Beiträge von frewen

    Ich habe auch noch eine peinliche Geschichte. Letztes Jahr, Elternsprechtag... ich elternsprechtage als Klassenlehrerin einer nicht ganz einfachen 9. Klasse so seit drei Stunden vor mich hin und freue mich vage auf die Mittagspause, die irgendwie einfach nicht näher kommen will, weil sich die Eltern wie immer die Klinke in die Hand geben. Nach einem eher unangenehmen Gespräch (in Trennung lebende Eltern, der Vater extrem selbstbewusst-arrogant auftretend, die Mutter nah am Wasser gebaut, nutzen meinen Klassenraum, um ihren Ehekrach zu reaktivieren) reicht es gerade noch für einen raschen Blick auf die Terminliste.


    Freude kommt auf - ich kenne die Mutter, die als nächstes auf der Liste steht, gut, ich mag sie und habe bisher immer nur sehr schöne Gespräche mit ihr gehabt, auch wenn ihr Kind mein Fach partout nicht kann. Das Gespräch KANN nur besser werden als die vorangegangene Tortur. Es klopft, die Tür geht auf, ich bitte die nett lächelnde Frau, sich hinzusetzen, schüttle ihr die Hand, wir lächeln uns positiv gestimmt an. Dann greife ich nach meiner Notenliste und fange an, freundlich, aber ernsthaft über die betreffende Schülerin und das Thema "Versetzung gefährdet" zu reden. Mein Gegenüber hört mir ruhig zu, bis...


    ... ich plötzlich merke, dass sie nach meiner Hand greift.


    Das ist dann doch ein bisschen ungewöhnlich für den Elternsprechtag. Ich runzle leicht irritiert die Stirn und sehe, dass die mir gegenüber sitzende Frau hemmungslos lacht. Ist das die richtige Reaktion für die schwerwiegenden Befürchtungen, die ich ihr gerade anvertraut habe?


    Sekunden später trifft mich der Blitz der Erkenntnis. Das ist NICHT die erwartete Mutter. Das ist unsere Sekretärin - eine ganz tolle, hilfsbereite, kompetente Frau. Ich kenne sie seit fünf Jahren, seit ich an meiner Schule arbeite. Und sie wollte mir nur sagen, dass besagte Mutter angerufen hat, weil sie im Stau steht und mich trotzdem gerne dringend sprechen würde...


    Ich stottere nur noch so durch die Gegend und mache einer Strauchtomate farbliche Konkurrenz, als sie noch einmal beruhigend meine Hand tätschelt und sagt:


    Frau..., ich glaube, ich hole Ihnen mal ein bisschen Kaffee." :rolleyes:

    Wir haben gerade im vergangenen Jahr massiv saniert und renoviert - unter starker Mitbestimmung des Kollegiums. Und es ist richtig gut geworden. Der einzige verbliebene Schandfleck ist das alte Hauptlehrerzimmer, wo jede/r einen eigenen Platz an Gruppentischen hat. Der Raum ist einfach sehr unglücklich für ein Lehrerzimmer, da er trotz doppelter Fensterfront rechts und links sehr dunkel ist (eingekeilt von anderen Gebäudeteilen). Dazu musste irgendwann aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen (fragt nicht!) die eh schon niedrige Decke weiter abgehängt werden. Der Teppich ist irgendwann mal einer bestimmten Farbe zuzuordnen gewesen, aber diese Tage sind lang vorbei. Um der allgemeinen Düsterheit entgegenzuwirken, wurde der praktisch quadratische Raum sehr hell (= krankenhausweiß) gestrichen. Überall! Dazu wurden nur weiße Möbel und Schrankwände angeschafft. Das paradoxe Resultat: Man sitzt (wenn man es nicht vermeiden kann) in einem düsteren und niedrigen Raum, in dem man dennoch das Gefühl hat, gleich schneeblind zu werden.


    Umso besser gelungen sind aber die übrigen Lehrerzimmerbereiche. Wir haben einen eigenen Arbeitsraum im ehemaligen vermieften und zugerümpelten Raucherlehrerzimmer, alles ganz neu, ca. ein dutzend Computerarbeitsplätze, dazu freie Schreibflächen, alles in hellem Hellblau gestrichen, dunkelblauer Teppich, creme/goldfarbene Möbel mit blauen Sitzflächen für die Stühle, Blumen, wechselnde gerahmte Schülerarbeiten aus dem Kunstunterricht an den Wänden (darum kümmert sich eine Kunstkollegin, die die Schüler um Leihgaben für eine gewisse Zeit bittet). Hier hat niemand einen festen Stammplatz, gequatscht werden darf nur in der Pause (woran sich erstaunlicherweise alle halten!) - ansonsten ist hier Gelegenheit zum konzentrierten Arbeiten, Korrigieren oder einfach Abschalten (machen manche Kollegen mit MP3-Player oder einem eigenen Buch) in den Freistunden.


    Zwischen beiden Räumen lag früher ein furchtbar dunkler Gang, in dem sich alte, mehr als mannshohe Garderobenschränke (bis an die Decke) aus einem dunklen Holz befanden. Jeder Kollege hatte solch einen Schrank, nutzte ihn aber praktisch nur als Abstellkammer. Mehrere Reihen davon hintereinander... ein ganz bedrückender Eindruck, zumal man morgens beim Betreten des Lehrerzimmers immer durch diesen Gang musste.


