Beiträge von Erika

    Hallo,


    schade, dass Hermine den Thread geschlossen hat. Warum nur? Ich fand die Diskussion sehr interessant und hoffe, dass wir hier noch ein bisschen weiter diskutieren können.


    Zitat

    Liebe Erika,
    das geht mir jetzt auf die persönliche Schiene

    schrieb Hermine
    und das sei ihr jetzt zu doof usw., weil ich sagte, dass die Mutter wahrscheinlich auch nur die Faulheit sieht. Ich würde die Mutter beschuldigen oder so ähnlich.


    Schade, dass hier mal wieder jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Ich wollte keine Mutter beschuldigen, sondern nur sagen, dass es eben sehr leicht möglich ist, einfach nur die Faulheit zu sehen ohne die tatsächlichen Probleme des Kindes zu erkennen. Mir ist es ja auch passiert und unzähligen anderen Müttern ebenso.


    Wie haben wir Kiss und Co. festgestellt?


    Ich versuche mich kurz zu fassen (schaffe ich ja meistens nicht). Mein Großer (jetzt 11) war bereits als Baby auffällig (mit dem Wissen von heute betrachtet). Er konnte nicht wie normal vorgesehen seinen Kopf halten, zu wenig Muskelspannung, Rumpfhypotonie, Drehen nur zu einer Seite und mehr stand im U-Heft. Kurze Zeit hatten wir Krankengymnastik. Das war alles, was mir empfohlen wurde. Erklärungen wurden keine abgegeben. Damals vertraute ich noch den Ärzten. Alles entwickelte sich später als bei anderen Kindern. Aber es kam alles, mit 13 Monaten endlich krabbeln, dann mit 16 Monaten laufen. Er bewegte sich immer sehr wenig. Andere Babys in den Spielgruppen waren insgesamt viel aktiver. Er sprach sehr früh und sehr gut und war ein sehr liebes, ruhiges, kleines Kerlchen, immer neugierig, ständig fragend, ein bisschen verträumt. Bereits in den Spielgruppen fiel mir auf, dass andere Kinder besser gehorchten. Mein Süßer bekam immer nichts mit und reagierte erst nach mehreren Ermahnungen, obwohl ich mir einbildete, immer konsequent zu erziehen. Mit Beginn der Kindergartenzeit wurde es schon etwas schwieriger. Das alleine Anziehen morgens klappte überhaupt nicht. Er war immer in Gedanken versunken. An manchen Tagen war ich schon ziemlich fertig, bis er endlich im Kindergarten war.


    Die Erzieherin meinte nach einiger Zeit, er wäre sehr eigenwillig, aber es gab keine Beschwerden. Als er dann die Gruppe wechselte (mit 5) fing es langsam an, dass er sehr aufgekratzt, unruhig und unausgeglichen wurde. Beschwerden gab es immer noch keine. Das letzte Kindergartenjahr war er völlig aufgekratzt, hyperaktiv, auch aggressiv, bekam noch einen Tic (wurde deshalb mit seinem Essen vor die Tür geschickt usw. ...Ich muss mich wohl etwas kürzer fassen... Beim Kinderarzt wurde mir dann ADS an den Kopf geschleudert... Buch gelesen... überzeugt, ja das ist es... von einer Bekannten von Kiss gehört, das angeblich die gleichen Auswirkungen haben könnte... wieder Buch gelesen... noch überzeugte, denn dort sooo viele kleine Auffälligkeiten (auch motorische wiedergefunden... Kiss behandeln lassen (Dr. Koch, Eckernförde - als Kiss-Spezi bekannt... Einschulung.. ein Jahr alles o.k. ... dann war mein Sohn angeblich sehr verhaltensauffällig, bis dahin zu Hause gar nicht... Test Lerntherapeutin: Wahrnehmungsstörungen, hat mit den Augen zu tun... Orthoptistin: ne, alles o.k. ... weiter gesucht... einiges lasse ich jetzt mal aus... dann 2 Jahre später von Dr. Koch (übrigens Schulmediziner) von den Reflexen gehört...weiter informiert...Bücher gelesen... und mehr... inzwischen Kind psychisch am Ende wegen Bloßstellungen, Demütigungen durch Lehrer, trotz mehr als umfangreicher Informationen meinerseits... Kind umgeschult... neue Lehrerin fing wieder mit ADS und Ritalin an......ich war fast soweit...Kind wurde auch von ihr zusammengeschissen und bestraft... Lehrerin war der Meinung, ich sei überfordert mit der Erziehungi...ch völlig am Ende...INPP-Therapie lief schon...Therapeutin hat mir abgeraten von Ritalin...und so weiter. Dann fing alles an, besser zu laufen... keine Beschwerden... keine Rede von Ritalin... bis Kiss-Rückfall...dann wurde wieder nach Problemen in der Familie gesucht/Wochenenden... wieder Bestrafung, Rausschmiss aus dem Unterricht, dumme, demütigende Kommentare unter Klassenarbeiten.. wieder Außenseiter (lt. Lehrerin selber Schuld) usw... nach erneuter Kiss-Behandlung wieder Ruhe und bessere Zensuren...Zum Ende der Grundschulzeit war mein Sohn überzeugt, dass er immer Außenseiter sein würde... und fragte sich, warum gerade ich...


    Jetzt 5. Klasse Gymnasium geht es bisher gut. Er meint, keine Probleme mehr zu haben und glaubt zurzeit, alle Probleme hinter sich gelassen zu haben. Ich bin jedenfalls überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein und sicher, dass uns einiges erspart geblieben wäre, wenn Erzieher und Lehrer ein anderes Wissen gehabt hätten.


