Ich hatte eine ganz ähnliche Situation vor ein paar Jahren. Massiv verhaltensauffälliges, gegen sich und Mit-SuS gewalttätiges Kind in der 5. Klasse, inklusive Selbstmordandrohung. SL: "Das ist ihre Aufgabe", Eltern: "Wofür werdet ihr Lehrer eigentlich bezahlt? Die Suizidandrohung meint das Kind nicht ernst". Jugendamt: "Wir tun erst was, wenn Blut geflossen ist". (sinngemäß...)
In der GS war das Kind für 2 Wochen (?) ausgeschlossen worden, die Eltern haben ihn einfach am nächsten Tag vor der Schultür abgekippt und sind gefahren. Die Polizei war nicht bereit, für solch eine Angelegenheit zu kommen. Im Unterton wieder: "Wofür bekommt ihr eigentlich A12?". Durchaus ein Dauerthema in strukturschwachen Gegenden...
Wenn die SL nicht mitzieht und die Eltern einen schallend auslachen/ offen verhöhnen, steht man also erstmal ziemlich dumm da. Genaue Dokumentation, auch mit Benennen von Zeugen, ist hier wirklich das A und O, damit mal selber Druck aufbauen kann. Eine Überlastungsanzeige kann man zwar schreiben, allerdings zündet man damit in der gegebenen Situation durchaus eine Bombe unterm Hintern der SL. Keine gute Idee in der Probezeit.
Man kann versuchen, per Elternpolitik über die Elternvertreter Druck aufzubauen, wobei man aber äußerst vorsichtig sein muss. Schließlich geht das wieder gegen die SL. Außerdem kann das durchaus nach hinten losgehen, z.B. wieder über die Sozialneidnummer, wenn die Eltern anfangen zu fragen, "wieso die hochbezahlten Lehrer einen kleinen Elfjährigen nicht in den Griff kriegen können" und ob man inkompetent sei.
Das chronisch unterbesetzte Jugendamt bekommt man nur an Bord, wenn dort der entsprechende Willen vorhanden ist oder man die per wasserdichter Dokumentation zwingen kann.
Wenn man eine Sozialarbeiterin an Bord hat, ist das zwar schön. Wenn die aber anfängt, einen auszubremsen, weil das Kind "ganz viel Verständnis" braucht und "erstmal ein Jugendbuch zum Thema Gewalt in der Schule lesen" soll, hätte man sich das auch sparen sollen.
Den Rettungsdienst wollten wir auch schon mal holen. Das haben wir uns aber dann nicht getraut.
Wenn man dann letzten Endes vor sich selbst erschrickt, weil man fasst hofft, dass das Kind wahrmacht und wirklich mal springt, dann weiß man auch, dass alles schief gelaufen ist, was eigentlich in unserem System hätte funktionieren sollen. Und das kommt durchaus vor.