Beiträge von step

    Hallo Seiteneinsteiger ... und solche, die es noch werden wollen!


    Nachdem ich bisher nur hin und wieder mal gelesen habe will ich nun auch mal meine Erfahrungen beitragen (Kenntnisse der relevanten Gesetze, Verordnungen und insb. der OBAS setze ich voraus!).


    Eins vorweg ... ich habe bereits eine Stelle angenommen - im Dezember - und warte nun auf Post aus Düsseldorf. Da ich erst zum 25.8.2010 anfange rechne ich auch erst im Februar damit, schließlich gehen die Änfänger zum 1.2., um deren Stellen es Ende 2009 ja vor allem ging, erst einmal vor - logisch! Aber der Reihe nach ...


    Anfang November alles durchgelesen, die Seminarveranstaltung habe ich mir geschenk, zur Uni die alte Studieenordung kopiert (Elektrotechnik, Abschluss 1992) und 7 Bewerbungen geschrieben ... bestehend aus einem relativ schulunspezifischen Anschreiben (1. Seite), Lebenslauf, Zeugniskopien, Studienleistungen/-ordnung, Arbeitsverträgen und was man sonst noch so hat. Dazu habe ich zwei weitere Seiten gepackt ... eine Seite (2.) "Meine Motivation" ... und eine Seite (3.) "Berufserfahrungen".


    Von den 7 Bewerbungen habe ich dann im Rahmen einer Rundreise 6 persönlich im Sekretariat abgegeben - ohne Voranmeldung, ohne Rektorgespräch etc. Ich hatte z.B. bei einer Schule mehrmals versucht, den Rektor zu erreichen, weil in der Ausschreibung um Kontaktaufnahme gebeten wurde ... und dann mit der Sekretärin ausgemacht, dass sie ihm ausrichtet, dass ich gar keine Fragen hätte und er mich anrufen solle, warum auch immer :) Der Anruf kam nie ... und außerdem habe Rektoren wichtigeres zu tun, deshalb wollte ich sie ja gar nicht stören. Alles, was ich wissen wollte, hatte ich von der jeweiligen Homepage. Deshalb landete Bewerbung Nummer 7 auch nach einer Nacht Schlaf am Morgen der Rundreise wieder im Müll, weil mir etwas im Schulprogramm gänzlich gegen den Strich ging ... einzig auf die kontroverse Diskussion in einem mögl. Auswahlgespräch hätte ich mich gefreut ... aber ich wollte ja eine Stelle, und keinen Spaß!


    Tipp: Infos zur Schule aus dem Netz holen und lesen. Man merkt da schon, ob man da hinpassen könnte und bekommt ein Gefühl für die Schule. Persönlich Unterlagen abgeben und mal durch die Schule wandern ... das reicht schon! Wichtig auch für ein mögl. Gespräch.


    6 Bewerbungen abgegeben ... 4 Einladungen bekommen ... auf die Fächer Mathe/bel. bzw. Technik/bel.. Die 2 Nichteinladungen hatte ich schon erwartet, weil ich bei Leo gesehen habe, dass sich viele Reguläre beworben hatten ... kein Wunder bei Stellenausschreibungen mit so Kombis wie Kunst (auch Primarstufe)/bel., Englisch/bel., Deutsch/bel. und Sowie/bel..


    Interessant: Ich hatte mich (mal egal warum) nur auf Sek. I beworben. Eine Schulleiterin rief mich daraufhin an, ob ich nicht meine Bewerbung von Mathe/Technik Sek I in Technik/Mathe Sek II ändern wolle, weil sie eine der wenigen Schulen sei, die Technik auch in der Sek II hätten bzw. aufbauen wollten und da ginge das ja dann und sie hätten die Stelle ja auch ausgeschrieben (hatte ich nicht gesehen weil nicht danach gesucht). OK, machen wir, bis Freitag! :)


    Erstes Gespräch bei besagter Schule. Vorbereitung: Hompage (Schulprogramm etc.) lesen! Alles andere stand ja auch schon in meiner Bewerbung (insb. Seite 2 und 3), Fragen dazu also unproblematisch (hatte ich ja schon vorher lange genug drüber gegrübelt :-)). Blatt in die Hand gedrückt bekommen ... Vortragsthema: Aufbau Sek II! Na klasse, da weiß ich erst seit 36 Stunden worauf ich mich überhaupt bewerbe ... lief aber ganz gut. Noch ein paar Fragen und fertig ... nicht ohne den Hinweis, dass man Ingenieure brauche, für das was man vorhabe. Interessant! Abends dann der Anruf ... Platz 1 der Seiteneinsteiger, aber ein Regelbewerber vor mir, wenn der ... bekannt! Allerdings merkte ich gleich, dass sie wohl mit einer Absage rechnete, weil der Regelbewerber sich auch an seinen Ausbildungsschulen beworben hatte. Das Stellenangebot kam dann auch tatsächlich noch!