    Mir fällt gerade auf, dass ich kaum etwas zu LRS gesagt habe. Mein Sohn schien mir lange große Probleme beim Rechtschreiben (Lesen klappte besonders schnell und gut) zu haben. Lt. Lehrer konnte er allerdings immer, wenn er nur wollte. Er macht noch einige Flüchtigkeitsfehler, aber die Rechtschreibung ist 1000 mal besser geworden.


    Braunauge, Kiss-Behandlung beim Spezi (Fettgedruckte im Kiss-Forum) halte ich für ungefährlich. Ich sehe viel größere Risiken wenn Kiss und Co. nicht behandelt wird und bei der Langzeiteinnahme von Ritalin so wieso.


    Übrigens sind die Auffälligkeiten nicht immer so deutlich zu sehen wie bei meinem Großen. Mein Kleiner hat auch Kiss, andere Entwicklung, andere Auffälligkeiten, aber auch Gemeinsamkeiten.


    Oh, doch wieder so lang oder noch länger als sonst - sorry!


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo Titania,


    Warum kippeln Schüler? Diese Frage wird hier http://schuleundgesundheit.hes…wegung/GesundesSitzen.pdf beantwortet.


    Das lustgefüllte Kissen habe ich schon weiter oben erwähnt (Jaco-o ca. € 14,00, im Sanitätshaus teurer). Außerdem gibt es hier Beispiele für Bewegungspausen s. http://www.mehr-bewegung-in-die-schule.de/05000.htm , die allen Kindern gut tun. Die Zeit, die dafür verbraten wird, spart man sicher anschließend wieder ein, denn alle Schüler sind fitter, konzentrierter und motovierter als vorher.


    Gute Tipps gibt es in "Das bewegte Klassenzimmer" und "Flügel und Wurzeln" von Dorothea Beigel, da hier auch über die Hintergründe informiert wird. Es gibt natürlich noch viel mehr Bücher in diese Richtung.


    Und hier gibt es entsprechende Fortbildung zum Thema "Bewegung". http://schuleundgesundheit.hes…module/bewegung/bewegung/
    Davon gibt es auch noch viel mehr.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo woman 123,


    dein Kinderarzt wird dir wahrscheinlich sagen, dass die Reflexe automatisch integriert bzw. gehemmt sind, wenn die reiferen Bewegungsmuster vorhanden sind. Kleinigkeiten bei den Bewegungsmustern werden dann gern übersehen. Außerdem ist eben auch die Ausreifung der einzelnen Reflexe wichtig, bevor sie gehemmt/integriert werden. Bei der Überprüfung der Bewegungsmuster durch die Kinderärzte besteht nach meinen Erfahrungen und zahlreichem Erfahrungsaustausch mit anderen eine sehr großzügige "Bewertung". Die Kleinigkeiten, die aber sehr bedeutsam sein können, werden nicht näher betrachtet. Warum gibt es immer noch Kinder, die nicht krabbeln? Krabbeln bzw. nicht richtig koordiniert oder nicht intensiv genug krabbeln hat beim Thema Legasthenie eine große Bedeutung.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Zitat

    Wenn ich mir nicht sein Benehmen im Unterricht, seine Hausaufgaben, seine Hefteinträge usw. nebst unzähligen Gesprächen mit der Mutter (der letzte Satz war übrigens:"Sie haben recht, ich muss ihm mal wieder anstupsen")wäre ich überhaupt nicht darauf gekommen ,dass das Kerlchen seine Cleverness ausnutzt.


    Nimm es mir nicht übel, aber davon bin ich immer noch nicht überzeugt. Was ist mit den Hefteinträgen? Unordentlich schlampig? Verhalten - vielleicht rotzfrech, unangepasst? Das wäre doch alles typisch. Die Aussagen der Mutter spielen überhaupt keine Rolle. Sie sieht ja wahrscheinlich auch nur die Faulheit und nicht warum Faulheit. Ich habe so etwas auch ziemlich lange von meinem Sohn gedacht, weil es eben so aussieht.


    Kinderärzte testen allerhöchstens, ob die Reflexe da sind und mehr nicht! Sie lernen kaum etwas über kindliche Entwicklung, eben nur alles ganz grob, wann ein Kind was können sollte. Kiss halten viele für eine Modeerscheinung, aber das Wissen darüber scheint sich weiter auszubreiten. Für spätere Lernstörungen interessieren sie sich in der Regel nicht. Erst wenn es wirklich alles ganz schlimm ist, meinen sie, sich mit sogenanntem ADS auszukennen. Einige schöpfen ihre Erkenntnisse aus Wochenendseminaren. ADS ist nichts anderes als ein Ergebnis aus Entwicklungsstörungen. An Entwicklungsstörungen kann man etwas ändern, allerdings nicht mit Ritalin.


    Ebenso ist es bei anderen Fachärzten, einiges gehört eben nicht dazu. Nach meinen Erfahrungen und gewonnen Erkenntnissen aus dem Internet gibt es z.B. zahlreiche HNO-Ärzte, die behaupten, das periphere Hören und die zentrale Hörverarbeitung sei in Ordnung, was sich sehr oft später bei spezialisierten Fachleuten als falsch herausstellt. Mit vielen Augenärzten ist es nicht anders. Sie haben gar nicht die Geräte, um einen kleinen Winkelfehlsichtigkeitswert festzustellen - keine Kassenleistung. Für die meisten gibt es WF nicht. Sie empfehlen sogar, die Prismenstärke zu verringern, damit es nicht zur (in sehr seltenen Fällen notwendigen und harmlosen) OP kommt. Ob ein Kind sich dann weiter in der Schule herumquälen muss, interessiert doch niemanden. Die Ärzte sehen oft nur einzelne Körperteile. Eine Zusammenarbeit findet so gut wie nicht statt. Es sind wirklich nur sehr engagierte Neuem aufgeschlossene Schulmediziner, die auch über ihren Tellerrand schauen. Die ärztliche Ausbildung soll übrigens eine sehr konservative sein. Erfahrungsgemäß dauert etwas Neues manchmal mehrere Generationen bis zur offiziellen Anerkennung.


