Beiträge von nihilist


    Ich wüsste nicht, was an richtigen Frauen oder richtigen Männern, also erwachsenen, reifen Menschen, die mit sich und mit ihrem Geschlecht im Einklang stehen, falsch sein sollte. Ich wüsste auch nicht, warum es "schlimm" ist, wenn man davon in einem Lehrerforum lesen muss.


    Nele

    es ist schlimm, weil "richtige männer" impliziert, dass es auch "falsche männer" geben muss - und niemand möchte sich falsch fühlen müssen. ich zeige deshalb den schülern sehr oft nicht-geschlechtskonforme männer (mädchen dürfen ja alles tun, weil sie "aufsteigen", wenn sie als männlich angesehen werden, jungen dagegen dürfen niemals in dei abgründe des "weiblichen" absteigen, da sie das leider abwertet - da sieht man, dass die geschlechter noch nicht als gleichwertig angesehen werden), z.b. kurt cobain im kleid, freddie mercury als hausfrau, david bowie androgyn - die schüler finden es cool, wenn man es ihnen richtig verkauft. dass sie anfangs stöhnen, wenn sie so etwas sehen, ist gewiss nicht angeboren - da man es so einfach verändern kann. ich habe meinen sohn und zwei schwesternn aufwachsen sehen- bei keinem kleinkind konnte ich "geschlechtstypisches" verhalten sehen, das setzte bei den schwestern in der pubertät ein, vielleicht aus gruppendruck, bei meinem dreizehnjährigen sohn nie. er liest, zeichnet, interessiert sich für pflanzen und politik- nie wollte er puppen füttern, gewalt findet er scheußlich und möchte keine schießereien in filmen sehen. ich selber fühle mich auch sowohl in männer- als in frauenrunden nie den einen zugehöriger als den anderen. man muss nur offen genug denken können und das die schüler auch lassen, z.b. indem man ihnen zeigt, dass das geschlecht nichts über einen menschen aussagt (z.b. sage ich, wenn wir eine neue schülerin bekommen und jungen anfangen zu stöhnen: "was soll das? über diesen menschen wissen wir noch nichts außer seinem namen, wir wissen nur, in welche klotür er gehen wird - mit wem sie sich verstehen wird, ob sie ruhig oder lebhaft, kreativ oder sportlich ist, wissen wir noch nicht!" - ich fragte auch einmal, ob die kinder es in ordnung fänden, wenn ein grüppchen deutscher nicht mit türkischen oder dunkelhäutigen kindern spielen will - das fanden alle nicht in ordnung. ich bat sie, die geschichte mal mit mädchen und jungen zu denken - da fanden sie es auf einmal auch nicht mehr in ordnung, dass man jemanden aufgrund des geschlechts nicht mitspielen lässt. bei der gelegenheit kann man sogar mal das grundgesetz anschauen. das hat bei meiner klasse sehr gut geklappt, wie gesagt gibt es dort mehrere "intergeschlechtliche" freundschaften. und gerade die kinder, die mit
    dem macker- und tussikram nichts anfangen können, fühlen sich endlich wohl in ihrer haut und denken nicht, sie seien "falsch".

    und wieso sollten jungen kein lesetagebuch lieben, sind männer nicht ebenso intellektuell wie frauen bzw. sollen sie das nicht mehr werden? braucht man eine neue sklavenarbeiterkaste, oder warum sollen jungen auf einmal so urig und grob sein? wieso spricht man auf einmal, nach jahrhunderten, dem einen geschlecht das ab, was es seit jahrhunderten erfolgreich tut, nämlich kluge dinge lesen und schreiben? so läuft feminismus falsch, auf einmal noch mehr unterschiede zu produzieren und die eine hälfte der menschheit als plump und stumpfsinnig hinzustellen. das kann nur eine selbsterfüllende prophezeiung werden. da sollten die eltern mal überlegen, ob es wirklich förderlich ist, einem kind, nur weil es einen penis in der hose hat, nur zerstörerische und fiese spielsachen ("lego star wars" etc.) zu kaufen. jungen werden heute zu arschlöchern erzogen, und wir lehrer könen etwas dagegen tun. je mehr man die fiesheit von jungen betont, desto fieser werden sie, weil sie merken, dass man bei vielen leuten punkten kann, wenn man dem stereotyp entspricht. wer es nicht tut, hat es bei manchen lehrern immer noch schwer - denkt bitte mal daran. wir brauchen liebe männer und starke frauen und viele menschen, die weder macker noch tussis sind!

    die handarbeitsenttäuschung kenne ich nur zu gut - von meiner schwester. was hat die sich mit häkeln abgemüht und bauen geliebt. für kinderfinger ist häkeln oft ermüdend und ohne viel erfolg. ich kenne auch kein kind, das gerne häkelt, egal, welches geschlecht.
    "richtige männer" - schlimm, dass man so etwas in einem lehrerforum lesen muss. hoffentlich bekommen die schüler, die nicht in das geschlechterklischee passen, bei dir nicht mit, dass sie angeblich nicht "richtig" sind! als lesetipp hierzu: http://www.antolin.de/all/book…46wfavRHm2s?book_id=16660
    martin auer ist sowieso genial. am ende der geschichte versucht anton dann aus dem meerschweinchen, das er endlich bekommen hat, "ein richtiges meerschweinchen" zu machen, so wie der vater immer "einen richgtigen buben" aus ihm machen wollte. das meerschweinchen pfeift drauf. lustig, aber auch traurig.

