Beiträge von unter uns

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    Themenvorschläge für Abschlussprüfungen wie: 'Erläutern Sie ausführlich, wie es zur Euro-Krise/zu Problemen bei den (Landes-)Banken/bei der Stahlindustrie u. a. kam und machen Sie drei sinnvolle, begründete Lösungsvorschläge!' habe ich mir bisher verkniffen. Vielleicht kann ich mich nach einem Praktikum in den Ferien und anschließender Einbringung der Erkenntnisse in den Unterricht an derartige Themen wagen.


    Die Wirtschaft, von der Du hier redest, ist nicht die Wirtschaft, von der Stoch redet. Wenn Stoch von "Betrieben" fabuliert (in die er selbst wohl nie einen Fuss gesetzt hat), geht es primär um den baden-württembergischen Mittelstand.


    Die implizite Annahme ist daher nicht, dass Lehrer den Wirtschaftsteil nicht verstehen. Sie lautet, dass Lehrer zu abgehoben und gleichzeitig zu beschränkt sind, um zu kapieren, wie man Kaffee kocht, den Hof fegt und das Backblech aus dem Ofen zieht. Dass die GEW den Kultusminister - der letztlich ja auf jeden Fall "ihr" Kultusminister ist - für "Stammtischpolitik" kritisiert, ist daher schon treffend. Wir reden hier vom "Kampf mit der Brotschneidemaschine" auf RTL-Niveau: http://www.rtl.de/cms/sendunge…life/undercover-boss.html


    Im Übrigen ist ein einmonatiges Betriebspraktikum schon seit Jahren zwingende Voraussetzung für die Zulassung zum baden-württembergischen Referendariat, was Herr Stoch aber sicher nicht weiss.


    Letztlich geht es vermutlich vor allem darum, davon abzulenken, dass Herr Stoch dabei ist, sich in eine Reihe von Versagern einzuordnen. Wir erinnern uns gerne an:


    - Shopping-Queen (sorry, war nur ein Gerücht) Gabriele Warminski-Leitheußer,


    - Pädagogik-Revoluzzer Peter Fratton
    (http://www.stuttgarter-zeitung…77-8e17-23f402cc0505.html)


    - und ganz aktuell: Ministerialdirektorin Margret Ruep, bei der Stoch and friends allerdings - allen Sparvorhaben zum Trotz - noch für eine kräftige Pensionserhöhung vor dem Abgang gesorgt haben...
    ( http://www.presseportal.de/pm/…hert-ruep-hoehere-pension)

    Die harte Arbeit der grün-roten Landesregierung an der Zerstörung des Baden-Württembergischen Schulsystems kommt nicht recht voran. Nun hat die SPD - wohl aus nackter Überlebensangst - die Idee der einheitlichen Lehrerausbildung inkl. Abschaffung des sonderpädagogischen Studiums verworfen.


    Für Ausgleich sorgt Waldorfschul-Freund und Volljurist Andreas Stoch, der sich redlich bemüht, sein Personal zu demotivieren und das Ansehen der Lehrer in der Öffentlichkeit systematisch herabzusetzen. Da Stoch aufgefallen ist, dass Lehrer - und ganz besonders natürlich Gymnasiallehrer - das Leben nicht kennen, will er sie nun in den Ferien zu Betriebspraktika (!) verpflichten.


    http://www.google.com/hostedne…d3FA8w?docId=TX-PAR-HWB16


    Dazu wäre vieles zu sagen, was zu sagen ich mir erspare. Wirklich interessant ist die Frage, ob Stoch die Grenze der geistigen Zurechnungsfähigkeit mittlerweile erreicht hat oder ob es sich um ein kühl kalkuliertes politisches Manöver handelt.


    In letzterem Fall kann das Ziel wohl nur darin bestehen, durch die Inszenierung von Scheindebatten und die Diskreditierung der Lehrer die eigenen Vorhaben - inklusive der eigenen Sparvorhaben - zu stützen.


    Für mich persönlich ist BW bald Geschichte. Ich spreche allen KollegInnen, die bleiben, mein Beileid aus. Bildungspolitik war ja immer schon schwierig, aber eine Parade derart haltungs- und schamlosen Personals wie in BW zurzeit hat es in der Geschichte der Bundesrepublik wohl noch nicht gegeben.

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    Kann jemand bitte sagen, was die alles bei der Untersuchung machen?


