Hallo Ronja,
als Mutter zweier Grundschulkinder habe ich bisher 2 verschiedene Formen von Zeugnissen kennen gelernt - allerdings nur die Er-Form und die Rasterform.
An der 1. Schule gab es Zeugnisse in der "Er-Form", die mir aus folgenden Gründen nicht so gut gefallen haben:
1. Ich konnte die Formulierungen erst eindeutig als gut, befriedigend oder ausreichend usw. interpretieren, nachdem ich sie mit anderen Zeugnissen verglichen hatte (und das, obwohl ich beruflich selbst Zeugnisse verfasse -allerdings nicht für Schüler).
2. Meinem großen Sohn, der ja wissen muss, wie er beurteilt wird, musste ich einiges mit anderen Worten übersetzen, weil die Sprache nicht immer kindgerecht war.
3. Meiner Meinung sollten sich die Kinder angesprochen fühlen, besonders die, bei denen sich etwas ändern/verbessern sollte. Ich glaube, dass Kinder es lieber mögen und eher motiviert werden, wenn zu ihnen als über sie "gesprochen" wird.
Die Rasterform an der jetzigen Schule (in allen Klassen einheitliche vorformulierte Textbausteine, unterteilt in Arbeits- und Sozialverhalten mit Unterpunkten und Leistungen in den einzelnen Fächern mit Unterpunkten, daneben 4 Kästchen zum Ankreuzen mit Bewertungen wie "fast immer", "überwiegend ja", "wechselnd", "überwiegend nein" oder so ähnlich - müsste ich bei Interesse nochmal genau nachschauen) gefällt mir wesentlich besser als die frei geschriebene Er-Form in der anderen Schule und auch besser, als ein frei formuliertes Zeugnis in Du-Form aus folgenden Gründen:
1. Ich kann besser einordnen, wo mein Kind steht, denn immer oder überwiegend 1. Kästchen angekreuzt heißt "besser geht nicht". Ebenso weiß ich, wenn oft 3. oder 4. Kästchen angekreuzt ist, dass sich was ändern sollte.
2. Auch meine Kinder verstehen besser, was ihr Zeugnis bedeutet und fühlen sich eher angesprochen.
3. Es wird vermieden, dass kreative Lehrer unpassende Adjektive, wie z. B. gern oder bewusst benutzen, um z.B. schlechtes Verhalten zu beschreiben. Mir hat es deutlich gezeigt, dass die Menschenkenntnis, das Beurteilungsvermögen einer Lehrerin meines Sohnes sehr zu wünschen übrig ließ. Sie hat ihr subjektives Empfinden zum Ausdruck gebracht, was aber nicht der Realität entsprach.
4. Es kann nichts vergessen werden. In der alten Schule ist das vorgekommen. Ein Zeugnis wurde vervollständigt.
Den Lehrern dürfte diese Zeugnisform außerdem das Zeugnisschreiben wesentlich erleichtern.
Am liebsten hätte ich - und vielen anderen Eltern geht es wohl auch so - Zensuren ab 1. Klasse. Im Gesprächen könnten dann weitere Erläuterungen gegeben werden. Da weiß man, wo man dran ist.
Viele Grüße
Erika