondern weil sie zuwenig Schulbildung erhalten haben. Das zu widerlegen, dürfte auch für die Hirnforschung unmöglich sein.


    7. Empirisch nicht haltbar ist auch die Kritik an den Lehrern. Zwar gibt es Daten, die zeigen, dass schlechte Lehrer über Jahre nachwirkende Schäden anrichten
    (wieder einmal alles nachzulesen in der Meta-Analyse von Hattie). Alle empirischen Daten deuten jedoch auch daraufhin, dass sich eine starke Lehrerpräsenz positiv auf das Lernen auswirkt und für dieses Lernen völlig unverzichtbar ist. Das bedeutet nicht, dass es Frontalunterricht geben muss, aber es bedeutet, dass auch in neuen Arbeitsformen eine enge Bindung des Arbeitens an Lehrer, ihre Vorgaben und Rückmeldungen unverzichtbar ist.


    8. Unbeantwortet bleiben hier - wie immer in solchen Interviews - zahlreiche Grundfrage, z. B.:
    - Wie ist es möglich, dass sich zehntausende - und global gesehen: hunderttausende - gut ausgebildeter Personen (=Lehrer) unablässig darin täuschen, wie Lernen sinnvoll zu organisieren ist? Wie kann es sein, dass all diese Personen in ihrer Arbeit offenbar völlig fehlgehen und deshalb sogar Menschen, die diese Arbeit nie selbst praktiziert haben, besser wissen, wie sie zu machen ist, als die Praktiker?
    - Weshalb konnten sich in über hundert Jahren reformpädagogische Ideen immer nur in Teilen durchsetzen, wenn offensichtlich ist, dass sie anderen Methoden hochgradig überlegen sind?
    - Weshalb werden dort, wo ausschließlich situatives Lernen existiert (nämlich heutzutage nur noch: in Entwicklungsländern), keine Mondraketen gebaut? Und wenn es an fehlenden Ressourcen im Land liegt: Weshalb sind die Labore in den industrialisierten Ländern nicht mit Migranten aus diesen Ländern überflutet, die dank ihrer naturwüchsigen Begeisterung und Kreativität unsere Energieprobleme lösen und Medikamente gegen Alzheimer erfinden?

    1. Dein Zitat ist falsch. Die Verstehenshorizonte sollen nicht verstanden, sondern ermittelt werden.


    2. Das Wort "Verstehenshorizonte" bezeichnet die grundsätzlichen Weisen, in denen Gedichte verstanden werden können. Man könnte auch sagen: Es geht um Rahmen, in denen sich jedes Verstehen der Gedichte bewegen wird.


    3. Rezeptiv werden diese Horizonte ermittelt, indem man ein Gedicht rezipiert, es also liest oder hört.


    4. Produktiv werden diese Horizonte ermittelt, indem man mit diesem Gedicht etwas macht und dadurch ein Verstehen entwickelt und ausdrückt. Man kann z. B. zu einem Gedicht, das eine Landschaft beschreibt, diese Landschaft zeichnen - was idealerweise dazu führt, dass man das Gedicht erst genau lesen und eben verstehen muss.


    5. Eigentlich ist ein produktives Verstehen ohne rezeptives Verstehen natürlich nicht möglich - das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass man im Falle des produktiven Verstehens mehr tut als "nur" zu rezipieren. So gesehen sind rezeptives und produktives Verstehen unterschiedliche "Methoden der Sinnerschließung".


    6. Erweitert werden sollen die Verstehenshorizonte, indem man im Umgang mit dem Gedicht zu besserem Verständnis kommt.


    7. Nun noch einmal in Übersetzung:


    Anwenden von Methoden des Verstehens


    Die Schüler sollen ein grundsätzliches Verständnis von Gedichten entwickeln und dieses Verständnis verbessern. Dazu sollen sie diese Gedichte lesen oder hören ODER diese Gedichte eigenen Schreib-, Mal- oder Bastelversuchen zugrunde legen, die ein Verständnis der Gedichte erfordern und es ausdrücken.

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