    Amtsarztbesuch zur Lebenszeitverbeamtung 1:


    - Hör- und Sehtests.
    - Wiegen,
    - Größe messen,
    - Blutdruck messen,
    - Brust abklopfen und abhören,
    - Reflexe testen,
    - Steh- und Hüpfübungen verschiedener Art machen,
    - Urinabnahme,
    - Blutabnahme,
    - kritisches Gespräch.


    Amtsarztbesuch zur Lebenszeitbeamtung (wg. Bundeslandwechsels) 2:


    - nach Gewicht fragen (!),
    - Brust abhören,
    - Reflexe testen,
    - Urinabnahme,
    - extrem nettes Gespräch über alles Mögliche, inklusive seltsame Amtsärzte.


    Fazit: Es ist extrem unterschiedlich! Was der Amtsarzt macht, hängt weitgehend von ihm ab, wie er entscheidet, auch.


    Deshalb gibt es auch keine echten Tipps.


    Ich würde empfehlen: Nicht vor Angst schlotternd hingehen, extrem freundlich sein; eventuelle Probleme offen thematisieren, wenn sie zur Sprache kommen, aber signalisieren, dass man darum weiß und alles im Griff hat; Verschweigen, was geht, aber nichts verschweigen, was man nicht verschweigen kann. Beispiel: Ich würde niemals angeben, dass ich Raucher bin (ich bins auch nicht, aber wenn ich es wäre...) Wer soll das nachweisen? Aber: Wenn ich mit dem Rücken Probleme hätte und deshalb schon beim Arzt war, würde ich es angeben. Die Frage bleibt dann, wie man die Dinge beschreibt. Vieles kann ja auch nur temporär sein und ist dann amtsärtzlich eigentlich egal.

    Brügelmann darf sich im Moment in allen Medien äußern. Das dürfte vielleicht sein letzter großer Auftritt sein - und diese Versuche, das eigene Image zu retten, sind doch fast rührend.


    Worum also geht es? Darum, dass sich jemand in der eigenen Schulzeit traumatisiert gefühlt hat und daraufhin beschlossen hat, die Kinder "zu retten". Pädagogik als Selbsttherapie. Dass das teils gründlich schiefgeht, und dann auch noch für die Kinder am schlimmsten ist, die am dringendsten Hilfe bräuchten, ist in diesem Zusammenhang einfach kein Faktor.

    Ich muss leider feststellen, dass der von Dir verlinkte Blogeintrag - der keineswegs eine "seriöse Untersuchung" darstellt - imho nicht ganz ernst zu nehmen ist. Er gibt nicht nur den "Spiegel"-Artikel zum Teil falsch wieder, sondern enthält eine Reihe eher seltsamer Behauptungen. Z. B.:


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    Zuerst einmal trifft vieles von dem, was über mangelhafte Rechtschreibung gesagt wird, auch auf andere Kenntnisbereiche zu. Vor allem die Tatsache, dass der Bildungshintergrund in Deutschland entscheidend für den Schulerfolg ist, gilt für den Erfolg insgesamt, keineswegs nur für den Schriftspracherwerb (auch wenn dieser einen großen Teil davon ausmacht). Insofern müsste man korrekterweise von einer Bildungskatastrophe sprechen – und dann wäre auch klar, dass diese nicht an bestimmten Lehrinhalten und deren Vermittlung hängt.


    (1.) "Schulerfolg" und "Kenntnisse/Können" am Ende der Grundschulzeit lassen sich nicht einfach verrechnen. Es gehört zur Standardkritik an der deutschen Schule, dass schulische Karrieren (!) sich NICHT nur in Abhängigkeit von Wissen und Können vollziehen. Es ist daher unzulässig, Rechtschreibprobleme mit allgemeinen Schulerfolgs-Fragen in einen Topf zu werfen. Daraus, welchen Erfolg Schüler aus bildungsnahen oder -fernen Schichten im deutschen Schulsystem haben, kann man eben nicht schließen, wie gut sie schreiben oder andere Dinge tun. Hier geht es um zwei verschiedene Probleme.


