Beiträge von stranger

    Nun ja, die Sache mit dem Vandalismus ist zumindest bei meinen Hauptschülern nicht von der Hand zu weisen. Diskutabel bleibt, ob es einfach die nach langjährigem Verweilen auf der Fernsehcouch unausweichliche motorische Degeneration ist oder einfach die schlichte Blödheit, die z.B. einen meiner Schüler einen Polizeiwagen (!) im Rahmen seines Kfz-Praktikums in die Grube rollen ließ. Ein Dutzend Sicherheitshinweise und Belehrungen war selbstverständlich vorausgegangen. Die gute Nachricht zum Schluss: Bislang ist es uns noch immer gelungen, uns mit dem Hinweis auf die bedauernswerte geistige Verfassung unserer "Vandalen" bei Mitreisenden im ÖPNV zu entschuldigen. Und schließlich hat unsere Einrichtung vor längerem beschlossen, Museumsbesuchern und anderen Touristen unsere Gegenwart einfach nicht mehr zuzumuten.


    Zur Versicherung: Ich bezweifle, dass man der gesetzlichen Unfallversicherung erklären kann, was die Chantal außerhalb ihrer Schulzeit hinter einer Käsetheke macht, ist es doch einzig und allein dem Zutun der Schule zu verdanken, dass unser Klientel überhaupt einen Schritt in Richtung eines Praktikums macht. Aber warten wir es doch einfach ab, ich gehe davon aus, dass ich in wenigen Wochen diese Rubrik mit der Nachricht bereichern kann, dass eine 15jährige Schülerin während eines Praktikums ein Warenhaus zum Einsturz gebracht hat.

    Dank an alle, die sich kümmern. Ich bin geneigt, es der Technikfeindlichkeit (um nicht das Wort "Ahnungslosigkeit" zu gebrauchen) unserer Leitung zuzuschreiben. Hier also der amtliche Hinweis: Auch für Praktika, die ausdrücklich nicht eine Schulveranstaltung sind, gibt es die Möglichkeit der Versicherung (kombinierte Haftpflicht - und Krankenversicherung). Hier der Link:


    http://www.praktikum.bev.de


    Und so hat man mit genau zwei Telefonaten und ca. 30 Sekunden Googlen mehr sachliche Substanz als eine vierstündige Lehrerkonferenz.
    Gruß an die Schulverwaltung der Stadt Köln - mit leerem Kopf nickt es sich leichter.

    Hallo, ich hoffe, diese Zeilen finden einen im Versicherungsrecht versierten Kollegen: Als Klassenlehrer einer Hauptschulklasse 8 (Köln) setze ich alles daran, meine ohnehin sehr benachteiligten SuS im Hinblick auf Ausbildung und Beruf fit zu machen. Das ganze Unterfangen leidet bekanntlich an vielen Defiziten, von denen die limitierte intellektuelle Kapazität unseres Bildungsklientels leider nur ein Teil ist. Weit schlimmer ist die schläfrige, selbstgerechte und in weiten Teilen unrealistische (weil mit der beruflichen Praxis der allermeisten Ausbildungsberufe vollkommen inkompatiblen) Unterrichtssituation, die es noch immer erlaubt, 30 dieser armen Kinder in einem Raum einzupferchen und sie mit Material aus den 70er Jahren zu beschäftigen.
    Nun die Frage: Einer meiner Schüler hat sich - durch meine Initiative ermuntert - einen Praktikumsplatz in den Ferien (!) organisiert. Die Leitung unseres Bildungstempels, ansonsten in der Auslegung rechtlicher Belange sehr kreativ, untersagt diese an sich sehr begrüßenswerte Initiative mit dem Hinweis darauf, dass dies versicherungstechnisch nicht möglich sei. Das würde in letzter Konsequenz dazu führen, dass wir wie bisher blind weiterwurschteln und das leise aufkeimende Engagement der SuS wieder zunichtemachen. Frage also: Ist ein solches Praktikum versichert? Danke. Setzen.