    Wir haben uns von allen Schränken getrennt. Nun gibt es an der Kopfseite des erstaunlich hellen (seitliche Fensterfront zu einem kleinen Innenhof neben dem Sekretariat) und rechteckigen Raums ein Regal mit schräg nach oben gestellten Post- und Mitteilungsfächern für jeden Kollegen, an den Wänden weitere Kunstarbeiten in schönen Wechselrahmen, dazu mehrere Notizbretter, hinten eine offene Garderobe und eine Art abgewandte Telefonkabine, in der man in Ruhe ohne den ständigen Lärmpegel im Lehrerzimmer in der Pause z.B. Elterngespräche führen kann. Der mittlere Hauptteil des Raumes ist aber von nur noch dreiviertelhohen Schrank- und Regalreihen aus ahornfarbenem Holz umfasst, in deren Mitte sich das Bistro befindet. Heißt wirklich so - wird auch so genutzt! Wir haben eine offene Küchenzeile mit Kühlschrank, guter (!) Kaffeemaschine, Kochplatten, Mikrowelle, dazu typische Bistrotische, zwei davon hoch, mit gepolsterten Barhockern davor, einen runden Tisch, in der Ecke noch ein Sofa mit zwei bequemen Sesseln davor, dazwischen ein niedriger runder Tisch. Wieder einige Pflanzen, schöne Ziehharmonikagardinen an der Fensterfront zum Innenhof, der gerade neu begrünt wird und für den Sommer ein paar Bänke bekommen soll. Kontrastton ist hier wiederum marineblau, wobei ich wie andere Kollegen etwas Rötliches bevorzugt hätte, aber mit dem Blau gut leben kann.


    Stunden-, Raum- und Vertretungspläne hängen an einem großen Notizbrett mit Arbeitsplatz darunter (ebenfalls in hellem Holz) für die Stundenplanmacher an der Rückseite der Küchenzeile, am Durchgang zwischen Hauptlehrerzimmer und Arbeitsraum. Hier sorgt eine weitere Fensterfront nach draußen zum Schulhof ebenfalls für viel Tageslicht.


    Es gab ein freiwilliges Gremium, das alle Pläne gemacht hat, eine Befragung unter den Kollegen, die gut angenommen wurde, eine schrittweise Umsetzung über ein Schuljahr hin. Die Akzeptanz (um nicht zu sagen: Stolz) für/über unser nun zu 2/3 sehr schönes und die Stimmung aufhellendes Lehrerzimmer ist durch die Bank hoch. Wir reden viel mehr miteinander, gerade im gemütlichen Bistrobereich. Wenn ehemalige Kollegen zu Besuch kommen, vergessen sie oft vor Überraschung das Schlucken und Sprechen, denn größer könnte der Kontrast nicht sein zu den fast schon gruftartigen Zuständen von früher.


    Was ich damit sagen will: Man kann mit einem Umbau eine Menge bewirken. Ich wünsche euch viel Erfolg!

    Ich schaue eigentlich mit jeder achten Klasse, wenn es sich zeitlich und thematisch irgendwie einrichten lässt, einen Film, der aber außer zur Schulung des audiovisuellen Textverstehens nicht nur als Bonbon, sondern zusätzlich als Anlass für ein kreatives Schreibprojekt genutzt wird. Das klappt, je nach Leistungsvermögen der Klasse und Sprachanteil des Films, auch mit Achtklässlern am Gymnasium schon gut, erst recht dann, wenn es sich um eine bilinguale Gruppe handelt. In diesem Fall würde ich eben die englischen Untertitel einfach mal ausprobieren, denn man merkt doch eigentlich an den Reaktionen der Lerngruppe (z.B. Lachen an der "richtigen" Stelle) rasch, ob sie der Handlung auch sprachlich, und nicht nur über die Bilder folgen können. Und zur Not gibt es dann eben einfach die deutschen Untertitel... die sprachliche Leistung bleibt auch so meiner Meinung nach groß genug, denn allein durch das Hören und anschließende Besprechen im Unterricht bzw. das Nutzen für Schreibaufgaben findet schon eine Umwälzung und Erweiterung von Vokabular und Idiomatik statt.


    Eingesetzt habe ich für diese Zwecke in Klasse 8 schon folgende Filme: Harry Potter, Teil 1 (war ein Schülerwunsch, funktionierte aber gut), Witness (mit Harrison Ford - etwas älter, aber sehr spannend, auch psychologisch und landeskundlich interessant), Wallace & Gromit and the Curse of the Were-Rabbit (super Film! :tongue: ) und jetzt gerade erst noch vor den Osterferien als neuen Versuch den Film "Up" von PIXAR... Das ist ganz toll gelaufen und hat nicht nur mir großen Spaß gemacht.
    Eine recht mädchenlastige Klasse (nur zwei Jungs, die aber nicht unbedingt den Typ "Actionheld" vertreten) hat sich nun noch Whale Rider gewünscht, von dem ich mal erzählt hatte. In ca. drei Wochen geht es los. Ich bin optimistisch, dass der Film mit deutschen Untertiteln in dieser Klasse auch schon klappt, denn bisher habe ich ihn mehrfach in der 9 gehabt. Da war er auch bei schwächeren Klassen nie ein Problem.

    Und noch eine Nachteule...