    Noch einmal zur Vererbung: Kiss tritt übrigens auch gehäuft in den gleichen Familien auf. Beobachten kann wahrscheinlich jeder von euch, dass sich offensichtlich auch Fehlsichtigkeiten vererben. Die meisten Winkelfehlsichtigen tragen leider bisher keine Brille.


    Hier www.chucholowski.homepage.t-online.de/praxis/reflextherapie.htm in dem Aufsatz "Die Bedeutung persistierender primitiver Reflexe und deren Auswirkungen auf die visuelle Wahrnehmung" steht auf Seite 15, letzter Absatz etwas Interessantes zum Thema, was ist vererbt und was nicht.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Zitat

    In meinem Fall war es eindeutig klar, dass Legasthenie "vorgeschoben" war- der konnte nämlich tatsächlich, wenn er wollte.


    Mein Sohn hatte des öfteren unter seinen Aufsätzen/HSU-Arbeiten den Kommentar stehen: "Bemühe dich auch in HSU/bei Aufsätzen um eine gute Rechtschreibung!" oder auch "Deine Schrift lässt zu wünschen übrig!" Die Lehrerin war überzeugt, dass er könne, wenn er wolle. Das war aber falsch.


    Es spielen u.a. folgende Faktoren eine Rolle:


    1. Die Konzentrationsfähigkeit in diesem Augenblick, die auch wieder von mehreren Faktoren abhängig ist


    2. Wie liegt ihm dieses Unterrichtsfach?


    3. Wie ist das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler?


    4. Auf wieviele Aspekte (Inhalt, Schreibprozess, Schrift, Rechtschreibung) und in welchem Ausmaß muss sich das Kind konzentrieren?


    Es gibt (Lese)rechtschreibschwache, die machen immer viele Fehler, es gibt aber auch viele mit sehr schwankenden Ergebnissen.


    Das Kind muss sich entscheiden, ob es sich mehr auf die Schrift, auf den Inhalt oder die Rechtschreibung konzentriert, alles zusammen schafft das Gehirn nicht, bzw. manchmal mehr, manchmal weniger.


    Eine Verweigerungshaltung ist zwar nicht o.k., aber doch verständlich. Das Kind muss sich viel mehr anstrengen als andere, ist oft völlig überlastet und sucht eben einen bequemeren Weg. Wenn ein Kind dann noch signalisiert bekommt, es sei nur faul, dann dauert es nicht lange, und es ist wirklich nur noch faul, völlig menschlich oder?


    Zitat

    Keiner hat mir auf meine Frage geantwortet, warum die Gutachten in der Oberstufe einfach verschwinden, wenn Legasthenie doch nicht reversibel ist?


    Ich glaube daran, dass durch gute Förderung, insbesondere eine, die zunächst an den wirklichen Ursachen ansetzt, niemand Legastheniker bleiben muss. Haben diese Schüler Förderung durch ihre Eltern erfahren? Haben sie einfach nur mit zunehmender Reife gelernt, besser zu kompensieren oder endlich die richtige Brille bekommen?


    Angegriffen habe ich mich nicht gefühlt, habe nur eine andere Meinung. Mein Sohn ist übrigens kein Legastheniker (geworden). Ich denke, dass unsere Förderung ihm geholfen hat.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Zitat

    "Pseudolegastheniker"


    Die gibt es m.E. nicht. Meinst du "Das Kind kann ja, wenn es will"? Woher nimmst du die Gewissheit, das beurteilen zu können?


    Zitat

    aber ich hatte letztes Jahr einen Fall, bei dem wusste ich, dass er sowohl seine Mutter, als auch die Lehrer zum Narren hielt- man konnte ihm aber nichts nachweisen... außer chronischer Faulheit (und die war wirklich da, wurde sogar von der Mutter zugegeben, aber das Kind war kurz vor der Hochbegabung und somit schon raffiniert-


    Viele Hochbegabte haben Rechtschreibprobleme, und zwar nicht absichtlich. Welche Kenntnisse hast du, um dieses Urteil fällen zu können?


    Kinder mit Problemen beim Lesen, Rechtschreiben, Abschreiben zeigen sehr oft eine Verweigerungshaltung, werden also chronisch faul, um deine Worte zu benutzen.


    Ich glaube nicht, dass es Kinder gibt, die sich freiwillig zum Legastheniker abstempeln lassen.


    Von einem Unterschied von Stadt zu Land habe ich bisher nicht gehört.


    Meine Kinder gehen auch auf dem Lande zur Schule. Es gibt dort viele Kinder mit Problemen beim Lesen und Schreiben. Besondere Förderung, außer eine Art Nachhilfe ist mir dort nicht bekannt. Welche Art Förderung wird denn bei euch in der Stadt und welche auf dem Lande angeboten?


    Ich sehe folgende mögliche Erklärungen für die Unterschiede:


    Bei euch


    in der Stadt wird weniger mit allen Sinnen gelehrt


    in der Stadt wird darüber hinaus eine weniger sinnvolle Förderung angeboten


    in der Stadt sind die Klassen größer, der Lehrer kann sich um die einzelnen Kinder weniger kümmern.


    in der Stadt gibt es fähigere Diagnostiker.


    in der Stadt gibt es mehr Migrantenkinder.


    in der Stadt geht es ingesamt hektischer, lauter und stressiger zu.


    in der Stadt gibt es weniger Spielmöglichkeiten für Kinder.