    (2.) ist es falsch, so zu tun, als würde in den einzelnen Schulen alles gleich gut oder gleich schlecht unterrichtet. Natürlich gibt es an allen Schularten Dinge, die besser, und Dinge, die schlechter gelehrt oder gelernt werden. Es geht um einzelne Fähigkeiten, die oft auch einzeln messbar sind. Und natürlich muss man darüber nachdenken, wie sie einzeln zu verbessern sind. Deshalb geht es natürlich um einzelne Lehrinhalte und Vermittlungsmethoden. Wenn der Eindruck entsteht, dass Kinder schlecht rechnen, muss der Mathematikunterricht verbessert werden, nicht der Kunstunterricht. Der Hinweis "irgendwie" gehe es um eine "Bildungskatastrophe", nämlich "um alles" nützt hier nichts.


    (3.) geht es beim Rechtschreiben um eine Basis-Fähigkeit, die "keine komplexeren kognitiven Fähigkeiten" erfordert (so Steinig auf S. 385 der von Goschler lobend erwähnten Studie). Es ist - vorsichtig gesagt - ein Alarmzeichen, wenn diese Fähigkeit nicht mehr hinreichend vermittelt werden kann. Es geht hier letztlich um prozedurales Wissen, das in der Regel durch Üben erworben werden kann. Wir reden nicht darüber, dass Kinder die Relativitätstheorie verstehen sollen. Wir reden über Dinge, die traditionell fast alle Kinder erwerben konnten.

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    Konzentriert man sich auf Rechtschreibung, so ist die Studie des Siegener Germanisten Wolfgang Steinig sicher am interessantesten.


    Dem ist wohl zuzustimmen. Allerdings ist auch klar, dass Frau Goschler diese Studie nicht gelesen hat, sondern bestenfalls die Medienberichterstattung darüber (die sie hoffentlich nicht dem "Spiegel" entnommen hat). Wenn sie die Studie gelesen hätte, hätte sie bemerkt, dass das von ihr gebrachte Zitat Wissenschafts-Rhetorik ist. Ein Autor stellt sich gegen einen gefühlten pädagogischen Mainstream und formuliert entsprechend vorsichtig. Wenn Frau Goschler die Studie gelesen hätte, wüsste sie auch, dass das


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    Die positiven Aspekte der Veränderung werden aber im SPIEGEL komplett unter den Tisch fallen gelassen.


    eine problematische Aussage ist. Frau Goschler tut so, als würden negative Effekte durch positive Effekte an anderer Stelle ausgeglichen. Die "positiven Aspekte" der Veränderung sind aber schichtspezifische Effekte und zeigen sich nur bei einem privilegierten Teil der Schülerschaft. Negative Effekte dagegen gibt es bei allen Schülern. "Etwas sarkastisch könnte man anmerken, dass die heutige Grundschule zuverlässiger und genauer selektiert als die der 1970er Jahre" (Steinig, S. 385) - und zwar nach Herkunft.


    Übrigens ist ungeklärt, welchen positiven Einfluss die Eltern (!) der bildungsnahen kinder auf deren Schreibfähigkeiten haben und wie die Ergebnisse aussähen, wenn es diese Eltern nicht gäbe.


    Schließlich enthält Frau Goschlers Text vor allem starke Thesen, wie diese:


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    verzögert sich die Entwicklung einer normgerechten Orthografie – aber in der Zeit werden dafür Dinge gelernt, die früher überhaupt nicht Teil der Grundschulausbildung waren. Dass die Ausbildung einer korrekten
    Rechtschreibung in vielen Fällen auch später nicht erfolgt, liegt an verschiedenen Problemen, aber nicht vorrangig an diesem.


    Welche Probleme denn nun ausschlaggebend sind, erfahren wird leider nicht.


    Der Text enthält eine Menge Mittelschichten-Arroganz, wie hier:


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    Wow – “kannst du einen Riesen anfassen?” Wenn solche Weisheiten den Zerfall der Rechtschreibnation verhindern sollen, dann könnte meinetwegen auch alles so bleiben, wie es ist. Viel schlimmer kann es aus sprachwissenschaftlicher Sicht nämlich kaum noch werden. Man wünscht sich, der Schüler hätte korrekterweise geantwortet, dass man einen Riesen nicht anfassen könne, da es keine Riesen gebe.


    Man muss es leise sagen: Es geht nicht um Sprachwissenschaft und nicht um eine ontologische Diskussion über die Frage, ob es Riesen gibt. Es geht darum, dass Kinder (!) korrekt Schreiben lernen.


