Beiträge von chilipaprika

    120-150% ausbilden, um dann eine Auswahl zu haben würde doch ausreichen oder?
    Meinetwegen 200%, um einen Riesenschwund einzukalkulieren.


    Aber 1000%?
    (In NRW haben jetzt 90% keine Stelle!) Mein Gott, dann wären die NRW-Studis genauso sauer, wie die in SH, weil sie keinen Ref-Platz bekommen, aber warum dann Refs in eine qualitativ fragwürdige Ausbildung stecken (15 Refs an einer Schule, davon 5 Deutsch-Referendare!), um die danach eh in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Wenn schon nicht die Schraube vor dem Studium könnte man JETZT die vor dem Ref regulierend einsetzen.


    Dass die Leute, die aus dem Osten wegen NC-Freiheit nach NRW gezogen sind, nach dem Ref nicht alle in Bussen Richtung Heimat fahren und dann in NRW bleiben und hier ALG 2 beziehen, wird wohl auch kein finanzieller Lotto-Gewinn sein.


    Chili

    Das ist kein Automatismus. Es hat etwas ungemein Populistisches, wenn man dies dennoch als solches ansieht.


    Gruß
    Bolzbold



    @Boltzbold: "durftest" du die Erfahrungen von ALG1- und ALG2-Bezug machen?
    Natürlich kann man nicht verallgemeinern, aber es gibt bei ALG 2 viel mehr Spielraum. und an einigen Standorten gibt es klare Anweisungen zu sparen.
    Ich will wirklich nicht sagen, dass man Erfahrungen gemacht haben muss, um mitreden zu können. Ich war selbst nie im ALG2-Bezug. Habe aber einige FreundInnen gehabt, die betroffen waren. und die in derselben Situation wie ich waren. Während ich (ALG 1) alle 8 Wochen zeigen sollte, dass ich 6-8 Bewerbungen geschickt hatte, aber meine Mitarbeiterin sehr wohl wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt des Jahres eh gar nichts gab, mussten einige Freunde (selbe Stadt, halt andere betreuende Einrichtung) im ALG 2-Bezug zu einem Computerkurs jeden Morgen um 8 antanzen und sich erklären lassen, wie die Maus mit dem Bildschirm verbunden ist. Eine Andere hat fast eine Kürzung bekommen, weil sie, morgens um 8 angerufen, nicht um 9 bei der Sachbearbeiterin sein konnte, obwohl der Weg nur 40 Minuten war und sie sich nicht abgemeldet hatte, um bei ihrem Freund zu sein. (Ortsabwesenheit ist immer zu melden). Natürlich jede Woche vorbei kommen und Liste mit Bewerbungen persönlich abgeben (am Schalter, da hatten die SachbearbeiterInnen keine Zeit), Fahrtkosten auf eigenen Kosten, man hat als ALG2-Empfänger echt zuviel Geld.
    Das Ziel war, wenigstens die Akademiker aus der Statistik zu haben. Entweder durch Vermittlung an ein Call-Center (7,50 Euro die Stunde, um den ganzen Tag in einer Fremdsprache Kundenservice zu machen) oder durch eigene Abmeldung, weil man es nicht mehr erträgt.


    In einer anderen Stadt hatte ein Freund (Akademiker, der die nächste Stelle in Aussicht hatte und von Anfang an gesagt hat, dass es nur Überbrückung ist) 3 Monate lang ALG2-Bezug, hat in dieser Zeit eine komplette neue Einrichtung bekommen, weil er vorher keinen Kühlschrank und keinen Ofen hatte, seine Wohnung war 52qm groß, es hat keinen interessiert. Sie haben ihren Schwerpunkt auf andere Gruppen gelegt. oder zuviel Geld zu verteilen gehabt?


    Chili


    ---
    Edit by Mod: ich versuche mal eben, die Quotings zu reparieren. kl. gr. frosch ... erledigt

    Also, ich gehöre nicht zu den Leuten, die der Meinung sind, dass wir nur fürs Lehramt ausgebildet sind und dass der Staat Schuld an der Misere hat.
    Wenn, dann sind Medien "Schuld", die einfach falsche Tatsachen ständig kolportieren, so dass jeder "weiß", dass wir einen Lehrermangel haben. Dass es sich aber um Physiklehrer in der Hauptschule handelte, hat natürlich keiner kapiert. aber eigentlich ist es ein viel weitgehender Komplex und mein eigentliches Problem ist wirklich nur diese fehlende Absicherung durch ALG 1, obwohl ich nunmal gearbeitet habe.


    Aber leider muss ich dir widersprechen. Das Bewusstsein fehlt nicht, dass wir qualifiziert sind. Bei den meisten fehlt sicher eher das Interesse an anderen Branchen.
    Das fehlende Bewusstsein an unserer Qualifikation liegt bei den Personalern.