    Auch an unserer Schule (Hauptschule, Köln) wird das Thema groß geschrieben. Aber wie immer wird das, was in unzähligen Konferenzen, Teamsitzungen und Kleinstgruppengesprächen verwurstet wird, tatsächlich sehr stiefmütterlich behandelt. Unsere SuS können von Klasse 5 bis 10 grundsätzlich und nahezu ausnahmslos nicht richtig lesen und schreiben. Weder in Deutsch noch in Türkisch, geschweige denn in Englisch. Die Lernstandserhebungen sind folgerichtig ebenso wie die Ergebnisse der Zentralen Prüfungen desaströs. Von 65 Absolventen des letzten Abschlussjahrgangs haben ergo ganze 2 einen Ausbildungsplatz, und selbst bei diesen beiden war mehr Vitamin B als eine schulische Qualifikation ausschlaggebend. Einer der beiden hat allerdings die Probezeit nicht überstanden, weil er in der Berufsschule hoffnungslos überfordert war. Ich denke, wir kämpfen da auf verlorenem Posten. Die SuS kommen an unserer Hauptschule über die Limits für die LB-Schulen kaum hinaus, Deutsch ist als Fremdsprache nur in den wenigstens Haushalten (als Muttersprache noch weit weniger) vorhanden. Hinzu kommt die nonchalante Art einer Schulleitung, die gerne 30 dieser benachteiligten Kinder über Jahre hinweg in einem Raum pfercht, sie zu Weihnachten pressewirksam musizieren lässt und im Plan mehr Kochunterricht als Deutschförderung realisiert. Regulärer Unterricht - fachübergreifend - ist unmöglich. Die indiskutablen Lehrwerke (nomen est omen: "Doppelklick"), die alles, aber keine Lesekompetenz im Blick haben, kommen hinzu. Ich bin gelernter DaF/DaZ-Dozent, im Auftrag des BAMF lange Zeit in Alphabetisierungskursen unterwegs, bilde mir wenig darauf ein, nehme mir aber heraus zu sagen: Das ist alles Käse und Hoffnung nicht in Sicht, so lange Schule so verstanden wird, wie hier. Immerhin: Die Laune an Bord ist bestens, den SuS fehlt mangels zerebraler Masse die Einsicht in die Malaise, den meisten Kolleginnen ist es ohnehin egal, solange es nur eine Entschuldigung für das eigene Versäumen bietet. Kein Ruhmeszeugnis. Mein Rat: innere Emigration und, wenn einen der Ehrgeiz packt, an anderer Stelle ohne die absurden Beschränkungen des Apparates im kleineren Rahmen gute Werke vollbringen. Tipp: Die Caritas leistet Großartiges und sucht wie andere Vereine nebenberuflich gute Leute!


    At least - zu einigen hier genannten Ratschlägen:


    - Online-Test von Cornelsen: Hat einer unserer SuS an einem PC gearbeitet, ist dieser grundsätzlich defekt und/oder unvollständig. Deutschförderung am PC setzt den Umgang mit einem Medium voraus, welches unseren SuS allein als Shooter-Box bekannt ist (alle Versuche, den PC als Arbeitsgerät zu etablieren, schlugen fehl).


    - SuS helfen SuS: Unsere SuS sind nur bedingt in der Lage, ihr Wissen zu vermitteln, so schmal dieses auch sein mag. Wie soll man schließlich Vorschläge notieren, wenn niemand Ideen produziert und/oder die notierten Vorschläge auch für die eigenen Augen nicht lesbar sind???

    Habe mich als Betroffener lange mit dem Thema befasst und von keiner Seite eine letztlich verbindliche Auskunft erhalten. Eine große Steuerrechtskanzlei hat es geprüft, die Interessenvertretungen (VBE, GEW) können da fachlich lange nicht mehr mithalten. Auch die Strategie der "Vorwärtsverteidigung", sprich: die dienstgemäße Dienstmitteilung beim Schulrat, in unserem rheinischen Fall "kein Mensch, logische Verwirrung in die Welt zu tragen" (Th. Mann, "Der Zauberberg"), ging nach hinten los: Der Rat, alles, was die Einsatzkraft im eigentlichen Dienst mindern könne, sei zu unterlassen, führte - nachdem sich die Heiterkeit gelegt hatte - nur dazu, dass nahezu das gesamte Kollegium Klassenfahrten, die ja dank unseres Klientels die Einsatzbereitschaft nachhaltig untergraben und für lange Krankenzeiten sorgen, ersatzlos gestrichen hat. Fazit nach all diesem unverbindlichen Rätselraten: Die Hälfte des Kollegiums arbeitet nebenbei, als Künstler, Trainer, bisweilen sogar als das, was wir gelernt haben und was uns an der Hauptschule in der Regel verwehrt bleibt: als Lehrer.

