Beiträge von stranger

    Das ist ein weites Feld, wahrlich. Bin AKO an unserer Schule, schockiert vom dem, was "meine Ref's" so alles aus der seminaristischen Wundertüte zaubern, um methodische Feuerwerke abzubrennen. Merke, wie mir beim Nachdenken darüber genau jene "Gnade der frühen Geburt" (und die, den Mist bereits hinter sich zu haben) in den Sinn kommt, die den Neueinsteigern nicht hilft. Das Referendariat folgt einer strengen Dramaturgie. Nach der netten Eröffnung mit all ihren idealistischen Einstiegsrunden folgt die Phase der konsequenten Destruktion: Man will den jungen Leuten zeigen, was 35 Dienstjahre alles können, nicht merkend, dass man in der Regel an den SuS vorbeimonologisiert. Letztlich folgt, um den eigenen Anteil am glücklichen Gelingen der Ausbildung zu betonen, ein milder Abschluss, welcher die einen zu Tränen rührt und zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet. Fakt ist, dass an vielen Seminaren schlechterdings kaum ausgebildet wird (Beispiel: Studienseminar AC, dort sollte man einmal eine Seminarsitzung mitschneiden). Ebenso steht fest, dass der eine Entwurf heute gefeiert und morgen vernichtend bewertet werden kann. Ein sehr komplexes Feld. Ich orientiere mich an den Lehrerinnen und Lehrern, die in meiner eigenen Schulzeit prägend waren. Der Lehrerberuf ist kein Hexenwerk. In der Regel wird dies jedoch kaum ein Lehrer zugeben.

    Meine seit Jahren bewährte Energiequelle, Steinbruch meiner methodischen Phantasie und gleichzeitig geistige Imprägnierung ist: Arbeit. Genau gesagt - Unterricht. Der ist leider in meiner Hauptschule kaum möglich. Man verdient sein Geld quasi auf einem vollkommen unbekannten Terrain. Mit dem, was man uns an der Uni und/oder im Seminar erzählt hat, hat das hier schlechterdings nichts zu tun. Da ich aber gerne unterrichte, muss ich mir ein passendes Umfeld suchen. Das gibt es für jeden und jede, in Integrationskursen, an Volkshochschulen, Konsulaten, bei Bildungsvereinen,... Besser bezahlt als der Dienst im öffentlichen Schulwesen wird es auch noch, die Teilnehmer sind bildungshungrig, weltoffen und feine Menschen. Nachmachen!

    Hier eine verspätete Antwort auf die Einlassungen von Indian Giver, der selbstverständlich vollkommen Recht hat. Ich kenne keinen (!) Kollegen unseres 35-köpfigen HS-Kollegiums, der sich außerhalb der Schule großartig Gedanken um seinen Unterricht macht. Wie kann es sonst sein, dass wir seit Jahrzehnten die gleichen Kopiervorlagen nutzen? Warum? Zum einen hat der Schulamtsdirektor der Domstadt die Pflicht zur Gesunderhaltung zur obersten Pflicht ernannt und weitreichende berufliche Betätigung außerhalb der Schulzeit ausdrücklich untersagt. Zum anderen sind die allermeisten darauf angewiesen, in ihrer "Freizeit" Geld zu verdienen, da das reguläre Gehalt weit unter dem Tariflohn eines Facharbeiters liegt und zum Leben kaum ausreicht. Also, selbst wenn man wollte,... es geht nicht. Ich rechne die Zeit in der S-Bahn noch großzügig zur Arbeitszeit, weit mehr, als mir eigentlich erlaubt ist. Nicht weitersagen...

