hermine, ich bin da ganz bei dir. ich hab das einmal versucht mit mathematischer transparenz und saß dann stunden über den aufsätzen, weil das ganze gerechne mir willkürlicher vorkam als die aussage: dieser aufsatz wird mit 3 bewertet, weil... (liste von argumenten). eine kleine änderung in der gewichtung führte nämlich schnell zu ganz anderen ergebnissen.
für mich ist das scheinobjektivität. zweifelsfrei hat es für die schüler etwas unanfechtbareres, weil sie es gewohnt sind, punkte und prozente in noten umzurechnen. aber ich komme damit nicht zurecht. auch weiß ich wirklich nicht, mit welcher gewichtung ich die einzelnoten versehen sollte.
letztlich ist es auch so, dass ich beim lesen meist ein sehr klares gefühl habe. nur im 3er/4er bereich kann's schwierig werden, weil da wirklich subjektive dinge den ausschlag geben können. zum beispiel eine eher mäßige arbeit, die aber ein argument besonders gut herausarbeitet und überzeugend darlegt. das kann dann der ausschlag für "noch drei" sein. oder eine arbeit, die zwar zunächst ok wirkt, aber an jeder ecke lücken aufweist, ungenauigkeiten und sprachlich keinerlei präzision oder bemühen erkennen lässt und auch aktuell geübten stoff nicht umsetzt. das ist dann vielleicht "nicht mehr zufrieden stellend".
überhaupt helfen mir die zwar altertümlichen und natürlich auch irgendwo ungenauen formulierungen "sehr gut, gut, zufrieden stellend, ausreichend, mangelhaft" oft weiter. um die note zu begründen, achte ich dann darauf, dass das im worturteil entsprechend formuliert ist. wenn ich auf "viele mängel" hinweise und das mit entsprechenden textstellen belege, ist ein "mangelhaft" innerhalb meines bewertungssystems vielleicht eher nachvollziehbar und es trägt ein bisschen zur transparenz bei.
mir ist es im ref einmal passiert, dass ich eine 4 auf eine schulaufgabe gab mit relativ lapidaren pillepalle argumenten. prompt fragten die eltern nach und zweifelten die note an.
seitdem ist mir das nicht mehr passiert, weil ich wirklich versuche, den kommentar so zu formulieren, wie ich es auch im gespräch erklären würde, warum die arbeit die jeweilige note erhält.
k.