Hallo - ich mische mich jetzt mal ein,
ich habe nur die ersten vier Seiten gelesen, aber ich bin jetzt schon ganz kribbelig.
Einmal habe ich doch tatsächlich mal gelesen, dass es sogar andere Schulformen gibt, deren Lehrer auch nicht über ihre Zusatzbelastungen klagen. Deshalb will ich auch mal mitklagen.
Ich unterrichte an einer Hauptschule (trotz Sek I/II) mit zwei studierten Fächern (Deutsch, Religion). Zusätzlich unterrichte ich noch Mathematik, Geschichte, Erdkunde, Wirtschaftslehre. Zeitweise durfte ich noch in Kunst und Musik "aushelfen".
Ja - die Deutscharbeiten mögen weniger umfangreich als am Gymnasium sein (zumindest in den höheren Klassen) - - aber: wir benötigen leider mindestens soviel Rot wie die Gymnasialkollegen (Fehlerkorrektur und positive Rückmeldung).
Ja - der fachwissenschaftliche Aspekt ist niedriger anzusiedeln als am Gymnasium (abgesehen von den 10 B-Klassen, die ja zumindest auf Realschulniveau angesiedelt sind) - - aber: es gibt kaum einen Hauptschullehrer, der nur zwei (oder drei) Fächer unterrichtet.
Da wir das Klassenlehrerprinzip verfolgen, verbringen wir viel Zeit (zur pädagogischen Arbeit und zur Wissensvermittlung) in unseren eigenen Klassen.
Zur Zeit habe ich nur drei Korrekturgruppen (bin durch verschiedene Verwaltungsaufgaben nicht mehr bei voller Unterrichtsverpflichtung). Aber es gab auch Jahre, da hatte ich 6 Korrekturgruppen!
Hauptschullehrer (in NRW) verdienen deutlich weniger als Gymnasiallehrer, haben mehr schwierige Schüler und unterrichten viel mehr verschiedene Fächer (die Mehrarbeit durch die Erarbeitung des fachfremden Stoffs ist dabei noch nicht einmal mitbedacht) und haben viel weniger Chancen auf Beförderungsstellen (wenn man nicht sofort in der Schulleitung arbeiten will). Außerdem ist die wöchentliche Stundenzahl immer (wie auch in der Grundschule) am höchsten.
In einem Jahr ohne Klassenleitung und ohne Korrekturfach hätte ich ja glücklich und zufrieden sein können. Aber ich war überwiegend genervt. Nur "Nebenfächer" zu unterrichten ist sehr anstrengend. Die Vermutung, dass Sportlehrer am meisten davon betroffen sind, zu motivieren, bzw. nicht ernst genommen zu werden, kann ich so nicht bestätigen. Das gilt - meiner Meinung nach - noch viel mehr für Religionslehrer. Mein Traumplan wären fünf Mathegruppen und Deutsch in meiner Klasse (also auch Klassenleitung), dann hätte ich zwar viele Korrekturen, aber auch sehr viele Vorteile (ernsthaftes Arbeiten, keine Motivationsprobleme, weniger Vorbereitung).
Bei uns gibt es Entlastungsstunden (Verfügungsstunden) für zusätzliche Belastungen: z. B. Chemiesammlung, Computerraumbetreuung, Deutschfachleitung (Unterstützung der Deutschkollegen bei der Sprachförderung und der individuellen Förderung). Wir haben eine Kollegin, die in jedem Jahr sieben Korrekturgruppen hat, aber andererseits auch nicht bereit ist, ein "Nebenfach" zu unterrichten. Warum?
Ich mag nicht darüber streiten, wer wie viel zu arbeiten hat. Letztendlich ist es immer davon abhängig, wie viel Zeit und Engagement man einsetzen will. Wir arbeiten mittlerweile sehr viel im Team, um uns die Arbeit zu erleichtern.
Nachdenklich macht es mich aber, wenn ich - bei viel Einsatz (wer besucht seine Schüler schon zweimal im Praktikum) - von Kollegen belächelt werde.
Ich arbeite sehr gerne an der Hauptschule (solange uns das dreigliedrige Schulsystem noch dieses ermöglicht, und es keine Verlängerung der Grundschulzeit gibt).
Seid einfach fair zueinander - jeder hat viel Arbeit. Das gegenseitige Aufrechnen führt nur zu Unmut und der behindert mehr als das er nutzt. "Fauleren" Kollegen kann man mal ein "bisschen" auf die Füße treten, aber ändern werden wir sie kaum.
Also: Behaltet euren Spaß an der Arbeit, das Jammern sollte nicht unseren Alltag beherrschen. Das färbt irgendwann auch auf die Schüler ab.
Noch ein Tipp: Die Steuerrungsgruppe einer Schule, der Lehrerrat oder die Stundenplanmacher könnten auf eine ausgewogene Verteilung achten (die Schüler und die Kollegen im Blick halten). Bei uns klappt das ganz gut.
Liebe Grüße, Boeing (die auch nicht immer zufrieden ist, aber trotzdem gerne mit den Schülern arbeitet)