    Zwei Fragen, die einen hoffentlich im Schulrecht versierten Kollegen rsp. eine solche Kollegin finden. Nach meiner Lesart regelt der §53 SchulG die Modalität eines Schulverweises recht eindeutig. Dennoch die Rückfrage: Kann es der verweisenden Schule aufgegeben werden, diese "erzieherische Maßnahme" erneut zu überdenken, wenn sie doch nur der "Bestätigung" von der ihr vorgelagerten Behörde bedarf? Konkret: Wir sind es als Kölner Hauptschule gewohnt, dass zu uns eine große Zahl netter, in Maßen bildungsfähiger, bisweilen gut erzogener und überhaupt angenehmer Kinder kommen. Leider werden sie begleitet von den Krümmsten und Dümmsten, die weder bildungsfähig noch bildungswillig sind. Elternarbeit scheitert in der Regel an der Tatsache, dass die Eltern ihre Zeit ungestört vor Pro7 verbringen wollen und den Ganztag aus diesem Grund bereits energisch befürworten. Das Maß der Peinlichkeiten, der Beleidigungen und Störungen ist in unseren Augen unerträglich. Wenn sich nun eine Klassenkonferenz entschließt, die Herkulesaufgabe der Sozialisierung in dafür besser ausgebildete (F-/E-/LB-) Hände zu geben, wer kann dann noch "nein" sagen?
    Schließlich: Gibt es konkrete und justiziable Angaben darüber, wie viele dieser Kinder in Klassen zusammengepfercht werden dürfen? Wir sind inzwischen bei 29 SuS, die Hoffnung auf pädagogisch verantwortungsvolles Handeln und Unterrichten haben wir 1971/72 aufgeben...

    Bei uns (HS Köln) steht die QA ins Haus. Dachte bislang, dass dieser Vorgang niemanden beunruhigen sollte, wird doch jeder Handwerker im Grunde genommen sein Werk ständig einer QA unterziehen müssen. Und selbst beim Dentisten kommt der Patient postwendend zurück, wenn er gepfuscht hat. Also kehrt doch ein Stück Lebenswirklichkeit in die Schule: Statt wie bislang Jahrzehnte mehr oder minder engagiert den gleichen Kappes zu verkaufen, entsteht Öffentlichkeit. Na ja, so richtig nun auch wieder nicht, kommen doch die QA-Manager aus dem eigenen Laden. Aber einigen wir uns darauf: ein wenig Öffentlichkeit, so viel eben, wie man uns zumuten will, ohne es als Einmischung ins unser Privatestes, den Unterricht, zu interpretieren.
    HS und QA - ein Widerspruch in sich selbst, wie ich finde. Gerade in der Domstadt werden die HS schneller dicht gemacht als man gucken kann. Nur knapp 10% der Eltern befinden ihre Kinder für so lernschwach oder unsere Arbeit für so überzeugend, dass sie den Nachwuchs freiwillig zu uns schicken. Ich kann sie verstehen. Umso mehr erstaunt mich der nervöse Vorlauf: Da werden phantasiereiche Portfolien erdichtet, hektische Ganztageskonferenzen abgehalten, Förderkonzepte schneller aus dem Boden gestampft, als man fördern kann, vollmundige Leitbilder muldimedial aufbereitet, wo es tagsdrauf wieder nur um tumben Schulalltag (hauseigene Besonderheit: das mehrfache Abschreiben der Schulordnung - Qualität kommt eben doch von Quälen!) geht, kurz: Man traut seinen Augen kaum, gibt sich doch der eben noch triste Trott als eierlegende Wollmilchsau, als methodisch-didaktisches Feuerwerk mit sozialpädagogischer Begleitung. Frage: Kennt jemand jemanden, der dieses absurde Theater auch nur ansatzweise glaubt und darin nicht einen der vielen Akte der Geldvernichtung sieht?

    Leider nicht. Wenn es so wäre, wäre es in Ordnung. Beispiel gefällig? Morgen haben 500 SuS schulfrei, weil sich unser Kollegium auf ein Portfolio verständigen muss, welches Dinge beschreibt, die eine QA-Kommission gerne liest. Nur wenig von dem, was da zu Papier gebracht wird, stimmt. Dichtung und Wahrheit. Mit anderen Worten: Da kommen Menschen, die etwas prüfen, was reine Phantasie ist und von dem sie wissen, dass es reine Phantasie ist. Kurz: Wir wissen es, sie wissen es und die SuS werden auch weiterhin mit Arbeitsblättern von 1975 zugepflastert. Sichere 50 Kolleginnen und Kollegen x einen angenommenen Stundenlohn von 30 Euro (bin da sehr realistisch, weit unter dem Tarif eines Facharbeiters) x die Dauer der Konferenz macht 9000 Euro Steuergelder, die da morgen verbrannt werden. Und jetzt bitte alle: Wie soll man das schönschreiben, wenn schlechtreden nicht gerne gesehen wird?