    Man sollte es nicht glauben, aber selbst das närrische Brauchtum wird gerne im Zuge der in unserem Haus (Hauptschule, Köln) üblichen diszilplinarischen Maßnahmen instrumentalisiert. SuS, die weniger gut gelitten sind, wird das Recht auf Feiern aberkannt, stattdessen werden sie mit Eimern bewaffnet zum verlängerten Tagesprogramm beordert. Andere stimmen zur gleichen Zeit in den Chor der Ballermänner ein und veranstalten hausintern eine Polonese. Die Leitung unserer Anstalt ist selbst vordergründig karnevalistisch gesinnt, genehmigt sich generös bewegliche Ferientage und obendrein ein vorzeitiges Dienstende am Aschermittwoch (Fische essen!), legt dabei aber eine leidliche Intoleranz (und im übrigen auch Humorlosigkeit) an den Tag, die unsere zu 70% aus muslimischen SuS z.B. im Fastenmonat vermissen. Frage also: Wieviel "Brauchtum" (als offizieller Terminus für das rheinisch-tumbe Trinkfest) ist dienstrechtlich zu vertreten? Und: Muss man als Zugereister und in Sachen "Humor" nun vollkommen anders gestrickter Kollege jeden Mist mitmachen, wenn er denn nur dienstlich verordnet wird?

    Selbstverständlich sollte die HS nicht ersatzlos "abgewrackt" werden. Man könnte damit beginnen, das unselige weil vollkommen überflüssige 10. Schuljahr für diese Kinder zu streichen (Wo der Knopf für "Not-aus!" ist, ist unseren SuS vielleicht durch ein zweijähriges Intensivtraining beizubringen,... kein Witz, leider: Unlängst hat einer unserer Experten im Rahmen eines Betriebspraktikums entgegen der x-fachen Ermahnungen des Werkstattleiters einen Opel in die Grube gefahren. Wer will so einen?). Nein, die Berufskollegien sollten alternative praxisorientierte Lehrgänge anbieten und vor allem die LB-Schulen benötigen und verdienen im Gegenzug eine fulminante materielle und personelle Aufwertung. Schließlich sollte man alles tun und denjenigen Kindern, die sich den Zugang zu einer höheren Schule erarbeitet haben, den intellektuellen Sumpf einer Gemeinschaftsschule zu ersparen.

    Bin selbst seit Jahren an einer Kölner GHS tätig und mein Fazit kann nur lauten: abschaffen! Am besten heute noch. Die hier vermittelten Inhalte haben mit der Berufswirklichkeit auch der einfachsten Ausbildungsberufe (Teilezurichter) nichts mehr zu tun. Und nun warte ich auf die Frage: "Warum vermittelt ihr nichts Anderes / anders?" Antwort: "Geht nicht!" Der/die durchschnittliche SuS unserer Einrichtung ist in Klasse 8 in den Fächern Mathematik und Deutsch auf dem Stand eines mittelmäßigen Grundschülers Klasse 4. Von den im letzten Juni mit Abschluss der Klasse 10 entlassenen 68 SuS haben genau 2 SuS einen Ausbildungsvertrag erhalten, wobei einer davon die Probezeit nicht überlebt hat. Bleibt also einer von 68. Fragen? Grundsätzlich leben unsere SuS in einem Paralleluniversum, dessen oberster Grundsatz ist: "Isch kann alles!" Dass sie de facto nichts können, sich ansatzweise auf dem Stand der deutlich besser agierenden LB-Schulen bewegen, sich ein altgedientes und trotz alledem wunderbar engagiertes Kollegium die Zähne an dieser Ignoranz ausbeißt, die Schule vor allem als Ganztagsschule allein ein Abschiebeort für die auch familiär ungeliebten Kinder ist, deprimiert ungemein. Was bleibt sind Ohnmacht mit Blick auf die drohende Katastrophe einer lebenslang zu betreuenden Schicht und letztlich auch Entsetzen hinsichtlich der solchermaßen vernichteten Steuergelder. Zum Glück dringt alles das nicht an die Öffentlichkeit.

    Vielen Dank Kiray, vielen Dank Anton Reiser, vielen Dank rudolf49,... Ich habe es geahnt und meine Fragen enden hier. Immerhin ein Trost, dass andere an anderer Stelle den gleichen Murks ertragen. So bleibt dem praktizierenden "Helden des Alltags" nichts weiter als die innere Emigration. Warum habe ich nichts Vernünftiges gelernt?