    Ich sollte ganz sicher mehr schlafen, zähle aber auch zu den Lehrermenschen, die abends (ab ca. 19.00 Uhr) besonders gut arbeiten können. Nachmittags geht selbst bei gutem Willen selten sehr viel. Später am Abend funktioniere ich dann aber umso besser und arbeite auch viel zielstrebiger - vielleicht weil ich den Zeitdruck mehr spüre. Gerade korrigieren kann ich abends besonders gut und mache dann eigenartigerweise auch weniger Pausen.


    Meistens brauche ich nach getaner Arbeit (die ich spätestens um elf Uhr wegzulegen versuche) aber noch ein bisschen "me-time". Da ich sehr gerne schreibe und das auch als äußerst entspannend empfinde, gehört die letzte halbe bis ganze Stunde am PC nur mir und meinen Geschichten. Dadurch bin ich allerdings selten vor Mitternacht im Bett, wobei der Wecker um sechs Uhr früh klingelt, wenn ich zur ersten Stunde Unterricht habe. Mein momentaner Plan gönnt mir den Luxus eines späten Mittwochs (erst zur 5. Stunde in die Schule - hurra!), was wirklich optimal ist.


    Mittagsschlaf geht gar nicht, weil mir dann immer kalt wird, auch unter der Wolldecke. Und wenn das passiert, bin ich nach dem Aufwachen für den Rest des Tages knatschig und unausgeglichen. Dafür schlafe ich am Wochenende gerne lang. Ohne Wecker (und der wird nur in Ausnahmesituationen gestellt) wache ich da selten vor halb zehn am Morgen auf. Schlafprobleme kenne ich aber praktisch seit dem Referendariat nicht mehr, denn ich schlafe wie der sprichwörtliche Stein und fühle mich morgens auch immer erholt.

    Ich sitze auch gerade an der Korrektur. Es handelt sich um eine länderübergreifende Feststellung der erreichten Kompetenzen in den drei Kernfächern Deutsch (war letzte Woche), Mathe (ist morgen) und Englisch (war gestern). Alle 8er-Klassen müssen in NRW an dieser zentralen Testung teilnehmen, die hierzulande ursprünglich Lernstandserhebung (LSE) hieß, nun aber wegen der Kooperation mit anderen Bundesländern als VERA 8 betitelt wird. Hinter den Aufgaben steckt meines Wissens das Berliner IQB.


    Anders als in anderen Ländern hat NRW in diesem Jahr zum zweiten Mal für Englisch den Hörverstehensteil gekippt, so dass es hier nur um die Lesekompetenz ging. Ich hatte auch letztes Jahr schon eine (extrem leistungsstarke) Klasse dabei und kann so zu meinen jetztigen 8ern (gute Klasse, aber leistungsheterogener, einseitige Stärken beim Schreiben bei vielen, weniger bei den anderen Kompetenzen) Vergleiche anstellen.


    Die ersten zehn Texte und Aufgaben finde ich völlig in Ordnung. Das hatten wir hinsichtlich der Formate vorher ein wenig geübt ohne dabei in Panik zu verfallen oder den sonstigen Unterricht komplett auszuhebeln. Die eingeführten Lesestrategien haben sicher geholfen, und insgesamt finde ich meine Einschätzung der individuellen Schülerkompetenzen voll bestätigt. Manches war scheinbar etwas schwerer (z.B. die Neuseeland-Aufgabe im Punkt 2... das fehlt bei vielen SchülerInnen). Anderes ist durch die Bank richtig (z.B. der Text über die Sydney Harbour Bridge). Manches ist irgendwie unsinnig... so die beiden ersten Blöcke in diesem Märchen. Die kann man m.E. auch genau umgedreht anordnen, und dann macht der Text genau so viel Sinn. Dann ist da noch ein Fehler im Auswertungsbogen bei der Uhrzeit für die erste Aufgabe - es muss doch bestimmt "half past four" statt "half past three" sein. Die Fachlehrer haben das jetzt mehrfach nachgerechnet... ;)


    Ich bin derzeit allerdings etwas angesäuert wegen der letzten Aufgabe. Dieser Lückentext (Thema: Britishness Test), in den vorgegebene Lexeme eingesetzt werden sollten, ist derart unfair und schwer, dass es zum Haareraufen ist. Das überschreitet meiner Meinung nach in praktisch jedem einzelnen Satz des Textes den sprachlichen Horizont auch richtig guter SchülerInnen. Meine Beste (und die ist wirklich super!) hat bisher "nur" (!) vier Fehler gemacht. Viele haben aber auch in dieser Aufgabe fast alles falsch, haben schlicht und einfach aus Notwehr wild geraten oder sind wegen des m.E. auch bei zügigem und konzentriertem Arbeiten extrem knapp bemessenen Zeitrahmens von 40 Minuten für elf Texte gar nicht erst bis hierhin gekommen.


    Im letzten Jahr hatte ich fünf SchülerInnen mit voller Punktzahl, dazu eine Reihe mit nur 1-3 Fehlern. Dieses Jahr... nein, das wird wohl nichts.


    Dass dieser Text (ich stelle ihn bei Interesse gerne für Nicht-VERA-Teilnehmer ein) viel zu schwer war, bestätigen auch die parallel unterrichtenden Kollegen. Nun ist die Frage: Was soll so etwas? Hat man diesen Text unterschätzt? Das kann ich mir auch wegen der Unverhältnismäßigkeit gegenüber den anderen zehn (machbaren bis insgesamt einfachen) Texten nicht vorstellen. Wollte man die Leistungsstarken ein wenig zur Decke strecken und nach oben hin differenzieren? Dann dürfte dieser Schuss nach hinten losgehen, denn so schafft man - finde ich - nur Frusterlebnisse.