    Ne, da hilft auch der Titel eines "Forengottes" wenig (es soll ja auch Götter geben, denen die eigentlichen Verhältnisse - um es vorsichtig zu formulieren - nicht vollumfänglich präsent sind oder bei denen die göttliche Perspektive zu einer Form der Abgehobenheit führt,... nix für ungut). "Klüngel" ist landauf, landab ein eher euphemistisch gebrauchtes Wort. Hier in der Domstadt umschreibt es die betonharten Verhältnisse, an denen sich von der Hausmeisterbesetzung über abgekartete A13-Ausschreibungen bis hin zur Begünstigung im (Schulleiter-) Amt jeder Vernünftige die Zähne ausbeißt. "Besser machen" kann da nur heißen: Fragen, ob dieser Käse den eigenen intellektuellen Exitus wert ist, ob man, statt den Karren zu ziehen, wie man es im Grunde gewohnt ist, sich nicht als 49. Kollege fett hinten reinsetzt und sich ziehen lässt. Hier läuft nichts und niemand aufgrund der eigenen Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Hier wird geschachert, gekungelt, geklönt und gelogen, dass sich die Balken biegen und am Ende diejenigen, die am wenigsten drauf haben, ihre eigene Seligsprechung inklusive Beförderung veranlassen und alle zusammen den Chor der Gestressten anstimmen. Ein wirklich zweifelhaftes Szenario, bei dem man immer hofft, dass dies nicht nach außen dringt, weil es unter dem Strich nur eines ist: peinlich.

    Unsere "hauseigene VBE-Tante" (HS, Köln) hat nichts weniger getan als ihre eigene Dienstzeitverlängerung durch den - von ihr mitbestimmten - Personalrat zu boxen. Ersatz durch jüngere und sicher kaum schlechtere KollegInnen gäbe es in Hülle und Fülle. Ansonsten ist das Maß des Un- und Halbwissens dieser unserer "hauseigenen VBE-Tante" schon erschreckend. Aus einer auf justiziable Fakten abzielende Perspektive ist der Info-Müll kaum brauchbar. War fünf Jahre als Lehrer beim DGB-eigenen Bildungswerk BFW,... möchte niemandem zu nahe treten, aber irgendwie scheint das eine Krankheit der Gewerkschaften zu sein. Für mich: abhaken und "Hilf dir selbst!"

    Als SII-Lehrer ist man an einer SI-Schule, wenn man ursprünglich (nach dem Ref-Dienst) die Nase voll von der Geschichte hatte, der Sache dann irgendwann doch eine Chance geben wollte, leider zu dem Zeitpunkt kaum SII-Stellen auf dem Markt waren und nun, da man erkennen muss, dass HS im Grunde die LB-Schule von gestern sind (freilich ohne deren fabelhaften Personalschlüssel) Laufbahnwechsel in NRW nicht mehr gerne gesehen werden. Was tun? Abhaken. Dienst nach Vorschrift. Sein Talent freiberuflich dort einbringen, wo man gebraucht wird.

    Ehrlich und ohne Umschweife: Finger weg vom Goethe-Institut. Habe Erfahrungen mit dem Goethe-Institut in D'dorf, wo die Leute doch recht unprofessionell und fachlich minderwertig agieren. Zudem besteht eine schwer durchschaubare "Connection" zum BAMF, wo über die Vergabe der Zertifikate entschieden wird. Kandidaten, die in den Goethe-Seminaren kritisch zu Werke gehen, warten ggf. Monate auf das Zertifikat. Bisweilen rät man ihnen zu kostspieligen Zusatzkursen, die beim Goethe-Institut - wo sonst! - absolviert werden müssen.


    Die Liste der Vereine, in denen die Qualifikation erworben werden kann, ist überschaubar. Das Goethe-Institut, wie gesagt, sollte man meiden, wenn man an der Sache interessiert ist. Weitere Info gibt es beim Fachverband "Deutsch als Fremdsprache"
    (http://www.fadaf.de,
    Fariborz Dadkhah
    Mendelssohnstr. 3
    82049 Pullach (bei München).