    Gudrun Kesper meint: "Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jedes durchschnittlich intelligente Kind, das gut hören, sehen und sprechen kann, auch richtig lesen und schreiben lernt." Viele andere Faktoren spielen dabei eine zusätzliche Rolle.


    http://www.pi-tirol.at/lrs/Vortrag%20Gudrun%20Kesper.doc


    Davon bin ich inzwischen auch überzeugt. Auf die Meinung vieler Schulmediziner bezüglich korrekter Aussagen zu Wahrnehmungsstörungen verlasse ich mich schon lange nicht mehr.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Titania, wenn Kinder sich nicht mehr konzentrieren können, dann sind sie in diesem Augenblick überfordert. Ich hatte nichts von dauernder Überforderung geschrieben. Mir ist natürlich bekannt, wie lange sich Kinder konzentrieren können. Das sind Durchschnittswerte, ein Kind kann es vielleicht 10 Minuten, das andere 30 Minuten. Obwohl Kenntnisse über die durchschnittliche Konzentrationsfähigkeit vorliegen, wird trotzdem oft 45 Minuten Konzentrationsfähigkeit erwartet. Es ist gut, dass du Verletzungen der mit dem Stuhl schaukelnden Kinder verhinderst, jedoch kann ein hinter den Stuhl stellen des Kindes wohl kaum eine Hilfe für eine bessere Konzentrationsfähigkeit sein. Mit derartiger Erziehung kann man hier m.E. nichts erreichen.


    Super-Lion, wenn deine Frage wirklich ernst gemeint war, dann entschuldige ich mich für meine Antwort.


    Auch dieses Buch ist eine Goldgrube, wenn sich jemand für die Auswirkungen von Entwicklungsstörungen, die selten von Laien erkannt werden, interessiert.


    Buchtipp [Anzeige]


    Zitat

    im bestehenden schulsystem sind deine vorstellungen aber realitätsfern, nicht umsetzbar und - verzeih mir - naiv!


    Schlauby, ich weiß sehr wohl, was in einigen Klassen abgeht, wie schwer es ist, dort Disziplin hineinzubekommen. Schwer ist es auch für einige Eltern zu Hause (Eltern haben natürlich keine 30 Kinder). Was ich hier wie immer sagen will, es liegt bei weitem nicht alles an Erziehung. Das ist m.E. ein Irrglaube, der leider fast überall vorherrscht.


    Eine gewisse Disziplin halte ich ebenso für wichtig, allerdings kann man diese nicht mit der Brechstange erreichen. Ich habe den Eindruck, dass eben viele Lehrer aus völliger Hilflosigkeit überstreng reagieren, damit aber die Probleme nicht aus der Welt schaffen, sondern vergrößern.


    Kinder müssen erst einmal in die Lage versetzt werden, sich diszipliniert verhalten zu können. Viele können es entwicklungsbedingt nicht. Jean A. Ayres hat in ihrem Buch "Bausteine der kindlichen Entwicklung" (Beschreibung s. weiter oben) auch geschrieben, dass Kinder mit Entwicklungsstörungen (für den Laien unsichtbar!), die wie ein Bösewicht behandelt werden, sich auch zum Bösewicht entwickeln. Diese Grafik aus ihrem Buch hat mir u.a. dabei geholfen, die Zusammenhänge zu verstehen:


    http://www.arcor.de/palb/alben/16/394016/1024_6362336534353565.jpg


    Schule ist nicht für alles verantwortlich, jedoch mitverantwortlich und wäre in der Lage, eine Menge zur Hilfe dieser Kinder beizutragen. Es gibt ja bereits in einigen Schulen sehr vernünftige Ansätze. Ich habe hier schon oft darüber berichtet.


    Naiv sind für mich eher die, die immer noch wie vor 100 Jahren glauben, dass es meistens um Erziehungsfehler geht, wenn ein Kind nicht wie gewünscht reagiert. Selbst wenn Erziehungsfehler erkennbar sind, heißt das noch lange nicht, dass diese die primäre Ursache sind. Die "Ur"-Ursache kann nur jemand sehen, der darüber Bescheid weiß.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Zitat

    Wenn Schülerin XY z.B. immer wieder aus der Klasse läuft, kann ich das natürlich so nicht hinnehmen und muss ihr das auch deutlich machen, zum anderen muss ich als (Sonder)Pädagogin aber auch nachdenken, was ich an meinem Unterricht verändern muss, damit dieses Kind es schafft, sich auf Unterricht einzulassen, in der Klasse zu bleiben.


    Genau so sehe ich das auch.


    Zitat

    Woher kommen denn diese Entwicklungsstörungen?


    Willst du mich veräppeln oder was soll die Frage?


    Außer den von Bablin aufgezählten Ursachen gibt es sehr häufig auch andere Einschränkungen als zu wenig Anregung und Möglichkeiten, vor denen leider immer noch viele die Augen verschließen wollen. Ich kenne massenweise solcher Kinder.


    Das Lesen lohnt sich:


    http://www.pi-tirol.at/lrs/Vortrag%20Gudrun%20Kesper.doc


    Zitat

    Viele Kinder müssen nämlich nur auf die Toilette, weil sie eine Auszeit nehmen wollen, dann mach ich doch lieber mal eine Bewegungs- oder Stilleübung mit der ganzen Klasse. Nach Aussage einer Mutter in meiner Klasse, die Ärztin ist, ist es durchaus ausreichend regelmäßige Toilettenpausen anzubieten.