    Vielen Dank für die vielen erhellenden Infos. Ich stelle fest: Das Problem haben wir nicht exklusiv in unserer Einrichtung, viele Schulen (Schulleitungen) sind ähnlich kreativ und setzen im Zweifel auf die Bequemlichkeit der KollegInnen. Da rettet auch nicht die GEW, ist doch nicht alles klug, was rechtens sein mag. Mehr als zwei Stunden Vertretung sind auch über Monate hinweg aufgrund der Vielzahl der erkrankten KollegInnen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Im Großteil der sog. "Vertretungsstunden" wird nicht unterrichtet, sondern verwahrt. Da unser Bildungsklientel nachmittags noch weniger beschulbar ist als vormittags, sind am Nachmittag zu leistende "Verwahrstunden" der blanke Horror (nein, man kann die Antriebsarmut auch zu fortgeschrittener Stunde mit auch noch so viel pädagogischem Eifer nicht besiegen!). Und schließlich nochmals "Nein": Das einfache Gehalt reicht tatsächlich nicht aus, entgangene Zeit ist also ein materieller Schaden, weswegen sich der Ärger über die solchermaßen sinnlos verblasene, pädagogisch wie monetär wertlose Zeit nur dem erschließt, der mal einen solchen Dienst geschoben hat.

    Also: Unser Stundenvertretungserfassungsprogramm ist Anfang 60, hört auf den Namen "Michael" und erfasst alles und nichts mit einem spitzen Bleistift. Antworten, so nett sie gemeint sind, die aber zum Inhalt haben, dass Lehrer mit eigens für sie geschriebener Software irgendetwas außer Chaos anrichten, sind wenig hilfreich, weil sie kaum die Alltagspraxis einer Hauptschule wiedergeben. Absolute Bilanzen, über Wochen und u.U. Monate hinweg fortgeschriebene Plus-/Minus-Listen überfordern dieses System natürlich ebenso, wie der Gedanke, dass Vertretungsstunden planbar sind, zumindest für unsere Einrichtung nicht stimmt. "Können Sie mal eben in die 8B!" ist die Regel. Also: Bei uns wird alles "per Daumen" erfasst.
    Zum anderen stehe ich auf dem Standpunkt, dass jede Stunde (also auch die zu fortgeschrittener Stunde vor einem verwüsteten Jungenklo der Jugendherberge verbrachte) eine "geldwerte" Leistung ist. Dass auch diese Stunden pädagogisch sinnvoll sein müssen, steht für einige Externe vielleicht fest (die eigentliche Bedeutung vieler Dinge wird erst dann klar, wenn man knietief in der Sch... watet). Fraglich ist aber, ob sie nicht an anderer Stelle zu Geld gemacht werden könnten. Schließlich gibt es in unserem Kollegium kaum einen, der nicht nebenbei noch an anderer Stelle dazuverdienen muss. Der Stundensatz von netto etwas über 8 Euro je "Vertretungsstunde" ist immerhin doch schon ein Wort. Freilich würde hierfür kaum eine studentische Hilfskraft an der Start gehen.

    Eine Frage, die auf einen hoffentlich in Fragen des Schulrechts versierten Kollegen trifft: Inwieweit sind Vertretungsstunden, die man als Aufsicht bei außerschulischen Aktionen (Aufsicht bei Praktikumstagen) geleistet hat, abzurechnen? Standpunkt der Schulleitung: Dies gehört zum Auftrag - quasi dem "all inclusive"-Paket - dazu! Nun gehört ja einiges bei einem Hauptschullehrer dazu, (Familien-) Therateutisches, Sozialarbeiterisches, Polizeiliches,... selten sogar Fachliches aus dem Bereich der studierten Fächer. Dass aber an zwei Tagen der Woche so ein Dutzend Stunden zusammenkommt, will mir nicht recht einleuchten. Die KollegInnen vor Ort reagieren bislang so, dass sie das ohnehin sparsame Engagement weiter reduzieren und das tun, was man ihnen ohnehin vorwirft: nichts.

    Der Beitrag liegt lange zurück, die Warnung vor diesem "Seminar" muss jedoch unbedingt aktualisiert werden. Hier weigert man sich standhaft, Referendarinnen und Referendare (kurz: RuR) fachgerecht und praxisnah auszubilden. Der Laden ist einigermaßen heruntergekommen, einige Fachleiter - vor allem im Fach Deutsch - sehen das ganze Theater als eine Art Schaulaufen, agieren mit aufgesetztem akademischem Dünkel, was vor dem Hintergrund der eigenen frei angebotenen Hospitationen nur komisch wirkt. Sehr kreativ umgeht man prüfungsrechtliche Bestimmungen, gerne wird so schon einmal das Thema einer Staatsarbeit aus dem Handgelenk geschüttelt, ohne auf die tatsächlichen unterrichtlichen Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Ich rate dringend, hier alles schriftlich zu fixieren und so eine Verbindlichkeit herzustellen, welche für dieses Haus reines Gift ist. Und nicht vergessen: Mit dem, was Schule ist, hat das alles schlechterdings gar nichts zu tun.