    Sollte mich wundern, wenn am Aachener Seminar verbindlich informiert und inzwischen auch fachgerecht ausbegildet wird. Stehen mehrere Beratungsmöglichkeiten zur Auswahl, rate ich zu allen, nicht aber zum Aachener Info-Dschungel. Am besten die BezReg, auch wenn der Telefonkontakt Nerven erfordert. Sollte sich jemand in AC doch die Mühe machen: Nachfragen werden nur ungerne gesehen, sobald sie auf justiziable Fakten abzielen. Ein Vorgeschmack auf das rheinisch-verquaste Larifari, das dort seminarübergreifend praktiziert wird.

    Bin seit einem Jahrzehnt an einer Hauptschule tätig und zeitgleich Dozent für DaF (an der Uni) sowie DaZ bei im Laufe der Jahre verschiedenen Trägervereinen. Dort kann man im Gegensatz zur HS auch wahre Wunder vollbringen. Unsere HS leistet sich dagegen den Luxus, im Grunde minderqualifizierte Hobby-Dozenten von "Teach First" (der Name allein ist bereits Programm!) zu engagieren und mit Programmen wie "Ride for reading!" zu beauftragen, deren Sinn keiner unserer SuS nach 9 Monaten verstanden hat. Mit meinem wiederholt vorgebrachten Anliegen, doch das Kerngeschäft zu stärken (Lesen, Schreiben & Rechnen) und die Lehrkräfte je nach Fähigkeit zu berücksichtigen, bin ich bislang auf taube Ohren gestoßen. Hören gehört weder diesseits noch jenseits des Pultes zu den Basiskompetenzen an unserer Einrichtung. Tatsächlich benötigt man ja auch keine akademische Ausbildung, um bei SuS, die ihre letzten drei Gramm Verstand irgendwann bei Pro7 verloren haben, die totale Bildungsunfähigkeit zu diagnostizieren. Mein Fazit: Ich werde lieber Rosen züchten oder in meiner Freizeit Angeln gehen als mir weiter den Kopf über einen Job zu zerbrechen, für den bereits der, der die Kniescheibe vorne hat, völlig überqualifiziert ist.

    Mein Ausstieg ist in greifbarer Nähe. Als SII-Lehrer seit Jahren an einer HS muss ich mit Mitte 40 erkennen, dass der Job mit dem, was ich erlernt habe, mehr noch: mit dem, was Schule sein sollte, nichts mehr zu tun hat. Die Problematik ist komplex, die Schüler sind das kleinste Problem. Alle Versuche, die Bedingungen an unserer kleinen Schule zu ändern, scheitern an der Dummheit der Verantwortlichen. Im Herbst werden wir eine überragende QM-Performance hinlegen. Tatsächlich ist alles Murks. Was tun? Im Grunde sehr einfach: Die Bedingungen des eigenen Lebens so ändern, dass man mit weniger an anderer Stelle auskommt. Ich kenne eine ganze Reihe zufriedener Menschen. Ein Lehrer ist nicht darunter. Wenn ich in die kaputten Gesichter unseres Kollegiums sehe, wird mir ganz anders.

    "Doch für regelmäßige Arbeit in größerem Umfang "nebenher" ist diese Ausbildung nicht geeignet."


    Ich halte diese Aussage für einen glatten Irrtum. Aus quasi therapeutischen Gründen ist es zum einen unerlässlich, sich nebenbei mit etwas zu beschäftigen, was - vor allem im Referendariat aufgrund der unseligen Ausbildungsmodalitäten in NRW - in der Schule oftmals kaum möglich ist: mit Unterricht. Zum anderen habe ich in meinen nunmehr 12 Jahren an verschiedenen Schulen in der Regel nur Kollegien erlebt, die ihre Arbeit als Halbtagsjob verstehen. 13.20 Uhr ist Feierabend und niemand muss den "Erlkönig" für Hauptschüler noch vorbereiten, nachdem man ihn bereits drei mal besprochen hat. Und nun die Mathematik: 27 Unterrichststunden x 45 Minuten : 60 = 20 Arbeitsstunden. Die hat der Fliesenleger Dienstag Mittag rum und auch er muss sich sicher zuhause noch vorbereiten. Mir kommen die Tränen, wenn ich in Konferenzen ständig diese hitzigen Diskussionen um den x-ten beweglichen Ferientag verfolge. Peinlich! Ich verbringe den Großteil meiner fürstlichen Freizeit im Dienste anderer Bildungsinstitute und habe dies auch im Referendariat so gehalten. Übrigens - zum Wohle der Schule, bin ich doch ausgeruht, zeige keine Anzeichen von Betriebsblindheit und habe stets einen Koffer kreativer Ideen im Gepäck. Die Kollegen, die mit Burnout "einsitzen", leben gleichsam in der Schule.