    Was bleibt, ist der Wunsch nach Wärme:


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    Sondern es geht vor allem gegen eine bestimmte Art, mit Kindern umzugehen, nämlich respektvoll statt autoritär, ermutigend statt bestrafend, kreativ statt normativ.


    Das aber ist ganz einfach eine Unterstellung, die durch den Artikel nicht gedeckt ist.

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    Was würde wohl ein Bäcker sagen, dem ich erkläre, wie er seine Brötchen backen muss? Oder ein Zahnarzt, wie er meine Zähne zu behandeln hat?


    Ich bin sicher, dass Du keinem Zahnarzt schweigend zuhören würdest, der Deine Zähne im Mund verfaulen lässt und Dir dabei erzählt, sie würden (irgendwann) von selbst heilen.


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    Natürlich muss auch ein Lehrer für Kritik an seinem Vorgehen immer offen sein, aber zählen am Ende nicht die Ergebnisse?


    Es zählen die Ergebnisse. Die Ergebnisse sind schlecht.

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    aber ich hatte gehofft, dass hier eventuell schon mal jemand sowas gemacht hat.


    Wann, wo, wie?


    Wenn das Land Thüringen Lehrer nicht verbeamtet, wird auch Deine Frau nicht verbeamtet werden. Nur unter der Voraussetzung, dass die Verbeamtung von LehrerInnen grundsätzlich vorgesehen ist, wird man ihr eventuell entgegenkommen.


    Für Dich wird also ausschließlich relevant sein, was ab August passiert, nicht, was letztes Jahr passiert ist.


    Ein entscheidender Faktor dürfte hier das Lebensalter sein, sofern es nicht möglich ist, an einem Ländertauschverfahren teilzunehmen (mal die Suchfunktion benutzen!)


    Ich würde schlicht und ergreifend in Thüringen anrufen.

    Im Bemühen um Versöhnlichkeit geht im Artikel allerdings verloren, dass laut Steinig das "Kreative" im Schreiben die Rechtschreibdefizite nicht (!) ausgleicht.


    Der Zuwachs an Kreativität gilt nämlich ausschließlich für die Kinder bildungsnaher Schichten. Sie verlieren im Bereich einer Kompetenz, gewinnen aber an anderer Stelle.


    Dagegen verlieren die Kinder bildungsferner Schichten ausschließlich. Weder lernen sie richtig schreiben, noch gewinnen sie im Bereich der Kreativität.

    Sofern es überhaupt belastbare empirische Daten gibt, stimmen sie bezüglich kooperativer Lernformen eher skeptisch. Das heißt nicht, dass alles schlecht sein muss, aber es bleibt doch im Einzelfall zu prüfen, was sinnvoll implementierbar ist. Außerdem profitieren - nach allem, was seriöserweise bekannt ist - die benachteiligten Schüler von solchen Formen am wenigsten (Schereneffekt).


    Weil's immer wieder schön ist, hier noch der Hinweis, dass die moderne Didaktik es endlich einmal auf eine Titelseite geschafft hat:


    http://www.spiegel.de/spiegel/index-6968.html

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    Das stimmt, aber wir leben in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete weltweit.


    Besiedelungsdichte ist in diesem Zusammenhang kein relevanter Faktor. Und wenn man schon Videos über exponentielles Wachstum postet, sollte man auch eine Vorstellung haben, was dieser Effekt negativ gewendet bedeutet.


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    Es ist m.E. ein Scheinargument, weil immer so getan wird, als wäre unser derzeitiges Rentensystem Gott-gegeben. Dem ist aber nicht so, es lässt sich ändern. Zum anderen finde ich anmaßend, dass von den Menschen erwartet wird sich immer systemgerecht (im konkreten Fall Rentensystem-gerecht) zu verhalten.
    Kurz, ich erwarte eigentlich, dass System so gestaltet werden, dass sie den Menschen gerecht werden und nicht, dass Menschen ihr Leben so gestalten müssen, um einem System gerecht zu werden.


    Du erwartest - wie offenbar viele hier im Thread - dass das "System" für Dich eine Menge Geld ausspuckt, ohne Dich ansonsten zu behelligen.


    In Anbetracht der demographischen Entwicklung ist diese Erwartung sowohl mit Blick auf das Renten- als auch das Pensionssytem vollkommen realitätsfremd (zumindest, wenn Du nicht schon Ü 50 bist).