    Naja, mal weiter korrigieren und sehen, wie sich die Tendenz entwickelt.

    Zitat

    Original von Meike.
    Ich weiß nicht was die ganze Debatte soll: Nutella gehört überhaupt nicht aufs Brot. Nutella muss man mit dem Finger direkt aus dem Glas essen. Nur dieses Vorgehen erzeugt den nutellaspezifischen Befriedigungsfaktor. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.
    http://de.narkive.com/2003/10/…0-high-durch-nutella.html :D


    Die Mädchen meiner (jetzt) zehnten Klasse würden das vehement ablehnen. Als wir letztes Jahr kurz vor den Ferien gemeinsam gefrühstückt haben - wobei es ganz nebenbei auch jede Menge frisches Gemüse und Obst gab, das die Kinder sogar gegesen haben -, brachten sie mir bei, wie man Nutella WIRKLICH essen muss.


    Brot, Löffel... pah, alles optional. Wirklicher Nutellagenuss kommt nur dann auf, wenn man eine Scheibe Gouda aufrollt, diese dann in das Nutellaglas taucht und sich beides gemeinsam in den Mund stopft.


    Und wer jetzt den kleinen grünen Smilie suchen geht... naja, ich hätte Verständnis. :D

    Zitat

    Original von beaker
    Es ist Winter. Wir stellen Meisenknödel her und die Kinder nehmen die mit nach hause.
    Reaktion einer Mutter (schriftlich) "Danke, war lecker" 8o (und das war totsicher ernst gemeint) *urgs*


    Ist schon ein paar Winter her, hat aber nicht dazu geführt, dass wir die Cerealienbällchen besser beschriften. Ich warte auf die nächsten netten Reaktionen.... :pfeif:


    Naja, das würde ja immerhin eventuelles Nutella auf dem ungesunden Frühstücksbrot ausbalancieren. :D


    Elternsprechtag vor ein paar Jahren live:


    Ich spreche schon eine Weile mit dem freundlichen, aber irgendwie etwas langsamen Vater von Jacqueline (Name geändert, aber gleiche Kategorie) in seinem Iron-Maiden-T-Shirt. Plötzlich fliegt die Tür mit vollem Karacho auf, knallt gegen die Wand - Mutter von Jacqueline ist eingetroffen. Hohe Stöckelschuhe, lange Leopardenmusterleggings, wallende blonde Mähne mit Strähnchen, jede Menge Goldklunker, klassisch elegant eben...


    Mutter: "Ey, kannst du nicht waaaaten, du A***?!?"
    Vater: "Ich hab doch die Frau Frewen nur schon ma Tach gesacht."

    Ich unterrichte selbst eine Tamsin (sowie ihre jüngere Schwester Tabitha) und muss gestehen, dass ich Tamsin eigentlich sehr schön finde. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass beide Mädchen sehr nett sind. ;)


    Und Vorurteile müssen manchmal auch durch persönliche Erfahrung korrigiert werden. Das ist nun einmal so im Leben. Ich weiß das spätestens, seit ich bei meiner ersten Klassenleitung eine Mandy kennen lernte. Und die war nun wahrlich ganz anders als bekannte Klischees - ebenso übrigens wie in meiner gegenwärtigen Klasse Nancy und im letzten Abi-Jahrgang Jacqueline, die von allen, inklusive Eltern, nur Schäkki gerufen wurde!


    Ich warte allerdings noch auf eine Kimberl(e)y, die nicht dem Klischee entspricht...

    Gerade wenn Mobbing im Spiel ist, sind "aushalten" und "die Verursacher nicht gewinnen lassen" eben auch einfach schwierige Kategorien, weil sie u.U. vom Opfer massive persönliche Zugeständnisse erfordern und die Leidensphase unnötig verlängern. Manchmal ist einfach so viel eingerissen und zerstört worden im zwischenmenschlichen Bereich, dass ich eine dauerhafte Trennung der Konfliktparteinen für den besten Weg halte, damit Schule auch wieder einmal nicht nur negativ besetzt erlebt werden kann.


    In meiner zehnten Klasse ist seit Beginn des Schuljahres eine Wechslerin, die ein solches Mobbingopfer geworden ist. Im konkreten Fall mischten sich persönliche Antipathien stark mit rassistischen Komponenten, da es sich um eine Schülerin handelt, die als Kleinkind aus dem Ausland adoptiert wurde. Immer wieder wurden die Eltern in der Vergangenheit getröstet und gebeten, dass sie doch bedenken mögen, dass zum Streiten immer zwei Seiten gehören, dass man an der Sache klassenintern arbeite, es sich doch noch nicht um Mobbing handele, denn das sei viel schlimmer, und dass sich die Konflikte sicher irgendwann erledigen und auswachsen würden, wenn das Mädchen auch mal lerne "wegzuhören" und sich vornehme, "weniger empfindlich" zu sein.