    Bei uns in Köln sagt man "Owei!" - Ich möchte dir Mut machen. Mut, diesen Nonsens zu beenden und das große Leben außerhalb der Schule zu entdecken. Stecke ebenfalls seit 13 Jahren in dieser Mühle, bin umgeben von dummen Kindern und "faulen Säcken" (jawoll, gestern haben wir auf einer Dienstbesprechung 60 Minuten um die beiden beweglichen Ferientage gestritten, nicht vergessen: Wir haben bereits drei Monate Ferien und ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Fliesenlegern, Krankenschwestern, Rechtsanwälten,...). Meine Therapie besteht seit Anbeginn an aus zwei Dingen: Erstens - der "inneren Emigration". Man darf sich einfach nicht ernsthaft mit diesem peinlichen und in weiten Teilen weltfremden Nonsens auseinandersetzen (bin selbst Ausbildungskoordinator und raufe mir beim Anblick der Fachleiter nur die Haare). Es ist ein Job wie jeder andere auch, vielleicht ein wenig besser bezahlt als die allermeisten. Frage keinen Lehrer, er wird dir dieses unselige Zeug herunterbeten von wegen "an der Stelle Gottes Menschen machen" usw. Zweitens: Arbeit. Ich meine Unterricht, also etwas, was an unserer Hauptschule nicht läuft, nicht laufen kann, weil die Bedingungen einfach nicht stimmen. Nein, diese Integrationskurse, Deutsch-Fördermaßnahmen sind fabelhaft. Man sieht, mit wie wenig Aufwand großartige Erfolge machbar sind. Ich arbeite neben meinen regelmäßigen 27 Stunden an der HS seit 12 Jahren - übrigens auch während des Referendariats - ganze 18 Stunden nebenberuflich an einer Hochschule sowie bei einem Konsulat und fühle mich super, weil keine Zeit zum Nachdenken über dieses absurde Theater "Schule" bleibt. Der Schulrat hat die Pflicht zu eigenen Gesunderhaltung zur obersten Pflicht ernannt. Folgerichtig läuft vormittags Dienst nach Vorschrift und nachmittags darf ich das machen, was ich gelernt habe. Also, Fazit: Gib's auf. Ich kenne eine ganze Reihe glücklicher Menschen. Keiner davon arbeitet in der Schule.

    Die eigentliche Praxis der "Teach First-Lehrkräfte" ist eher hausbacken, irgendwo zwischen weltfremdem Idealismus und einem fast sektiererischen Ernst. An der tumben Beschränktheit unserer Hauptschul-SuS beißen sich jedenfalls auch diese eifrigen Konzepte die Zähne aus. Zudem geht ein Großteil der Arbeit für die Dokumentation drauf: Tue Gutes und sprich darüber. Eine Lesezirkel an einer Hauptschule wie der unsrigen ist jedenfalls so ziemlich das überflüssigste, was ansteht. Schließlich scheitert ja auch der EDV-Unterricht daran, dass die Schüler gerne Hardware "abziehen". Und immerhin kennen sie vom Hörensagen die Mär, dass es Menschen gibt, die lesen können und für diese sog. "Bücher" ein paar Euro lockermachen, die man dann wieder in Tabak investieren kann.