    Ich habe habe mich monatelang in der "freien Wirtschaft" beworben. zu dem Zeitpunkt 3 abgeschlossene Gymnasiallehramtsfächer. 2 Auslandsaufenthalte mit jeweils mehrmonatigem Praktikum außerhalb der Schule, durch andere Muttersprache also 3-sprachig (C1-C2-Bescheinigungen vorliegend), mehrere mehrmonatige Praktika, zum Teil mit Stipendium ausgestattet, in namhaften Institutionen. Parallel zum Studium immer gearbeitet, die Hälfte der Zeit in Verwaltungsaufgaben.
    und bei JEDEM Vorstellungsgespräch hat man mich gefragt, warum ich denn "nur" Lehramt studiert hätte, wenn ich jetzt doch was Anderes machen möchte.
    ach, nee, nicht in jedem. In Neuseeland, wo ich mich auf reale langfristige Jobs auch beworben habe, hat man mich nicht gefragt. 2 Vorstellungsgespräche, keine einzige Frage, 1 Job.


    Wenn die Personaler dieser Welt verstehen, dass unser Studium nahezu identisch ist, und wir nur "mehr" Pädagogik und Praktika haben..., dann haben wir auch mehr Chancen. Denn die Jobs, wo ich mich beworben habe, waren realistisch. Bei fast jedem Vorstellungsgespräch stand ich übrigens mit Bekannten in Konkurrenz, die objektiv gesehen von der Gesamtqualifikation weniger qualifiziert waren. (thematisch / inhaltlich). Aber denen hat man es zugetraut, dass sie "sich aufgrund ihres wissenschaftlichen Studiums schnell einarbeiten" :D


    Chili

    überspitzt gesagt: der Staat wird nicht für dich bezahlen.
    3 Szenarien:


    1) du bist Lehrer, juhu, Plan erreicht.
    2) du kriegst keine Stelle, wirst Pizzabäcker, Taxifahrer oder Erzieher aus eigenem Antrieb und eigener Motivation: der Staat hat nichts damit zu tun
    3) du bist arbeitslos / arbeitssuchend: der Staat hat hochqualifizierte Arbeitsanbieter auf dem Markt und kann mit denen (fast) alles machen, was er will, Danke Hartz-Gesetze. Also wirst du eben Pizzabäcker aus Zwang. oder Call-Center-Agent.


    Klar könnte der Staat die Kosten minimieren, indem er sagt, dass du nicht studieren darfst. Es würde aber gegen alle Ziele verstoßen, mehr Akademiker zu produzieren. und gegen die freie Berufswahl.


    und da der Staat eben ganz viele Akademiker will, gibt er den Unis eine Geldpauschale und will dafür möglichst viele Uni-Plätze haben. Mit diesem Geld lassen sich aber nur Studienplätze in den Geistes- und Sozialwissenschaften schaffen, weil sie die kostengünstigen sind. Ein Musikstudienplatz kostet mehr als 20 mal mehr Kapazität (also auch Geld) als ein Deutsch-Studienplatz. Ein Physik-Studienplatz fast soviel wie Musik-Platz.
    und ich rede ausschliesslich von Lehramtsstudienplätze.


    Chili

    Für die neuen:


    Was bedeuten die Abkürzungen MS und ZsfL?


    Münster, Zentrum für schulpraktische Lehramtsausbildung oder so ähnlich (= Studienseminar)


    Zitat

    Jaö- es ist schon irgendwie komisch, dass die Fächer am meisten genommen werden, welche eher schlechte Chancen haben.


    8) ja, sehr komisch.


    hmmm... lass uns mal überlegen... vielleicht gibt es eben schlechte Chancen WEIL soviele die Kombi nehmen ;) (denn rein rechnerisch gibt es genauso viel Bedarf an Deutsch wie an Mathe, beides Hauptfächer, durchgehend, nahezu selbe Stundenzahl, Pflichtfächer beim Abitur..)

    Ja, ich bin konsequent und fordere eh die Ableistung im Angestelltenverhältnis. Welche Vorteile des Beamtentums existieren denn im Ref? Keine!
    und kommt mir nicht mit der PKV. Nicht nur, dass ich nicht einsehe, dass sie gut sei, die könnte man auch später beim "richtigen" Beamtentum haben.


