Zitat
Was kann ich also tun, um diese Problematik zu umgehen oder am besten zu lösen?
1)Die Schule nach der Probezeit wechseln wäre sowohl privat wie beruflich kein Problem für mich. Es gibt auch schon einen Interessenten.
2) Eine andere Möglichkeit wäre es eben, einfach ausserhalb meiner Lerngruppen die Augen zu zu machen - denn ich habe weder (scheinbar "lehrertypische?") Probleme mit Lerngruppen noch mit meinen Aufgaben oder den angeblich ach so schlimmen Korrekturzeiten.
Meine Befürchtung im Moment ist nur die:
Irgendwie durschaue ich die inoffiziellen Regeln (also die, die wirklich zählen) noch nicht
Jede Schule ist natürlich anders und man kann daher keine allgemeinen Ratschläge geben - aber ich habe schon den Eindruck, dass die "inoffiziellen Regeln", die Du nicht durchschaust, gar nichts mit Deiner Schule zu tun haben, sondern an jedem Arbeitsplatz gelten.
Zunächst einmal halte ich Dein Problem für einigermaßen typisch. Wie war es bei mir? Ich war neu an einer Schule, auf der ersten Konferenz hielt der SL eine große Rede, wie wichtig es wäre, dass alle auf Pünktlichkeit achten, dass wir eingreifen, wenn die SuS zu spät in den Unterricht kommen blablabla... Einige Monate später kam der SL dann zum Unterrichtsbesuch. Was passierte? Mehrere Leute kamen zu spät (Sek II), ich hielt also eine entsprechende Ansprache (hätte ich so oder so gemacht...) In der Nachbesprechung kam es dann zu Folgendem: Vorwürfe: Ich sei viel zu streng gewesen, ich hätte mich offenbar vor der SL aufspielen wollen etc. (natürlich etwas verbindlicher formuliert). Einige Jahre später hatte ich wieder einen Termin mit der SL, wir kamen noch mal auf die Episode zurück. Was sagt der SL? Er hätte mich damals kritisiert, aber "eigentlich" sei mein Verhalten ja richtig gewesen. Das ist eben Schule. Hier arbeiten Menschen mit Menschen und es geht nicht immer rein logisch zu. Das ist oft unbefriedigend, aber damit muss man klar kommen.
Jetzt zu Dir. Ich würde mir Folgendes klar machen:
- Du bist in der Probezeit. Niemand braucht von Dir irgendetwas, was auch nur in die Nähe einer Belehrung käme.
- Die Kollegen haben viel zu tun. Wenn Sie Dir dieses oder jenes versprechen, wird das in vielen Fällen geschehen, um die Sache rasch zu erledigen, d. h. sie wollen eigentlich, dass Du verschwindest.
- Du wirst das in einigen Jahren vermutlich hier und da ähnlich machen.
- Es gibt in großen Lehrerkollegien grundsätzlich keine erzieherische oder sonstige Frage (Leistungsbewertung etc.) über die es irgendeinen echten Konsens gäbe. Das bedeutet auch, dass die meisten Regeln, Vereinbarungen etc. nie wirklich von allen eingehalten werden. Der auf Konferenzen etc. vordergründig hergestellte Konsens gilt meistens dem Sozialfrieden, damit man miteinander vernünftig arbeiten kann.
Damit musst Du umgehen lernen. Ich würde also
- weniger reden, weniger zu Kollegen rennen, weniger zur SL rennen und mehr beobachten.
- herausfinden, mit wem ich wirklich gut zusammenarbeiten kann und mit wem nicht.
- mein Verhalten entsprechend anpassen.
- gaaaanz wichtig: zu so vielen Kollegen wie möglich erst einmal eine positive Beziehung aufbauen, BEVOR ich irgendetwas von ihnen möchte. Also: Aufmerksam sein, hilfsbereit sein, Sachen loben, die mir wirklich gefallen, Rat einholen (!) - geht übrigens auch bei Disziplinarfragen. NICHT: "Ich habe den Schüler X erwischt blablabla", sondern: "Könntest Du mir vielleicht mal helfen, falls Du fünf Minuten hast, ich habe da ein Problem..."
Und zum Schluss: Wenn Du wirklich so durchsetzungsstark bist, wie Du meinst, solltest Du in vielen Fällen keine Kollegen und keine SL brauchen. Wenn also Schüler Passanten anquatschen, sollte eigentlich eine Ansprache von Dir reichen, das Problem für alle zu lösen. Es muss nicht gleich die halbe Schule eingespannt werden und die Schüler müssen nicht gleich Steine klopfen.