    Zweites Gespräch. Gleiche Vorbereitung. Blatt bekommen, hier ging es jetzt vor allem um die Arbeit mit Jugendlichen. Nicht unerwartet, hatte ich doch meinem Abgabebesuch und dem Blog der Schule entnommen, dass die Schülerschaft nicht ganz unproblematisch ist. Aber kneifen gilt nicht ... und lag eh auf dem Weg zu Gespräch 3 1 Stunde später. Wenn man seit dem Abend vorher weiß, man würde die Stelle eh nicht annehmen und morgens um 8 der Erste ist läßt man die Kommission natürlich nicht warten ... Übung kann nicht schaden ... und jetzt hatte ich meinen Spaß. Da der Umgangston einzelner Kommissionsmitglieder dem sozialen Niveau eines Teils der Schülerschaft entsprach ... mitmachen! Verabschiedet habe ich mich jedenfalls mit dem Hinweis auf eine falsche Stellenbeschreibung seitens der Schule ... "Sie suchen keinen Lehrer, sondern einen Sozialarbeiter, der ggf. auch noch etwas lehren kann ... Tschüß, ich muß weiter!" Ich war erstklassig drauf ... und hatte gerade mal 30 Mintuen bis zum nächsten Termin.


    Drittes Gespräch. 5 Minuten zu spät zur Vorbereitungszeit erschienen ... Sekretärin drückt mir das Blatt in die Hand und schickt mich ins Nebenzimmer. Dort erscheint wenig später ein Kollege, der an den PC mußte ... sich für Matheunterricht vorbereiten wollte ... kein Problem. Ach so, Vorbereitung wie üblich! Am Abend vorher zu meiner Lieblingsschule aufgestiegen, da fast alles paßte/gefiel, was ich da so gesehen habe. Auf dem Blatt war dann die Präambel des Schulprogramms abgedruckt und die Aufgabe sinngemäß: Was ist ihnen wichtig in ihrer Arbeit und wie würden sie es umsetzen! Bingo! Themen selbst wählen und ausführen ... was will man mehr? Richtig, die Stelle ... also ein paar Punkte gegen das Vergessen auf's Blatt ... und dann auf den Rektor warten und dabei den Kollegen beobachten :)


    Vortrag lief (fast) wie geschmiert ... Gespräch war super ... ich war der letzte Bewerber, daher waren es statt 30 dann 50 Minuten. Ich war der Meinung nach 20 Minuten zu merken, dass das super passen würde, daraufhin mutiger, nach dem Lob einiger Dinge an der Schule auch noch anzumerken, was (aus meiner Sicht) fehlt ... aufgeklärt zu werden, dass es das schon gibt (steht da nur noch nicht, weil ...) ... ok, damit hatte ich mir dann ein paar weitere Fragen eingebrockt :) ... Dann schaltete sich die Seminarvertreterin ein ob ich Einführung oder OBAS wolle und ob ich mich damit schon auseinandergesetzt hätte. Klar, OBAS, steht schon in der Bewerbung, aber um welche Stelle geht es eigentlich ... zum 1.2. oder zum 25.8. (gab zweimal Mathe/bel. zu je einem Termin)? Ging nur um 25.8., weil ich wegen zu vielen Regelbewerbern zum 1.2. keine Chance gehabt hätte. Alles klar, dann stelle ich mir das so und so vor ... jetzt habe ich denen noch erklärt, wie ich mir das vorstellen würde wenn ich die Stelle annehmen würde und ob das so ginge ... alle nicken, der Schulleiter lobt noch meine Vorbereitung und meine Unterlagen und dann gehe ich.


    Noch ganz beeindruckt vom Gespräch und insbesondere von der Tasache, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einer Meinung mit einer Gleichstellungsbeauftragten war, bin ich Richtung Heimat. Nach 15 Minuten "überlegen" war mir klar, dass ich diese Stelle annehmen würde, wenn ... und diese der anderen vorziehe. Die 4. Schule ... ne, die hätte jetzt schon keine Chance mehr. Nach 30 Minuten kam der Anruf und das Stellenangebot.


    Diese habe ich dann auch angenommen ... und das 4. Gespräch 2 Tage später abgesagt.