    Über zwei Jahre hinweg erlebte sie tägliche Anfeindungen im Hinblick auf Hautfarbe, (drastisch steigendes) Körpergewicht und ihre vermeintliche Intelligenz. Am Ende übernahmen auch einzelne mit der Situation weniger vertraute Fachlehrer diese Sichtweise. Als Folge kapselte sie sich in der Schule zum Selbstschutz völlig ab, saß wie ein Stein im Unterricht und bekam ein Magengeschwür (mit 14!). Die Situation im Elternhaus war verzweifelt, zumal die beiden älteren - aus dem gleichen Herkunftsland adoptierten - Geschwister an der gleichen Schule nie Probleme gehabt hatten. Am Ende grenzte das Verhalten an Mutismus mit selbstzerstörenden Motiven. Das letzte Zeugnis war durch die Bank (inklusive Kopfnoten!) im Bereich 5 & 6 angesiedelt. Es drohte das Ende der Schullaufbahn ohne Abschluss.


    Die Eltern haben daraufhin, nachdem zwei Anträge zu einem Wechsel in die Parallelklasse mit dem Argument, dort sei schon ein Schüler mehr als in der Herkunftsklasse und es sei nicht fair für die dort unterrichtenden Lehrer, verweigert wurden, de Notbremse gezogen. Sie haben die Schule, mit der sie eigentlich immer sehr zufrieden waren und mit der die ganze Familie sich identifizierte, gewechselt.


    Ich hatte einen Tag Zeit und habe rasch mit meiner (zum Glück sehr solidarischen und trotz vieler individueller Problemfälle als Gemeinschaft intakten) Klasse über Mobbing und den Schaden gesprochen, den so etwas über einen langen Zeitraum erlebt anrichten kann. Was wir im letzten Halbjahr erlebt haben, war wie das Auftauen eines Gletschers in der Sonne. Ganz, ganz langsam zunächst, inzwischen immer schneller, wachsen Vertrauen und Zutrauen in sich selbst. Es entstehen zwei Freundschaften zu Mitschülerinnen. Der Rest der Klasse findet sie, wie ich aus diversen Gesprächen höre "ziemlich still, aber okay", "ganz nett und kein Problem", "irgendwie interessant, auch wenn ich jetzt nicht sooo viel mit ihr zu tun habe". Das würde ich einfach mal als positive Tendenz bezeichnen.


    Immer öfter sehe ich auch den Finger oben, habe erstaunt festegestellt, dass trotz allem, was sie in den letzten Jahren erlebt hat, eine Menge schulisches Wissen in diesem grundsätzlich durchaus introvertierten Kind hängen geblieben ist, das ganz sicher gut durchschnittlich begabt ist. Das aktuelle Zeugnis würde locker für die Versetzung in die Sekundarstufe II reichen und ist ausbaufähig. Das Mädchen hat sich bereit erklärt, bei einem Theaterstück im Frühsommer in einer kleinen Rolle auf der Bühne zu stehen. Und gestern habe ich sie erstmals herzhaft lachen hören.


    Manchmal ist Weglaufen keine Flucht, denke ich, sondern purer Selbstschutz und vielleicht eine neue Chance!

    Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Ich bin ja - leider! - durch mehrere Jahre ohne Orientierungsstufe aus der Übung, was Unterrichten bei "den Kleinen" angeht.


    Das Lochen... ja, machen kann ich das schon, zumal tatsächlich ein Locher in unserem Kopierraum steht, wenn den nicht gerade irgendein Kollege "geliehen" hat. Allerdings wundert es mich, dass wirklich jedes Kind in dieser Klasse (ich habe mir die offenen Mäppchen angesehen, während sie neulich an einem Arbeitsblatt saßen) einen dieser billigen Flach-Plastiklocher hat, der bei uns auch auf der Einkaufsliste für den Start in die fünfte Klasse steht. MINDESTENS einen, denn die gibt es in fünf oder sechs verschiedenen Farben - die Mehrzahl der Kinder hat mehrere solcher Locher. ;)


    Dass ich jedoch noch einmal mit allen in der Klasse geübt habe, wie man Blätter mittig legt, knickt und dann locht, hat schon positive Resultate gezeigt - ebenso wie das Auslegen eines "Musterschnellhefters", in den ich nun nach jeder Stunde immer eine Kopie zusätzlich und ggf. den Tafeltext (mit Datum!) einhefte. Das Ding wird offenbar rege benutzt.


    Ja, wir haben das Fach "Lernen lernen" in der fünften Klasse, in dem all diese Dinge gleich zu Beginn thematisiert werden, aber auch andere Fachlehrer haben sich erschreckt geäußert, wie wenig an Vorkenntnissen da aus den verschiedenen Zulieferergrundschulen (unser Standort ist im Stadtzentrum einer Großstadt mit riesigem Einzugsgebiet) mitgebracht wurde.


    Andererseits muss ich aber auch loben: Diese Klasse hat nun Themenposter in Arbeitsgruppen zu verschiedenen Ägypten-Themen erstellt. Die Resultate: Fast durchweg spitze! Ich habe nun klassenintern Feedback auf Rückmeldebögen für jede Gruppe erteilen lassen, habe vorher geklärt, was konstruktive Kritik ist, habe die Kriterien wiederholt, die für die Erstellung der Poster galten... Und was soll ich sagen? Bei dieser ungleich komplexeren Aufgabe war ich sehr beeindruckt von dem in der Grundschule bereits Gelernten und Geübten. Vorerfahrungen mit nachhaltiger Lernwirkung hatten da praktisch alle Kinder.