    Du hast Recht, die Kinder brauchen eine Auszeit, wenn sie auf die Toilette rennen, ohne zu müssen. Warum brauchen sie die? Langeweile, Unter- oder Überforderung, einfach nur Bewegungsmangel? Bewegungsübung ist sicher gut, was Stilleübung ist, weiß ich nicht.


    Es soll ja tatsächlich passieren, dass Kinder in die Hosen machen müssen, weil sie nicht zur Toilette dürfen. Es kommt eben vor, dass Kinder auch im Unterricht zur Toilette müssen, vielleicht auch, weil sie es in der Pause vergessen haben. Das ist doch wohl völlig menschlich und normal, erst recht für Kinder. Konzentrieren kann sich ein Kind auch nicht mehr, wenn es muss. Dazu braucht man doch keinen ärztlichen Rat.


    Kinder brauchen Grenzen, das ist mir auch nicht neu. Darüber habe ich auch genug gelesen. Ich halte auch nichts von antiauthoritärer Erziehung. Erziehung ist aber eben nicht alles, und nicht alles ist durch Erziehung zu regeln. Es gibt eben nicht nur die "Normkinder" oder die, die nur ein bisschen mehr Erziehung nötig haben, um normgerecht zu funktionieren.


    Zitat

    Ich lasse Kinder, die mit dem Stuhl schaukeln sogar mal 5 min an ihrem Platz stehen.


    Oh, wie schrecklich, diese Blossstellungen, oder glaubst du, dass die Kinder es anders empfinden? Oft sind das Kinder, die ihr Gleichgewicht stimulieren müssen, um aufmerksam bleiben zu können, keine Bösewichte, die keine Grenzen zu Hause kennengelernt haben.


    Mein kleiner Sohn war auch einmal sehr zappelig. Ihm habe ich ein luftgefülltes Kissen (gibt es z.B. bei Jako-o) mit in die Schule gegeben. Damit hatte er etwas Bewegung und zappelte nicht mehr. Die Lehrerin war ganz verblüfft. Auch heute in der dritten Klasse sitzt er immer noch darauf. Die Haltung verbessert so ein Kissen auch noch zusätzlich.


    Animagus, ich habe das Wort "Disziplinieren" hier gelernt und bisher auch nur in diesem Thread benutzt, soweit ich mich erinnere.


    Beim 1. Elternabend im Gymnasium habe ich das Wort auch von einem Lehrer gehört "Bitte reden Sie noch einmal mit ihren Kindern, durch das notwendige Disziplinieren geht immer viel Unterrichtszeit verloren!" Außerdem sollten wir Eltern noch an die Kinder appellieren, eine bessere Haltung anzunehmen, da man mit schlechter Haltung keine gute Schrift haben könne. Schlechte Haltung und Schrift ist in seinen Augen scheinbar auch lediglich Erziehungssache.


    Diese Sichtweise: Die Kinder können ja alle, wenn sie nur wollten bzw. es von ihren Eltern gelernt hätten, muss doch endlich einmal ein Ende haben.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo Super-Lion,


    Zitat

    Wenn ich mir meine Berufsfachschüler (1. Lehrjahr) so anschaue, bin ich mir sicher, dass keiner von ihnen eine Unterrichtsvollzugsanstalt besucht hat. Sonst wäre die Disziplin nämlich von Haus aus besser. Dies ist nicht nur in der Schule zu beobachten sondern auch im Kino, in der S-Bahn, beim Sport,...


    Auch wenn du kein Beitragsduell wünschst, darf ich sicher noch einmal meine Meinung sagen.


    Eine "Unterrichtsvollzugsanstalt" verhilft eben nicht zu mehr Disziplin, eher das Gegenteil kommt dabei heraus, dann auch im Kino, S-Bahn, beim Sport ... Das habe ich life bei meinem Sohn erlebt und kenne unzählige Kinder, bei denen es ähnlich gelaufen ist.


    Damit will ich jetzt nicht sagen, dass Lehrer die Ursache für schlechtes Verhalten von Schülern sind, ebenso wenig sind es aber die Eltern. Beide Seiten können aber nicht normgerechtes Verhalten ganz enorm verstärken.


    Wir sind keine "Restfamilie" und haben immerhin 2 Kinder. Außerdem zählen für uns Eltern schon noch die guten alten Werte, die du meinst. Jahrelang haben wir versucht, unseren Kindern diese auch zu vermitteln, sie weder überbehütet, noch vernachlässigt. Trotzdem gab es arge Probleme mit unserem Großen, weil eben lange nicht so viel an Erziehung liegt, wie allgemein angenommen wird. Ich habe Jahre gebraucht, dieses zu erkennen. Heute noch habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich an meine jahrelangen Versuche denke, meinem Sohn ganz normale Dinge wie morgens anziehen, zuhören, Anweisungen sofort befolgen usw. denke, meine hilflosen Versuche, meinen Sohn durch konsequentes Erziehen, aus Hilflosigkeit dann durch Disziplinieren, Sanktionieren in eine Norm zu pressen.


    Es gibt soooooooooo viele Kinder und immer mehr, die sich entwicklungsbedingt nicht normgerecht verhalten und lernen können. Erziehungsprobleme kommen dann zwangsläufig dazu, sind aber sehr oft nicht die eigentliche Ursache. Es gibt allerdings mittlerweile auch schon Eltern mit früheren Entwicklungsstörungen und entsprechendem Werdegang, die nicht in der Lage sind, Kinder angemessen zu erziehen. Andere altbekannte Ursachen will ich damit nicht ausschließen, jedoch werden diese zu hoch gespielt.