    Habe ich mich nochmal mit dem Schulleiter getroffen und wir haben alles mögliche besprochen ... vom Auswahlgespräch über die OBAS bis hin zur Schule usw. Gute Gelegenheit auch nochmal zu prüfen, ob die Entscheidung richtig ist - ist sie! Auch wie das jetzt ablaufen soll - abgesehen von den Papieren, die aus Düsseldorf kommen - haben wir grob abgestimmt, da es nicht erst im Sommer losgehen soll. Ich will die Zeit bis dahin nutzen ...


    Die Schulleiterin von Gespräch 1 fand meine Absage natürlich nicht so toll, aber sie hatte auch noch jemanden auf ihrer Liste ... und wollte nur kurz eine Absage meinerseits per email.


    Mein Fazit:


    Genau überlegen was man will, warum man das will, wie man sich das vorstellt ... sich halt intensiv mit dem Thema Schule allgemein, der speziellen Schule, den Regelungen für Seiteneinsteiger usw. auseinandersetzen. Wie ich - zu meiner Überraschung - gehört habe, ist das nicht selbstverständlich!


    Die Sache muss bzgl. der Person schlüssig sein ... sonst schafft es selbst eine mäßig rhetorisch und psychologisch begabte Auswahlkommission den Bewerber alt aussehen zu lassen.


    Bzgl. der eigenen Fächer sollte man wissen, was in der Schule so läuft ... also Stellenwert, Entwicklung, Unterrichtsmethoden ... und man sollte auch eine eigene Meinung dazu haben ... und evtl. auch eine Vorstellung davon, was man gerne machen würde.


    Gute Hilfe bei der Vorbereitung ... ich meine damit auch schon in der Zeit vor der konkreten Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle ... sind die Darstellungen ALLER Schulen im Netz - also nicht nur derjenigen, an denen man sich bewerben will. Einfach mal suchen ... gute Hilfe sind dabei die Seminare, die auf ihren Seiten oft alle Schulen auflisten, für die sie zuständig sind.


    Fragenkatalog ... ok, habe ich vorher von gehört ... aber nicht mit gearbeitet! Ganz bewußt nicht! Hätte ich z.B. einmal eines dieser isoliert gelernten pädagogischen Statements bzgl. Disziplin in der Klasse abgegeben ... da hätte nur eine nähere Nachfrage kommen müssen ...


    Was man als Seiteneinsteiger nicht wissen kann, muss man auch nicht wissen. In jedem Gespräch kam etwas anderes, was ich nicht wissen konnte ... und das habe ich dann auch so gesagt! Ganauso wie ich immer irgendwo angebracht habe, dass ich von den anderen lernen muss ... zwar sicher auch als Quereinsteiger Dinge einbringen kann, die für den typischen Lehrer interessant sein können, aber gerade am Anfang brauche ich Hilfe.


    Kleines Beispiel zu den letzten beiden Punkten ...
    "Sie haben Störer in ihrer Klasse ... da gibt es die leisen ... und die lauten ... Was tun sie?"
    "Gute Frage - da kann ich aber heute noch keine wirkliche Antwort drauf geben ... höchstens aus dem Bauch heraus ... würde mir die Schüler mal zur Seite nehmen, mit denen reden ... aber konkret weiter weiß ich heute nicht. Ich könnte Kollegen fragen und mir Tipps holen ... und dann gibt es da ja noch die Einführungswoche in Seminar und Schule und ich weiß, dass das da auf der Tagesordnung steht ... also werde ich die rechtlichen Hintergründe kennen bevor ich damit in Berührung kommen werde... aber vor allem das Vorgehen in solchen Fällen an dieser Schule kennen und dann so handeln, wie es hier praktiziert wird."


    Allgemeines nicken -> Antwort kann so falsch nicht gewesen sein ...


    Wie überhaupt mein Vorgehen ... Vorbereitung, Bewerbung, das Auswahlgespräch usw. ... nicht so schlecht gewesen sein kann, denn ich weiß, dass ich mich z.B. auch gegenüber einem Seiteneinsteiger durchgesetzt habe, der schon vertretungsmäßig (nicht an dieser Schule) tätig war, also viel tiefer in der Materie drin steckte als ich ... oder ich sollte wohl besser sagen: hätte drin stecken müssen - eigentlich.




    So, ich hoffe, der eine oder andere der sich mit dem Gedanken trägt, sich als Seiteneinsteiger zu bewerben, kann hiermit etwas anfangen. Bei Bedarf einfach nachfragen ...


    Ich warte jetzt auf meine Unterlagen auf Düssendorf ... bin mal gespannt, ob ich diese noch vor oder erst nach meiner ersten Lehrerkonferenz - als "Gast" natürlich - bekommen werde :)


    step.

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