Hallo Step, danke für Deine ausführliche Antwort und die Tipps. Ich hoffe, dass ich beim Hospitieren Antworten auf meine ganzen Fragen bekomme. Welche Bücher über die Schule meinst Du? Ich habe bis jetzt das Buch "Kompeten unterrichten" gelesen, aber es ist sehr allgemein.
Hat das Unterrichten bei Dir von der ersten Stunde an gut geklappt? Hast Du schon vorher Erfahrungen sammeln können?
Hallo Anna,
du wirst beim Hospitieren die Antworten bekommen ... gerade dann, wenn du über längere Zeit vertreten wirst und parallel unterrichtende Kollegen hast. Von deren Hilfe hängt viel ab ... und vernünftige Absprachen sind die halbe Miete.
Was Bücher angeht ... so Standardwerke aus der Ausbildung (Hilbert Meyer etc.) habe ich zwar schon mal besorgt, die verstauben hier aber (noch). Ich habe mich bisher eher an Literatur gehalten, die nicht direkt mit Schule und dem Unterricht zu tun hat, sondern mehr indirekt bzw. mit Kindern und Jugendlichen ganz allgemein, und die werde ich bis zum OBAS-Beginn lesen. Auch weil ich glaube, dass ich da jetzt noch Zeit zu habe ... das Andere kommt dann noch früh genug - ich nenne mal aus dem Kopf: Michael Felten ("Auf die Lehrer kommt es an"), Rudolf Dreikurs ("Psychologie im Klassenzimmer", "Ermutigung als Lernhilfe"), Alfred Adler (Individualpsychologie) oder auch Michael Winterhoff (Tyrannen-Trilogie) und Wolfgang Bergmann.
Von der ersten Stunde an "gut" ... ich sage mal - über alle Kurse und Klassern gesehen - es hat von der ersten Stunde an geklappt ... wobei ich da wohl selbst mein schärfster Kritiker bin.
Vorher Erfahrung sammeln ... nein. Ich habe mich mit dem zu vertretenden Lehrer vorher getroffen und alles abgesprochen und konnte dann noch eine Stunde mit ihm gemeinsam in jeden Kurs und Klasse gehen. Die SuS wußten also vorher bescheid.
Während der Vertretungszeit habe ich dann noch in Freistunden bei anderen Lehrern hospitiert ...
Meine ersten beiden Stunden überhaupt ... Mathe Grundkurs 11 ... (gut) vorbereiten ... reingehen ... loslegen. Die SuS fielen in der letzten Stunde aus allen Wolken als sie erfuhren, dass sie meine allerersten SuS waren (hatte sich bis zu denen komischerweise nicht rumgesprochen, dass ich noch gar keine Lehrerausbildung habe und auch noch nie unterrichtet hatte) ... also das hätten sie nicht gedacht. Das Ganze kam überhaupt auf, weil sie dachten, ich könnte evtl. doch noch zum nächsten Schuljahr fest an ihre Schule kommen ... und sie wollten mich fragen, ob ich nicht ihren zukünftigen Mathe-Leistungskurs in der 12 auf meinen Lehrerwunschzettel schreiben könnte ...
Und die Physikkurse wollten wissen, was sie mir getan hätten, dass ich mich nicht mal an der Schule bewerben würde, wo meine Fächer doch dringend gesucht würden ...
Mehr kann man wohl von seinem ersten "Unterrichtsabenteuer" nicht erwarten ... zumal es ihnen nicht um einen potenziellen "leichten und bequemen Lehrer für die letzten 2 Jahre" ging, sondern sie mir ganz konkret gesagt haben, warum sie mich gerne behalten würden. Einiges konnte ich gut nachvollziehen (kenne mich ja ganz gut ) ... und da der Unterricht bei mir ja sicherlich auch Nachteile hätte ... ok, dann bekam ich die auch noch präsentiert - was sich mit meinem eigenen Eindruck weitgehend deckte.
Gut als Rückmeldung war auch der Elternsprechtag nach "nur" 3 Unterrichtswochen ... man sollte also von der 1. Stunde an "authentisch präsent" sein
Allerdings war ich in gewisser Weise vorgewarnt, dass das direkt - zumindest akzeptabel - laufen würde. Jede SL und Seminarvertreter, mit denen ich im Laufe meines (längeren) Bewerbungsweges zu tun hatte, hat mir spätestens nach dem AG (auch wenn mir die Stelle nicht angboten wurde bzw. werden konnte) gesagt, dass sie keinen Zweifel daran hätten, dass ich eine Stelle bekommen würde ... und das ich "Lehrer könnte".
Ein ganz wichtiger Punkt ist - wichtiger als (Seminarler jetzt mind. 1 Auge zudrücken ) jede Unterrichtsmethodik etc. - und da deckt sich meine Praxiserfahrung jetzt mit der Theorie (z.B. des Kinder- und Jugendpsychologen Winterhoff) - dass man (schnell) einen Draht zu den SuS findet - auf seine ganz persönliche Art und Weise. Siehe meine Signatur ...
Mit einigen wird das nie besonders gut klappen ... das ist dann eben so und man arangiert sich halt ... mit anderen dafür um so besser ... und das kann dann auch den Rest der Klasse/des Kurses in gewissem Maße mitziehen.
Problematisch sind die SuS in der 11 bzw. EPH, die sich eh schon aufgegeben haben ... also auch gar nicht mehr wollen ... aber selbst das kann man - menschlich - hin kriegen. Aber das ist eine ganz andere Kiste, als wenn da SuS in der 6 gerade eine "Null-Bock-Phase" haben.
Gruß,
step.