    Hallo Referendarin,


    heute haben die "bestraften" Kinder der Lehrerin nochmals gesagt, dass sie doch nur Autogramme geben wollten. Die Lehrerin hatte dieses Vorhaben wohl gar nicht mitbekommen.


    Ich finde es wirklich erschreckend, dass einige Lehrer heutzutage inzwischen scheinbar völlig in Panik sind und bereits Strafen verhängen, disziplinieren, sanktionieren, bevor sie überhaupt wissen, warum ein Schüler etwas macht oder auch nicht macht. Ehrlich gesagt, ich kann sehr gut verstehen, dass Lehrersein heutzutage kein Zuckerschlecken mehr ist. Ich möchte nicht tauschen. In diesen Sanktionierungs-/Disziplinierungsversuchen sehe ich totale Hilflosigkeit, und das schadet den Kindern bzw. kann ihnen das ganze Leben versauen. Eltern geht es teilweise ähnlich. Eltern haben aber in der Regel immer noch ein Gefühl der Liebe zu ihren Kindern.


    Oft fangen die richtig ernsthaften Verhaltensstörungen in der Schule erst an. Dort wird eben die Norm erwartet, wer dieser nicht entspricht, hat sehr schlechte Karten. Sehr vielen Kindern wird unterstellt, sie würden sich keine Mühe geben, sich absichtlich schlecht verhalten, absichtlich gegen Regeln verstoßen bzw. diese regeln nie im Elternhaus gelernt haben. Ein Riesenteufelskreis dreht sich rasant schnell.


    Ich kann bei der Arbeit Wasser trinken, wann ich will, auf die Toilette gehen, wenn ich muss, auch mal eine Minute zu spät zu einem Termin erscheinen und auch während Besprechnungen/Sitzungen ein Wörtchen mit dem Nachbarn reden, ohne dass ich diszipliniert und bestraft werde.


    Darf man wirklich von Kindern mehr Diszilin erwarten als von Erwachsenen?


    Wasser trinken, auch im Unterricht, ist übrigens enorm wichtig für vernünftige Hirnfunktionen und wird von Fachleuten empfohlen. Erst vor einigen Tagen habe ich es erst wieder in einem Vortrag über hirngerechtes Lernen gehört. Es gibt auch Kinder, deren Blutzuckerwerte schneller sinken als bei anderen Kindern, denen sollte es erlaubt sein, sogar zwischendurch zu essen, damit sie sich besser konzentrieren können.


    Von einer Sekunde auf die andere lässt sich in den Schulen nichts ändern. Ich kann wirklich die vielen hilflosen überforderten Lehrer verstehen, trotzdem aber nicht akzeptieren, dass Kinder darunter leiden müssen. Da hilft nur Fortbildung der Lehrer, Reformierung des Unterrichts, Bereitstellung von wirklich effektiven Fördermaßnahmen für die Kinder, und die bereits von Geburt an.


    Wenn nicht endlich etwas passiert, werden wir bald nur noch Psychopathen produzieren.

    Hallo,


    wann fängt Stören des Unterrichts eigentlich an?


    Mein Sohn (11J) ist seit 4-5 Wochen Schüler an einem Gymnasium, bisher ziemlich glücklich und unfrieden dort. Heute hatte er und einige andere Jungen (es sind ja meistens die Jungen) ihre ersten Strafarbeiten -gleich 2 an einem Tag - zu machen. Es fängt ja wirklich schon wieder gut an - wann ist das endlich vorbei?


    Einmal sind mein Sohn und 2 andere Jungs nach einem Rollenspiel, was offensichtlich viel Spaß gemacht hatte, anschließend gegenseitig zu ihren Tischen gegangen, um sich Autogramme zu geben. Strafe: eine halbe Seite darüber schreiben, wie man sich im Unterricht zu benehmen hat.


    Beim zweiten Mal saßen mein Sohn und andere noch nicht auf ihren Plätzen, als die Lehrerin zum Stundenanfang ihren Pult erreichte. Mein Sohn sagte mir, er hechtete zu seinem Platz, habe ihn aber nicht ganz rechtzeitig erreicht.
    Strafe: einen Absatz aus der Schulordnung abschreiben.


    Mein Sohn hat ziemlich über die blöden Lehrer gewettert. Mitschüler haben auch keinen Straftatbestand erkennen können, sondern nur Pingeligkeit und Humorlosigkeit der Lehrer.


    Ich habe meinem Sohn zunächst natürlich gesagt, dass ihm wohl nichts anderes übrig bleibe, als sich den Wünschen der Lehrer anzupassen.


    Denken musste ich allerdings an "Unterrichtsvollzugsanstalt".
    Bei Stundenbeginn müssen die Kinder übrigens aufstehen zur Begrüßung. Ist das alles noch normal? Werden nur funktionierende unauffällige Maschinen mit leisen Motoren erwartet bzw. gut denkende Köpfe ohne Kinderkörper, die sich auch bewegen und ohne Kinderseelen, die auch Spaß haben wollen?


    Ich glaube nicht, dass solche Strafmaßnahmen, solches Disziplinieren (oh, wie ich das Wort schon hasse) zu einem positivem Schulklima beitragen können.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo Bluetenzauber,


    die Wahlen organisieren bei uns (Schleswig-Holstein) die Schulelternbeiräte, habe ich erst vor 2 Tagen wieder mitgemacht. Die Lehrer hatten damit absolut gar nichts zu tun.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    mein Sohn, 3. Klasse ist in Mathe ziemlich fit und schnell. Er erzählte mir, dass er immer den nächsten Arbeitsbogen bekommt, wenn er fertig ist. Er überlegte ernsthaft, ob er nicht lieber langsamer werden sollte, denn so muss er ja noch mehr diese langweiligen Aufgaben rechnen, die er schon längst kann.