    Was das Abschreiben von der Tafel angeht... So langsam schreiben die Kinder in dieser Klasse gar nicht. Nur eine Schülerin (die aber auch sonst seeeeehhhhr langsaaaaaam ist) wird praktisch nie fertig und leiht sich dann immer das Heft ihrer sehr netten Nachbarin. Alle anderen kommen mit der fürs Abschreiben vorgegebenen Zeit hin. Viele sagen mir auch, dass sie bewusst jetzt schnell schreiben, weil sie es ja zu Hause ordentlich machen können. Sie haben das System durchaus verstanden, kennen es zum Teil nach eigener Aussage auch so aus der Grundschule, aber was nicht stattfindet, ist die vorgegebene Sammlung der Tafel- oder Folienmitschriften gemeinsam (!) mit den ausgeteilten Kopien/Arbeitsblättern in einem Hefter in der richtigen Reihenfolge. Und das nach nochmaliger Besprechung gemeinsam im Unterricht UND meiner ständigen Erinnerung bei jedem Tafelabschrieb.


    Eine Kollegin hat in Deutsch und Bio das gleiche Problem und sagte nun, einige Mädchen hätten ihr erzählt, auf der Grundschule hätten sie ein extra Heft für Texte gehabt und einen Schnellhefter für alle Kopien. Dazu noch ein Rechtschreibheft, einen Hefter für Deutsch-Freiarbeit, dann verschiedenen Themenhefte, wenn Projekte gemacht wurden.


    Ist diese starke Trennung in verschiedene "Aufbewahrungsorte" eine Ausnahme oder an Grundschulen so üblich? Ehrlich gesagt würde es mich dann auch verwirren, wenn ich an der weiterführenden Schule plötzlich alles "in eins" sortieren müsste. ?(

    Eine sehr interessante Frage - und ein sehr interessanter Austausch, den ich mir hier an meiner Schule auch in stärkerem Umfang wünschen würde.


    Ich habe nun nach mehreren Jahren, in denen ich ausschließlich in Mittel- und Oberstufe eingesetzt war, erstmals wieder eine fünfte Klasse in Geschichte bekommen. Ich mag "meine Kleinen" und besonders ihre offene, ehrliche und enthusiastische Art wirklich sehr. Auf diese zwei Stunden freue ich mich jede Woche neu, auch wenn sie nach der Mittagspause liegen, weil es einfach Freude macht, mal wieder in einer 5 zu unterrichten.


    Eine Sache gibt es allerdings, die mich ein wenig rappelig macht und bei der ich mich auch nach den in der Grundschule erworbenen Vorkenntnisse frage - das Führen eines Schnellhefters zum Sammeln der Tafelanschriebe und - von mir ziemlich zahlreich kopierten - Arbeitsblätter. Ich habe nun im ersten Halbjahr alle Hefter einmal eingesammelt und dabei festgestellt, dass nicht einmal ein Drittel mehr oder weniger dem entspricht, was ich mir vorstellle.


    Zu Beginn des Schuljahres habe ich ein Merkblatt ausgeteilt, wie das geht (Lochen der Blätter, Datum auf jedes Blatt, Einheften hintereinander, hinten im Hefter einige weiße, linierte Blätter zum schnellen Vorschreiben, so dass die Notizen zu Hause ordentlich üebrtragen und eingeheftet werden können). Das Resultat war (gelinde gesagt) auch bei den sehr guten und besonders interessierten Schülerinnen und Schülern eine Katastrophe: Kaum ein Hefter war vollständig, in vielen fehlten die Tafelmitschriften komplett, kaum je waren alle Daten eingetragen, richtig mittig knicken und lochen kann nur ein knappes Drittel, Blätter chronologisch abheften ebenso, auf vielen Heftern fehlt der Name... Erschreckt hat mich, wie wenig pfleglich viele Materialien und Kopien behandelt worden waren, so dass sie massiv verknickt oder eingerissen waren. Und das betraf auch mehrere Mädchen, die eigentlich sehr ordentlich wirken. Immer wieder waren mehrere Blätter komplett verschwunden und nicht mehr auffindbar, wobei einzelne Schülerinnen so wirkten, als sei ihnen nir die Idee gekommen, dass sie sie eigentlich aufbewahren müssten.


    Insgesamt habe ich als Resultat vielleicht von einunddreißig fünf wirklich gute oder sehr gute Ordner bekommen. Auch ein erneutes, geduldiges Erklären der Vorgaben mit Beispielen aus einem der wirklich schön und gewissenhaft geführten Hefter brachte bei den noch ausstehenden Exemplaren keine wirkliche Besserung in den kritisierten Punkten.


    An mangelndem Interesse der Klasse am Fach oder gutem Willen kann es nicht liegen, aber mir wurde mehrfach aufrichtig versichert, dass man so etwas an der Grundschule nicht übt/lernt. Ich habe Probleme, das zu akzeptieren. Gerade da viel mit Freiarbeit und Wochenplänen gearbeitet wird, sind solche Kenntnisse doch an und für sich elementar, oder?

    Blauer Engel ist aber soooooo cool (im wahrsten Sinne des Wortes!). Als Kind wollte ich das immer haben, durfte aber nur, wenn ich mit meinem Patenonkel alleine unterwegs war. Der störte sich im Gegensatz zu meinen Eltern nicht an den vermuteten künstlichen (= gesundheitsschädlichen) Farbstoffen. ;)


    Einmal bin ich abgelenkt durch meine Freude über eine Kugel Blauer Engel sogar beinahe einem Rennpferd direkt vor die Hufe gelaufen. Also doch latent gesundheitsschädlich...

