Ich stimme mit Kiray überein, dass es für viele Gymnasiasten besser wäre, nach der mittleren Reife abzugehen und einen anderen Weg zu verfolgen - ich glaube, die psychische Komponente wird sehr unterschätzt. Immerhin sind die Jugendlichen an dieser Stelle in einem von den Jahren her "erwachsenennahen" Alter (gerade die Schwächeren haben eventuell schon mal wiederholt, da sind einige schon 18!), in dem sie allmählich mit etwas Respekt behandelt werden wollen und auch sollten - stattdessen wird den sehr schwachen Schülern der Oberstufe dann immer wieder vor Augen geführt, dass sie den Anforderungen im Prinzip nicht genügen. Das geht enorm aufs Selbstbewusstsein (auch wenn es gerade die Jungs oft gut verbergen) und danach ist die seelische Ausgangslage für die "Weiterbildung" denkbar schlecht.
Schon der Wechsel auf eine Fachoberschule (wenn denn ein Studium danach unbedingt angestrebt werden soll) bringt da eine spürbare Erleichterung - die Ausrichtung ist viel "realitätsnaher" und die "Klientel" doch eine andere.
Wenn dann ganz plötzlich "der ganz große Schub" erfolgt, kann man zumindest in Bayern dann in einem draufgesetzten Jahr auch noch ein "echtes" Abitur nachmachen - aber ist sicher weniger gefrustet und dadurch selbstbewusster.
Ich würde mir wünschen, dass man mehr Eltern diese Komponente der Persönlichkeitsbildung klar machen könnte - ich kenne aber auch etliche, die das eh schon so sehen und ihr Kind z.B. genau aus diesem Grund trotz "mittelmäßiger" Noten vom Gymnasium genommen haben, weil sie merkten, dass der Druck einfach zu groß war.
Bei den Förderschülern denke ich, dass man Angst und Verdrängung bei den Eltern nicht unterschätzen sollte (natürlich sollten nicht die Lehrer dafür herhalten müssen) - und viele Eltern haben nach einer quälend langsamen Entwicklung den Blick für das "normale" Maß verloren....