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Eva schrieb am 06.01.2005 09:55:
Hallo Ihr Lieben :),
ich wälze gerade Material zur Entwicklung der Demokratie in Griechenland (Klasse 7 Gymnasium).
Irgendwie finde ich das Thema ziemlich schwierig für Zwölf-/ Dreizehnjährige, die noch keinen richtigen Begriff von Staat, Verfassung, Macht etc. haben.
Was könnte man als Einsteig in die Materie wählen, und wieviel kann ich von den Schülern erwarten, ohne sie zu überfordern?
Einfachere Vergleiche funktionieren ganz gut, haben wir beim Thema Ägypten schon gemacht (Pharao - Bundeskanzler Schröder -> Das fanden sie witzig, und es hat ihnen Spaß gemacht).
LG
Eva
P.S.: Wenn jemand noch Links zu Material im I-Net hat, bin ich auch sehr dankbar.
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Hallo Kollegen :),
auf meine Frage hatte zwar keiner geantwortet, aber ein paar hatten sie gelesen, und ich wollte euch nun fix berichten, wie es ausgegangen ist.
Vielleicht nutzt es dem einen oder anderen, der das Thema auch noch unterrichten muss.
Also, um dieses doch recht schwierige strukturgeschichtliche Thema in eine kindgerechte Form zu bringen, habe ich mir zunächst verschiedene Rollenspiele ausgedacht. Es gab Rollenkärtchen für Angehörige des Volkes, der Regierung, der Königsfamilie, des Adels, je nachdem, welche Staatsform vorgestellt werden sollte.
Außerdem hatte ich einen Stapel von Verhaltenskärtchen: Wer darf im Land was, wer darf wem Einhalt gebieten, und wer darf Entscheidungen treffen?
Das haben wir dann eine halbe Stunde lang mit einem kleinen Grüppchen Freiwilliger vor der Klasse gespielt. Die Kinder, die nicht am Spiel beteiligt waren, hatten den Arbeitsauftrag, sich Notizen darüber zu machen, wie sie das Verhalten der einzelnen Personen in ihren Rollen empfinden, ob sie die Verteilung der Entscheidungsgewalt gerecht empfinden, etc..
Nach dem Spiel war der Diskussionsbedarf groß, den Rest der Stunde bildete darum ein UG über die Aufzeichnungen, Beobachtungen und spontanen Kommentare der Schüler zum Gesehenen.
Als HA gab ich eine stark vereinfachte Tabelle mit einer Gegenüberstellung der Staatsformen Monarchie, Aristokratie und Demokratie, sowie der Tyrannis/Diktatur, mit der Aufgabe, die gesehenen Rollenspiele diesen Staatsformen zuzuordnen.
Klappte sogar bei den schwächeren Schülern sehr gut *freu*.
Dann die zweite Stunde zur Vertiefung:
HA-Abgleich, anschließend eine Gruppenarbeit, wieder mit einem Rollenspiel als Ziel:
In Sechsergruppen sollten die Schüler sich eine Staatsform ihrer Wahl aussuchen und in einer Pantomime den anderen Schülern vorführen. Diese sollten nur aus der Pantomime heraus erraten können, um welche Staatsform es sich handelte.
Es kamen tolle Sachen dabei heraus, die Kinder waren wirklich kreativ.
Begeistert war ich u.a. von einem richtig komplexen Spiel:
Aus Leitz-Ordnern hatten die Schüler der Gruppe Wahlkabinen aufgebaut, zwei Kandidaten hielten stumm eine Rede vor einem imaginären Publikum (ganz klar, Wahlkampf! *g*).
Anschließend gingen die anderen vier Schüler der Gruppe selbstbewusst zur Wahl und warfen ihre Zettelchen in einen Kasten. Noch ehe die Wahlzettel ausgewertet werden konnten, riss plötzlich einer der Kandidaten den Kasten weg, "erstach" seinen Gegenkandidaten und sprang in Herrscherpose auf einen Tisch, während die eben noch aufrechten Wähler sich ängstlich duckten und keinen Widerstand wagten.
Auflösung: Demokratie, die durch einen Staatsstreich zur Diktatur wird.
Wir hatten anschließend noch ein richtig gutes UG mit entsprechend kniffligen von den Schülern selbst gestellten Fragen, z.B., welchen Schutz eine Demokratie braucht, welchen Gefahren sie ausgesetzt ist, welche Rechte und Freiheiten Menschen in einem Staat brauchen und wo man sie begrenzen muss.
Ich kann die Methode Rollenspiel aus dieser Erfahrung heraus nur empfehlen, um einen guten Einstieg ins Thema Demokratie zu bekommen.
Meinen Schülern hat es Spass gemacht, mir auch, und alle miteinander sind wir nun auf einem guten Weg in die Unterrichtseinheit.
LG
Eva