Zitat
Seid so nett und klärt mich auf: Was konkret in dem Video ist denn Stuss/Unsinn/Manipulation?
Nur eine Auswahl:
1. Manipulativ ist die Arbeit mit Statistiken zur Diskriminierung. Sie stellt nicht in Rechnung, dass die angeblich fehlende Diskriminierung ("3%") bes. schwuler Schüler wesentlich darauf zurückgehen dürfte, dass diese Schüler in ihrer sexuellen Identität unsichtbar sind.
Anders als im Falle von Behinderten oder ethnischen Gruppen ist es ein berechtigtes Ziel solcher Gruppen, allererst sichtbar sein zu dürfen. Es handelt sich um eine andere Problemlage als im Falle weiterer Gruppen, was (a) eine Sonderbehandlung in den Bildungsplänen sinnvoll macht und (b) die Statistik des Videos entwertet. Näheres habe ich schon weiter oben verlinkt. Ich erspare mir die Wiederholung.
2. Manipulativ ist der Vergleich mit Behinderten oder ethnischen Gruppen auch deshalb, weil es bei der Frage nach sexueller Orientierung um eine Kernfrage im Leben von Heranwachsenden geht, die in besonderem Maße zu Identitätskrisen führt.
3. Manipulativ ist die Suggestivfrage, "könnte es sein, dass es doch um mehr geht als Toleranz?" Die "Vermutung", es gehe um ein "neues Menschenbild" wird dabei bemerkenswerterweise am Ende des Videos zur Tatsache, wenn angeblich ein "neues Menschenbild verordnet" würde.
4. Manipulativ ist die Formulierung, es gehe in den Bildungsplänen darum, Schüler dazu zu bringen, zu "entscheiden", zu welchem Geschlecht sie sich sexuell hingezogen fühlten, wobei das Wort "entscheiden" hier offenbar suggerieren soll, es gehe um eine freie Willensentscheidung, die nach Lust und Laune erfolgt. Dies wiederholt sich später, wenn suggeriert wird, Eltern "erzögen" Kinder zu einer bestimmten sexuellen Identität.
5. Falsch ist die Suggestion, es gehe darum, Schüler dazu zu motivieren, ihre sexuelle Zugehörigkeit und sogar ihre geschlechtliche Zugehörigkeit systematisch zu hinterfragen, wobei "hinterfragen" nahelegt, sie sollten dazu gebracht werden, diese Zugehörigkeit anzuzweifeln.
6. Je nach Deutung unsinnig bis falsch ist die Behauptung, Schüler sollten lernen, empfundene Normalität sei lediglich "anerzogen".
7. Abwegig ist die Suggestion, die Existenz von Homosexualität und weiterer sexueller Identitäten sei eine Meinungsfrage, über die "demokratisch" verhandelt werden könnte. (So als könnte man darüber verhandeln, ob es gelähmte Menschen gibt - "Ich bin nicht der Meinung, dass es sie gibt, also mache ich keinem Rollstuhl Platz. Sollen sie doch aufstehen und laufen.")
8. Manipulativ ist die Aussage, es sei das Wesen der Demokratie, dass jeder "seine Meinung" äußern dürfe. Das stimmt, wenn es um Bildungsinhalte in Schulen geht. Es stimmt nicht, wenn es um das (Grund-)Recht anderer Menschen geht, ungestört existieren und ihr Leben selbstbestimmt leben zu dürfen. Beides wird im Video am Ende vermischt.