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    Gilt das auch für die Fachkonferenz? Mein SL meinte für die GLK gilt es natürlich, für die Fachkonferenz nicht.


    Sofern die Konferenz zum Beschluss, um den es geht, berechtigt ist: Natürlich. Die Konferenzordnung differenziert hier nicht zwischen GLK und weiteren Konferenzen (z. B. auch Klassenkonferenz).


    Dein SL kann Dir aber ggf. ja sagen, wie er zu seiner Meinung kommt.

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    Als Beamter kannst du dich auf mehrere Jahre (in manchen BL 6, in manchen bis zu 12 Jahren) unbezahlt beurlauben lassen und in der Zeit natürlich anderen bezahlten Tätigkeiten nachgehen.


    Könnte aber schwierig werden. Das Antragsformular weist ausdrücklich daraufhin, dass Nebentätigkeiten während der Beurlaubung i. d. R. nur in dem Umfang erlaubt sind, wie sie dies für vollzeitbeschäftigte Kollegen sind. Dies sind laut LBG SW (§ 73, meine ich) ca. acht Stunden pro Woche.


    Ausnahmen sind möglich, wenn sie "dem Sinn der Beurlaubung nicht entgegenstehen".


    Ich weiß nicht, wie großzügig die Bürokratie in SW ist, aber in BW wäre es - nach meiner Erfahrung - schwer vorstellbar, dass jemand beurlaubt wird, um anderswo Voll- oder Teilzeit zu arbeiten. Möglicherweise gibt es aber mit Blick auf Privatschulen eine Ausnahme (obwohl es nicht sehr überzeugend klingt: Ich lasse mich vom Unterricht beurlauben, um zu unterichten?)

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    Mal eine ganz dumme Frage an unter uns: für welche Berufszweige muss man sich denn noch einer Kenntnisstandprüfung unterziehen, wenn man nicht gerade Lehrer werden will?


    Woher soll ich das wissen? Keine Ahnung.


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    Wer eine Lehre abgeschlossen hat, der bewirbt sich doch mit seinem Zeugnis bei der entsprechenden Firma (bzw. im ÖD) und muss dann ggf. einen Einstellungstest absolvieren.


    Gut. Aber was ist jetzt der substantielle Vorteil dieses Verfahrens?


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    Im Übrigen hätte ich die Prüfung vllt. sogar noch gemacht wenn sie denn gebührenfrei wäre. Soweit ich mich erinnere, hätte ich dafür aber auch noch 200 € berappen sollen und das fand ich dann doch einigermassen unverschämt.


    Ich hab's damals für lau bekommen. Aber die Anfahrtskosten musste ich selbst tragen, das stimmt. Ich fand es auch unverschämt, aber im Endeffekt ist es eine Kosten-Nutzen-Abwägung.


    Was das Grundproblem angeht: Die (manchmal vorhandenen) Bedenken gegenüber Diplomern sind sicher in vielen Fällen Unsinn und in einer Welt (angeblich) "lebenslangen Lernens" auch nicht mehr zeitgemäß. Ich denke, der Grund dahinter ist die Furcht davor, Leute zu bekommen, die nur aus Not in die Schule drängen, ohne dort eigentlich hinzuwollen. Vermutlich werden dabei allerdings mehrere Denkfehler gemacht, denn (a) wollen ja auch nicht alle Lehramtsstudenten wirklich und mit ganzem Herzen in die Schule und (b) ist man bei Studienbeginn ja noch recht jung und kann sich weiterentwickeln. Letztlich aber bräuchte man die von Dir angeregte Studie, um hier besser diskutieren zu können.


    Übrigens könnten manche Klischees auch einfach darauf beruhen, dass sich Lehramtsstudenten und Seiteneinsteiger gewöhnlich bezüglich des Alters unterscheiden dürften, an dem sie in der Schule ankommen. Es ist ja ein eigenes Thema, dass jüngere Menschen für ihre Ausbilder manchmal angenehmer zu handeln sind als ältere - zumindest ist das auch so ein Klischee. Wäre eine Studie wert.

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    Ich halte das für eine wirklich dumm-dreiste Unterstellung, dass ein Lehramtsstudium per se in "Empathie" qualifiziert wohingegen beim Diplom-Physiker offenbar die Nerd-Gefahr für nicht zu vernachlässigend und möglicherweise gefährdend für den Schulalltag gehalten wird.


