Auch an unserer Schule (Hauptschule, Köln) wird das Thema groß geschrieben. Aber wie immer wird das, was in unzähligen Konferenzen, Teamsitzungen und Kleinstgruppengesprächen verwurstet wird, tatsächlich sehr stiefmütterlich behandelt. Unsere SuS können von Klasse 5 bis 10 grundsätzlich und nahezu ausnahmslos nicht richtig lesen und schreiben. Weder in Deutsch noch in Türkisch, geschweige denn in Englisch. Die Lernstandserhebungen sind folgerichtig ebenso wie die Ergebnisse der Zentralen Prüfungen desaströs. Von 65 Absolventen des letzten Abschlussjahrgangs haben ergo ganze 2 einen Ausbildungsplatz, und selbst bei diesen beiden war mehr Vitamin B als eine schulische Qualifikation ausschlaggebend. Einer der beiden hat allerdings die Probezeit nicht überstanden, weil er in der Berufsschule hoffnungslos überfordert war. Ich denke, wir kämpfen da auf verlorenem Posten. Die SuS kommen an unserer Hauptschule über die Limits für die LB-Schulen kaum hinaus, Deutsch ist als Fremdsprache nur in den wenigstens Haushalten (als Muttersprache noch weit weniger) vorhanden. Hinzu kommt die nonchalante Art einer Schulleitung, die gerne 30 dieser benachteiligten Kinder über Jahre hinweg in einem Raum pfercht, sie zu Weihnachten pressewirksam musizieren lässt und im Plan mehr Kochunterricht als Deutschförderung realisiert. Regulärer Unterricht - fachübergreifend - ist unmöglich. Die indiskutablen Lehrwerke (nomen est omen: "Doppelklick"), die alles, aber keine Lesekompetenz im Blick haben, kommen hinzu. Ich bin gelernter DaF/DaZ-Dozent, im Auftrag des BAMF lange Zeit in Alphabetisierungskursen unterwegs, bilde mir wenig darauf ein, nehme mir aber heraus zu sagen: Das ist alles Käse und Hoffnung nicht in Sicht, so lange Schule so verstanden wird, wie hier. Immerhin: Die Laune an Bord ist bestens, den SuS fehlt mangels zerebraler Masse die Einsicht in die Malaise, den meisten Kolleginnen ist es ohnehin egal, solange es nur eine Entschuldigung für das eigene Versäumen bietet. Kein Ruhmeszeugnis. Mein Rat: innere Emigration und, wenn einen der Ehrgeiz packt, an anderer Stelle ohne die absurden Beschränkungen des Apparates im kleineren Rahmen gute Werke vollbringen. Tipp: Die Caritas leistet Großartiges und sucht wie andere Vereine nebenberuflich gute Leute!
At least - zu einigen hier genannten Ratschlägen:
- Online-Test von Cornelsen: Hat einer unserer SuS an einem PC gearbeitet, ist dieser grundsätzlich defekt und/oder unvollständig. Deutschförderung am PC setzt den Umgang mit einem Medium voraus, welches unseren SuS allein als Shooter-Box bekannt ist (alle Versuche, den PC als Arbeitsgerät zu etablieren, schlugen fehl).
- SuS helfen SuS: Unsere SuS sind nur bedingt in der Lage, ihr Wissen zu vermitteln, so schmal dieses auch sein mag. Wie soll man schließlich Vorschläge notieren, wenn niemand Ideen produziert und/oder die notierten Vorschläge auch für die eigenen Augen nicht lesbar sind???