    Er wunderte sich bei den Hausaufgaben darüber, warum er denn massenweise Zahlen schreiben müsse (jeweils Vorgänger/Nachfolger bis 1000) und fragte mich, wo denn da der Sinn darin läge. Ich erklärte ihm dann, dass einige Kinder erst üben müssen, welche Zahlen Vorgänger und Nachfolger sind und er solle froh sein, dass er es schon könne.


    Ich bin der Meinung, dass die schnellen Kinder auf keinen Fall gleichartige zusätzliche Aufgaben bekommen sollten. Meinem Sohn würde z.B. ein interessantes Computerspiel - vielleicht Schach, ev. auch Buch, Puzzle reizen. Auswahlmöglichkeit wäre optimal. Diese Beschäftigung sollte ihn aber nicht noch mehr dazu befähigen, viel weiter als die anderen zu sein.


    Eine derartige "Belohnung" würde auch den einen oder anderen Schüler anspornen, ordentlich ´ranzuklotzen. Mit zusätzlichen Aufgaben kann man kaum die Langsamen anspornen.


    Noch wichtiger finde ich, herauszufinden, warum die Langsamen langsam sind und Hilfe anbieten.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Finchen, ich bin auch grundsätzlich nicht für das Aussortieren. Leider scheint jedoch die "Integration" in vielen Grundschulen nicht besonders zu funktionieren. Eine intensive Förderung, die m.E. ganzheitlich sein müsste, gibt es doch kaum. Auch die Unterstützung von Sonderschullehrern reicht meines Erachtens für viele Kinder bei Weitem nicht aus. Bei vielen Kindern müssen erst einmal die körperlichen Grundvoraussetzungen geschaffen werden, die das Lernen schwer oder fast unmöglich machen.


    Wie Dani ihre Grundschule beschreibt, kann ich nicht viel an Förderung und Integration entdecken.


    Verhaltensprobleme können auch in der Grundschule entstehen, wenn ein Kind mit seinen Leistungen ständig den anderen hinterherhinkt.


    Ich kenne ein Mädchen (12J) Diagnose: ADS, Epilepsie, LB, Turner-Syndrom, das leider erst vor einem Jahr auf diese Körperbehindertenschule http://www.schulealsterdorferstrasse420.de/schule.htm gekommen ist. Das Programm kann sich sehen lassen, finde ich (die Reflexetherapie ist m.E. allerdings noch ein fehlender ganz, ganz wichtiger Förderbaustein.) Dieses Mädchen, sehr sozial eingestellt, keine Krawallmacherin, das ich seit seiner Geburt kenne, hat eine große Leidensgeschichte hinter sich, u.a. jahrelang Internat mit angeblich besonderer Förderung, Eltern (ganz normale) durften ihr Kind nur alle 3 Wochen zu sich nach Hause holen. Vor einem Jahr ist sie endlich da weg gekommen (Lehrerin hatte u.a. mit einem Buch nach ihr geworfen). Sie lebt jetzt endlich auf, zum ersten Mal fühlt sie sich akzeptiert und wirklich integriert, nicht mehr anders und nicht richtig auf dieser Welt.


    Dani, bei diesem Mädchen springen mir regelmäßig die frühkindlichen Reflexe so entgegen. Leider konnte ich die Mutter nicht überzeugen, in dieser Richtung etwas zu machen, weil ihr eben die Schulmediziner etwas anderes erzählen.


    Es gibt wohl keine allgemein gültige richtige Entscheidung. Jedes Kind ist ein Individuum, jede Schule ist anders.


    Ich bin sicher, Dani wird das Richtige finden.


    Berichte doch mal, wie es so weitergeht!


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo,


    Zitat

    Aber Bewegung allein löst in den seltensten Fällen Disziplinprobleme und (auch wenn ich jetzt gehauen werden sollte) nicht jedes Kind, dass disziplinarisch schwer ist, hat ADS Probleme oder ähnliches- manche sind einfach nur rotzfrech, weil sie ausprobieren wollen, wie sie die Lehrerin zur Weißglut bringen können, wie sie ihre Mitschüler ablenken können etc


    Hermine, ungezielte Bewegungsübungen vor der 1. Stunde (von denen du in deinem Thread unter Allgemein berichtet hast) bringen natürlich nicht besonders viel. Unter bewegtem Unterricht versteht man auch viel mehr. Hier halte ich nach wie vor Dorothea Beigel für eine supererfahrene Fachfrau.


    Kein Kind ist ohne Grund einfach nur rotzfrech, weil es ihm Spaß macht, die Lehrerin zur Weißglut zu bringen und sich dadurch Ärger einzuhandeln. Es wird aber meistens immer rotzfrecher, wenn es dafür nur bestraft wird.


    Nicht alle haben ADS, hier ist auch "nur" von acht auffälligen Kindern die Rede. ADS gibt es für mich so wieso nur als Sammelbegriff. Mir würde die Abkürzung EVL gefallen - Entwicklungsbedingt Lern- und/oder Verhaltensauffällige, vielleicht mit den Zusätzen (K) für Kiss, (B) Bewegungsmangel allgemein, (E) Erziehung, (LU) Lehrerverhalten und Unterrichtsmethoden (grins).