    Ich halte das für eine ziemlich zugespitzte Interpretation des von Dir gegebenen Zitats. Vom Lehramtsstudium ist dort nicht die Rede, sondern nur davon, dass ein Diplom alleine für Arbeit in der Schule womöglich nicht reicht.


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    Es geht nicht um "berufsqualifizierend", es geht um die Kentnisstandprüfung im Fach.


    Die Kenntnisstandsprüfung in BW hat nichts mit Lehramtsstudium oder Seiteneinstieg zu tun, sondern betrifft alle Menschen, deren Studienabschluss länger als fünf Jahre zurück liegt. Also auch Lehrämtler. Ob das immer sinnvoll ist, sei dahingestellt.


    Abgesehen davon halte ich einen Vergleich der zwei Gruppen für ein interessantes Forschungsprojekt, das aber sicher sehr aufwändig wäre. Studien dazu kenne ich keine und bezweifle auch, dass es sie gibt.

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    Leider Gottes hat das wenig mit der Farbe der aktuellen (Landes)Regierung zu tun.


    Wenn man sich das Beispiel BW ansieht - und Niedersachsen soll dem ja nun folgen - scheint es leider durchaus etwas mit dieser Farbe zu tun zu haben.


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    In BaWü (grün regiert) wird auch gerade gekürzt, was der Rotstift hergibt, beispielsweise Hausaufgabenbetreuung oder Poolstunden.


    Das ist nur die eine Seite. Die andere ist, dass man gleichzeitig mit aller Gewalt eine komplette Neuerfindung des Schulsystems versucht, die enorme Ressourcen verschlingt. Dies allerdings versteckt, indem nicht mehr Geld in die Hand genommen, sondern es aus dem bestehenden System gezogen wird; de facto also an anderen Stellen - etwa bei der Zeit für Unterrichtsvorbereitung - gespart wird. Den Willen zum Irrsinn erkennt man dann an den Details. So hat man den in Stuttgart für das Gymnasium arbeitenden Kräften die Büros gekündigt und sie zum Umzug genötigt, um ein Zeichen für die neue Politik zu setzen. Schon eine kleine Maßnahme wie diese bringt aber den Verwaltungsbetrieb über viele Monate aus dem Tritt, verhindert Fortbildungen usw. - alles Dinge, die Geldwert habe. Und es bleibt natürlich nicht bei solch kleinen Maßnahmen.


    Nun steht hinter all dem in BW wohl auch das Ziel, langfristig Geld sparen zu können. Unter anderem hat man nun Ideen für einen "Einheitslehrer" entwickelt. Dazu hat man extra eine "Expertin" importiert, die man stilsicher aus Berlin (!!!) geholt hat (nachdem die zuvor aus NW importierte Kultusministerin bereits gescheitert ist - böse Zungen besagen, sie sei in Stuttgart vor allem mit Einkaufen beschäftigt gewesen...). Die Umsetzung der Empfehlungen dürfte einen großen Teil des lehramtsbezogenen Uni- und PH-Personals lange beschäftigen.


    Auch hier übrigens dasselbe Spiel: Die Berliner "Expertin" hat entdeckt, dass alle Sek I- Lehrämter nun endlich so niveauvoll ausgebildet werden sollten wie Gymnasiallehrer (!!!). Da grün-rote Politiker ja jahrelang immer erklärt hatten, dass Gymnasiallehrer und ihre Ausbildung nichts taugen, eine erstaunliche Volte. Was steckt dahinter? Wohl kaum A13 für alle. Eher: A12 für alle (ich persönlich prognostiziere: A11). Immerhin ist die GEW zufrieden - und stolz darauf, dass ihre Wünsche dem Ministerpräsidenten "bekannt" seien. Na dann.


    PS
    Ich kann vor mir übrigens nicht sagen, bisher eine besondere Abneigung gegen rot-gründe Politik gehabt zu haben. Aber was gerade passiert, erstaunt mich in höchstem Maße. Und nicht nur mich. Das Kollegium ist einigermaßen sprachlos.

    Als wissenschaftliches Gegenargument dürfte die Tatsache ausreichen, dass die VA selbst nie wissenschaftlich getest wurde. Es handelt sich ursprünglich um die Phantasterei einer Einzelperson, die dann von einer erheblichen Zahl heil- und segenssuchender Kollegen aufgegriffen wurde - wie dies in bestimmten Segmenten der Schullandschaft ja üblich zu sein scheint.


