Ich habe gerade mein Orientierunspraktikum hinter mir und kann dir einfach mal schildern, wie das bei mir ablief.
Meine Erfahrungen waren fast durchgängig positiv. Ich habe es an drei unterschiedlichen Schulen abgeleistet (eine auf dem Land, zwei in der Stadt) und überall lief das Praktikum anders ab.
In der ersten Schule bekam ich einen "Laufzettel" und musste mich selbstständig um meine Stunden kümmern, Lehrer fragen und konnte in alle beliebigen Klassen/Fächer reinschnuppern. Ich war ziemlich auf mich alleine gestellt, was mir aber auch viele Freiheiten einbrachte. Da kam auch schonmal eine Absage von den etwas älteren Kollegen, die sich nicht mehr "beobachten lassen wollten". Aber das war völlig okay, dann hab ich eben den nächsten gefragt.
In der nächsten Schule wars komplett anders. Ich war ständig mit dem Schuldirektor in Kontakt, mit dem ich sehr intensive Zweier-Gespräche in seinem Büro führte, in denen er mir einen umfassenden Einblick in den Schulalltag und meine Zukunftsperspektiven gewährte. Hier wurde immer kurz vorher vereinbahrt, welche Stunden ich besuche. Er hat fast alles gemanaged und ich war lediglich in zwei Unterrichtsstunden die von meiner Kombination abwichen.
In der letzten Schule bekam ich einen vorgegebenen Stundenplan, der nur Fächer meiner gewählten Kombination enthielt. Ziemlich festgelegt, allerdings erspart man sich dadurch auch das "Klingelputzen" bei den Kollegen.
Ich muss sagen, dass ich mich bei meinem Praktikum wirklich als Praktikant gefühlt habe. Mir wurde zwar angeboten, mich auch häuslich im Lehrerzimmer niederzulassen, aber ich hatte noch zu viel Respekt davor, um mich mit den Lehrern auf eine Schiene zu begeben. Kommt vllt daher, dass ich das Praktikum vor Studienbeginn, ein Jahr nach dem Abitur abgeleistet habe. Nichtsdestotrotz hatte ich sehr positive Gespräche mit den Kollegen und bin mit der Vielfalt meines Praktikums sehr zufrieden.
Ich weiß jetzt nicht, ob es da große Unterschiede zw. Bayern und NRW gibt, aber ich kann dir nur allgemein den Tipp geben, positiv und offen aufzutreten, immer nachzufragen, wenn du dir unsicher bist und ganz wichtig: auf dem Boden zu bleiben. Du bist noch keine ausgebildete Lehrkraft. Eugenia hat im Prinzip alles Wichtige sehr schön zusammengefasst. Halte dich daran und es kann nichts mehr schief gehen.
Nur bei dem "Notizen machen" hatte ich den Eindruck, dass es einigen (gerate älteren) Kollegen manchmal unangenehm zu sein schien. Andere kamen nach dem Unterricht zu mir und rechtfertigten sich, dass es lediglich eine Übungsstunde war und nichts besonderes etc. Das mit den Notizen hab ich dann ab der zweiten Woche gelassen und war dann aber auch noch mehr bei der Sache.
Du könntest dir auch nach der Stude (in den Pausen oder nach einem kompletten Tag) Notizen machen um über alles nochmal reflektieren zu können.
Unterricht musste ich in dem Sinne jetzt noch nicht halten, ich hatte nur aufseherische Tätigkeiten (ähnlich wie Nachhilfe). Im Nachhinein hätte ich schon gerne mal vor der Klasse gestanden, aber so war es auch in Ordnung. Das Orientierungspraktikum ist in erster Linie Beobachtung.
Bei dir ist der Druck jetzt sicherlich größer, aber mach dir keinen Stress. Die Lehrer wissen auch, dass du Praktikant bist und haben daher auch keine allzu großen Erwartungen an dich. Vor allen im Lehrerzimmer vorstellen halte ich für übertrieben. Du weiß ja noch nicht, ob du später hier unterrichten wirst. Ich finde es reicht, wenn du dich bei den Lehrer vorstellst, mit denen du stundentechnisch zu tun hast und den Rest einfach freundlich grüßen. Wer näheres über dich wissen will, wird sich schon bei dir melde. Bleib höflich, interessiert und kommunikativ, dann wird das schon! Ich wünsch dir viel Spaß dabei