    Dein Erklärungsversuch, dass die Jungs sich von einer Frau nichts sagen lassen wollen mit Hinweis auf den Problemvater von Heike erscheint mir nicht plausibel. Warum beißt das Kind dann ein anderes Kind? Ehrlich gesagt, ich glaube, dass deine Vorschläge "Die Eltern in die Sprechstunde bestellen", "Grenzen aufzeigen" "Zur Rede stellen" absolut nichts bringen, eher ein Schuss nach hinten sein können.


    Was woman 123 schreibt, ist tatsächlich so. Nach Schulbeginn ist plötzlich alles anders für die Kinder. Die Kinder müssen sich erst eingewöhnen. In der Schule geht es völlig anders als im Kindergarten zu, weniger Entscheidungsfreiheit, weniger Bewegung. In der Schule "wird nur der Kopf erwartet, doch es kommt das ganze Kind."


    Leoky, kann es sein, dass die Bildzerstörer eventuell die weniger begabten "Künstler" waren? Vielleicht liegt ihnen diese Art von Kunst nicht, sonst wären sie doch stolz auf ihr Kunstwerk. Kann es sein, dass einige Störenfriede Probleme mit dem Singen haben, z.B. mit dem Gefühl für Rhytmus und deshalb stören? Meinem kleinen Sohn wurde in der 1. Klasse von der Lehrerin unterstellt, er würde absichtlich schräg dazwischen singen. Tatsächlich konnte er aber nicht anders. Es mag sein, dass er nach entsprechenden Ermahnungen dann auch absichtlich noch schräger gesungen hat.


    Die 5. Stunde ist sicher auch ein Faktor, das alles nicht mehr so gut klappt.


    Alles Gute für dich und die Kinder!
    Erika

    Hallo Hermine,


    hier http://www.mehr-bewegung-in-die-schule.de/05000.htm gibt es eine ganze Reihe von kostenlosen Beispielen.


    Nicht jede ungezielte Bewegungsübung ist gut für jedes Kind. Bei den besonders unruhigen Zappelphilippen kann es passieren, dass sie z.B. durch die Reise nach Jerusalem völlig aufdrehen und nicht mehr abdrehen können.


    Unter "Bewegtes Lernen" verstehe ich etwas anderes als vor der 1. Stunde (wenn die Kinder ja noch frisch sind) 5 Minuten Bewegungsübungen zu machen. Unter dem o.a. Link auf der Seite von Herrn Klupsch-Sahlmann git es zu dem Thema noch ganz viele Infos. Sogar mein geliebtes Buch "Bausteine der kindlichen Entwicklung" von Jean A. Ayres wird dort empfohlen.


    Viele Grüße
    Erika

    Hallo Dani,


    hier http://www.lehrerforen.de/oldf…K%F6rperbehindertenschule gab es eine Diskussion zum ähnlichen Thema.


    So viel ich gehört habe, gibt es Möglichkeiten, auf eine KB-Schule zu kommen, wenn körperliche Defizite z.B. Entwicklungsrückstand vorhanden sind. Hier bei uns in der Nähe gibt es eine KB-Schule, die ebenfalls Kinder mit Lernbehinderungen, ADS und mehr aufnehmen. Am besten du fragst bei der Schule nach, vielleicht sind die Bedingungen auch von Schule zu Schule unterschiedlich. Wichtig wird wohl auf jeden Fall dabei sein, dass du den Entwicklungsrückstand, ev. vom Kiss-Spezi bestätigt, in den Vordergrund stellst. Ob sich dann die dort angebotenen Fördermaßnahmen, z.B. Ergo, Psychomotorik und sonstiges mit INPP vertragen, musst du sehen.


    Viele Grüße
    Erika


    Viele Grüße

    Hallo Dani,


    wie du weißt, bin ich keine Lehrerin. Du wünschst hier auf der Seite "Eltern fragen Lehrer" wohl auch nur Lehrerantworten. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich trotzdem meinen "Senf" dazugebe.


    Wenn ich fest überzeugt wäre, mein Kind würde nur mitgezogen und der Stoff der Klasse an ihr vorbeizieht, würde ich sie nicht länger in der Klasse bleiben lassen. Die guten Freundinnen kann sie voraussichtlich trotzdem behalten.


    Ich kenne zwei I-Kinder einer Grundschule, die dort angebotene Förderung (wenn man das überhaupt so nennen kann) brachte gar nichts. Diese Kinder gehen jetzt nach der 4. Klasse auf Sonderschule/Schule für Geistig Behinderte.


    Die Frage bei deiner Pflegetochter wäre für mich, Klassenwiederholung oder L-Schule oder auch Körperbehindertenschule (dort soll eher ein Hauptschulabschluss oder sogar Realschulabschluss möglich sein. Außerdem wird sehr viel für die motorische Entwicklung getan.) Wie du weißt, ist eine physiologische Grundausstattung eine sehr wesentliche Voraussetzung für kognitive Leistungen.


    Hast du deine Pflegetochter eigentlich auch schon auf frühkindliche Reflexe testen lassen? Auch der Alkoholkonsum der Mutter kann durchaus für das Perstistieren von Reflexen verantwortlich sein. Über die Auswirkungen von Reflexen weißt du ja bestens Bescheid, auch über die Aussagefähigkeit von IQ-Tests in diesem Zusammenhang.


    Wenn ich die realistische Hoffnung/Erwartung hätte, eine Klassenwiederholung könnte bewirken, dass die Defizite ev. aufgeholt werden könnten, würde ich eine Wiederholung anstreben. Wenn ich aber so gut wie sicher wäre, das dieses nicht möglich sein wird, dann würde ich zu Schule für Körperbehinderte (wenn möglich und qualifizierte im Umkreis) tendieren.


    Viele Grüße
    Erika

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