    Tatsache: Man kann. Bin als ausgebildeter SIIer seit 12 Jahren an Hauptschulen in NRW im Einsatz. Wenn man sich damit abfindet, dass die eigentliche Tätigkeit nichts, aber auch rein gar nichts mit dem zu tun hat, was man gelernt hat und vielleicht auch ursprünglich als Motivation für das Studium verspürte, dann lebt es sich ganz gut inmitten eines Kollegiums, das täglich um 13.30 den Stift aus der Hand fallen lässt, Vorbereitung als Ausnahme betrachtet, Klassensätze im Stundentempo korrigiert und bei jeder Veranstaltung nach 14.00 Uhr laut Zeter und Mordio schreit. Die eigentliche Pädagogik hat etwas von "Gorillas im Nebel", die Kinder sind nett, viele Vorurteile (Gewalt, Drogen,...) sind Kokolores. Es bleibt die herzliche Einfalt dieser von der Gesellschaft und vor allem den eigenen Eltern vergessenen Kinder, die einen regelrecht stumm macht. 65 Abgänger der Klassen 10 und davon ein halbes Dutzend in Ausbildung - das ist die Regel. Das Kölner Handwerk schlägt angesichts der Rechen- und Schreibkünste unserer SuS regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, gegenüber allen gut gemeinten und gut gemachten Konzepten (seit neuestem mit Hilfe eines eigens dafür ausgebildeten Vereins "Teach First") enden im Nichts. Was bleibt? Der Rückzug in die innere Emigration, der frühe Feierabend, die nächsten Ferien und die Hoffnung, dass dieser Kelch am eigenen Nachwuchs vorbeigeht. Auf die Differenz in der Besoldung zu Sek. II kann man angesichts der moderaten intellektuellen und zeitlichen Belastung übrigens getrost verzichten.

    Unabhängig vom Wahlergebnis (besser: trotz desselben) ist nur zu hoffen, dass die Hauptschule bestehen bleibt. Nicht, weil dies eine fabelhafte Einrichtung mit engagierten KollegInnen und probaten Konzepten wäre. Als Betroffener darf ich für unseren Laden sagen: im Gegenteil. Nein, es muss auch in Zukunft gewährleistet sein, dass diese Kinder, die ihre eigenen Eltern und offenbar auch die Grundschulen über weite Strecken massiv überfordern, den Bildungsweg der anderen nicht stören. Sicher ist hier eine andere Form der Betreuung wünschenswert, eine andere LAA-Ausbildung, Kooperation mit den Ausbildungsbetrieben, die unsere SuS in dieser Form nun wirklich nicht gebrauchen können, neue Ideen, am Ende auch mehr Geld und weiß der Himmel was noch. Aber gibt es hier irgendjemanden, der das Anziehen der Radmuttern seines Kfz einem Zehntklässler überlassen mag, der nur mit Mühe die Zahlen auf dem Drehmomentschlüssel lesen kann? Und, bevor hier Kritik laut wird, dass er sie nicht lesen kann, ist kaum unsere Schuld. Wer hier den Idealismus der Einheitsschule fordert, der überlasse mir am besten einmal seinen eigenen Nachwuchs und ich werde diesen dann für einige Zeit neben meinen Jungs und Mädels parken. Ohne Gewähr.

    Oder ist bei euch der Bezirkspersonalrat bereits ein Teil des Kölner Klüngels?[/quote]


    So ist es. Wenn schon Klüngel, dann richtig. Danke für den Versuch einer Antwort, aber so kommt man hier in der Domstadt nicht weiter.

    Liebe KollegInnen,
    ich bin ein kleiner Teil eines insgesamt doch sehr überalterten, folglich von Krankheiten und vielen Fehlzeiten geplagten Kollegiums einer Kölner Hauptschule. Weit enfernt davon, das Alter diskrimieren zu wollen, ist es doch für junge KollegInnen und erst recht für SuS nicht leicht, diverse Schrullen und Marotten von Menschen zu ertragen, die viele Jahrzehnte in eine einzige Richtung kommunizieren und in unserem benachteiligten Klientel keine echte kritische Antwort finden konnten. Nun war in den letzten Tagen zu erkennen, dass sich ausgerechnet die am wenigsten gelittenen Kolleginnen über Kontakte, die man in Köln gerne als "Kungelei" beschönigend abtut, die aber bereits drei Meter vor den Stadttoren Kölns als schmierig bezeichnet werden, über ihr Dienstende hinaus einen Lehrauftrag sichern. Es sitzen sicher kreative Seiteneinsteiger in den Startlöchern, die Referendare, die wir haben, sind aus dem Stehgreif besser qualifiziert als diejenigen KollegInnen, die ihr rudimentäres Nachkriegsstudium seit einem halben Jahrhundert rauf und runterbeten. Der Rest des Kollegiums schweigt, weil Seilschaften in Köln tödliche Fallen sein können. Es bleibt die innere Emigration oder der Versetzungsantrag. Wer weiß hier therapeutischen Rat oder eine rechtliche Auskunft, wie diesem Beschiss beizukommen ist? Vielleicht hilft ja bereits die Öffentlichkeit dieses Forums.

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