    LRS ist an unserer Einrichtung die Regel. Wer nicht unter der LRS leidet, besitzt andere Defizite im Hinblick auf die Sprech-/Schreibkompetenz (u.a. Migrationshintergrund, wobei der im Haus tätige Kollege für den muttersprachlichen Unterricht Türkisch bestätigt, dass das Türkische noch weit schlechter als das Deutsche beherrscht wird). Oft bestehen mehrere Bildungshindernisse parallel, bedingen und beeinträchtigen sich gegenseitig und addieren sich zu einem unlösbaren Dilemma. Wir begegnen dem Desaster mit einem MIFK (=Modularen-Integrativen Förderkonzept), wobei die Planung der Geschichte mehr Zeit in Anspruch nimmt als die eigentliche Förderung. Bringen tut das ganze Theater das, was auch alternative Konzepte bislang erbracht haben: nichts. Der Schulpsychologische Dienst der Domstadt ist ein Totalausfall und am Ende gilt es nur, sich mit der traurigen Wahrheit abzufinden. Ganz im Stile der Förderkonzeptionen, die sich alle um das Grundproblem herumdrücken, ist es doch immerhin gut, dass wir darüber geredet haben.

    ad 1: Die Abstimmung war keine echte solche, diejenigen, die sich gegen den Ausflug entschieden, mussten vor dem Kollegium ihre Entscheidung auf Bitten der Schulleitung kommentieren. Alles klar? Ich denke, wir werden wieder einmal "Die Gedanken sind frei" intonieren.


    ad 2: Natürlich geht es nicht darum, den Glaubenskrieg fortzuführen oder gar einen neuen künstlich anzuzetteln. Angesichts von knapp 100000 Austritten pro Jahr sehe ich das ohnehin sehr gelassen. Ich halte es aber mit Hamlet und verfechte gerne einen Strohhalm, wenn die Ehre auf dem Spiel steht: Wo gute Laune in einem derart desolaten und maroden Kollegium wie dem unsrigen verordnet wird ("Witzigkeit kennt keine Grenzen!") und zudem auch noch pastoral begleitet sein soll, ist Widerstand oberste Pflicht. Keine Frage, dass man mehr für das Kollegium und die Einrichtung erreichen könnte, wenn man darauf verzichtete, die Fußlahmen und Kurzatmigen in Bus und Kirche zu pferchen.

    Die Frage insinuiert, dass Lehrerinnen und Lehrer in irgendeiner Hinsicht außergewöhnliche Menschen sein müssen. Darüber kann nur jeder, der längere Zeit in einem Kollegium hospitiert hat, schmunzeln, ist mir doch bislang keine dermaßen gewöhnliche Spezies begegnet, wie der Lehrerstand. Habe Fliesenleger kennengelernt, die Religionslehrer geistig-moralisch locker abhängen. Warum auch nicht? Freilich versteht es wohl kaum ein Berufsstand, seine selbstgegebene und jederzeit fleißig diskutierte Dignität so erfolgreich mit der "strengen Würde der Beschränktheit" (Th. Mann) zu kaschieren.

    Hallo,
    ich hoffe, diese Zeilen treffen einen im Verwaltungsrecht versierten Kollegen: Kann ich als bekennender Atheist, Lebenskunde-, Ethik und Religionsersatzlehrer gezwungen werden, im Rahmen eines Kollegiumsausfluges zum Besuch eines katholischen Gotteshauses (inkl. Vortrag eines Gottesmannes) gezwungen zu werden? Vor allem, wenn dieser Teil der Veranstaltung augenzwinkernd als der Teil der Veranstaltung deklariert ist, die ansonsten weinselige Tour vor der Elternschaft zu rechtfertigen. Und wenn die ganze Ochsentour zudem von einem Kollegen organisiert ist, der ansonsten mit sanftem inquisitorischem Nachdruck Schüler dazu bewegt, gegen gute Noten zum Katholizismus überzutreten.

    Habe seinerzeit wegen eines mehr als offenkundigen Verfahrensfehlers Einspruch gegen meine Examens-LP eingelegt. Über Nacht waren alle Seminarleiter des Studienseminars Aachen, die sich zwei Jahre erfolgreich vor einer praxisnahen Ausbildung gedrückt haben, solidarisch. Achten sollte man vor allem auf die Themenfestlegung im Rahmen des sog. "Benehmens". In meinem Fall sollte ein Thema nach vermeintlicher Absprache zum Gegenstand der Prüfung gemacht werden, welches es de facto nicht gibt. Der Fachleiter hat einfach tief und fest geschlafen. Einspruch zwecklos.

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