hier ist also auch meine erste Anmerkung.
Ich komme aus der freien Wirtschaft (Länderreferentin bei einem Markenartikelhersteller, die letzten 6 Jahre selbstständig mit einer mittelgroßen Sprachschule)
Ich arbeite seit November am einem Berufskolleg, habe popelige 8 Unterrichtsstunden (E), drei Klassen, zwei parallel, an zwei Tagen. WAS für ein Traum, gell?!
Ich zerrre seit dem Anfang meine Zunge hinter mir her und murmle nur immer fassungslos: "Wie schaffen die das bloß?!" Ich bin wirklich kein Weichei, aber die Realität des Schulsystems hat mich völlig überrollt. Stellen wir fest: die SuS sind toll, schwierig, pubertär, zappelig, zickig etc, aber ich liebe es, mit Jugendlichen zu arbeiten. Ich liebe die englische Sprache, so dass ich noch eine hohe intrinsische Moti aufbringen kann, den Unterricht vorzubereiten.
ABER: niemand hat mich eingearbeitet, niemand hat mir gesagt, wie lange so eine Korrektur (Weihnachtsferien 75 St.) dauert, welche verwegenen excel-Rechenoperationen notwendig sind, wieviele Konferenzen, Arbeitskreise, Sprechstunden, etc. es gibt, wie lange ich tatsächlich an der Vorbereitung einer dusseligen Stunde sitze, weil die Lehrbücher einfach soooooo langweilig sind, in wie viele Listen ich mich zusätzlich verewigen muss (Noten, Anmerkungen etc.)
Nö, zur Schule fahren und dort unterrichten ist das geringste Problem (wobei ich noch jeden Tag klatschnass vom Unterricht nach Hause komme, weil ich einfach permanent 100% präsent sein muss), sondern es ist dieses gefürchtete: "Mal eben" (kopieren, abschreiben, zuhören, eintragen, erläutern etc.)
Die Kollegen sind froh, dass ich da bin (ich weiss jetzt, warum), meine Vorgängerin hat nach 5 Wochen das Handtuch geschmissen. Die Schulleitung wird mir wohl das berufsbegleitende Ref ab Sommer anbieten, aber zur Zeit versuche ich noch, herauszufinden, wie das alles gehen soll mit 16-18 UE + Seminar?! (Halbe Stelle- volle Pflichten!)
Ich liebe es, meine Zeit ZUHAUSE arbeitend zu verbringen, weil ich noch zwei relativ junge (9 und 12) Kinder habe und früher oft genug in den Gewissenskonflikt kam: sind sie "krank genug", dass Du zuhause bleiben "darfst". Das entfällt. Aber viel Freizeit bleibt mir nicht.
Also bin ich gerade noch in der Grübelphase: bleibe ich Aushilfe oder gehe ich mit meinem biblischen Alter von 43 noch einmal ins Ref und tue mir DEN Stress auch noch mal an.
*seufz*
An alle vollarbeitenden Kollegen/-innen: Respekt!! (wie meine Klientel sagen würde)
Liebe Grüße
anglophil