    ALG 1 vs. ALG 2 ist nicht nur eine Frage der Anspruchshöhe und vorhandenen Vermögens.
    Es hat damit zu tun, dass ich bei ALG 1 erstmal nicht zu "irgendwelchem" Job verpflichtet werden kann. Dass ich nicht alles offenlegen muss, wie ich lebe. Dass die Größe meiner Wohnung nicht überprüft wird und ich nicht verpflichtet werde, umzuziehen. Dass ich mit mehr Respekt behandelt werde (im Durchschnitt. Damit will ich nicht sagen, dass alle SachbearbeiterInnen ALG2-BezieherInnen immer schlecht behandeln).
    Es hat damit zu tun, dass ich nunmal einen Job hatte. und nicht ein Praktikum. und ich kriege kein ALG 1 nicht, weil ich getrödelt habe. Nicht weil ich zu doof war, mich darum zu kümmern, nee. weil der Staat Geld sparen wollte.


    Wenn der Staat meine Rentenversicherungsbeiträge eh nachzahlt, wenn ich nicht verbeamtet werde, warum kann er denn nicht meine Arbeitslosenversicherungsbeiträge nachzahlen?


    Chili

    Ja, und? Wo ist das Problem?
    Der Staat ist Arbeitgeber, er hat nunmal auch Pflichten und kann sich nicht nur die Rosinen rauspicken.
    3% vom Brutto, zu gleichen Anteilen vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer zu leisten, sollten drin sein.
    Eigentlich auch die anderen Lohnnebenkosten, die normale ausbildenden Unternehmen haben.


    1) das Netto müsste natürlich angepasst werden -> snif, es wird teuerer für den Staat :(
    2) der Staat verhält sich wie jeder andere Arbeitgeber, jeder Referendar leistet seinen Beitrag zum gesellschaftlichen Solidarmodell, wie jeder andere Arbeitnehmer auch...


    Chili

    Päda ist für das Gymnasium eine der ungünstigsten Fächer überhaupt.
    Deutsch ist nicht sooo doll, Geschichte in NRW keine gute Idee. (und mit Päda bist du beim Gymnasiallehramt quasi an NRW gefesselt).


    Darstellendes Spiel würde ich wirklich nur als 3. Fach nehmen. Aber Päda sowieso auch nur noch in der 3er-Kombination empfehlen. Ja, macht mehr Arbeit, aber erhöht die Chancen.


    Beim Festhalten an Päda empfehle ich also Berufskolleg. Aber selbst da sieht es mit Geschichte nicht gut aus, da müsstest du also schon was anderes suchen.


    Chili


    Ich halte deine implizite Aussage, dass ein ernsthaftes Vorgehen gegen den Rechtsradikalismus nur innerhalb der Antifa möglich ist, für überreichlich kühn!


    Nele


    Ach Quatsch, natürlich nicht!
    aber schliesst das mein Satz aus? So wollte ich nicht verstanden werden. Ich persönlich bin kein Antifa-Mitglied, bekämpfe trotzdem Rechtsradikalismus. Ich glaube nicht, dass es - egal auf welcher Ebene - Gruppen gibt, die den Alleinstellungsanspruch haben können, dass nur sie einem bestimmten Ziel verfolgen. Das wäre meiner Meinung nach absurd.


    Chili

    Natürlich gibt es auch Ausnahmen. und natürlich wird man nicht aufgrund einer SPD-Mitgliedschaft in Bayern entlassen! Ich bin doch nicht doof / naiv.
    Ich bezog mich auf Referendare / JunglehrerInnen bei schulscharfen Bewerbungen zum Beispiel. und _angenommen es gäbe schulscharfe Ausschreibungen in Bayern_: ein SPD- und GEW-Aktivist wird es bei einem Vorstellungsgespräch in Bayern schwieriger haben als im Ruhrgebiet. Oder? Zusätzlich zu den Qualifikationen (ich gehe von gleichen Voraussetzungen aus) spielt bei der Einstellung auch das pädagogische Konzept, die Persönlichkeit, die Passung im Kollegium, usw... eine Rolle.


    Chili

    Wie kannst du denn bitte über mich urteilen anhand von 2 Zeilen in einem Forum?


    Es tut mir leid, wenn ich mir nicht meine Freunde nach politischem Parteibuch aussuche. Ich kann durchaus mit Menschen befreundet sein und nicht alle ihre Ansichten teilen.


    Chili

    Hallo!


    Zumindest weiß ich, dass es keine "Faschisten" gibt, sondern Faschisten. Punkt. Ohne Einführungszeichen.



    Dass es Gruppen in einigen Antifa-Gruppen gibt, die Gewalt als legitim ansehen, mag stimmen. Daraus kann ich nicht ableiten, dass jemand, der sich gegen Neonazis engagiert, gegen den Staat ist.
    Vielleicht kenne ich mich mit der Antifa-Szene nicht gut genug aus, aber meine Antifa-Freunde sind gegen Nazis und nicht gegen den Staat.


    Chili

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