    wenn man mit "jungs" (ich thematisiere im unterricht nie das geschlecht, sondern betone andere gemeinsamkeiten der kinder, z.b. in welchem viertel sie wohnen, wann sie geburtstag haben etc.) immer nur dinge macht, die nichts fürs herz sind, wird es so bleiben, dass viele jungen stumpfe grobiane sind. mein sohn leidet darunter, dass er keine schönen dinge machen soll wie tanzen, dass sogar lesen und malen und fast alles intellektuelle seltsamerweise für kinder als weibisch gilt, und warum jungen verdammt noch mal nicht auf einem pferd an der frischen luft durch einen wald geloppieren und sich undamenhaft dabei dreckig machen sollen, wie es ritter, indianer, cowboys lange taten, geht uns überhaupt nicht in den kopf. als akademiker sollte man nicht in geschlechterrollen denken und den ganzen mist perpetuieren! lies und male mit ihnen, behandele die schüler bitte gleich, egal in welche klotür sie gehen. ich sage den schülern immer, ich behandele sie gleich und was sie in der hose haben, geht mich nichts an. wenn einer motzt, ich hätte mehrmals hintereinander ein bestimmtes geschlecht drangenommen, sage ich, das sei mir jetzt nicht aufgefallen, ich nehme ja auch manchmal drei blonde kinder hintereinander dran oder drei besonders kleine etc. - nur wenn das geschlecht dauernd thema ist, werden diese rollen produziert. würde man kinder die ganze zeit in frühjahrs- und wintergeborene einteilen und die kinder dauernd so benennen, gäbe es diese gruppen. oft schon wunderten sich kollegen, wieso in meinen klassen jungen und mädchen auch zusammen spielen im gegensatz zu ihren klassen - ja, wieso wohl?

    ich würde das pantinentragen im klassenraum abschaffen, falls dann nicht die eltern schreien. man ist ja auch keine mutti zum schnürsenkelenttüddeln etc., und schneematsch gab es diese jahr ja auch noch nicht.
    in gymnasium, uni etc. hat man ja auch keine pantoffeln an.
    und ich habe für gruppen ein belohnungssystem - jeden tag gibt es ein token für die leiseste und schnellste gruppe. und nach der pause gucke ich ganz demonstrativ auf die tokens und welche gruppe schon wieder ganz toll am platz sitzt und die stullen eingepackt hat. das geht dann immer ganz fix.

    es ist eine grundschule mit hortbetrieb. jede klasse hat eine_n bezugserzieher_in, der dann im hort für die klasse zuständig ist, 4 stunden in der woche im unterricht ist, die kinder zum essen abholt, auf exkursionen mitgeht u.s.w. - und da lernt man sich eben sehr gut kennen und manchmal auch lieben.
    das bundesland in meinem profil stimmt nicht, ich wollte hier nur anonym genug sein.
    danke für die netten antworten, sie haben uns mut gemacht.
    wir dachten, die eltern könnten z.b. vorbehalte haben, dass wir auf der klassenfahrt nachts was anderes tun könnten als alle ohren für die kinder offen zu haben oder so... ist wohl paranoia. oder sie könnten angst haben, was wohl ist, wenn wir uns mal streiten - wobei wir uns das jetzt noch gar nicht vorstellen können und auch denken, dass wir uns dann in der schule trotzdem professionell und nicht anders verhalten würden - ich habe auch schon mit großen privaten problemen trotzdem fröhlichen unterricht machen können, mit kindern geht das irgendwie immer.

    Ich bin Lehrer an einer Grundschule und arbeite seit Anfang des Schuljahres mit einer Erzieherin in meiner Klasse zusammen. Sie wird im Herbst auch mit auf Klassenfahrt fahren. Nun haben wir uns verliebt und sind ein Paar geworden. Sie meint, wir müssten es in unserer Schule vor Kollegen, Eltern und Schülern auf unbestimmte Zeit geheimhalten, sonst würde man sie bestimmt aus meiner Klasse nehmen und sie nicht mit auf Klassenfahrt fahren lassen. Wir haben uns aber durch die sehr gute Zusammenarbeit verliebt und möchten auf jeden Fall weiterhin zusammenarbeiten, da wir pädagogisch genau auf einer Wellenlänge sind. Den Schülern tut die gute Stimmung in der Klasse sehr gut. Eigentlich ist es ja wie eine Familie, wenn Kinder fühlen, dass ihre Betreuer sich gerne haben. Es wäre auf die Dauer blöd, z.B. bei Fragen nach dem Urlaub, wenn man zusammen weg war, immer lügen zu müssen. Zusammenziehen möchten wir vorerst nicht. Da wir nicht in der Gegend der Schule wohnen, sind wir bisher nicht zusammen gesehen worden. Wir könnten es also geheimhalten, allerdings wäre es mit den Kollegen auf die Dauer sehr oberflächlich, wenn man das Wichtigste im Leben nicht ehrlich teilen kann (wie sind beide erst seit einigen Jahren an der Schule). Wir müssen auch, wenn wir mal zusammen zur Schule fahren, immer zusehen, dass wir getrennt kommen, d.h. der eine steigt früher aus, auch die Mittagspause können wir nicht zusammen verbringen, weil das sonst auffällt. Wir sind jetzt 2 Monate zusammen, und allmählich nervt die Heimlichtuerei. Sogar hier habe ich Angst, erkannt zu werden. Es möchten bestimmt viele Eltern nicht ihre Kinder mit einem unverheirateten Paar auf Klassenfahrt fahren lassen. Heiraten kommt für uns aber nicht in Frage. Wir haben beide Kinder aus erster Ehe.
    Was würdet ihr tun? Zum Rektor gehen und uns outen, es netten Kollegen erzählen und es den Buschfunk erledigen lassen, es für immer geheimhalten? Die Eltern hier sind sehr bürgerlich, vor deren Reaktion haben wir am meisten Angst. Die Schüler mögen uns, ich denke, sie würden es uns gönnen.

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