    Taufkerzen kann man übrigens auch selbst basteln. Ist gar nicht so schwer... und Anleitungen gibt es in Hülle und Fülle online oder im Fachbuchhandel. Meinen Patenkindern hatten ihre Eltern immer schon die Taufkerzen selbst gemacht, aber für die Kommunion habe ich mal eine gebastelt, was mir - trotz zweier linker Hände - viel Spaß gemacht hat. Das wäre dann wirklich ein persönliches und individuelles Geschenk, das auch noch eng mit dem Patenamt und dem Fest der Taufe selbst zu tun hat.

    Ein schönes Taufgeschenk mit einem gewissen bleibenden Wert ist auch ein Kinderbesteck mit eingraviertem Namen. Das habe ich (auf Wunsch der Eltern meines ersten Patenkindes) einmal verschenkt. Dazu bekam der Kleine, der einen irischen Namen trägt, ein schönes gerahmtes Bild für die Wand mit einer Irland-Landschaftscollage (Fotos selbst geknipst), über die ich mit Photo-Shop seinen Taufspruch gelegt hatte. Das hängt auch jetzt (zwei Jahre später) immer noch über seinem Bett.


    Ansonsten kann man auch gut "für die Zukunft" schenken. Klassisch ist sicher ein Sparbuch/einen Bausparvertrag anzulegen und es mit ein wenig Geld als Startkapital zu füllen. Darauf kann ja zu künftigen Gelegenheiten weiter Geld gesammelt werden. Und ich finde da 50 Euro als Patin auch nicht zu viel, aber das ist sicher Geschmackssache.


    Und in Spielzeug wächst man ja nun hinein. Das andere Patenkind bekam anlässlich seiner Taufe mit neun Monaten ein Bobby-Car geschenkt. Natürlich konnte er damit damals noch nicht fahren, aber inzwischen (er wird vier) hat er es gelernt und ist hellauf begeistert.

    Lustiges Thema... =)


    Mein Nickname begleitet mich schon seit über zehn Jahren (hilfe, ich werde alt!). Damals habe ich für ein Jahr in GB studiert und einen Nebenjob gebraucht, den ich dann an der Uni-Bibliothek meiner Heimatstadt auf Zeit fand - so ganz klassisch als Büchersortiererin und Mädchen für alles. Anders als in Deutschland wurde damals "customer service mentality" an meiner englischen Uni-Bibliothek schon groß geschrieben, weshalb sie auch am Sonntag und bis weit in die Nacht hinein geöffnet war. Das war die Zeit, in der vor allem (billigere) Hilfskräfte eingesetzt wurden, und wir waren eine ganz bunt zusammengemischte Truppe aus englischen und internationalen Studenten sowie Rentnern, die aus unerfindlichen Gründen sehr viel Spaß miteinander hatte. Je länger wir uns kannten, desto privater wurden auch viele der Kontakte, wir haben uns viel unterhalten, gemeinsam etwas unternommen und an Semesterschluss eine tolle Party gefeiert.


    Ich denke immer noch sehr gerne an die Zeit zurück, und so ist der Name des Stifters jener Uni-Bibliothek seit meiner Rückkehr nach Deutschland ein fester Begleiter geworden.

    Hallo Aktenklammer,


    ich habe den Link in meinem ersten Beitrag repariert. Jetzt müsste die Weiterleitung eigentlich funktionieren. Es handelt sich um eine offenbar sehr interessante Untersuchung von Cornelia A. Endler mit dem Titel: Es war einmal... im Dritten Reich. Die Märchenfilmproduktion für den nationalsozialistischen Unterricht, Frankfurt: Peter Lang 2006


    Antiquarisch ist das Buch (allerdings zu einem stolzen Preis) auch über amazon.de noch erhältlich, dazu ganz sicher (ohne dass ich jetzt recherchiert hätte) über Fernleihkataloge der wissenschaftlichen Bibliotheken. Enthalten ist laut Inhaltsverzeichnis, auch wenn es hauptsächlich um Märchenverfilmungen zu gehen scheint, sehr viel an Information zur Rolle dieser Literaturgattung in der Zeit des Nationalsozialismus.


    Spannend finde ich diesen Teilaspekt des Themas Märchen allemal (aber ich bin ja auch eher historisch interessiert), besonders wenn man den Aspekt der Instrumentalisierung von Märchen im Rahmen natioalsozialistischer Erziehung herausgreifen würde. Ein wenig Literatur wäre hier wohl auch mit ein bisschen Hilfestellung zu finden, so dass ich das Projekt für eine ansonsten gute Schülerin schon als machbar empfinden würde, auch im Rahmen einer Facharbeit. Sicher wäre es weniger ausufernd als das ursprüngliche Vorhaben...