    Alles hierzu Relevante enthält schon der entsprechende Wikipedia-Artikel, der auch den Verweis auf das einschlägige Buch von Topsch beinhaltet (der sich auch an anderen Stellen dazu geäussert hat).

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    würde mich freuen, wenn andere mir meine Bachelorarbeit, an der auch mein zukünftiger Werdegang hängt, nicht verhageln würden.


    Lass Dich nicht verunsichern, ich denke nicht, dass hier jemand mehr als einmal die Umfrage ausgefüllt hat. Dass die wissenschaftliche Kritik hier in Häme, Schadenfreude und Spott umschlägt, ist ganz normal. Wenn es um niedere Instinkte geht, wird mancher Kollege wieder zum Schüler (und entblödet sich nicht, das auch noch offen - aber natürlich: anonym - zu zeigen).


    Vielleicht tust Du uns allen aber einen Gefallen und verzichtest darauf, mit Deinen halbgaren Ergebnissen durch die Medien zu spazieren, wenn die BA-Arbeit fertig ist. Wie Aktenklammer ja schon anmerkte, sind hier viele noch durch die unsäglichen Namens-Studien zu "Kevin" geschädigt. Die waren nicht nur eindeutig unwissenschaftlich, sondern wurden von der Universitätsdidaktik auch genutzt, um medial gegen Lehrer Stimmung zu machen - wahnsinnigerweise übrigens GEGEN die eigenen erhobenen Daten.


    Lehrer, Namen und Noten - weiter trabt die Forschung

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    Ich unterrichte von den HF nur Deutsch, was die Sache zusätzlich erleichtert für den Anfang.


    ??


    Ich kann nur aus Sicht der weiterführenden Schule sprechen. Wenn es EIN Fach gibt, in dem die Grundschulresultate permanent für Ärger sorgen, ist das das Fach Deutsch. Besonders betroffen ist das Schreiben. Dies gilt einerseits für die (fehlenden) Kenntnisse im Bereich Rechtschreibung, andererseits auch die motorischen Fähigkeiten (Handschrift). Dies ist im Übrigen kein rein subjektiver Eindruck, sondern auch empirisch erhärtet, wenn auch nicht in repräsentativen Studien.


    An dieser Stelle wird bekanntermaßen immer wortreich die These vertreten, dass egal ist, was nach der Grundschule kommt. Auch wurden die Schreibprobleme ja schon an anderer Stelle mehrmals diskutiert. Ich erspare es mir, hierzu noch mehr dazu zu sagen - oder zu ergänzen, was mir Eltern aus den Grundschulen ihrer Kinder berichten (und in welchem Ton sie das tun).


    Jedenfalls: Die Idee des "indvidualisierten Unterrichts" ist politisch und ideologisch gewollt, schneidet aber in den bisherigen relevanten empirischen Studien denkbar schlecht ab. Nachzulesen ist das z. B. bei Helmke, Unterichtsqualität, S. 259-262, der gleichwohl an der Idee festhält - mit dem einigermaßen wenig nachvollziehbaren Argument, "Leuchtturmschulen" hätten bewiesen, dass es irgendwie "gehe". Hier ist wohl die Politik Vater des Gedankens.


    Ähnlich schwach steht empirisch die Idee da, den "Frontalunterricht" aufgeben zu wollen. Das Problem wird umso gravierender je bildungsferner die betroffene Klientel ist (was offenbar nicht Dein Problem wäre). Wenn aber doch der Frontaluntericht aufgegeben wird, dann deutet wenigstens die empirische Lehr-Lern-Forschung an, dass Folgendes nötig ist: Klare Instruktionen, viele Lernzielkontrollen (Tests), viel Feedback, eindeutige Leistungs- und Lernorientierung auch im offenen Unterricht.


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    Ich meine einfach, dass ich nach über 10 Jahren umdenken muss.


    Weshalb? Weil es en vogue ist? Für Dich? Oder weil es den SchülerInnen etwas bringt?


    Zitat

    Peschel ist für mich persönlich der "Gott des offenen Unterrichts".


    Ich persönlich würde jede Form von pädagogischer Religiosität aus dem Spiel lassen.

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