Und wenn sich jemand für ein Tablet entschieden hat? Wie macht die dann ihre Unterrichtsvorbereitung?
Womöglich ist das Konzept „ein Gerät für alles“ nicht der Renner. Oder man müsste mal darüber nachdenken, was dieses eine Gerät denn können muss. Zur Unterrichtsvorbereitung braucht man 'ne anständige Tastatur und einen großen Monitor. Da ist man entweder bei Desktop oder Laptop mit Zubehör. Da ist die willkürliche 500-Euro-Grenze vielleicht etwas knapp gestrickt.
Ich will mir gar nichts aussuchen. Die sollen mir 'was hinstellen, womit man arbeiten kann. Wenn ich aus drei Geräten, die alle nicht die Anforderungen erfüllen, eines aussuchen kann, habe ich immer noch kein adäquates Arbeitsgerät. Das ist doch Augenwischerei.
„Ein Gerät für alles“ ist nicht nur nicht der Renner, sondern bei unserer Aufgabenvielfalt einfach unmöglich. Daher sollte man das Gerät, das man erhalten hat, auch für das nutzen, für das es gedacht ist. Unsere Geräte sollen alle den gleichen Anwendungsbereich abdecken.
Was sieht die Schulentwicklung deiner Schule denn im Bereich Digitalisierung vor? Was will die Schule (Schüler, Lehrer, Eltern), was der Schulträger, was die Schulleitung und was nur ihr als Kollegium. Ihr müsst doch einen Plan haben, was euer Ziel ist. Digitalisierung bedeutet doch mehr als „alle Kollegen bekommen ihren privaten PC vom Schulträger/dem Land bezahlt und alles geht so weiter wie vorher“.
Bei uns war seitens der Schule von Beginn an der Plan (schon vor Corona) im Rahmen der Digitalisierung des Unterrichts alle Klassenzimmer mit Beamern auszustatten und es zu ermöglichen, sich mit allen Endgeräten (Apple, Windows, Linux, privat oder dienstlich) damit zu verbinden.
Außerdem war auch klar, dass ein digitales Klassenbuch angeschafft werden sollte.
Dank Corona ist der folgende Schritt, die Kollegen mit Dienstgeräten auszustatten, schneller gefolgt als erhofft.
Es ging da aber ursprünglich nie um Geräte zur Unterrichtsvorbereitung. Sondern darum digitale Inhalte wie interaktive Aufgaben, Geogebra, Filmausschnitte,… einfach und unkompliziert in den Unterricht einzubinden ohne vorher in der kurzen Pause mit dem Aufzug eine Multimedia-Station durch die Gegend zu fahren oder einen Computerraum zu buchen müssen. Verbunden mit vielen internen Fortbildungen und Pädagogischen Tagen zum Thema Digitalisierung und ihrer Umsetzung im Unterricht.
Da das Ziel von Anfang an Dienstgeräte waren, die (auch wegen des digitalen Klassenbuchs) immer im Unterricht dabei sein sollen, machen mobile Geräte wie Tablets mit Stift an unserer Schule schon Sinn. Und die iPads wurden insgesamt gut angenommen und werden auch genutzt.
Für das Erstellen von Arbeitsblättern waren sie nie gedacht. Mit z. B. Goodnotes vorbereitete Grundgerüste für den Anschrieb nutzen dagegen viele Kollegen, weil es sehr angenehm ist, Bilder und Aufgabentexte direkt einbinden zu können.
Da ein iPad nicht alles ermöglicht, wurde alternativ ein Convertible mit Windows zum gleichen Zweck angeboten. Das haben beispielsweise die Informatikkollegen gewählt, die auch den JavaEditor installieren wollten. Aber auch das Gerät war nie zum Erstellen von Arbeitsblättern gedacht, obwohl es natürlich besser dafür genutzt werden kann als in iPad.
Wir haben jetzt Geräte, die für die Nutzung im Klassenraum gedacht sind. Wenn wir noch Geräte für die Nutzung zu Hause (z.B. großen Monitor, Dockingstation für das Convertible) bekämen, wäre das super. Dann sind war aber auch gleich noch bei Schreibtisch und Schreibtischstuhl. Und so weit ist das Land noch lange nicht.
Das ganze bleibt nach Corona aber kein Lehrerproblem. Auch große Firmen wie SAP erlauben ihren Mitarbeitern inzwischen mit großzügige Homeofficeregelungen das Arbeiten von zu Hause. Während Corona haben die Mitarbeiter teilweise einfach Monitor, Dockingstation und Schreibtischstuhl mit nach Hause genommen. Jetzt dürfen sie große Teile ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus arbeiten und sollen das auch (z.B. plant SAP in Zukunft nur noch einen mobilen Arbeitsplatz für jeden dritten Angestellten im Büro vorzuhalten), 100% Homeoffice ist aber oft doch nicht erwünscht, damit auch direkter Austausch der Kollegen stattfinden kann.
Auch dort ist noch unklar, ob dann beide Arbeitsplätze (im Büro und zu Hause) von der Firma ausgestattet werden müssen oder nicht. Denn einerseits wollen die meisten Angestellten Homeoffice machen und für die anderen gibt es im Büro Arbeitsplätze, aber andererseits werden auch Angestellte im Homeoffice arbeiten müssen, wenn die Büroarbeitsplätze reduziert werden. Man darf gespannt sein, ob sich da neue Regelungen und Rechtsprechungen entwickeln, die dann vielleicht auf uns Lehrer übertragen werden können.