    Aber genau das ist das eigentliche Problem, das ich mit Facharbeiten in der gymnasialen Oberstufe habe: Es wird von Jugendlichen, die bislang mit wissenschaftlichem Arbeiten nur sehr begrenzt in Berührung gekommen sind, eine zumindest wissenschaftsähnliche Leistung verlangt. Vorbereitungsseminare haben wir zur Vorbereitung der Facharbeiten auch, aber der praktische Effekt lässt leider meistens zu wünschen übrig. Häufig verschätzen sich die Schüler völlig, was die Machbarkeit bestimmter Themen auf begrenzter Seitenzahl angeht. Vielleicht ist das auch hier passiert: Als du das urspüngliche angedachte Monsterthema abgelehnt hast, hat die Schülerin eben einfach irgendetwas ausgewählt, was ihr bekannt vorkam. Und "Märchen im Nationalsozialismus"... naja, das klingt eben griffiger als z.B. "Märchen im Biedermeier".

    Das klingt wirklich ein bisschen merkwürdig... Und da ich vor zwei Wochen mit meinem GK Geschichte in der 12 genau an der gleichen Stelle der Vehandlungen war, kann ich deine intuitiven Zweifel gut verstehen.


    Wie kann man auf solch ein Thema kommen? Ich nehme an, dass es sich um eine Facharbeit für Geschichte handelt, oder? Habt ihr vielleicht Pädagogik als Fach bei euch in der Oberstufe? Vielleicht ist daher eine Anregung gekommen.


    Mein spontaner Gedanke war aber die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang ("Kinder von Schewenborn"), die ausführlicher mit dem Themenkomplex Kinder- und Jugendliteratur im Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat:


    Gudrun Pausewang: Die Kinder- und Jugendliteratur des Nationalsozialismus als Instrument ideologischer Beeinflussung, Frankfurt am Main: Lang, 2005 (ISBN 3-631-54163-5)


    Solch einen Titel könnte eine interessierte Schülerin ja durchaus auch in der Stadtbibliothek finden.


    Aus dem Internet ein passendes Fundstück, bei dem es sich aber nur um das Inhaltsverzeichnis einer wissenschaftlichen Arbeit handelt, die aber passt wie die Faust aufs Auge:


    http://www.agi-imc.de/intelligentSEARCH.nsf/alldocs/CBC5FB16C72C8267C12571D80047A38A/$File/000000016433187.PDF?OpenElement


    Zufällig gefunden habe ich beim Recherchieren auch noch dies hier:


    Valerie Hader: Märchen als Propagandainstrument im Nationalsozialismus. Kommunikationshistorische Studie zur Bedeutung der Gattung Märchen innerhalb der faschistischen Kinder- und Jugendliteraturpolitik, Wien: Univ., Dipl.-Arb., 2000


    Solche nicht gedruckten Quellen sind natürlich für den Durchschnittsschüler kaum zugänglich, aber... Ich muss da immer an einen "Fall" an meiner Schule vor drei Jahren denken, als ein Kollege ein recht abseitig wirkendes Thema genehmigte und sich dann mit einer höchst wissenschaftlich geschriebenen Arbeit konfrontiert sah, die bei weitem auch die Leistungen sonst sehr guter Schüler übertraf... und das von einem Kandidaten, der sonst um seine 3 kämpfte. Alles Zweifeln und Recherchieren blieb fruchtlos, denn man konnte nichts finden oder nachweisen, also wurde die wirklich sehr, sehr gute Facharbeit mit 15 Punkten bewertet.


    Ich habe noch guten Kontakt zu meiner ehemaligen Zeitgeschichte-Professorin, und neulich kam bei einem Treffen das Gespräch eher zufällig darauf, ob die vorgeschriebenen Facharbeiten den Unis Vorarbeit leisten, was die Vorerfahrungen der Erstsemester im wissenschaftlichen Arbeiten/Schreiben angeht. Ich habe diese Geschichte eher als Anekdote berichtet und war überrascht, als meine ehemalige Professorin meinte, das Thema komme ihr doch bekannt vor, darüber habe sie doch...


    Tja, eine Woche später meldete sie sich und erzählte, dass eine ihr gut bekannte Professorin ihr einmal auf einem Kongress von einer tollen Magisterarbeit erzählt habe. Sie habe den Verfasser unbedingt zum Promovieren überreden wollen, aber der habe kein Interesse gehabt, weil er als "mature student" im Ruhestand nur seinen Uni-Abschluss für den eigenen Ehrgeiz nachholen wolllte. Also wurde die Arbeit nie veröffentlicht oder erweitert. Komisch - das Thema unserer Facharbeit ähnelte einem Teilaspekt dieser Magisterarbeit doch sehr. Der ehemalige Klassenlehrer des betreffenden Schülers erinnerte sich, dass der Junge in den Ferien früher häufig zu Verwandten in just diesen Uni-Ort gefahren sei. Und ein Blick in alte Schulakten ergab, dass der (sehr gängige) Mädchenname der Mutter unseres Ex-Schülers (inzwischen längst mit Abitur versehen) sich zufällig mit dem des Verfassers der Magisterarbeit deckte.


    Auch wenn wir die Energie hätten, hier einen Nachweis anstreben zu wollen... belegen ließe sich wohl nichts. Aber mich hat das zu mehr Vorsicht gemahnt. Ehe ich Facharbeitsthemen annehme, lasse ich mir von den Schülern (nachdem ich ihnen erklärt habe, wie man internationale Bibliothekskataloge online nutzt) immer eine Liste mit mindestens drei relevanten Titeln zu ihrem gewünschten Thema vorlegen, die ich dann auch fotokopiere. Das schreckt von den ganz exotischen Themen doch eher ab.

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